Hallo ihr lieben,
ich weiß nicht mehr weiter. Mein Kind spricht gar nicht. Auch kein Mama, Papa, nein, ja etc. In letzter Zeit ist er etwas mehr an Sprache interessiert und versucht manche Wörter auf seiner Art und Weise nach zusprechen. Um das „nicht sprechen“ mache ich mir weniger Sorgen als um das „nicht bzw kaum verstehen“.
Einfache Aufforderung führt er nicht aus sondern ignoriert es. Wenn ich frage wo ist dies oder jenes kommt nie eine Antwort. Wenn ich frage ob er Hunger, Durst hat - keine Antwort. Heb bitte deine Falsche auf, hol mir deine Schuhe, wo ist deine Jacke etc. Er hört auch nicht zu. Wenn ich ihm etwas nicht erlaube dann wird er total wütend, wenn er sich dann beruhigt hat und ich es ihm erklären möchte hört er nicht zu. Er hört mir einfach nixht zu. Schaut weg, beschäftigt sich mit etwas anderem, geht weg. Er ist irgendwie manchmal in seiner eigenen Welt.
Beim turnen möchte er die anderen Kinder umarmen und einen Kuss auf den Kopf geben. Diese möchten es aber nicht. Aber man kann es ihm 100 mal sagen - er versteht es nicht. Generell wirkt er gegenüber Kindern aggressiv obwohl ich denke dass es seine Art ist Kontakt aufzunehmen. Er möchte niemandem mit Absicht wehtun, er möchte nur mitspielen oder Aufmerksamkeit von den anderen Kindern
Er nimmt mich immer an die Hand und führt mich dorthin,wenn er etwas bestimmtes haben wil. Er hat noch nie auf etwas gezeigt
Er winkt auch nie zum Abschied. Nur bei Liedern klatscht oder winkt er. Komischerweise versteht er da sehr viel und führt manches auch aus. Aber nur wenn wir zuhause unter uns sind. Beim Turnen macht er bei den bewegungsliedern nie mit.
Autismus wurde von einigen Familienmitgliedern in den Raum geworfen und ob es denn passen würde. Vorallem weil mein Bruder Autist ist wäre die Wahrscheinlichkeit ja da. Ich weiß einfach nicht. Ich bin sehr verunsichert. Liebe mein Kind über alles und sowie er ist. Ich wünsche mir einfach dass ich ihn verstehe. Ich wünschte ich könnte ihn verstehen und ihm helfen.
Ich bin am Ende. Es macht mich sehr traurig und ich weiß nicht was ich tun soll.
Beim Pädaudiologen waren wir schon, eine Schwerhörigkeit wurde ausgeschlossen. Ich habe auch den Eindruck dass er sehr gut hören kann. Denn er liebt Musik über alles, sobald ich Lieder anmache singt bzw summt er mit. Versucht nachzusprechen und kennt den Songtext von manchen Lieder so gut wie auswendig. Wenn ich ihn vom anderen Raum rufe, rennt er sofort zu mir.
SPZ Termin haben wir im Neujahr. Bei der Frühförderung habe ich ihn auch angemeldet, die „Tests“ starten auch kommende Woche.
Wer hat ähnliche Erfahrungen und könnte mir Tipps geben?
Kleinkind 26 Monate spricht und versteht kaum
Hat dein Sohn mit anderen Kindern zu tun? Ist er am Vormittag in der Kita? Ein Kind, welches mit meiner Tochter in die Krabbelstube gegangen ist, hat vorher auch sehr wenig gesprochen, der Kinderarzt hat empfohlen, dass sie den Buben dort hin geben sollen, er war glaube ich, immer nur ein paar Stunden am Vormittag dort, sein Vater hat gesagt, dass er sich gut entwickelt hat, mehr spricht etc. Ein Mädchen von bekannten, so alt wie meine Tochter, spricht auch nicht viel, ihre Mama ist zu Hause mit ihr und sie hat sehr wenig Kontakt zu anderen Kindern. Gibt es Spielgruppen, wo du hingehen kannst?
Lg
Er geht einmal die Woche zum turnen und sonst treffen wir uns ab und an mit Freunden die Kinder haben.
Ich mache mir weniger Sorgen um das nicht Sprechen sondern mehr darum dass er vieles nicht versteht und nicht umsetzen kann.
Das kann man so pauschal nicht sagen dass eine Betreuung zum sprechen animiert. Denn manche Kinder gehen in einer Betreuung unter und verstummen dann erst recht. Und nur weil ein Kind unter 3 ausschließlich von der Mutter betreut wird ist das nicht zwingend die Ursache für wenig sprechen. Da muss man schon genau hinschauen was für das Kind passt.
So wie die TE die Situation im turnen beschreibt ist es ja nicht so dass er sich da total in der Gruppe einfindet. Sondern dass er im Umgang mit Kindern etwas stürmisch ist, etc. Ich glaube nicht das frühe Fremdbetreuung jedes Übel behebt oder den Kindern ernsthaft was fehlt so lange man sich zu Hause mit ihnen altersgerecht beschäftigt und nicht nur vor dem Fernseher parkt. Und versteh mich nicht falsch meine Kinder waren in einer Krippe weil ich die Betreuung brauchte und sie hatten beide eine angenehme zeitnubd sind gern gegangen.
Super, dass du dich so gut kümmerst. Pädaudio und SPZ sind auf jeden Fall die richtigen Anlaufstellen. Frag schon mal beim Kinderarzt an, ob er euch eine Verordnung für Logopädie ausstellen würde und lass dich dann in den Logopraxen in eurer Nähe auf die Warteliste setzen.
Man gibt den Late Talkern (= Kinder die mit 24 Monaten weniger als 50 Wörter sprechen und/oder keine 2-Wort-Kombinationen sprechen), in der Regel eh noch mal 6-12 Monate Zeit, ehe man mit der Therapie beginnt. Die Wartelisten der Logos sind aber. Vielerorts voll und man wartet selbst auf einen Vormittagstermin mehrere Monate. Deswegen lieber früher anfragen, absagen kann man immer noch.
Wie spielt dein Kind denn? Rein funktional oder auch symbolisch? Die Spielentwicklung hängt eng mit der Sprachentwicklung zusammen. Wie viel Medienzeit hat er? Wie ist seine Mundmotorik? Hat er Schwierigkeiten beim Schlucken/Kauen? Wie reagiert er, wenn du ihm unsinnige Aufgaben stellst? So was wie: „Nimm den Löffel und kämm dir damit die Haare!“ Gibt er überhaupt Geräusche von sich? Imitiert er Tierlaute?
Hallo, danke erstmal für deine Antwort.
Bezüglich der Logopädie. Ich habe ein Rezept vom Kinderarzt für eine Interdisziplinäre Frühförderung bekommen. Wir haben die kommende Woche den ersten Termin bei der Logopädin und dort wird sich seine Mundmotorik genau angeschaut. Vorallem weil er tatsächlich Probleme mit dem Kauen hatte und teilweise immer noch hat.
Mein Kind spielt viel mit seiner großen Kugelbahn, schaut sich gerne mal Bücher alleine oder mit
Mir an. Versucht Puzzlespiele und Steckspiele zu machen. Aber er spielt lieber mit Spielzeug was Musik macht. Generell liebt er Musik über alles und könnte 24 Std Kinderlieder hören und durch die Wohnung hüpfen/springen/tanzen. Er singt bzw summt viel. Er spielt keine Rollenspiele (manchmal gibt er mit „essen“ zum Spaß in den Mund und lacht sich kaputt wenn ich so tue als würde ich es essen“, er spielt mit keinen Bauklötzen, manchmal baut er einen Turm mit verschieden großen Bechern auf aber sonst baut er nicht, malen tut er Max. 1minute, Autos schiebt er nicht bzw selten durch die Wohnung, er hat auch eine Eisenbahn aber auch die wird nicht bespielt, Kuscheltiere etc. interessieren ihn auch nicht. Er hat so gut wie gar keine Medienzeit, nur in Notfällen oder zum
Fingernägel schneiden.
Wie reagiert er, wenn du ihm unsinnige Aufgaben stellst? So was wie: „Nimm den Löffel und kämm dir damit die Haare!“
Er würde gar nicht reagieren weil er es nicht verstehen würde oder mir nicht zuhört.
Gibt er überhaupt Geräusche von sich? Imitiert er Tierlaute?
Tierlaute macht er manchmal nach, wie Hund, Katze, Ente, Kuh etc
Wie gesagt er singt bzw summt und versucht in Liedern in seiner eigenen Sprache den Songtext mitzusingen. Wenn er etwas möchte dann schreit er eigentlich. Gibt halt Laute wieder wie ein kleines Baby.
Wenn wirklich keine Schwerhörigkeit vorliegt, wird zunächst am Sprachverständnis gearbeitet. Dass dein Sohn dir nicht zuhört, glaube ich eher nicht. Womöglich kann er das Gehörte noch gar nicht analysieren, die Sprache, die er hört, ist für ihn vielleicht eher wie Hintergrundgedudel im Kaufhaus. Da er Musik ja so mag, kann man da gut ansetzen.
Das Sprachverständnis ist die Basis, erst danach kommen sprachliche Äußerungen. Er probiert seine Stimme ja über Summen und das Imitieren von Tierlauten aus. Das ist gut.
Die Therapeuten werden euch anleiten und Tipps geben, wie Sprachförderndes Verhalten aussieht und worauf ihr noch achten könnt.
Du machst alles richtig. Du verschließt nicht die Augen, sondern versuchst alles, um deinem Kind zu helfen! Das ist toll!
Ich wünsche euch alles Gute!
Kam dir die Entwicklung schon immer anders/auffällig vor?
Bei meinem zweiten Kind ist es exakt genauso. Allerdings war sie schon immer entwicklungsverzögert, weswegen wir Sachen wie SPZ und Frühförderung bereits im 1. Lebensjahr hatten. Tipps habe ich keine mehr, ich denke, du hast bereits alle Anlaufstellen 😊
Eventuell würde ein Pflegegrad noch in Frage kommen? Gerade wenn ihr dann einiges an Therapien habt, ist das gut möglich und hilft finanziell zum Beispiel auch für Fördermaterialien.
Hallo, danke für deine Antwort.
Er hat sich im ersten Lebensjahr eigentlich ganz normal und altersgemäß verhalten bzw. entwickelt. Der Kinderarzt war immer sehr zufrieden bei den U‘s. Er hing immer etwas sprachlich hinterher und hat manches noch nicht umsetzen können, aber mit knapp einem Jahr macht man sich noch keine großen Sorgen. Der Kinderarzt und wir haben halt immer gedacht „Ach das wird schon noch“. So richtig bewusst ist mir das ganze erst mit knapp 1,5 Jahren geworden.
Das einzige wo er immer sehr auffällig war ist sein Essverhalten. Er hat bis er 1,5 Jahre war überwiegend nur flüssige bzw Breikost gegessen da er keine festen Speisen mochte. Er hat immer gewürgt und erbrochen, aber mit viel Geduld haben wir ihn an unser Essen gewöhnt.
Und wie hat sich dein Kind entwickelt? Hat sie Fortschritte machen können?
Schwierig. Gut, dass die Ohren gecheckt wurden. Ich denke, jetzt kann man nur abwarten, was bei den Tests raus kommt.
Ihr habt ja soweit schon alles in die Wege geleitet.
Ich drücke dir die Daumen, dass du dein Kind bald verstehst - egal, auf Seelachs Art ihr kommuniziert.
Da vielleicht doch ein kleiner Tipp: versucht es doch mal mit Gebärden? Vielen Kindern (auch ohne Einschränkungen) fällt das tatsächlich leichter, manche lernen das begleitend zum sprechen. Vielleicht könnt ihr zum Beispiel Gebärden für Hunger und Durst einführen usw 😊
Danke für den Ratschlag. Ich werde mich mal darüber informieren
Ich verstehe deine Verzweiflung, mir würde es auch so gehen. Leider kann ich nur sehr bedingt weiterhelfen und ein paar Erfahrungen schildern. Ich denke, du musst die Tests abwarten, auch wenn es schwer fält.
Mein Grosser wurde als Late Talker eingestuft (ca. 30 Wörter mit 24 Monaten), hat dann aber ohne spezielle Förderung schnell aufgeholt im 3. Lebensjahr.
Ein Nachbarsjunge (3.25 Jahre) spricht noch kaum richtige Wörter, sondern eine Fantasiesprache. Seine Familie versteht ihn. Er spielt ab und zu mit meinem Grossen und scheint sonst normal entwickelt. Er hat mit 3 mit Logopädie angefangen.
Ein anderer Nahbarsjunge (24 Monate) spricht noch gar nicht und auch keine Laute. Er spielt oft mit meinem Kleinen (auch in der Kita) und mein Kleiner ist mit 16 Monaten in allem schon weiter. Da wurde auch schon Autismus Verdacht geäussert. Er nimmt aber sehr viel Kontakt auf, nimmt zB meine Hand usw, dh meine Laienmeinung würde sagen, dass es nicht unbedingt Autismus ist, sondern eine Entwicklungsverzögerung und/oder "Behinderung/Anomalie" im Mundraum da gar keine Laute kommen.
Dein Sohn macht Tierlaute nach und singt in seiner Sprache. Ich denke, das sind schon mal gute Zeichen. Ich drücke die Daumen, dass er einfach nur spät dran ist.
Du hast schon tolle Tipps bekommen und gehst die richtigen Schritte, denke ich. Was würde passieren, wenn du ihm Aufforderungen singst? Von mir aus völlig übertrieben und überzogen. Meinst du, das könnte so irritieren, dass du Aufmerksamkeit bekommst?
Wie bitte? Ich verstehe gerade nichts. Was versuchst du mir zu unterstellen?
Sie unterstellt dir gar nichts, sondern schlägt vor, die Vorliebe deines Sohnes für Musik zu nutzen, indem du mit ihm singst statt zu sprechen. Sing deine Fragen: „Willst du was trinken?“ oder deine Aufforderungen: „Wirf mal den Ball!“ Singstimme statt Sprechstimme.
Für Schlaganfallpatienten gibt es ein Therapiekonzept mit Musik. Im Sprachzentrum in der rechten Gehirnhälfte sind beispielsweise die Wortbetonungen gespeichert. In der linken Gehirnhälfte sitzt die Grammatik. Das kann man je nach Lokalisation des Schlaganfalls nutzen. Auch in der Stottertherapie wird viel mit Musik gearbeitet, weil Stotterer beim Singen nicht stottern, da Gesang anders eben anders im Gehirn verarbeitet wird als Sprechen. Das könnte bei deinem Sohn auch funktionieren.
Liest sich, als wäre er im Autismusspektrum.unterwegs.
Haben Autisten nicht eher körperliche Distanz zu anderen? Das Kind der TE geht ja laut ihren Schilderungen offensiv zu den anderen Kindern, will sie umarmen und Küsschen auf den Kopf geben.
Kennst du einen Menschen mit Eigenschaften aus dem Autismusspektrum, kennst du auch nur den Einen !
Körperliche Distanz kann sich darin begründen, dass Berührungen sehr viel intensiver wahrgenommen werden. Das empfindet aber nicht jeder aus dem Autismusspektrum gleich.
Ich entdecke ihn eher in der Beschreibung seiner (Nicht-)kommunikation.