Wie geht ihr mit Marotten um?

Ich würde gerne mal wissen, wie ihr mit gewissen Spleens eurer Kinder umgeht. Wo ist eure Grenze? Bei was gebt ihr nach?

Zwei Beispiele: Unser jüngeres Kind (knapp 2) hat verschiedene Trinkflaschen in unterschiedlichen Farben, ganz normale Dinger. Man weiß nie, welche er aktuell will, aber er verlangt immer eine spezifische Farbe. Ist die nicht verfügbar (Spülmaschine, man ist unterwegs und hat ne andere mit...), ist der Tag für ihn gelaufen, ungelogen. Man kommt ihn kaum beruhigt. Gleiches Spiel mit Essen: Wenn man ihm etwas Kleinteiliges gibt, beispielsweise einen Keks (bevor jemand aufschreit: zuckerfreie, geschmacksfreie Kekse von dm ;-) ) muss er in der anderen Hand auch einen haben. Die Anzahl ist komplett egal - und wenn ich ihm zehn Kekse in die eine Hand gebe, in die andere aber keinen, bricht die Welt zusammen. Lieber in jeder Hand einen als in einer zehn. Manchmal vergisst man es eben und er hat die Maximalanzahl schon in der einen Hand, man darf nichts wegnehmen, er wechselt es auch von selber nicht rüber...ahhhhh.

Und so geht es immer weiter... Bei unserem älteren Kind gab es sowas gar nicht, da flippte man mal kurz aus, weil die bevorzugte Haarspange nicht da war, aber man ließ sich dann zu einer anderen überreden. Hier gibt es aber keine Beruhigung, es gibt unendliche Tränen und schiere Verzweiflung, und langsam weiß ich nicht mehr genau, was ich machen soll. Mein Mann gibt grundsätzlich nach, wenn es möglich ist, aber ich bin unsicher, ob wir uns damit nicht ins Knie schießen und die Problematik weiter befeuern. Aber es wirkt einfach nichts, und in dem Alter kommt man mit Argumenten eben auch nicht sehr weit...

3

Ich mache sowas von der Einschränkung abhängig, die mir ein Spleen bereitet. Alles, was für mich kein riesiger Umstand ist, da finde ich es völlig okay, wenn man Rücksicht nimmt und versucht, daran zu denken. Ich versetze mich da immer in die Lage eines kleinen Menschen, der eben auch Entscheidungen treffen will oder eine bestimmte Vorstellung von etwas hat.
Mein Sohn ist bald 3 und ich habe bisher nicht feststellen können, dass das irgendwie ins Bein geschossen hat. Das meiste ist am Ende doch eh nur eine Phase und irgendwann vorbei oder nicht mehr so wichtig.

1

Ich kenne das nicht bzw. unterbinden wir das, wenn es Ausmaße annimmt, die das Familienleben massiv einschränken. Der Punkt wenn meine Ausflippen und bei solchen Sachen so festgefahren sind, markiert immer den Punkt an dem etwas bestimmtes selbstverständlich ist und dann ändern wir es.

Meine ältere Tochter (3) hat einige Spleens, die wir bedienen. Sie bekommt ihren Teller, ihren Becher, ihren Löffel, das Brot wird auf ihre Weise geschnitten und sie bekommt auch den Knust. Das ist für uns selbstverständlich bis zu dem Tag an dem sie nicht mehr kompromissbereit wäre. Weil dann würde es uns blockieren (auch zu Ungunsten des kleineren Kindes). Darauf habe ich keine Lust.

Die Überlegungen sind jedoch nahezu nur theoretisch, weil sie bei den oben genannten Spleens immer kompromissbereit ist. Wir handeln aber danach, wenn die Medienzeit zu vehement eingefordert wird. Bisher hatten wir es nur, dass die Kinder sich im Trinkflaschen gestritten haben. Danach gab es unterwegs nur noch Becher und alle sind entspannter. 🤷‍♀️

Beim Thema Kleidung haben wir resigniert. Da hat sie Narrenfreiheit, weil alles andere seitdem sie anderthalb ist, nicht mehr zu handeln ist. Sie trägt ausschließlich lang, auch bei 35 Grad. Aktuell trägt sie eine Jacke in 86 (ist mit 110 unterwegs 😉) 🤷‍♀️ Die Jacke geht Gott sei Dank noch halbwegs, aber wir haben das nur kurz erklärt. Ein Erzieherteam hat es als Getue abgetan und wollte sie mal von einem Tshirt überzeugend und sie haben es nicht geschafft. Ds war vor ihrem zweiten Geburtstag. Seitdem ist für mich die Lage klar.

edit: Vielleicht haben wir das Problem doch (Stichwort: Kleidung), aber da uns das absolut nicht einschränkt akzeptieren wir es. Interessanterweise gibt es keine Probleme mit zu kalter Kleidung/unpassenden Schuhen. Daher ist es uns schlichtweg egal.

Bearbeitet von KeineAhnung3
7

Stichwort Kleidung: da haben wir auch resigniert. Einfach weil es ja grundsätzlich egal ist, was mein Junge trägt. Hier ist alles sehr speziell, man denkt es ist Karneval, wenn man ihn (wird meistens für ein Mädchen gehalten) sieht. ABER die Alternative wäre: der Tag ist gelaufen. Er spricht dann von nichts anderem mehr als dem Wunschkleidungsstück und jammert den ganzen Tag.

8

Wir könnten unsere Kinder wohl zusammen werfen 😉 Sie wird schon immer für einen Jungen gehalten und würde gerne ganzjährig on Weihnachtssachen herumlaufen. Farbig gerne wild gemixt.

Ich bin oft froh, dass wir noch ein „normal“ gekleidetes Kind haben, damit Erzieher wissen, dass wir durchaus ein Kind ordentlich anziehen können. 😅

Aber sympathisch ist es schon 🙃

2

Wir kennen das zu Hause auch. Wenn das Kind überreizt ist, ist das wie ein Weltuntergang, wenn ihr kleines Ritual nicht so läuft wie es sich das vorgestellt hat.

Wir haben sie bei den für die Kinder wichtigen Dingen, wie in eurem Fall der Flasche, vor dem Rausgehen drauf vorbereitet oder aussuchen lassen. Wenn etwas nicht ging, war das von vornherein klar und der Ausflug nachher nicht im Eimer. Klar, gejammert wegen irgendwas anderem wurde trotzdem, aber das war dann nicht so dramatisch.

Manchmal wirkt etwas wie eine Zwangsstörung, dann ersticke ich das im Keim, damit erst keine Marotte entsteht. Dann geht's raus aus der Situation und vorbeugend wird die nicht mehr herbeigeführt. Also mit den Keksen gäbe es keine Kekse unterwegs oder keine Kekse in die Hand, sondern Stückchen direkt in den Mund.

Ich mag es nicht wenn die Kinder derart weinen, wenn ich dem vorbeugen kann. Mir gefällt der Ausflug dann auch nicht. Manche können ihre Kinder ja einfach schreien lassen...

4

Ich mache es auch davon abhängig, wie sehr mich der Spleen einschränkt, bzw. davon, ob das Kind davon Schaden nehmen würde. Sind der gewünschte Becher etc. gerade verfügbar, bekommt es diesen. Müssen wir los und der Becher steht in der Spülmaschine, nehmen wir einen anderen mit. Trotz Gebrüll. Mein Kind muss sich auch dann die Zähne putzen lassen, wenn die gewünschte Zahnpasta nicht da ist, weil die Tube leer ist. Bisher sind wir damit gut gefahren, meine Kinder haben aber auch eher keine richtig festgefahrenen Spleens, sondern eher ab und zu wechselnde Vorlieben, manchmal auch spontane Eingebungen. Zum Beispiel wird zum Abendbrot Nutella gewünscht, was es hier grundsätzlich abends nicht gibt. Da gebe ich dann nicht nach. Meine Tochter trug eine Zeit lang mal nur Leggings als Hosen. Das war okay für mich.

5

Meiner Erfahrung nach verwachsen sich die Marotten von alleine und deshalb würde ich es auch davon abhängig machen, wie stark es mich einschränkt. Bei euren Beispielen würde ich wohl, wenn möglich, vorm weg gehen fragen, welchen Becher er will und den nehmen. Wenn er es sich unterwegs anders überlegt, wäre es hier dann aber Pech, auch, wenn das Geschrei bedeutet, aber ich würde keine. Ausflug abbrechen, weil es doch die grüne Flasche hätte sein sollen. Bei den Keksen würde ich halt versuchen, in jede Hand einen zu geben.

Meine jetzt Z-jährige hatte so zwischen 2 und 4 auch immer mal wieder was. Anordnung von Gummibärchen im Kreis, Brotstücke auf dem Teller, Frühstücksaufstrich wahlweise in Kreis oder als Turm auf dem Tisch. Es hat ausnahmslos alles aufgehört, ohne, dass wir was besonderes gemacht haben.

6

Bei harmlosen Dingen mache ich es gerne so, wie mein Kind es möchte. Wenn es hier eine Apfelschorle gibt, muss zum Beispiel zuerst das Wasser ins Glas und erst danach der Schwapps Saft. Bitteschön, kein Problem. Wenn etwas in einer Situation schlicht nicht machbar ist, wie bei euch die Sache mit der Trinkflasche, und das Kind damit überhaupt nicht klarkommt und es den ganzen Ausflug ruiniert, wäre bei mir allerdings die Grenze überschritten. Das ist euch ja bestimmt schon ein paar Mal passiert. Bessert sich das bei ihm gar nicht? Bei meinem Sohn konnte ich eigentlich immer beobachten, dass das Schreien mit der Zeit immer kürzer wurde, wenn wir die Situationen schon ein paar Mal zusammen durchgemacht hatten. Ich sehe das als Übung in Frustrationstoleranz. Wenn die Banane aus Versehen durchgebrochen war, gab es keine neue, da musste er eben durch, auch wenn das 20 Minuten Weinen bedeutet hat. Ich war da und habe getröstet, und beim nächsten Mal war es vielleicht schon nur noch eine Viertelstunde.
Aber in Situationen wie der mit der Trinkflasche könnt ihr es ihm ja gar nicht recht machen, also habt ihr das bestimmt sowieso schon so gemacht. Wenn das mit der Zeit trotzdem nicht zu einer Besserung führt, wüsste ich auch nicht, wie man da gegensteuern soll... 🤷

9

Also das mit den Keksen z. B. finde ich überhaupt nicht schlimm. Und wenn die Anzahl von Keksen in der einen Hand schon voll ist, bekommt es halt noch einen Keks in die andere Hand. Macht den Kohl auch nicht fett.

Gut, bei der falschen Flasche unterwegs, kann man nicht viel machen.

Aber ich denke ehrlich gesagt nicht, dass es einen erzieherischen Effekt hat, wenn du jetzt mit der Brechstange dem Kind die Spleens austreiben willst. Glaube auch nicht, dass das funktioniert. Für das Kind sind das einfach so gewohnte Dinge, die Sicherheit geben, wenn sie immer so sind.

Meine Große war da teilweise auch recht festgefahren und ist heute noch jemand der viel Sicherheit braucht und am liebsten alles vorher weiß und plant. Ist halt typsache. Und diese Spleens wachsen sich mit der Zeit auch wieder aus, das mit den Keksen wird nicht für immer so bleiben 🤪

Ich bin da auf der Seite von deinem Mann. Ein Machtkampf lohnt sich da nicht und es wird keine Gewinner geben, nur Frust auf beiden Seiten.