Ich grüble gerade wieder über eine Sache die mir seit der Geburt meines Sohnes immer wieder Gedanken macht. Es ist ein sehr sensibles Thema für mich was immer wieder aufkommt und mit dem ich nicht wirklich abschließen kann.
Mein Sohn ist nun 2,5 Jahre alt und war schon immer eher unentspannt und unausgeglichen. Als Baby war er ein Schreikind und ich habe tagsüber oft das Gefühl dass er mit dem alltäglichen Leben komplett überfordert ist. Er hat starke Emotionen und einen riesigen Bewegungsdrang.
Andererseits war er z.B. schon immer ein sehr guter Schläfer, er ist mutig, offen, aufgeschlossen und kontaktfreudig.
Trotz der positiven Eigenschaften habe ich zum Großteil das Gefühl ein eher "schwieriges" Kind zu haben das viel mehr Begleitung und co-regulation benötigt als die meisten anderen Kinder.
Nun habe ich oft Angst dass dies das Resultat aus meiner Schwangerschaft mit ihm ist. Zu Beginn war ich noch ganz normal entspannt, ich hatte auch nur zweimal leichte Komplikationen, nichts wirklich wildes. Ich ließ mich dann aber leider von einer ebenfalls schwangeren Freundin, die ängstlich und übervorsichtig war, mitreißen und geriet in eine Spirale der Angst. Ich ließ zwischen den normalen Terminen beim Frauenarzt ständig weitere Ultraschalls im Krankenhaus machen, googelte viel nach sämtlichen Symptomen und erlebte den Großteil meiner Schwangerschaft begleitet von ständigen Sorgen obwohl es nie wirklich Grund dazu gab. Ich fand aus dieser Spirale einfach nicht mehr heraus. Zum Glück endeten die Ängste mit der Geburt (Kaiserschnitt). Die Geburt war für mich in Ordnung, damit bin ich im Reinen. Allerdings habe ich Angst dass meine Ängste und Sorgen in der Schwangerschaft dazu beigetragen haben dass mein Sohn so unausgeglichen und überfordert mit der Welt zu sein scheint.
Denkt ihr ich bin schuld? Ich mache mir riesige Vorwürfe.
Bin ich schuld?
Nein
Sonst wäre ich auch Schuld und das glaube ich nicht. Nie in meinem Leben war ich so entspannt wie während der Schwangerschaft. Trotzdem könnte die Beschreibung deines Kindes auch die zu meinem sein.
Naja, es hat dazu geführt, dass du weiterhin Angst hast. Sonst nichts.
Man kann so nicht das Gemüht eines Kindes beeinflussen. So einfach ist Biologie nicht.
Ich muss dir widersprechen. Stress der Mutter in der Schwangerschaft korreliert statistisch doch mit einem „schwierigen“ Kind. Zumindest für Schreikinder sind mir diesbezüglich Studien bekannt.
Der mütterliche Körper schüttet Stresshormone aus, denen das Kind auch ausgesetzt ist. Diese können körperliche Veränderungen hervorrufen. Stress kann sogar die aktiven Gene eines Menschen verändern und diese können an die später geborenen Kinder weiter gegeben werden. Das ist ein spannendes Forschungsfeld!
Das Stellen einer nicht beantwortbaren Frage wird deine Unsicherheit nur aufrechterhalten. Es ist eine nicht hilfreicher Gedanke, den zu bearbeiten und zu bedenken sich wirklich nicht lohnt. Vielleicht schaust du mal, wie du ihn gehen lassen kannst
Ich wünsche dir viel Erfolg
Liebe Annu,
ich denke nicht, dass es "deine Schuld" ist, dass dein Sohn ist wie er ist. Hinterfrage dich aber doch mal, was es dir wirklich bringen würde, wenn es möglich wäre, diese Frage zu 100% zu beantworten. Würdest du dich anders (deinem Sohn gegenüber) verhalten? Würdest du mehr Geduld und Verständnis aufbringen? Dein Sohn ist nunmal wie er ist, daran kannst du doch jetzt auch nichts (mehr) ändern, auch wenn du dich noch so sehr mit deinen Gedanken und Selbstvorwürfen quälst. Nimm es so an und versuche den gedanklichen Fokus auf die wunderbaren Seiten deines Sohnes zu legen.
Ich denke, dass eine professionelle Aufarbeitung deiner Ängste und Schuldgefühle hilfreich wäre. Damit du deinen Seelenfrieden finden kannst und deinen Sohn mehr in seinen Stärken wahrnimmst.
Die Frage habe ich mir auch gestellt und für mich bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass der Stress, den ich während meiner Schwangerschaft hatte, einen Einfluss auf mein Kind hatte. Eine Korrelation wird in Studien belegt (v.a. für Angsterkrankungen und Depressionen). Eine Kausalität ist in diesen Fällen nicht zu belegen, da es diverse Einflussfaktoren gibt. Neben den äußeren Faktoren gibt es auch noch eine genetische Komponente. 😉
Das ist nicht die Antwort, die du dir wahrscheinlich erhoffst. Aber sie macht vielleicht deutlich welchen Einfluss die mütterliche Gesundheit auf Kinder hat. Dein Kind ist so wie es ist. Man kriegt, das was man kriegt und du kannst jetzt noch massiven Einfluss auf dein Kind nehmen. Und dein Sohn hat viele positive Eigenschaften. Man könnte auch schlichtweg sagen, dass du ein lebhaftes Kind bekommen hast. Das klingt für mich gleich anders. 😜
Vorneweg würde ich jetzt nicht sagen, dass du "schuld" bist.
Stress in der Schwangerschaft, auch Angst, kann aber gewisse Dinge beim Kind verändern, gerade auch deren Stresstoleranz. Ich habe mal eine Zeitschrift gekauft da war ein interessanter Artikel darüber drin. Die hieß Spektrum der Wissenschaft - Gehirn & Geist Familie - Teil 1. Sie ist leider von 2016, war aber wahnsinnig interessant, vielleicht findest du sie ja mal irgendwo.
Aber selbst wenn deine Angst in der Schwangerschaft das heutige Wesen deines Kindes beeinflusst haben sollte, frage dich:
- geht das nicht auch vielen anderen Müttern so? Viele Schwangerschaften sind geprägt von Angst.
- kannst du daran heute noch etwas ändern?
Ich glaube die Schuldfrage braucht dich gar nicht zu sehr beschäftigen, da sie müßig ist. Ob die Antwort "ja" oder "nein" lautet, oder irgendwas dazwischen - es würde faktisch nichts ändern.
Was du tun und ändern kannst ist alles, was auf dem Zeitstrahl noch vor dir liegt. Ich würde an deiner Stelle versuchen an deiner Wahrnehmung zu arbeiten. "Meiner ist nicht wie die anderen" kann auch ein Geschenk sein. Vielleicht betreust du dein Kind besonders liebevoll und empathisch, weswegen es aktuell sehr gefühlsstark ist - weil ist richtig lernt mit Emotionen umzugehen - und vielleicht machen andere Eltern in deinem Umfeld weniger gut und erziehen autoritärer?
Wer weiß wofür das alles später mal gut ist. Klar ist ein emotionsgeladenes Kleinkind aktuell anstrengend... aber vielleicht wird dein Sohn als erwachsener mal viel besser mit emotionen umgehen können, wird ein besonders liebevoller Vater, hat vielleicht ein geringeres Risiko an Depressionen zu erkranken?
Ich glaube unser täglicher Umgang mit den Kindern hat viel größeren Einfluss auf ein Kind, als was in der Schwangerschaft war. Und ich glaube, dass anders nicht immer schlechter ist.
Ich kann dir dazu noch die Literatur von Nora Imlau, Herbert Renz-Polster oder Jesper Juul ans Herz legen. Nora Imlau hat auch konkret Bücher für besonders gefühlsstarke Kinder geschrieben.
Ich habe mir die Frage durchaus auch gestellt. Aber weißt Du was: Ich hatte gleichzeitig zwei Kinder im Bauch. In der gleichen, von Ängsten geprägten Schwangerschaft. Einer war das unzufriedenste Baby der Welt. Anstrengend auch als Kleinkind. Und der Zwilling war das komplette Gegenteil. Kind eins hat im ersten Lebensjahr nie gelächelt, geschweige denn gelacht. Dafür Kind zwei um so mehr.
Ich habe natürlich den Vorteil des direkten Vergleichs, dennoch möchte ich Dir raten, die Gedanken an "Schuld" abzuschließen. Du bist die beste Mutter, die Du sein kannst, und Dein Kind ist so, wie es ist, weil es ein eigener kleiner Mensch ist.
Du scheinst noch sehr in der Angst-Spirale zu stecken.
In 2 Jahren wirst du evtl hier schreiben, dass du Angst hast, die Kindheit deines Kindes nicht richtig genossen zu haben, weil du solche Sorgen hattest..
Ich glaube , dass die Angst dich gefangen hält. Google mal nach grübel-Gedanken und versuche nicht die Sorgen zu füttern (tust du nämlich auch indem du hier nun schreibst), sondern gegen die Grübel-Gedanken anzugehen. Notfalls therapeutisch.. diese manifestieren sich sonst..
Ich denke nicht, dass du schuld bist.
Und selbst wenn, was würde das ändern? Du kannst dein Kind begleiten, da wo es gerade steht und das machst du sicher so gut du kannst.
Also vergiss die Schuldfrage und schau nach vorne.
Mein Kind ist ähnlich, auch 2,5, wunderbar fröhlich, aufgeschlossen, mutig, aber auch sehr emotional, wütend, stärker reizbar. Sie war zwar kein Schreibaby, aber sicher, was man als High Need bezeichnet.
Ich war aber eine völlig entspannte Schwangere, alles komplikationslos, Geburt endete auch im Kaiserschnitt.