Wie viel Mitspracherecht haben eure Kleinkinder?

Hallo, meine Tochter ist 22 Monate alt und eigentlich sehr unkompliziert, ruhig, geduldig und vorsichtig.
Sie will natürlich viele Entscheidungen treffen. Ich setze sie zum Beispiel in den Kinderwagen (Doppelkinderwagen) und sie will dann auf der anderen Seite sitzen. Ich suche ihr eine Hose und ein Leiberl aus aber sie will lieber das Kleid anziehen. Es sind so ziemlich Entscheidungen bei denen mir egal ist ob sie es so oder so macht daher lasse ich sie. Ich denke mir aber immer wieder ob es vielleicht nicht schlau ist ihr alles durchgehen zu lassen 🙈 Wie viel lasst ihr eure Kinder entscheiden?

1

In dem Alter will entscheiden ja auch geübt werden. Und das ist gar nicht so einfach. Unsere Nummer eins durfte mit etwa 18 Monaten schon Entscheiden ob TShirt A oder B, erst TShirt oder erste Hose ausziehen/anziehen, Becher in Rot oder Becher in Gelb und Ähnliches. Enge Entscheidungsoptionen, aber die Möglichkeit etwas mitzubestimmen und auch auszuprobieren wie es eigentlich ist zu entscheiden. (Wenn man den gelben Becher wählt, entscheidet man sich ja auch gegen den roten, und das ist manchmal schwer auszuhalten).

Bearbeitet von primela
8

Danke für deine Antwort 😊 Um solche Entscheidungen die ich ihr Vorgebe, also sie Frage ob sie das oder das möchte geht es mir eigentlich gar nicht. Eher solche Entscheidungen die ich eigentlich getroffen habe, sie aber lieber das andere möchte so dass ich eigentlich "nachgebe".

36

Ich würde bei den „klassischen“ Themen bei denen es dir wirklich egal ist, von vornherein einen engen Entscheidungsspielraum - zB zwischen 2 Optionen - lassen und gar nicht vorab selber bestimmen (hängt natürlich auch immer von der Situation ab). Dann hast du das „Problem“ deutlich seltener und musst nicht „nachgeben“.

weiteren Kommentar laden
2

Huch, warum sollte sie das denn nicht entscheiden dürfen?
Vielleicht fühlt sich die ausgesuchte Kleidung blöd an oder sie fühlt sich einfach mehr nach dem Kleid. Wenn es dem Wetter entspricht (oder z.B. mit Leggins/ Strickjacke/... daran anpassen lässt) würde ich sie immer entscheiden lassen!
Das ist auch zur Prävention eine ganz wichtige Erfahrung, dass Kinder wissen, dass ihre Meinung wichtig ist.

Bearbeitet von JasminMehr
4

Oh, jetzt bin ich nur auf die Kleidung eingegangen:
Unsre Kleine ist 21 Monate und entscheidet
- welches TShirt/ Hose sie anzieht, ich entscheide, dass es ein TShirt sein soll. Oft gebe ich ihr nur 2-3 zur Auswahl, das fällt ihr leichter...
- bei geeigneten Strecken ob sie läuft oder in Kinderwagen geht. Sonst Wagen oder Trage.
- was sie frühstückt (aus dem, was da ist, 2-3 Optionen)
- wann genau sie bereit ist zu schlafen. Davor wird sie bettfertig gemacht und kann dann noch Bücher anschauen, im Bett turnen, reden, kuscheln... aber eben nur noch im Bett...
Das sind glaube si die Hauptpunkte.

9

Danke für deine Antwort ich glaube ich habe mich ein bisschen blöd ausgedrückt. Ich meine eher Entscheidungen die ich ereits getroffen habe, sie aber lieber das andere möchte. Ich frage mich ob man da eher Standhaft bleiben sollte oder "nachgeben" soll 😊

weitere Kommentare laden
3

Was heisst denn "durchgehen lassen"? Ein Kleinkind ist immer noch ein Individuum, dem eine gewisse Entscheidungsfreiheit zusteht. Altersgerecht, natürlich!
Ich frage mein Kind nicht, wohin es in den Urlaub gehen soll, aber wenn ihm wichtig ist, was er anzieht oder was wir an unseren freien Tagen unternehmen sollten, dann richte ich mich auch mal nach seinen Wünschen.

13

Danke für deine Antwort😊 Natürlich geben ich ihr immer wieder Vorschläge die sie entscheiden darf. Mir geht es eher um bereits von mir entschiedene Dinge die sie anders möchte. Wenn sie weint weil sie lieber auf dem anderen Sessel sitzen möchte und ich lass sie. Damit meine ich "durchgehen lassen".

26

Das ist nicht "durchgehen lassen". Das ist das Anerkennen des eigenen Willens des Kindes.
Wieso solltest du entscheiden, auf welchem Sessel sie sitzt und nicht sie selbst?
solange der Sessel, den sie will, nicht bereits besetzt ist, gibt es doch kein Problem?

Würdest du deinem Partner etc auch vorgeben, wo sie zu sitzen haben?
:)

Ich kann verstehen, dass einen das zum Überlegen bringt.
Und du hast Recht - manche Dinge haben die Eltern vorzugeben, weil die Kinder diese Entscheidungen nicht treffen können.

Aber bei sooo vielen kleinen Dingen können sie selbst entscheiden. Dadurch verziehst du dein Kind auch nicht, sondern gestehst ihr ihre eigene Willen zu - und das finde ich verdammt gesund.

Sich unterzuordnen - Situationen, Gelegenheiten, Menschen - das lernt man ebenfalls situationsbezogen :)

weitere Kommentare laden
5

Hallo,

also beim ersten Kind habe ich so gedacht wie Du: "lieber nicht so viel durchgehen lassen - Ansage machen - durchsetzen".

Ist aber Quatsch, habe ich dann beim zweiten Kind irgendwie bemerkt. Warum eigentlich? Was ist schlimm daran, die Becherfarbe oder das Outfit selbst zu wählen?

Später SOLLEN die Kinder eigene Entscheidungen treffen, hinterfragen, ihre Meinung äußern, ebenso wie sie Entgegenkommen und Nachgeben lernen sollen - und als Kleinkinder verwehren wir es ihnen? Wenn ich daran denke, frage ich schon vorher, welche Tasse es sein soll, wenn nicht lasse ich in der Regel ein Auswechseln auch zu, wenn es passt (Ausnahme: Klamotten passen nicht zum Wetter, besagte Tasse ist grad im Geschirrspüler, etc.).

Sieh es mal so: EIn Kind ist in der Regel sowieso schon relativ "fremdbestimmt". Die Eltern bestimmen den Tagesablauf, das Essen, wann es ins Bett geht, ob es Eis gibt, wann Schluss ist am Spielplatz, usw. Dagegen sind Kinder meistens ziemlich machtlos. Also bin ich der Meinung, da wo es geht, darf das Kind gern mitentscheiden oder auch meiner Auswahl widersprechen.

Und: Es gibt sooo viele "Kämpfe", die man über alles mögliche mit seinem Kind hat. Da wähle ich doch lieber die aus, die mir wirklich wichtig sind, um mich durchzusetzen und dann auch ohne viele Tränen Erfolg zu haben. Wenn ich alles auf Biegen und Brechen durchsetzen will, verliert das Kind doch jegliche Lust und Kompromissfähigkeit, denke ich mir. Ich muss mich nicht über unwichtige Kleinigkeiten streiten oder Frust produzieren, das ist doch auch für meine eigenen Nerven viel gesünder ;-) Ich hinterfrage manchmal: MUSS ich hier nein sagen oder wäre das nur eine Machtdemonstration (aus Prinzip nein sagen) meinerseits? Ist ein Nachgeben möglich? Wenn nein, welchen Kompromiss kann ich anbieten? Ich habe den Eindruck, dass die Kinder dann in Situationen, wo ich mal beim NEIN bleiben muss, deutlich kooperativer sind.

Wirst sehen: Wenn sie älter werden, kommen dadurch auch tolle Ansätze, wo man dann einfach sagen muss: "Klar, super Idee. Wir machen es lieber so, wie DU vorschlägst." Aber dafür muss das Kind eben auch gelernt haben, dass es gehört wird, wenn es eine Meinung äußert :-)

11

Ja, dieses demonstrative „Mama bestimmt jetzt aber!“ ist echt ungesund. Ich ertappe mich aber schon auch manchmal dabei. Kürzlich wollte meine Tochter für den Weg zu Oma und Opa ihre Schuhe nicht anziehen. Sie ist im fahrradsitz gefahren und hätte sie eigentlich nicht wirklich gebraucht. Sie waren aber sandig und ich wollte sie nicht in meine Tasche packen. Da haben wir uns enorm in die Haare bekommen, weil ich darauf bestanden habe, sie aber partout nicht wollte. Wenn es schon so weit eskaliert, will ich dann auch nicht mehr nachgeben. Klüger wäre es gewesen, einfach vor dem großen Streit einzusehen, dass es ihr gerade wichtig ist, die Schuhe abzuklopfen und einzupacken. Wäre für mich nicht schlimm gewesen und wir hätten uns ein ewiges Drama erspart. Bei schlechtem Wetter oder hätte sie laufen müssen, wäre es natürlich was anderes gewesen.

18

Vielleicht ist das jetzt ein bisschen über die Frage hinaus. Aber deine Antwort zeigt für mich, wie unterschiedlich die jeweiligen Ansichten sind und weshalb die Frage gar nicht so leicht zu beantworten ist.

Mir wäre es völlig egal gewesen, ob ich die sandigen Schuhe einpacke oder nicht (meinen Mann hätte es ebenfalls gestört). Mir wäre es sogar lieber gewesen, wenn mein Kind barfuß gewesen wäre, ja auch barfuß laufen würde, weil ich mir dann denke, super, viel besser für die Füße. Natürlich wäre das anders, wenn der Boden extrem heiß gewesen wäre.

Was ich damit sagen will, ist, dass einfach jeder andere Schwerpunkte für sich setzt und jeder die Diskussion führt, die er meint führen zu müssen. Was aber falsch ist, ist, stur grundlos auf seiner Ansicht zu beharren. Dabei lernt das Kind gar nichts und man sieht sein Kind hoffentlich nicht als Gegner, den ich besiegen muss.

Sorry, wenn ich deine Antwort als Grundlage nahm. Für mich hatte es gut gepasst, weil dein Beispiel so schön gegensätzlich ist.

weitere Kommentare laden
6

Hallo,

ich weiß was du meinst, wir haben weniger das Problem mit Optionen wählen, sondern eher dass sie ihren Willen durchsetzen möchte. Es kommt also quasi gar nicht dazu dass wir ihr was vorschlagen, sie möchte halt teils keine der Optionen.
Ich habe beispielsweise vor einiger Zeit den Fehler begangen ihr Unterhemden zu kaufen, wo von ihr sehr beliebte Figuren drauf sind. Ende vom Lied war, dass sie kein T-Shirt mehr überziehen wollte. Ich habe ihr dann eine nur ganz oben zugeknöpfte Strickjacke angezogen, aber auch dass ging nur mit Druck und dass ich sie am Ende vor den Spiegel gestellt habe, um ihr zu zeigen, dass man das Motiv immer noch sehen kann.
Auch Windeln werden gerade zum Thema. Sie ist noch überhaupt nicht soweit, dass sie ohne könnte - gerade jetzt mit Magen-Darm.

Wo die entscheidungen nicht relevant sind, da kann sie aber auch ruhig ihren willen bekommen. zB Essen mit erwachsenen Besteck
Manchmal geht es aber nicht. Wenn ich merke, dass sie voll kaputt ist, trag ich sie schonmal zur Wohnung hoch, aber ansonsten geht sie selbst und wenn ich 15 Minuten dafür im Treppenhaus verbringe. Das gleiche mit an der Hand gehen, an der Straße und sie liegt mir dann zu Füßen, weil sie bockt.

Wahrscheinlich ist es sogar wichtig, dass sie nicht immer auf wiederstand stößt, wenn sie etwas möchte. Es wird sicherlich noch genügend Situationen geben bei denen du dich durchsetzen musst, wenn es also nicht relevant ist, lass sie einfach entscheiden.

Bearbeitet von ina86b
10

Danke 😊 Komischerweise macht sie nur bei nichtrelevanten Dingen einen Aufstand 😂 Dann denke ich mir immer dass ich ihr Recht viel durchgehen lasse 🙈 Aber du hast Recht es spricht eigentlich nichts dagegen ihr so banale Entscheidungen zu verwehren 😊

7

Alles, was keine negativen Konsequenzen hat, darf meine dreijährige Tochter selber entscheiden. Was sie anziehen möchte, was sie vom Tisch essen möchte und wie viel, ob sie mit dem Roller oder dem Laufrad fahren will, auf welchen der Spielplätze im Viertel wir gehen sollen, an welchem der freien Plätze sie sitzen will und so weiter und so fort. Ich entscheide ja auch frei, was ich morgens anziehen will, warum soll sie das nicht dürfen? Wenn Geschwister dazu kommen, müssen halt unter den Kindern Kompromisse gefunden werden oder es wird sich abgewechselt. So lebt man den Kindern in meinen Augen das Zusammenleben vor. Alle haben mitspracherecht.

Es müssen einfach altersgerecht Grenzen da sein. Sie darf beim einkaufen in der gemüseabteilung aussuchen, worauf sie beim Abendessen Lust hat. Aber nicht im gesamten Supermarkt. Vanilleeis zum Beispiel ist keine Option. Im Kleiderschrank sind nur die Sachen, die sie auch anziehen darf. Besondere Kleider, die ich mal für ne Hochzeit gekauft habe, sind nicht in ihrer Reichweite aufbewahrt.

12

Danke für deine Antwort 😊 Angenommen du fragst nicht sondern gehst mit ihr zu einem Spielplatz. Dort angekommen möchte sie aber zum anderen Spielplatz. Würdest du gehen oder nicht? Also mir geht es eher um von dir bereits entschiedene Dinge.

14

Nee, das machen wir nicht. Aber da kann man dem Kind finde ich auch einfach erklären, dass das jetzt zu spät ist und dass es das früher hätte sagen müssen, dass man beim nächsten mal aber gerne auf den anderen gehen kann. Mit 22 Monaten wird da noch Verständnis fehlen und auch meiner fällt es noch sehr schwer, sowas zu akzeptieren. Aber das ist dann halt so.

Also um es kurz zu sagen: meine Tochter hat bei allem Mitspracherecht, was mein Leben nicht stark verkompliziert 😂 Deshalb hat ein „nein“ auch immer einen Grund, den ich ihr erklären kann (ob sie ihn akzeptiert oder nicht)

weitere Kommentare laden
17

So banale Dinge lasse ich sie entscheiden. Alternative wäre Geschrei. Das ist mir zu anstrengend wegen so Kleinigkeiten.

20

Ich versuche, nicht einfach über mein Kind hinwegzugehen, wenn er etwas anders möchte, gleichzeitig aber auch Grenzen zu ziehen, wo es nötig ist. Es ist immer eine Abwägung: Spricht wirklich etwas dagegen, es anders zu machen? Wenn ja, bleibe ich dabei und versuche, die Gründe zu erklären. Wenn nicht, darf mein Sohn entscheiden. Und wenn es irgendwas dazwischen ist (nicht mehr viel Zeit, anstrengend/nervig für mich o. Ä.), versuche ich, Kompromisse zu finden.

Ich finde es sehr wichtig, ihn in diesem Rahmen mitbestimmen zu lassen, auch wenn das heißt, dass er "seinen Willen durchsetzt". Denn ich setze meinen doch noch viel öfter durch, und ich kann nicht auf seine Mitarbeit zählen, wenn es da nicht ein gewisses Gleichgewicht gibt.

22

"Denn ich setze meinen doch noch viel öfter durch, und ich kann nicht auf seine Mitarbeit zählen, wenn es da nicht ein gewisses Gleichgewicht gibt."

Ganz wichtig, finde ich!!

23

Die Frage ist wo willst du deinem Kind Mitspracherecht geben und was ist für dich nicht verhandelbar.
Kinder wollen in die Entscheidung mit einbezogen werden. Das ist ein wichtiger Lernprozess. Ebenso wichtig ist es aber auch die Konsequenzen der eigenen Entscheidungen zu verstehen und damit umzugehen.
Andererseits solltest du offen sein, die Entscheidung deines Kindes notfalls zu korrigieren, wenn es notwendig ist.

Beispiel:
Lass ihr die Entscheidung was sie anziehen oder wo sie sitzen möchte. Du kannst ihr auch Optionen geben. Dann ist die Entscheidung aber fest und wird nicht mehr geändert. Ganz egal wie stark der Protest dann ist.
Entscheidet dein Kind im Winter keine Jacke zu tragen, dann lasse sie mal ohne Jacke raus. Will sie dann doch eine Jacke tragen, darf sie eine anziehen.