Verunsichert durch Erzieherin / Autismus?

Ich habe einen Sohn der 3,5 Jahre alt ist. Seit einem Jahr geht er in die Kita. Im März (fast 3 Jahre) hat die Erzieherin Autismus angedeutet.
Er würde nur alleine Spielen.
Nicht in die Augen schauen.
Kein Interesse an anderen Kindern haben.
Wenn Abläufe nicht eingehalten werden, würde er damit nicht gut klar kommen.
Wenn er etwas interessantes sieht zappelt er mit den Händen.
Er ist sehr ängstlich / verweigert sehr viel.
Außerdem hat sie mir Adressen gegeben wo ich ihn untersuchen lassen solle.

Wir kannten von zu Hause:
das Zappeln mit den Händen.
Wenn wir zB einen ungewohnten Weg zur Kita fahren, fragt er warum... Es stört ihn aber nicht und er will auch nicht den Weg wie immer fahren.
Seit er ca. Zwei Jahre alt ist verweigert er sehr viel / hat Angst und versucht es auch nicht (Laufrad fahren / aufs Töpfchen gehen / Schaukeln / Klettern..)

Er spricht sehr gut. Spielt mit Kindern aus der Familie und Nachbarschaft. Schaut in die Augen wenn man sich unterhält.

Wir waren dann erstmal bei der Kinderärztin zur U-Untersuchung, sie meinte er wäre total normal entwickelt. Und sie würde keine Anzeichen sehen. Wegen dem Gezappel mit den Händen hat sie uns zu 10x Physiotherapie geraten, wäre aber auch nicht zwingend nötig.

Die Physiotherapeutin hat zufällig selber ein Autistisches Kind. Sie meinte grob motorisch leicht langsamer entwickelt aber im normalen Bereich. Gegen das Gezappel kann und sollte man nichts machen.
Ihre Erfahrungen als Mutter:
Er zeigt kleine Anzeichen für Autismus, aber nur solche die auch neurotypische oder intelligente Kinder in dem alter zeigen können.

Uns stört das Gezappel übrigens gar nicht und wir beachten es kaum, aber natürlich möchte ich nicht, dass er irgendwann von anderen Kindern gehänselt wird.

Vor zwei Monaten gab es wieder ein Elterngespräch, wo die Erzieherin eine Heilpädagogische Leistung für ihn beantragen wollte. Dazu hat sie einen Fragebogen ausgefüllt wo zB folgendes drin stand:
Er kann nie den Pinzettengriff ausüben.
Wenn er spricht würde man ihn nie verstehen.
Andere Kinder meiden ihn.
Er kann sich nicht bewegen ohne an andere Kinder oder Objekte zu stoßen.
Flüssige Bewegungen kann er nur auf Fahrzeugen (Bobbycar) ausführen.
Er ist immer grob zu anderen Kindern.
...

Die Erzieherin hat uns nicht einmal zwischendurch auf eins dieser Probleme angesprochen und sie war sehr oft krank.

Zuhause verhält er sich völlig normal. Er spricht lange Sätze. Auch fremde verstehen ihn. Inzwischen fährt er Laufrad, er trägt keine Windel mehr, er schaukelt, er spielt mit anderen Kindern zuhause und auch oft wenn ich ihn aus der Kita abhole. Ja er ist hin und wieder grob, wenn er sich mit anderen Kindern / seinem Bruder (16 Monate) streitet. Aber nicht auffällig oft.

Ich bin nun total verunsichert. Wir als Familie und mein Sohn haben keinerlei Einschränkungen. Das einzige was ich nennen kann ist das Zappeln der Hände und wenn er in eine Situation zum ersten Mal kommt (zB. Indoorspielplatz oder Freizeitpark) ist er anfangs sehr zurückhaltend, später spielt er aber ganz normal. Und er ist anfangs sehr schüchtern gegenüber fremden Kindern.

Dennoch mache ich mir große Sorgen, ob ich etwas übersehe, die ganzen Symptome jetzt erst anfangen und ich meinem Kind die frühzeitige, nötige Hilfe verweigere. Ich möchte ihm aber auch auf keinen Fall unnötig das Gefühl geben, dass mit ihm etwas nicht in Ordnung ist. Ich bewerte im Moment alles was er tut und kann ihn gar nicht mehr neutral ansehen und unsere Beziehung genießen. Welches Verhalten ist noch neurotypisch und was schon autistisch, aber vielleicht auch völlig ok ohne dass man dran rum optimieren muss?

Und wie kann es sein, dass sich sein Verhalten in der Kita und zu Hause so stark unterscheidet? Andere Erzieherinnen haben auch nie etwas gesagt.

Ich würde mich sehr über eure Meinungen freuen.

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Weißt du was? Mein Mann zappelt heute noch mit den Händen, wenn ihn etwas begeistert. Von daher: Keine Panik!
Ansonsten: Ich habe den Eindruck, dass Autismus gerade ziemlich "modern" ist. Und dass regelrecht nach Anzeichen gesucht wird, auch dort, wo vielleicht gar keine sind. Wenn du und deine Familie den Eindruck habt, euer Sohn wäre normal und verhält sich normal, dann lass dich nicht zu sehr verunsichern. Viele Kinder benehmen sich im Kindergarten total anders als zu Hause. Manche drehen auf und sind daheim die ruhigsten Zeitgenossen, bei anderen ist es umgekehrt. Aber bevor du vor lauter Gedankenkarussell nicht schlafen kannst, kannst du ja mit eurer Kinderärztin darüber reden oder halt mal zu einer der genannten Adressen gehen. Gewissheit ist allemal besser als ständiges sich Sorgen und das Kind mit Argusaugen beobachten und in allem oder jedem irgendwelche Anzeichen zu sehen. Und wenn alles in Ordnung ist und du das Gefühl hast, die Erzieherin(nen) beharren auf ihrer Theorie, wird es vielleicht Zeit für einen anderen Kindergarten, sofern ihr die Möglichkeit zum Wechseln habt.

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Ein solches Vorgehen müsste in der Kita erst im Team abgesprochen werden. Das kann man nicht im Alleingang machen und schon gar nicht ohne die Eltern.
Frag also nach Zweitmeinungen, Kinderarzt etc. Hast du ja zum Teil gemacht. Wir können es von hier natürlich nicht beurteilen, für mich klingt dein Kind ganz normal.

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"Dennoch mache ich mir große Sorgen, ob ich etwas übersehe, die ganzen Symptome jetzt erst anfangen und ich meinem Kind die frühzeitige, nötige Hilfe verweigere."

Verweigerst du ihm denn die Hilfe? Heilpädagogische Unterstützung wird deinem Sohn sicher nicht schaden, unabhängig davon, ob sie rückblickend gesehen dann zwingend notwendig gewesen wäre oder nicht. Unsere Tochter ist 5.5, die freut sich immer drauf.

Du schreibst im Wesentlichen, du fändest ihn unauffällig. Ist das objektiv so, oder ist es so, weil du keinen Vergleich zu Gleichaltrigen hast? Ich habe unsere Tochter nicht für grafomotorisch auffällig gehalten, erst als ich an einem Kindergartenanlass mal gesehen haben, was alle anderen zeichnen und was im Vergleich dazu unsere Tochter zeichnet. Manchmal ist es hilfreich eine objektive Meinung zu hören.

Offensichtlich hast du das ganze ja schriftlich, ich würde an deiner Stelle damit noch mal zum Arzt.

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Gegen eine Heilpädagogische Unterstützung hätte ich auch nichts, die Kita ist eh ständig unterbesetzt, da wäre es schön wenn sich jemand ein paar Stunden die Woche speziell auf mein Kind konzentriert, allerdings soll der Fragebogen eigentlich gemeinsam von der Kita und den Eltern ausgefüllt und unterschrieben werden und ich fühle mich dann auch nicht wohl dabei etwas zu unterschreiben was nur auf der Meinung dieser Erzieherin beruht. Es gibt sicher Unterschiede zwischen Kita und Zuhause aber dass er in der Kita den Pinzettengriff nicht kann und überall gegen läuft kann ich mir auch nicht vorstellen.

Beim Kinderturnen und beim Spielen mit anderen Kindern wirkt er unauffällig. Außerdem hatte ich im Mai in der Kita Eingewöhnung für meinen zweiten Sohn und da ist mein Großer auch nicht zB. irgendwo gegen gelaufen. Das einzige auffällige war, dass er fast immer bei mir gespielt hat.

Aber ich werden den Bogen wirklich nochmal der Kinderärztin zeigen. Der Physiotherapeutin habe ich den Bogen schon gezeigt und sie meinte bei den meisten Punkten, dass es Quatsch wäre.

Ein wenig Zweifel bleibt halt trotzdem und Wenn es zB. Asperger wäre, wäre es ja auch relativ normal dass er bislang unauffällig ist.

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Bitte doch mal darum, einen Tag hospitieren zu dürfen? Vielleicht ist er in der Kita tatsächlich auffällig. Aber irgendwie liest sich das eher nicht so. Dein Kind klingt völlig normal, wenngleich es ja immer sein kann, dass man als Mama einen anderen Blick aufs Kind hat.

Insofern würde ich es am sinnvollsten finden, wenn du mal einen ganzen Vormittag in der Kita dabei bist und die Erzieherin dir die einzelnen Situationen live und vor Ort zeigt.

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Kann mich einigen Kommentaren anschließen. Autismus ist in aller Munde. Ich finde es schlimm, dass man verunsichert wird. Dein Kind klingt normal. Klar, ist Autismus ein Spektrum ABER er ist ja nicht irgendwie in eingeschränkt und muss ja auch gar nicht so sein wie alle anderen.

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Die Kinderärztin findet dein Kind normal.

Die Physio die dein Kind motorisch sehr gut einschätzen kann findet auch nichts auffällig..

Eine Erzieherin findet etwas auffällig -- keine der Kolleginnen bestätigt das euch gegenüber....

Ich würde mich in diesem Fall eher auf die Fachleute verlassen.

Wenn dein Kind grobmotorisch so auffällig wäre wie es die Erzieherin darstellt, hätte es die Physio gemerkt.


Ich würde den Bogen nicht einfach unterschreiben, wenn sich die angeblichen Auffälligkeiten nur im Kiga zeigen-

Ich finde dein Kind so wie du es beschreibst normal.

Allein das die Erzieherin meint ein Anzeichen für Autismus sei der fehlende Augenkontakt sagt mir, dass sie von dem Thema nicht soviel Ahnung hat.
Und eine Verdachtsdiagnose in den Raum zu werfen ist auch höchst unprofessionell.

Du schreibst, die Erzieherin ist auch krank gewesen--- wäre dein Kind so auffällig hatten dich in der Zeit sicher auch andere angesprochen.

Hast du mal geschaut, ob die angebliche Liste ggfls. Irgendwo im Netz zu finden ist? Quasi als Checkliste für bestimmte Leistungen?

Du könntest auch die Physio bitten alle Punkte zu überprüfen und einen Bericht zu schreiben, dass dein Kind das alles kann.

Für mich klingt es so, als ob die Erzieherin sich auf dein Kind eingeschossen hat und hofft, dass du den Bogen unterschreibst damit die Gruppe eine I Kraft bekommt.
Vielleicht weil dein Kind das Einzige ist wo man es halbwegs durchbekommt ...

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Ich bin Erzieherin kenne mich aber zu wenig aus um das zu beurteilen (nicht in die Augen schauen finde ich aber nicht auffällig, v.a. wenn die Erzieherin nicht so oft da war und dein Kind nicht so die Bindung hat)
Was ich dir raten kann: solltest du es sicherheitshalber überprüfen wollen, dann mach jetzt einen Termin aus. Ich weiß nicht wie die Situation bei euch ist, aber eines meiner Bezugskinder musste ein dreiviertel Jahr für die Tests warten.
Ich würde auch fragen ob die physio einen Bericht für die KiTa verfassen kann.
Gäbe es evtl die Möglichkeit mit einer weiteren Erzieherin aus der Gruppe zu sprechen, als zweit Meinung? Oder ob du vll hospitieren kannst, um ihn im Gruppengeschehen selbst zu beobachten?

Das Kinder Zuhause und in der KiTa so unterschiedlich sind gibt es auf jeden Fall, ich kenne es aber nur so, dass sich die Kinder in der KiTa super an die Regeln halten, höflich und fröhlich sind, aber zuhause Ausraster vom feinsten haben :)

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Hallo

Ich habe paar Fragen dazu: hat ihr Kind im Alter von 12 Monaten - spätestens 22 Monate mit dem Zeigefinger auf Dinge gezeigt um ihnen was zu zeigen? Reagiert ihr Kind auf den Namen wenn es gerufen wird?

Wenn Sie auf Google mchat Autismus eingeben kommt so ein Fragebogen. Fülle den doch mal aus, dann weisst du wo dein Kind in etwa liegt….

Ales Gute

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Hallo,

er hat ab 7 Monaten auf Objekte mit dem Finger gezeigt, wenn man ihn zB gefragt hat "Wo ist die Lampe, der Teddy, das Auto etc...
Er hatte ein sehr frühes und gutes Hörverständnis und ein sehr großes Interesse an Büchern.

Ja er reagiert auf seinen Namen, hin und wieder muss ich zweimal rufen, wenn er gerade beschäftigt ist.

Mit 14 Monaten konnte er Melodien nachsingen und mit Worten ergänzen die er bis dahin kannte.

Den Fragebogen werde ich mir mal ansehen.

Vielen Dank!

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In der Regel fehlt bei Autisten das sogenannte Pointing. Mit dem zeigefinger auf Dinge zeigen und die Aufmerksamkeit teilen