Eingewöhnung Kinderkrippe - Bin ich wirklich so ein Weichei?

Hallo ich bin neu hier und bitte um eure Erfahrungen betreffend Eingewöhnung.
Mein Sohn ist jetzt 21 Monate alt und wir sind nun seit zwei Wochen in der Eingewöhnungsphase in einer Kinderkrippe.
Wir waren Anfang des Jahres einmal zum Kennenlernen der Krippe eingeladen und vor den offiziellen Start gab es noch zwei Schnuppertage nur für die neuen Krippenkinder wo wir je zwei Stunden dort sein durften. Die Einrichtung bezeichnet sich als "offenes Haus" was dort bedeutet, dass die großen Kindergartenkinder (ca. 50 Kinder) und die kleinen Krippenkinder (14 Kinder) sich alle frei im Haus bewegen können und nicht in Gruppen getrennt von einander betreut werden. Es wurde angepriesen, dass so die Kleinen von den Großen lernen können. Es gibt auch keine festen Schlafens- oder Essenszeiten - jeder darf individuell schlafen wann er will (oder eben auch nicht schlafen) und die Jause wird in einem bestimmten Zeitraum bereitgestellt und jeder kann sich dort was holen wann er will und beim Mittagessen das gleiche. So sei alles sehr individuell und jedes Kind kann essen wann es Hunger hat. Zum Thema Eingewöhnung wurde mir gesagt, dass man ca. 4 Wochen dafür einplanen soll aber dass manche Kinder eben kürzer oder manche auch länger brauchen würden - aber das würde man dann individuell schauen was nötig ist.

Nun sieht die Realität leider nicht so toll aus wie sich anfangs alles angehört hat. Es gibt einen Raum in dem die neuen Krippenkinder anfangs eingewöhnt werden sollen bevor sie dann auch überall im Haus hin dürfen. Dadurch dass aber auch in diesem Raum die Kindergartenkinder Zutritt haben ist es einfach nur pures Chaos. Es ist ein ständiges kommen und gehen in einer extremen Lautstärke und Unruhe. Mein Sohn ist eher schüchtern und braucht viel Zeit um sich an neue Personen und eine neue Umgebung zu gewöhnen. Wenn wir dort sind spielt er kaum sondern steht nur da und beobachtet das hektische Treiben das dort herrscht. Die zwei Erzieherinnen die überwiegend für die Krippenkinder zuständig sein sollten haben kaum Zeit sich wirklich mit meinem Sohn zu beschäftigen und mal etwas länger mit ihm zu spielen damit er mal mehr Vertrauen und Bezug zu einer Person aufbauen könnte.

Wir waren nun jeden Tag grundsätzlich gemeinsam für zwei Stunden dort. Wir hatten bereits einen erfolgreichen Trennungsversuch von ca. einer Stunde - da hab ich mich verabschiedet, bin raus gegangen und die Erzieherin die er bisher ab liebsten zu mögen schien hat dann mit ihm gespielt und ist dann auch mit ihm jausnen gegangen (sie blieb die ganze Zeit über bei ihm). Das alles ohne Tränen.
Der zweite Trennungsversuch ist komplett missglückt - er hatte sich noch nicht richtig auf ein Spiel mit der Erzieherin eingelassen da sagte sie schon, dass ich mich jetzt verabschieden und gehen soll. Er hat sich sofort an mich geklammert und wollte hochgenommen werden. Ich hab dann nochmal versucht ihm zu erklären, dass ich ja nur kurz weg bin und ihn dann gleich wieder abhole aber er wollte mich einfach nicht loslassen und so bin ich dann auch nicht gegangen. Wir haben dann noch zweimal versucht, dass er mit der Erzieherin gemeinsam jausnen geht weil er die Jause dort eigentlich immer ganz toll fand. Er ist dann auch ohne Probleme mit der Erzieherin mitgegangen aber kurze Zeit später kam sie dann wieder aus dem Speisesaal raus - er sollte dort alleine mit den anderen Kindern essen und mit einer anderen Betreuerin die im Speisezimmer die Aufsicht hat. Das hat natürlich nicht geklappt und kurze Zeit nachdem sie raus war ist er in Tränen ausgebrochen und hat auch nichts mehr gegessen. Auch ich habe dann einige Zeit gebraucht ihn wieder zu beruhigen und an nochmal irgendwas dort spielen war an diesen Tagen dann nicht mehr zu denken.

Die Erzieherin sagte mir dann noch, dass wir dann jetzt wirklich schauen müssen, dass ich mich dann verabschiede und die Trennungen auch länger werden da mein Sohn sich sonst daran gewöhnen würde, dass ich da bin. Ich habe ihr dann gesagt, dass ich nicht gehen werde wenn mein Kind weint und sich an mich klammert sondern erst dann wenn er eine Bezugsperson gefunden hat der er vertraut und bei der er sich sicher fühlt sodass er kein Problem hat von mir Abschied zu nehmen. Sie meinte dann dass die Kinder ja ruhig weinen dürfen und wenn die Eltern weg sind dann schon selber eine Bezugsperson aussuchen und den Kontakt suchen und solange ich als Mama da bin würde das nicht gehen.

So habe ich mir eine individuell auf das Kind abgestimmte Eingewöhnungszeit wirklich nicht vorgestellt. Und ich finde es auch ein bisschen viel verlangt von einem noch noch nicht einmal ganz zweijährigen und noch dazu sehr schüchternen Kind zu verlangen, dass es sich dann wenn Mama weg ist schon irgendwen aussuchen wird mit dem es eine Bindung aufbaut.
Ich verstehe voll, dass die Erzieherinnen wenig Zeit haben aber dafür habe ich sehr viel Zeit - wenn ich 8 Wochen lang mitkommen würde in die Krippe bis mein Kind sich dort sicher fühlt wäre das für mich auch kein Problem aber wie es aussieht ist das nicht gewünscht. Ich bin der Meinung, dass eine Eingewöhnung auch ohne Tränen klappen kann wenn man der Sache einfach genügend Zeit gibt und behutsam vorgeht.

Wir überlegen jetzt zu einer Tagesmutter zu wechseln.

Wie sind eure Erfahrungen? Reagiere ich über? Hat bei jemandem von euch eine behutsame Eingewöhnung ohne Tränen geklappt oder ist das eine utopische Vorstellung?

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Also zunächst einmal klingt das Konzept der Kita tatsächlich für mich irgendwie chaotisch. Schade, dass wohl niemand einen Rückzugsort hat, weil die Kinder überall herum rennen. Gibt es denn garkeine Zeiten in denen die Gruppe etwas gemeinsam macht, also sind die Türen immer alle offen und jedes Kind darf sich frei bewegen?

Zum Thema Eingewöhnung ist es bei uns aktuell so, dass unser Sohn (ziemlich genau 2 Jahre) sich auch eher schwer tut. Ich finde bei uns die Erzieherinnen richtig super und sie geben sich große Mühe eine gute Bindung aufzubauen. Er geht morgen sehr gerne in die Kita und findet die Angebote dort super aber hat halt große Schwierigkeiten sich von mir zu trennen. Wir sind nun 4 Wochen lang ganz ganz behutsam vorgegangen. Also ich habe ewig mit im Raum gesessen, bin immer nur ganz kurz raus. Es war jedes Mal ein großes Drama. In dieser Woche haben wir auf meine Bitte die Strategie geändert und ich bin nach dem Bringen ziemlich schnell raus. Tatsächlich hat es so viel besser geklappt, er hat eine längere Trennung ohne Tränen (außer ganz kurz beim Gehen) durchgehalten als die ganze Zeit zuvor. Ich denke jedes Kind ist individuell, aber ich möchte zu bedenken geben, dass es auch nicht immer so optimal ist wenn die Kinder sich daran gewöhnen, dass Mama die ganze Zeit dabei ist. Ich denke grade kleinere Kinder können dann noch schlechter verstehen als ohnehin warum Mama dann irgendwann geht.

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So kenne ich das nicht.

Hier gibt es auch Kitas mit Krippengruppe und offenem Konzept
Aber da sind halt die Ü3 in einem Bereich und die Krippenkids im anderen.

Für meine Kids wäre das offene Konzept nichts gewesen, deshalb war die Große auch in einer reinen Krippe. Mit 13 Kids und 3 Fachkräften.

Und der Kurze war in der Krippengruppe von einem Kiga.
Dort war es ein Gruppenraum und ein Nebenraum der ggfls. zum Schlafraum würde.
Sprich alle 3 Fachkräfte waren in den beiden Räumen und hatten alle Kids im Blick. Und es wurden die Kids in Abständen eingewöhnt-- da in der Krippe immer erst zum Sommer gewechselt wurde, waren auch Kids dabei die schon eingewöhnt waren und 1 Jahr in der Krippe waren. So gab es ca. 8 " alte" Kids und dann wurden die 7 neuen Kids nacheinander eingewöhnt.
Alles lief ganz ruhig ab, wir sind meist gegen 8.30 Uhr hin, haben kurz Freispiel, Morgenkreis und Frühstück mitgemacht und dann entweder wieder los oder waren noch mit draussen ...
Unser Sohn hatte sich eine Erzieherin ausgeguckt, die er am liebsten möchte und die hat sich dann bevorzugt um ihn gekümmert....

Deshalb kann man die Eingewöhnung auch nicht mit deiner vergleichen.

Bearbeitet von Elise22
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Klar weint dein Kind wenn du gehst. Das ist wichtig damit er lernt zu den Erzieherinnen eine Beziehung aufzubauen und auch trösten zu lassen. Wenn das innerhalb von 5 min klappt ist das gut

Ich würde definitiv jedes Mal trennen jetzt! Er gewöhnt sich definitiv daran dass du da bist und das Weinen wird schlimmer... Und wenn du eben nur kurz weg bist...

Das ist meine Erfahrung... Zögern macht es nur schlimmer weil dein Kind dann gar nicht versteht warum du nicht bleibst... Zur Not gehst du nur 10 min und steigerst es nur jeweils um ein paar Minuten.

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Hallo, wie von mir im eigenen Thread beschrieben lief es bei uns ja komplett ähnlich. Nur, dass wir keine netten Erzieherinnen hatten. Die wollten uns ja schon am 2. Tag wegschicken und haben ganz klar Grenzen überschritten.

Unsere Tochter ging anfangs recht gern3 hin, hat dann aber auch nur noch geweint und sich an 7ns geklammert („uns“ sage ich, weil wir 7ns abgewechselt haben). Wir haben unser Kind schließlich wieder abgemeldet …

Zumindest das Grundkonzept mit schlafen/essen wann wer mag finde ich aber gut. Bei uns waren feste Zeiten nach Schema F. Wenn ein Kind um 9 Uhr Hunger hat muss es bis 10 warten usw

Wir suchen auch eine Tagesmutter, wobei die Plätze sehr limitiert sind 7nd nett soll sie auch sein …

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Behutsame Eingewöhnung ohne Tränen hat bei beiden Kindern geklappt. Ich denke den Unterschied macht die Einrichtung inkl Konzept. Tagesmutter bedeutet bei uns Betreuung 1:5. Krippe: 1:3 (dort gehen meine Kids hin). Kita irgendwas zwischen 1:9 und 1:20 je nach personeller Situation. Je nachdem kann es etwas individueller ablaufen oder eben etwas starrer. Letzten Endes wird wohl beides funktionieren.

Mein Sohn 2,5 hat 2 Wochen gebraucht bis zur kompletten Zeit. Meine Tochter, 1,5 ist nun nach 6 Wochen immer noch nicht komplett eingewöhnt, bleibt aber von 8 bis 12 Uhr gerne da.

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Erstmal: Fühl dich gedrückt. Ich empfand die Eingewöhnung als emotional sehr herausfordernd. Nicht umsonst sagt man ja, dass auch die Eltern eingewöhnt werden.
Das Konzept hört sich extrem chaotisch an und ich kenne das so nicht.
Unser Sohn wurde mit 10,5 Monaten eingewöhnt, ging zeitlich nicht anders (Ende Elternzeit, Zeit/Verfügbarkeit Erzieher). Krippe und Kiga getrennt. 2 Krippengruppen mit je 8 Kindern und 2 Erzieherinnen plus Springerin. Gemeinsam Frühstück und Mittagessen zu relativ festen Zeiten, außer, ein Kind schläft. Jedes Kind schläft, wenn es müde ist. Extraraum dafür mit Matratzen und eigenem Bettzeug plus Babyfon mit Kamera. Zur Eingewöhnung eine feste Bezugserzieherin, die min 2 Wochen nur für ihn da ist.
Tatsächlich scheint mir eine Tagesmutter in deiner Situation eine gute Idee zu sein. Wir haben leider keine gefunden, aber ich habe noch heute Kontakt zu meiner.
Alles Gute für euch!

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"Ich habe ihr dann gesagt, dass ich nicht gehen werde wenn mein Kind weint und sich an mich klammert sondern erst dann wenn er eine Bezugsperson gefunden hat der er vertraut und bei der er sich sicher fühlt sodass er kein Problem hat von mir Abschied zu nehmen. Sie meinte dann dass die Kinder ja ruhig weinen dürfen und wenn die Eltern weg sind dann schon selber eine Bezugsperson aussuchen und den Kontakt suchen und solange ich als Mama da bin würde das nicht gehen."

Ich bin hier zu 100% deiner Meinung!
Vor allem in dem Alter!
Ich halte es aus eigener Erfahrung nicht nur für möglich so eine Bindung zu einer Bezugsperson aufzubauen, sondern auch für notwendig.
Mir würde dieses Konzept auch Bauchschmerzen bereiten...
Guckt vielleicht mal nach Alternativen, tamu oder so

Bearbeitet von platoenchen
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Vielen Dank für eure Antworten!

Wir haben zum Glück inzwischen einen Platz bei einer sehr lieben Tagesmutter bekommen. Wir durften heute einen Schnuppertag dort verbringen und es war wirklich toll - absolut kein Vergleich zu den Erfahrungen die wir in der Kinderkrippe gemacht haben. Wir sind wirklich sehr froh, dass das mit dem Platz dort so kurzfristig gekappt hat.