Guten Abend zusammen,
ich bin eigentlich immer eine stille Mitleserin und versuche ähnliche Themen die zu meinen Lebenssituationen passen hier nachzulesen. Diesmal habe ich ein Anliegen auf meinem Herzen was mich schon belastet, würde ich jetzt mal so sagen. Und brauche dringend um die Rat! In meinem Umfeld kann ich leider mit niemanden darüber reden.
Es geht um meinen Sohn der fast 3,5 Jahre alt ist und er hat gerade die Diagnose Entwicklungsverzögert erhalten.
Er ist ungefähr 12 Monate zurück in seiner Entwicklung.
Er besucht derzeit keinen Kindergarten oder vergleichbares.
Einen Kindergartenplatz hatten wir letztes Jahr in einem Regelkindergarten als er 2 Jahre alt war. Die Leiterin der Kita hatte mich darum gebeten meinen Sohn abzumelden nach ungefähr drei Wochen Eingewöhnungszeit, weil er wohl kein Vertrauen zu den Erzieherin aufbauen konnte und er allgemein noch sehr babyhaft für sein Alter wirkte.
Halbes Jahr später besuchte er die Frühförderung, weil ich gemerkt habe das mein Sohn sich viel langsamer als andere Kinder entwickelt und er manchmal komische Verhaltensweisen aufzeigt. Er macht in der Frühförderung die er regelmäßig besucht tolle Fortschritte und manchmal erkenne ich mein eigenes Kind nicht wieder. Er ist viel aufgeblühter und in seiner Sprache hat er auch Fortschritte gemacht. Er kann mittlerweile schon 3-4 Wortsätze bauen.
Dieses Jahr haben wir leider keinen Platz bekommen und ab nächstes Jahr habe ich ihn bei einem heilpädagogischen Kindergarten angemeldet, aufgrund der Entwicklungsstörung.
Die Einrichtung hab ich mir bereits auch schon angeschaut, aber so ganz sicher bin ich es nicht.
Manchmal denke ich mir das ein I-Platz in einen Regelkindergarten auch ausreichen würde. Zumal der dann auch bei mir viel näher wäre, als der heilpädagogische Kindergarten. Mein Sohn müsste dann jeden morgen 20 min mit einem Bus gefahren werden und auch zurück.
Er ist nicht gewöhnt unter vielen Kindern zu sein, aber ich denke das er in einem Regelkindergarten wegen den anderen Kindern sehr viel dazu lernen kann.
Bei dem Heilpädagogischen Kindergarten finde ich das Angebot an diversen Förderungen sehr ansprechend, aber es gibt halt manche Kinder die in ihrer Entwicklung sehr stark eingeschränkt sind.
Nur spricht die Frühförderung inzwischen auch von Autismus, da er doch autistiche Züge zeigen würde, wegen deiner verträumten Art. Ich finde meinen Sohn ehrlich gesagt, nicht autistisch.
Er wirkt halt manchmal sehr verträumt und möchte nie wirklich was spielen, es wirkt immer so als müsste man ihn dazu animieren mal was anderes zu spielen. Sei es Puzzle oder malen usw.
Er beschäftigt sich zuhause ausschließlich mit Murmeln und Kugeln, damit spielt er vertieft und konzentriert. Durch sein mangelndes Interesse an neuen Spielzeug oder Spiele leidet seine Entwicklung.
Ich weiß das er einige Dinge auch bereits schon kann, aber es fehlt wirklich die Interesse und die Neugier. Z.b ist er in seiner grob Motorik fit, dafür in der Feinmotorik nicht besonders gut.
Die Interesse an neuen Dingen war von Anfang nie oft da, was es für mich als Mutter ziemlich schwer war an meinem Sohn heranzukommen. Durch die Frühförderung kann ich mittlerweile mit ihm auch gemeinsam was spielen, aber es wirkt immer sehr abgehackt. Er wirkt immer sehr gelangweilt. Ich weiß jetzt nicht, ob das wirklich schon ä die Richtung „Autismus“ geht.
Was würdet ihr mir raten soll er lieber in einen integrativen Kindergarten oder in einen heilpädagogischen?
Wir hatten einen sehr holprigen Start mit dem Kindergarten und ich möchte dieses Mal alles richtig machen. Da es mir sehr wichtig ist das er mit anderen Kindern in Kontakt kommt, aber ich es null einschätzen kann ob mein Sohn krank ist oder ob er das noch aufholen kann bei guter Förderung.
Erfahrungen zu Entwicklungsverzögerten Kindern
Du schreibst, dass du gar nicht weißt, was dein Sohn überhaupt hat. Habt ihr dies nie abklären lassen? Wenn nicht, wäre das für mich der erste Schritt.
Im Kindergarten meines Sohnes ist ein geistig behindertes Kind und ein autistisches Kind. Das autistische Kind hat eine persönliche Assistenz und das Mädchen hat Frühförderung. Beide Kinder kommen gut klar, wobei die Mutter des Mädchens anfangs skeptisch war, ob der Kindergarten sie nicht überfordern würde. Diese Skepsis war unbegründet.
Ich kenne Sprachheilkindergärten nur für wirklich stark eingeschränkte Kinder. Das erscheint mir bei deinem Sohn nicht der Fall zu sein. Die meisten Sätze haben üblicherweise 3-4 Worte. Daher klingt es für mich nicht so gravierend.
Dass die erste Eingewöhnung so früh abgebrochen wurde, klingt für mich ungewöhnlich. Wenn es unnormal wäre, dass ein Kind nach drei Wochen keine Beziehung aufgebaut hat, dann kenne ich einige „unnormale“ Kinder. Vielleicht hat einfach das Setting damals nicht gepasst?
Ich vermute, dass dein Sohn von einem Kindergarten profitieren würde. Daher würde ich den Platz nehmen, den ihr kriegen könnt, ohne auf die Taube auf dem Dach zu hoffen.
Ich würde wohl den integrativen Kindergarten bevorzugen, auch um ein Gefühl zu bekommen, ob es später auf einer normalen Grundschule, ggf. mit I-Kraft, weiter gehen kann, oder ob eine Förderschule sinnvoller ist.
Wir sind seit einem Jahr bei der Frühförderung. Er macht doch eine Therapie in der Heilpädagogik wahrscheinlich auch bald ergo. Aber eine richtige Diagnose haben wir nicht. Ich hatte noch Hoffnung das er es aufholen könnte. Habe jetzt einen Termin im Frühjahr beim SPZ
Ganz dringend würde ich mit dem Kinderarzt sprechen und ihn im SPZ zur Diagnostik anmelden. Bis du da einen Termin hast, vergeht ein Jahr.
Dann wäre mir wichtig, dass er sehr bald regelmäßig Kontakt zu Kindern bekommt. Wenn wirklich, auch mit Hilfe des Jugendamtes, kein Platz zu bekommen wäre, würde ich zumindest ein paar Mal pro Woche Spielgruppen besuchen. Die sind normalerweise für kleinere Kinder, das könnte wegen der Entwicklungsverzögerung für ihn passen. Solche Gruppen findest du zum Beispiel bei Familienbildungszentren.
Für mein Kind fand ich Regelkindergatten mit I-Kraft gut, es hat sich da viel von den anderen Kindern abgucken können. Jetzt besucht es eine Förderschule und mir fehlt der „normale“ Einfluss manchmal…
Vielen dann für deine Antwort! Ich habe ihn bereits schon beim SPZ angemeldet wir haben jetzt bald schon einen Termin, habe das gestern vergessen in meinem Beitrag noch mit zu schreiben.
Aus Erfahrung möchte ich dir sagen, dass ich auf jeden Fall den heilpädagogischen Kindergarten wählen würde.
Ja, es gibt dort schwerer beeinträchtigte Kinder, aber die werden dein Kind nicht negativ beeinflussen.
Der Personalschlüssel ist in einem heilpädagogischen Kindergarten viel besser. Sie haben in der Regel eine bessere Ausstattung und Räumlichkeiten. Es sind weniger Kinder, das Personal hat einen ganz anderen Blick auf die Entwicklung. Förderung kann gleich im Kindergarten stattfinden.
Im Regelkindergarten sind sehr große Gruppen. Es gibt oft wenig Erzieherinnen, die dann natürlich keine Zeit für Einzelbetreuung haben.
Natürlich lernen Kinder von anderen Kindern. Aber nicht alle Kinder sind sozial. Kinder mit irgendwelchen Auffälligkeiten werden oft ausgegrenzt. Dein Kind müsste sich in großen Gruppen zurecht finden können, sich wehren können. Und spezielle Förderung ist in einem Regelkindergarten kaum möglich.
Ich sehe es so, dass es sinnvoll ist, alle möglichen Unterstützungsmöglichkeiten zu nützen.
Evtl. wird sich später erweisen, dass manches nicht nötig war.
Aber das schadet nicht.
Wenn man allerdings die Störung zu lange ignoriert, verliert man wertvolle Zeit. Dein Sohn ist jetzt schon zu alt, um es einfach laufen zu lassen und zu hoffen, dass es sich von selber reguliert.
Und 20 Minuten Fahrt sind ja nun wirklich kein Problem.
Vielen Dank für deine tolle Antwort! :)
Ich sehe das exakt wie du. Was auch ein riesiger Vorteil ist (wenn man wieder arbeiten geht oder auch so): im HPK werden die Therapien vormittags gemacht. Es ist für das Kind saublöd, wenn es in einem Regelkindergarten ist, aber immer erst später als alle anderen Kinder kommt (weil es morgens noch Therapie hat) oder nachmittags komplett fertig und nicht aufnahmebereit bei der Therapie sitzt, weil es schon einen langen Tag hinter sich hatte. Ich verstehe zwar nicht ganz wieso das im Regelkindergarten nicht möglich ist, aber hätten wir einen HPK in der Nähe, wäre mein Kind dort definitiv hingegangen!