Hallo zusammen,
Ich weiß gar nicht wo ich genau anfangen soll. Wahrscheinlich wird mein Thread auch lang. Sorry schon mal vorab.
Unser Sohn 2 1/2 befindet sich jetzt schon eine ganze Weile in der Autonomiephase. Er ist sehr willensstark, laut und hat auch kaum vor etwas Angst. Seit 2 Wochen etwa, haben wir jeden Tag mehrere Wutanfälle. Jedoch komischerweise nur bei mir. Aber nicht nur kurze Ausbrüche, sondern die richtig heftigen. Er schreit, tritt und schlägt um sich. Wenn er mal anfängt zu schreien, dann schreit er sich regelrecht in Rage. In diesen Situationen komm ich nicht an ihn ran. Versuche ich da zu bleiben, zu begleiten, ihn zu trösten, wird es nur noch schlimmer. Er schreit "Böse Mama"... ist nicht zu beruhigen.
Es geht morgens nach dem Aufstehen schon los. Ich versuche morgens etwas die Bremse zu lösen, sodass wir noch eine Geschichte lesen können oder er noch etwas spielen kann. Sobald es aber darum geht, die Nachtwindel zu wechseln, weigert er sich in jeder Hinsicht. Aber auch nur bei mir. Diese Woche ist es zeitlich gesehen nicht schlimm, da wir noch Urlaub haben. Wenn ich aber kommende Woche wieder arbeiten muss sehe ich schwarz. Zu allem kommt noch, dass er aktuell gerne aussucht. "Der Papa soll das machen." "Die Mama soll das machen." Sobald einer von uns es dann versucht, egal bei was, wird nach dem anderen verlangt.
Ich nehme ihn immer mit zum Einkaufen. Seit neustem haben wir das Problem, dass er nicht aus dem Auto steigen will. Er möchte sitzen bleiben, dann will er raus, dann wieder nicht. Und das geht so weiter und so fort. Gleiches Spiel beim Essen. Er will in seinen Stuhl setzen, möchte man ihn reinsetzen tritt er wild um sich und schreit er möchte nicht reinsitzen. Stellt man ihn wieder auf den Boden, weint er er will reinsitzen.... es ist zum Verrückt werden.
Ich muss gestehen dass mein Nervenkostüm aktuell nicht gerade das beste ist. Sowieso nicht, da bei mir letztes Jahr MS diagnostiziert wurde. Vor ein paar Tagen hatten wir das Thema beim Baden. Er springt in der Wanne hoch und lässt sich hinein plumpsen. Ich hab ihn zweimal drum gebeten das sein zu lassen (wegen Verletzungsgefahr usw.) Leider, auch mit der Drohung wenn er nicht aufhört gehen wir aus der Wanne. Beim 3. Mal hab ich ihn dann wortlos aus der Wanne raus und ich schwöre, er hat im Bad über eine halbe Stunde geschrien. Feuerroter Kopf. Ich saß neben ihm, hab begleitet, irgendwann kam er dann auf meinen Schoß geklettert zum Kuscheln. Es war aber so heftig dass mir hinterher dermaßen die Ohren geklingelt haben.
Egal um welche Alltagssituationen es geht, er scheint nicht auf mich zu hören. Bei Papa klappt das alles ohne Theater. Da werden die Schuhe angezogen, die Jacke etc. Bei mir, Geschrei und Getobe.
Neulich war wieder so eine Situation und ich musste raus. Ich hab ihn in seinem Zimmer gelassen und die Tür hinter mir zugemacht. Ich konnte einfach nicht mehr. Ich versuche so gut es geht bindungsorientiert zu erziehen. Das gelingt mir aktuell aber überhaupt nicht 😪 Es kam jetzt schon öfter vor dass ich ihn angeschrien hab... ich fühle mich schlecht deswegen und ich habe mich hinterher auch immer bei ihm entschuldigt.
Jetzt ist es seit ein paar Tagen so, dass er nur noch zum Papa will. Ich hab Angst ihn verloren zu haben. Weiß jemand Rat?
Autonomie-/Trotzphase - Endgegner
Huhu,
in der Situation mit der Badewanne hast du GENAU richtig gehandelt und genau so musst du es bei allem machen, was du durchgesetzt haben möchtest: Ankündigen und durchziehen. Genauso bei der Nachtwindel. Oder dem Hochstuhl. Ankündigen, durchziehen.
Dass dein Nervenkostüm nicht mehr sehr stark ist, ja das kann ich verstehen.
Und bitte hört auf, die Schwächen eurer Kinder als Willensstärke zu bezeichnen! Das ist keine Willensstärke, das ist mangelnde Frustrationstoleranz.
So ist es... und in der Autonomiephase ab 2 Jahren lernen Kinder Frustrationstoleranz besonders intensiv und ich denke diese Situationen zeigen gerade sehr deutlich, dass der Zwerg einiges lernen wird
Ich fühle mit, unsere Jüngste ist gerade 25 Monate und muss wohl auch noch Einiges lernen. Heute Morgen über eine Stunde Theater, weil sie von ca. 100 Metern die Hälfte selber laufen musste... Ich überlege gerade, ob Oropax eine Option darstellt :)
Es tut mir leid, aber du hast mir damit den Abend versüßt. Deine Schilderungen wurden einfach so bildlich geschrieben..
das macht es dir natürlich auch nicht einfacher, und es graut mir bei dem Gedanken, was da noch auf uns zukommt, aber ähnliche Szenen zeigen sich hier schon bei unserem 20-Monate Altem Sohn.
Vieles hört sich leider sehr bekannt an und leider kann ich dir keinen ultimativen Tipp geben, weil ich finde du machst es gut und ich ticke ähnlich wie du. Ich würde nur nochmal an deiner Stelle darauf achten, welche „kämpfe“ du wirklich ausfechten musst. Zum Beispiel das mit dem Hochstuhl. Er ist in einer Phase in der er seine eigenen Entscheidungen treffen will. Vielleicht wäre es Zeit für einen Stuhl in dem er selbst ein und aussteigen kann. Eventuell macht es dein leben nicht unmittelbar leichter und er steht dann ständig auf. Aber einen Versuch ist es wert und du kannst zumindest nichts verlieren. Auch bei der Windel hilft es vielleicht ihn mit entscheiden zu lassen: erst lesen und dann wickeln oder anders herum. Oder es gibt zum wickeln ein Buch zum anschauen. Die Frage ist immer warum er etwas nicht will: gibt es gerade spannenderes, er Angst hat etwas zu verpassen, ist ihm dann kalt, findet er liegen doof und würde lieber im stehen gewickelt werden (dann wären pants besser die er sich sogar selber anziehen könnte). Einfacher ein paar Ideen die helfen können aber leider nicht müssen😕
Bzgl dass der Papa es einfacher hat würde ich nur bedingt etwas reininterpretieren. Eventuell bist du für ihn gewohnter und er traut sich eher sich bei dir auszulassen. Vielleicht merkt er aber auch deine Ängste und Unsicherheit
Achso und bzgl dass er gerade nach dem jeweils anders fragt, machen wir es so, dass wir dem Wunsch nachkommen wo es möglich ist. Das Kind muss dafür aber auch ein bisschen was tun. Wir sagen dann immer „Ich weiß nicht ob Papa/Mama es gerade einrichten kann dich zu wickeln. komm wir fragen“. Es gibt aber auch Situationen bei denen lassen wir keine Wünsche zu, auch das muss ein Kind lernen und es ist wichtig ihm dann das warum zu erklären. Zb hat das Einschlafbegleiten in dem Alter locker 1,5 Stunden gedauert. Da war es uns wichtig uns abzuwechseln. Hängt aber auch alles von den sprachlichen Fähigkeiten in dem Alter ab und je schlechter das Sprachverständnis, desto schwieriger war die Autonomiephase bei uns.
Hei kopf hochnes kommen bessere Zeiten
Meine Tochter hatte in dem Alter auch kaum Frusttationstoleranz. Die Alltäglichen Dinge wie Baden und so klappten zwar jetzt zwar ganz gut aber sie weinte immer wen sie was nicht bekommen hatte oder nicht das machen durfte was sie wollte.
Aber wenn ich mit ihr draussen spielen ging und wir dan mal rein mussten danich mittagesse kochen musstenda der Vater nachhause kam, war auch grosses Theater...
Jedoch heute mit fast 4 ist es viel viel besser sie kann jetzt vieles Selber machen so ist sie auch zufriedener. Tipp von mir diskutiere nicht. Wen windeln gewechselt werden müssen dan tu das den du musst zur Arbeit. Man tut ihnen sonst keinen gefallen alles immer zu diskutieren oder hinaus zu zögern. Den später im Kindergarten müssen sie auchnzur Zeit bereit sein um das Haus zu verlassen.
Alles gute euch
Hey,
mein bester Rat ist, klare Ansagen zu machen und diese dann auch durchzuziehen. Ich finde schon, dass man versuchen sollte, ruhig zu bleiben, aber man darf und muss konsequent sein, damit Kinder Grenzen verstehen.
Wir sagen unserem Sohn zum Beispiel: "Einmal darfst du noch, und dann ist Schluss." Oder: "In fünf Minuten [dann zwei, dann eine] gehen wir los". Oder: "Du darfst kurz auf den Arm und danach musst du selber laufen." Und dann ziehen wir es durch, was auch immer es ist.
Manchmal kann man dem Kind Optionen zur Auswahl geben, z.B. "willst du Apfel oder Banane?", "willst du die Schuhe oder die Sandalen anziehen?" und dann kann das Kind ein bisschen Autonomie ausleben. Das klappt bei uns auch gut.
Ich versuche, unserem Sohn so gut es geht Konsequenzen zu erklären, sodass er weiß, was auf ihn zukommt. Mittlerweile plappert er die Sätze schon nach. Er versteht sicher nicht alles davon, aber ich glaube, dass es trotzdem hilft.
Ich möchte ihm zeigen, dass ich seinen Willen und seine Grenzen ernst nehme, aber zeige ihm dann auch meine Grenzen deutlich ("nein, das will Mama nicht").
Unterm Strich muss ich sagen, dass wir nicht so große Probleme mit unserem Kind haben und daher kann ich nur begrenzt mitreden. Ich hoffe aber, dass dir die Tipps trotzdem helfen und dass ihr etwas findet, was für euch funktioniert!
Ich bin übrigens überzeugt, dass Kinder es merken und es nicht spurlos an ihnen vorbeigeht, wenn ihre Eltern gestresst oder bedrückt sind. Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns gut um uns selbst kümmern! Also wenn du in einer schwierigen Lebenssituation bist, versuche Hilfe zu holen und dein Wohlbefinden zu priorisieren. Das wird auch deinem Kind gut tun.