Kleinkind nimmt alle Reize auf wie ein Schwamm

Hallo zusammen,
bisher war ich immer stille Mitleserin; jetzt mache ich mir aber doch etwas Gedanken über meinen Sohn.
Er ist 21 Monate, wir sind seit 2,5 Wochen mit ihm in der EIngewöhnung in einer (Groß)Tagespflege [9 Kinder auf 2-3 Erzieher].

Seit er mobil ist (seit ca. 4 Monaten läuft er), ist er immer unterwegs. Ruhepausen sind selten und finden meistens im Hochstuhl statt, dann nutzen wir die Gelegenheit, dass er mal sitzt zum Buch gucken oder Lego zusammensetzen. Er kann auch mal im Garten im Matsch buddeln, meistens zitiert er aber mich oder meinen Mann zu sich hin.

Körperkontakt ist meistens nur "Mittel zum Zweck", er will dann auf den Arm, um besser zu sehen, was auf der Küchenablage liegt und versucht dann überall dranzukommen.

Neben diesem "Ständig in Bewegung sein" fällt uns immer mehr auf, dass er gefühlt alles um sich herum aufnimmt wie ein Schwamm. Er bemerkt zB jedes kleinste Geräusch. Die letzten beiden Besuche in einem Indoor-Spielplatz waren echt nicht schön. Er lief dort teilweise wie ein aufgescheuchtes Huhn rum.. Hab ihn dann auch zügig dort aus der Situation rausgenommen. Zum Thema aufgescheuchtes Huhn - Er rennt auch mehr, als dass er geht.

Er ist der Typ an Kind, der total aufdreht, wenn ihm etwas zu viel wird oder bei Müdigkeit. Er weint dann nicht, sondern wird eben noch zappeliger als eh schon.
Wir sind nach 2,5 Wochen Eingewöhnung soweit gekommen, dass er 2h alleine dort bleibt. Wenn wir ihn abholen, stürmt er meistens einfach aus der Tür raus (ich hatte ja irgendwie die (nennt mich naiv) Vorstellung, dass er uns dann direkt in die Arme läuft). Wir wurden bisher zurückgerufen, weil er eben unruhig wurde und man gemerkt hat, dass es ihm zu viel wurde, lt. Erzieher.

Ehrlich gesagt frage ich mich, ob dieses Verhalten "normal" ist und ob wir jemals soweit kommen, dass er ohne Schlaf von 8-13 Uhr in der Kita ist??

Wenn ich das so schreibe, fällt mir auch erstmal auf, wie traurig es mich macht zu sehen, dass er manchmal so aufdreht und unruhig wird (Mein Mann ist der Meinung, es würde ihm dabei ja nicht schlecht gehen) und dass ich es dann auch nicht schaffe, ihm als Mama ein Ruhepol zu sein..

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Meiner ist genauso :) ich wunder mich auch manchmal. Aber er spricht viel, ist super lustig, aber eben auch extrem. Vielleicht ist fad auch positiv. Er ist soooo neugierig! Ich glaube auch, Dass einige Kinder so sind, beim eigenen Kind fällt es einem eben mehr auf.

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ist er auch ständig auf achse? und braucht trotzdem eigentlich deine permanente aufmerksamkeit?
Wie sieht es bei euch mit Körperkontakt aus und schaffst du es trotzdem, ihn zur Ruhe zu bringen, wenn du merkst, dass es ihm zu viel wird?
Besonders schmerzlich für mich ist diese Erinnerung an den Indoorspielplatz. Klar, super viele Reize, verstehe gut, dass es da einigen Kindern auch zu viel werden kann. Aber er ist da so extrem aufgedreht, wollte auch nicht auf meinem Arm, hat sich in alle Richtungen gebogen und ich hab es nicht geschafft, ihn zu beruhigen.
Wie alt ist denn dein Sohn überhaupt ? :)

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Mein Sohn ist 18 Monate.

Hmmm... Vielleicht trifft es nicht zu 100 Prozent auf deinen Sohn, denn meiner dreht zwar echt auf (alles ist unglaublich lustig, interessant und jegliches Geräusch wird mit "Das?" Und zeigen aufs Ohr kommentiert) aber er kann auch anders, z.B..mal Buch anschauen, mal im KiWa chillen, kuscheln tut er auch gerne.

Was ich trotzdem sagen kann; Ich merke langsam, dass auch Kinder alle unterschiedlich sind und was normal ist deshalb kaum definert werden kann. Es ist wohl die Persönlichkeit deines Kindes!

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Kann es sein, dass er hochsensibel ist?

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Hochsensibel.. oder Autismus…oder Adhs? Ja, mir fällt immer mehr auf, dass er irgendwie.. anders ist als die Kleinkinder in seinem Alter

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Hey, mein Sohn ist ähnlich. Er ist mittlerweile 5. Er saugt auch jeden Reiz auf, nimmt alles wahr. Schon als Baby. Hat auch ewig immer gebraucht um einzuschlafen..Babygruppen waren Stress pur für ihn und dann auch für mich.
Es wurde mit 1 etwas besser. Er konnte Babygruppen ab da besser ab. Aber sowas wie Indoorspielplatz haben wir bei ihm bewusst erst mit 3,5 gemacht. Da sind ja super viele Reize. Ich nenn ihn immer "reizoffen". Je älter er wird, desto besser kann er damit umgehen.
Aber man merkt nach wie vor, sobald Trubel um ihn ist, ist er sehr schnell abgelenkt unt bringt dann selbst total viel Unruhe rein indem er so rastlos ist. Er ist auch sehr fordernd, hat 1000 Ideen bzw Forderungen gleichzeitig usw.

Aber er hat einen Ausgleich gefunden. Er bastelt und malt total gern.

Versucht Reize so gut es geht zu minimieren. Nach der Kita möglichst ruhiges Programm und vor allem viel draußen sein..draußen ist mein Sohn viel ruhiger und ausgeglichener! Eigentlich die meisten Kinder.

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Reize... Schwamm... Reizfilter fällt mir ein
30% der Kinder mit besonderer Aufmerksamkeit passen zum Autismus Sektrum.
Muss nicht zutreffen, und kann interessant sein:
https://praxisgirsberger.ch/entwicklungsstoerung/
Ist mir halt eingefallen.
Es gibt Fälle.

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Diese Autismus-Debatte… ja, ich habe schonmal drüber nachgedacht- weil auch ich gegoogelt hab, was es bedeuten könnte, wenn das Kind aus der Nähe keinen Blickkontakt hält.
Aber er macht so viele Dinge, die Autisten nicht machen.
Er spricht, er winkt und klatscht, er sucht Mama und Papa um uns etwas zu zeigen. Ich weiß es nicht. Natürlich manche mich der Gedanke an Autismus irgendwie wahnsinnig.. aber er ist auch viel zu jung für eine Diagnostik. Er ist eigentlich ein normaler kleiner Junge, der eben aus der Nähe den Blickkontakt meidet

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Muss ja nicht stark ausgeprägt sein.
Im Kindesalter leichter festzustellen als später.

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Klingt genau wie unser Kleiner, fast 3 Jahre alt.
Immer auf Achse, kuscheln ist langweilig, Einschlafen dauert eine Stunde und war schon als Baby ein Kampf. Mit ungefähr zwei Jahren fing es an, dass zumindest lesen toll ist.

Die Eingewöhnung hat auch länger gedauert als beim Großen. Es war ihm oft zu viel, zu wild und vor allem zu laut. Er hat laut Erzieherin viel geweint und dann dort die Nähe gesucht. So richtig besser würde es erst mit der Sprache, als er genau ausdrücken konnte, was das Problem war. Richtig gut war es dann, als er eigene Mechanismen gefunden hat, damit umzugehen: sich zurück zu ziehen, in ein anderes Zimmer oder in die Bücherecke..
Die Erzieherinnen haben auch oft erzählt, was er alles wahrnimmt und zwar auf allen Kanälen. Das sei wohl ungewöhnlich, normalerweise spezialisieren sich die Kids auf ein oder zwei Sinne, bei ihm ist alles gleichzeitig aktiv. Beim Anziehen erzählt er, dass er sich auf xy zum Mittagessen freut, weil er es nebenbei gerochen hat. Draußen kommentiert er die 3m entfernte Ameise dahinten, die über den harten Stein neben dem feuchten, grünen Gras krabbelt. Und genau da hat dann die Sprache geholfen, es zu kanalisieren. Vorher war er, glaube ich, oft unzufrieden, weil er das nicht mitteilen konnte.

Also keine Ahnung, ob das normal ist. Mittlerweile kommen wir alle gut damit klar.

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Ich habe auch die Hoffnung, wenn er erstmal richtig sprechen kann- vielleicht kann er uns dann auch besser mitteilen, wenn ihm etwas zu viel wird

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"meistens zitiert er aber mich oder meinen Mann zu sich hin.

Körperkontakt ist meistens nur "Mittel zum Zweck", er will dann auf den Arm, um besser zu sehen, was auf der Küchenablage liegt und versucht dann überall dranzukommen."

Ich denke: das oben zB ist deine rein subjektive Interpretation.
Er zitiert euch nicht heran - er will mit euch zusammen erleben und lernen.

Er ist auf euch angewiesen, im Grunde noch immer mit einem Bein in einer symbiotischen Beziehung mit dir.

Ist doch alles nicht schlimm! Muss doch alles nicht so bewertet werden. Er hat halt sein eigenes Naturell und ist keine Maschine. Und warum sollte ihm dieses bei der Eingewöhnung in die Quere kommen?

Und dass sie in dem Alter alles wahrnehmen, kenne ich von meinem auch so. Bei jedem Flugzeug weit oben am Himmel blieb er stehen und starrte eine Minute in den Himmel. Jedes klopfen, Piepen etc. hat er sofort angesprochen.

Ich glaube, ich würde mit so einem kleinen noch nicht in den Indoor Spielplatz. Vielleicht besser erst ab Kindergarten...

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Für mich klingt das nach nem ganz normalen Kind. Ich finde es irgendwie seltsam, dass Erzieher die Elternteile zurückpfeifen, nur weil ein Kind "unruhig" wird.. was auch immer das heißen soll. Ich lese da weder etwas von weinen, noch davon, dass er nach euch verlangt oder für die Erzieher nicht mehr erreichbar ist. "Unruhig" wäre für mich kein Signal für eine Notbremse.

PS: Indoorspielplätze sind für mich der absolute Horror und ich kann jedes kleine Kind zu 100% verstehen, das dort am Rad dreht. Ein so kleines Kind, das bereits in die Kita geht, gehört für mich am Wochenende in den Wald, auf Wiese, auf Felder oder auf wenig belebte Spielplätze mit ganz viel Exklusivzeit mit Mama und Papa.

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Hey 👋🏼

Ich musste beim lesen etwas schmunzeln weil das unser großer, mittlerweile 6, ist.
Als Baby ging es noch, je älter er wurde, desto extremer wurde es auch. Und auch heute ist er „extremer“ als andere Kinder in seinem Alter. Manchmal wundere ich mich das er in der Schule gut mitkommt. Hier zuhause kann er nämlich keine 5 Minuten still sitzen. Es sei denn er schaut seine Serie. Ansonsten ist er immer auch Zack. Schneller, lauter.
Er ist auch ein Kind was wirklich ALLE Reize um sich herum aufnimmt. Leider merkt man dass dann nachts weil er wahnsinnig schlecht schläft und den Tag in der Nacht verarbeitet.
Seine Eingewöhnung hat damals 4 Wochen gedauert. Ihm war die Kita immer zu viel. Je älter er wurde und je mehr er sprach, desto öfter sagte er und das er nicht in die Kita will weil es ihm dort zu viel, zu voll und zu laut ist.
Hatte echt bedenken wegen der Schule - aber da klappt es erstaunlicherweise super.
Einige Aspekte würden tatsächlich auch zu Autismus passen. Andere wiederum zu ADHS. Wir lassen ihn nun testen. Im besten Fall ist nichts, und wenn doch was ist, können wir wenigstens gescheit unterstützen.

Kopf hoch. Das wird schon 😊

Liebe Grüße, Madeline