Kleinkind (fast 2) ungewohnter Charakter und viel Frustration - Zusammenhang Eingewöhnung?

Hallihallo,
Ich wollte euch gerne um ein paar Tipps oder vielleicht auch das ein oder andere "das war bei uns auch so und war dann wieder weg" bitten. :)
Mein Sohn wird im November 2 und geht seit 2 Wochen zu einer Tagesmutter (Betreuung in der Kleingruppe, Max 5 Kinder). Bisher läuft es echt super, wir gehen es gemütlich an, er freut sich jeden Tag in der Früh und will meistens noch bleiben, wenn ich ihn abholen komme.
Am Freitag war er das erste Mal den ganzen Vormittag dort und Mitte nächste Woche wollen wir uns zum Mittagschlaf weiterwagen, wobei alle Beteiligten sehr optimistisch sind. :)

Soweit so gut, unser Problem ist nur, dass der Kleine seit ein paar Tagen vor allem am Nachmittag launetechnisch kaum wiederzuerkennen ist. Wenn irgendeine Kleinigkeit nicht passt, dann wird binnen Augenblicken geweint, geschrien, mit Dingen geworfen, Sachen umgestoßen/weggeschoben, bis sie umfallen, auf Sachen eingeschlagen, usw. Man sieht ihm so richtig an, dass er in dem Moment einfach nicht weiß wohin mit seinen Gefühlen. Ihm rollen dann wirklich die Tränen von den Wangen und er ruft dann ganz oft "Nicht XY" oder "Ohne XY" und sagt auf alles was wir vorbringen, egal was es ist, "nein".

Bisher bin ich immer sehr gut damit gefahren in solchen Frustmomenten auf Augenhöhe zu gehen, ruhig die Situation zu beschreiben, eine Umarmung und/oder Alternative zu was auch immer anzubieten und dann ging es oft schon wieder. Derzeit einfach keine Chance. Ich krieg ihn da gefühlt absolut nicht raus, und wenn ich mich auf den Kopf stelle.
Ich gehe davon aus, dass das kein zeitlicher Zufall ist, sondern auf die ein oder andere Art mit der Eingewöhnung zu tun hat, weswegen ich auch einfach versuche und Zeit zu geben, aber es zehrt langsam auch an mir.

Ich bin glaub ich ein bisschen verwöhnt in der Hinsicht, weil er sich sprachlich eigentlich schon richtig toll mitteilen kann und wir so wirklich die allermeiste Zeit herausfinden, was gerade stört, aber derzeit blockt er in diesen Situationen schlichtweg mit "nein" ab!

Noch dazu spielt er derzeit plötzlich längere Zeiten alleine, am liebsten mit Bausteinen, da beginnt dann manchmal so ein Frustanfall schon, wenn man ihn anspricht oder auch nur ansieht. Ich versuche ihm da auch seinen Raum zu geben, aber immer ist das einfach nicht möglich, gerade wenn wir Wickeln/Essen/los müssen.

Habt ihr vielleicht ein paar Tipps wie ich das Ganze angehen oder was ich noch probieren könnte? War das bei euch bei der Eingewöhnung auch so?

Danke schon mal für eure Hilfe.

Alles Liebe,
Lialie

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Ja, das kenne ich von meinen Kindern, besonders vom ersten. Die Zeit der Eingewöhnung, also so die ersten beiden Monate, waren die Emotionsausbrüche nachmittags auf einem anderen Level. Man hat halt gemerkt, dass das Ganze emotional eine Herausforderung ist. Nach den zwei Monaten war es wieder vorbei. Es gab dann aber ein paar Monate später - als gerade mehrere andere Kinder eingewöhnt wurden und wohl viel geweint haben - nochmal eine Phase, da hat er förmlich nach Auslösern für den Emotionsausbruch gesucht. Ansonsten war es bei uns wie bei euch, dass ich mit viel Geduld meist verstanden habe, warum er gerade einen Emotionsausbruch hat und ihm dadurch besser Verständnis zeigen oder Lösungen finden konnte. An diesen Tagen hat er aber Probleme wirklich an den Haaren herbei gezogen. Als die anderen Kinder nicht mehr geweint haben, war das wieder vorbei.

Ich würde es mir so erklären:
Aktuell gefällt es ihm gut bei der Tagesmutter, aber es ist für ihn kein Ort, an dem er seine Emotionen wie zu Hause frei herauslassen kann/möchte. Dementsprechend holt er das nachmittags scheinbar grundlos nach. Wenn die Eltern dann nach einer Lösung für das vorgeschobene Problem suchen, bringt das gar nichts und regt nur noch mehr auf. Das einzige was man tun kann, ist Raum für die Emotion geben, präsent sein, Trost und Nähe anbieten.

Es wird sich etwas normalisieren, wenn eine gute Bindung zur Tagesmutter etabliert wurde und wenn dort nicht mehr alles neu und spannend ist, sondern eher wie ein zweites zu Hause.

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Vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Ich hab es mir so in der Art eh erklärt, aber es tut einfach echt gut zu lesen, dass es bei anderen auch so war! :) deine Erklärung klingt auch echt stimmig, das hilft mir gerade voll mich da ein bisschen besser in ihn reinzudenken!
Ich hoffe, dass er vielleicht nicht volle 2 Monate benötigt, da zu dem Zeitpunkt ca das kleine Geschwisterchen kommt und er dann von einer stressigen, neuen Situation in die nächste übergeht. :)
Danke nochmal für die Antwort und die Erklärung! Lg

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Same here. Gleiches Alter.
Ich war ganz verdutzt. Man merkt richtig, dass er eben vormittags seinen eigenen Alltag hat und deswegen nachmittags auch vieles nun selber entscheiden möchte. Er ist in unseren Augen so krass gewachsen in der letzten Zeit. Nicht körperlich, sondern so vom Autonomie-Level. Ganz schwierig zu beschreiben. Allein entscheiden war ein ganz großer Bestandteil und dieser Frust hat auch eine große Rolle gespielt. Plötzlich sind auch Sachen geflogen und ich habe manchmal gesagt: „ich helfe dir, aber ich weiß nicht, was du möchtest“.. Und wahrscheinlich wusste er es selber auch nicht so recht.
Es wird nun (Eingewöhnung seit 1.8.) langsam besser.

Ich habe ihn besonders beim allen spielen auch allein gelassen. Hab ihn dann zb etwas später essen lassen. Das war für mich ein ganz klares Zeichen von „runterkommen müssen“..

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Danke für deine liebe Antwort! Ich merke auch, dass bei ihm gerade ganz viel weiter geht, obwohl er wirklich noch nicht lange dort ist, aber es sind einfach doch ganz andere und neue eindrücke, denke ich mir! Vor allem vorm Schlafen gehen erzählt er uns derzeit die Welt und auch mit vielen Begriffen, die wir nicht so klar verstehen wie sonst.

Danke auch für den Tipp mit dem alleine spielen lassen, da muss ich mich echt noch ein bissi zurücknehmen, ich glaub da steh ich mir grad eher im weg, weil ich das Bedürfnis habe die Zeit, die er dann zuhause ist, auch wirklich gut zu nutzen. Aber ich werd versuchen ihn da alleine runterkommen zu lassen! :)

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Interessant, wir beobachten etwas Ähnliches.
Unser Kleiner geht auch seit 1.8. zur Tagespflege. Und ist in den letzten Tagen auch aufgefallen, dass er grade total viel am mekkern ist. Irgendwie ist grade alles doof und alles ‚Nein‘.
Er will alles selber machen und wenn es nicht nach seiner Nase läuft… puh.

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Die Eingewöhnung wird schon ein bisschen damit zu tun haben, aber er geht ja gerne hin, wie du schreibst.
Und andererseits kommt er gerade so richtig ins Trotzalter.