Geschwisterkrise oder Wo ist unser glücklicher Sohn hin?

Hallo,

Ich bin schon lange stille Leserin aber nun weiß ich einfach nicht mehr weiter und hoffe auf ähnliche Erfahrungen/Berichte, die mir weiterhelfen oder Mut geben können.

Mein Sohn wird nächste Woche 3, sein kleiner Bruder im Februar 1 und wir haben ein Jahr des Kampfes hinter uns. Der große hat sich so sehr durch die Geburt verändert, dass wir ihn nicht wieder erkennen. Ich wusste mit Erhalt des positiven Schwangerschaftstest bereits, dass ihm das sehr zu schaffen machen wird. Ich habe viel gelesen, wie man dem entgegnen kann. Keiner hat mich ernst genommen und es wurde schlimmer als erwartet. Die erste Zeit randalierte der große nur. Schmiss all seine Spielsachen auf den Boden. Er biss mich, den Bruder, schlug, schubste, war insgesamt sehr aggressiv und egal was wir machten, es reichte nicht aus. Ich muss sagen, dass wir auch keine Familie in der Nähe haben, die ihn oder uns auffangen würde.
Seit der Geburt schläft er nicht mehr mittags. Er ist morgens in schlimmen Zeiten um 4, in guten um 5 wach. Er ist so übermüdet, dass er um 9 bereits fertig ist. Dann fängt er wieder an zu schubsen, Sachen rumschmeißen, man erreicht ihn gar nicht mehr. Schlafen will er nicht. Er weint und fleht mich an, wenn ich ihn z.b. in die Trage packe und singe. Ins Bett geht er mittlerweile um 6.

Eingewöhnung im Kiga war im September, das haben wir aber abgebrochen da das Verhalten noch schlimmer wurde. Es war nun eine Zeitlang besser, nun ist's wieder schlimm. Und ich habe keine Geduld mehr. Ich weiß, es wäre alles besser, wenn er mal schlafen würde, aber das macht er einfach nicht. Teilweise ist er so lustlos, dass ich glaube er habe eine Depression. Er kaut auf seinen Fingern/Klamotten rum, schubst immer wieder. Ist seinem Bruder gegenüber aggressiv.
Der Kiga hat nun ins Spiel gebracht, dass er sehr sensibel ist und wohl kognitiv sehr begabt. Der Kinderarzt hat uns ins heilpädagigische Zentrum geschickt. Dort warten wir nun auf einen Termin. Aber ich kann einfach nicht mehr.
Wir führen kein schönes Familienleben. Es ist nur Stress und Kampf. Ich schreie so oft rum, weil ich mit meinen Kräften einfach am Ende bin. Und dann sehe ich jedes mal, dass in seiner kleinen Seele etwas zerbricht.
Familienberatung haben wir auch gemacht. Niemand konnte helfen.

Er hat auch panische Angst mich zu verlieren, dass ich weg bin. Kommt wahrscheinlich auch durch die Geburt.

Hat jemand ähnliches erlebt oder kann mir ein wenig Hoffnung machen, dass es besser wird.

Es tut mir leid, dass der Text lang und chaotisch geworden ist.

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Hallo,

fühl dich erst einmal gedrückt.

Wenn ich das so höre, glaube ich leider, dass durch den Stress und die allgemein schlecht gefundene Situation ziemlich viel Gespiegelt wird und das ganze noch schlimmer gemacht wird.

Wenn du überlastet bist, schick doch beide Kinder in die KiTa. Unsere beiden sind 1,5 Jahre auseinander - beide in der KiTa - zum Glück war unsere kleine Große bereits in der KiTa als sie ihre Schwester bekommen hat. So kleine Kinder werden unheimlich schnell in die KiTa integriert. Vielleicht ist das ja die Lösung, dass erst einmal das kleine Geschwisterchen in der KiTa ist und du etwas spezialzeit mit dem großen hast und dann wird er langsam in die KiTa eingeführt.

Wie mobil ist denn der kleine Bruder? Es wird eigentlich besser umso mobiler das Geschwisterchen wird. Wir hatten auch viel ärger mit kratzen und eifersucht das erste halbe Jahr und dann ist es halt immer besser geworden, weil das Geschwisterchen immer mehr als eben das wahrgenommen wurde. Vielleicht dauert das bei mehr abstand vielleicht länger. Mittlerweile 14 Monate und 34 Monate, spielen unsere beide gut nebeneinander und raufen auch gerne miteinander. (Muss man leider immer etwas neben sitzen, aus Spaß wird da schnell ernst. ^^°) Es wird aber definitiv immer mehr und dass werdet ihr auch bald haben.

Bearbeitet von ina86b
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Vielen Dank für deine Antwort. Das mit dem Spiegeln ist mir letztens auch klar geworden. Aber ich weiß einfach nicht, wo ich mir Freiräume schaffen kann, um mal wirklich Kraft zu tanken. Ich bin letztens nur alleine zum Bäcker und der große hat randaliert und geweint, bis ich wieder da war...

Den kleinen in den Kiga bringen ist keine Option, da der kiga, so wie leider fast überall, eine lange Warteliste hat. Außerdem steht er gefühlt sowieso schon auf dem Abstellgleis da so viel Zeit für den großen investiert wird.

Der kleine läuft schon seit 2 Wochen. Da hatte ich auch das Gefühl, wir hätten es endlich geschafft und hätten es überwunden aber jetzt fängt das ganze wieder an.

Ich Frage mich auch, ob das alles noch normales Verhalten ist, oder irgendetwas mit unserem Sohn nicht stimmt

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Also, wenn er müde ist, dass er Sachen herum schmeißt, ist zumindest bei unserer kleinen Großen, vollkommen normal. Genauso wie ihre Schwester abwerfen oder uns, oder einfach durch die Gegend. Es ist schon teilweise zum Haareraufen. (Letztens hat sie sich selbst abgeworfen, da war was los.)

Generell kann ich das natürlich überhaupt nicht - wie keiner hier aus dem Forum beurteilen - ob irgendein verhalt noch im Rahmen ist. Du klingst nur sehr erledigt. (Was denk ich mir auch normal ist. Ich bin sehr froh über die beiden KiTa Plätze meiner Mädels, sonst würde ich das mental gar nicht gestemmt bekommen.)

Mir fällt leider auch nur der Standart ein.
* Bei ProFamilia u.ä. sich erkundigen wie man sich vielleicht entlasten kann
* Mutter-Kind-Kur
* Tagesmutter als Alternative zur KiTa - vielleicht hast du ja Glück
* Spielgruppen und anderes um den großen zu beschäftigen
* Entlastung durch den Vater (Bspw. holt mein Mann mit den Kindern zusammen am Wochenende Brötchen und ich bleib noch ne Runde liegen, weil ich mich um die Nacht kümmere.)

Generell, wenn du sagst, er ist eigentlich müde schläft aber nicht, schläft er vielleicht im Auto? Unsere kleine ist manchmal ziemlich schwer hinzulegen, also gibt es die Runde um den Block mit den Auto und dann bleiben mein Mann oder ich auch drin sitzen: schlafen, beschäftigen uns am Handy - was gerade so passt

Bearbeitet von ina86b
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Ich will deinen text nicht in Frage stellen , denn ihe kennt eure Situation am besten , aber mal ein anderer Ansatz denn dein Text liest sich etwas , als würde für euch es nur einen Grund für die Veränderung des Kindes geben undzwar die Geburt von Nr. 2 und ich glaube dadurch triggert dich / euch die Situation noch mehr , da ihr euch verantwortlich dafür fühlt.

Eine wesensveränderung um die Geburt des zweiten Kindes ist normal, aber um das 2. Lebensjahr startet die autonomiephase und ich würde sagen 80 Prozent der Eltern erkennen ihr Kind nicht mehr wieder.

Schmeißen, hauen , schubsen sind Verhaltensweisen die vollkommen normal sind(auch wenn nicht schön ).

Du sprichst davon, dass ihr schon einen Kita Start hinter euch habt, was ist denn schief gelaufen ?Ich finde die Kita/ tagesmutter ist für die Kinder ein guter Ausgleich zu. zuhause. Vorallem weil es mit 3 Jahren nicht mehr mit 1-2 Std Spielplatz getan ist , sondern schon einiges nötig ist um ein Kind auszulasten.

Meine grosse war letztens ne Woche zuhause ( krank aber hat sich nicht schlecht gefühlt ) nach wenigen Tagen hatte sie nur noch flausen im Kopf und war total aufgedreht.

Unsere grosse gibt seit sie 2,5 Jahre alt ist richtig Vollgas. Es gibt Phasen da ist man froh wenn der Tag vorbei ist.
Letztens hatten wir wieder so einen Autonomie Höhepunkt mit Lügen was das Zeug hält , hauen wenn was nicht passt und wirklich alles wurde extra gemacht.
Halleluja 🤣



Also ich meine nur das ihr vielleicht andere Ansätze finden müsst und ein paar grundlegende dinge ändern müsst , anstatt es als " geschwisterkrise" anzunehmen

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Danke! Ich hab zu meinem Mann auch schon gesagt, dass ich gar nicht mehr weiß, ob das nun Geschwisterkrise ist oder Autonomiephase. Das kann einem ja auch niemand sagen. Ach Gott was wäre das schön. Du schreibst, wir mussten grundlegende Dinge ändern? Was genau meinst du.

Unser Sohn war durch den kiga heillos überfordert. Durch den schlafmangel war er dort schnell überreizt und wurde auch dort aggressiv. Die Kinder wehrten sich und das konnze er überhaupt nicht verkraften. Wir haben die Betreuungszeit verkürzt aber ich habe dennoch jeden Tag ein weinendes kind abgeholt. Außerdem hat er noch weniger geschlafen. War nachts mehrfach wach und morgens um halb 4 war die Nacht vorbei. Bis abends um 7. Das Verhalten zu Hause war dadurch noch belastender. Die Pause haben wir gemeinsam mit dem Kiga entschieden.

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Hey 👋🏼

ohje, das hört sich für mich so an, als seid ihr einfach in einer Negativ-Spirale gefangen und kommt da nicht so recht raus.

Eure Jungs sind altertechnisch sehr nah beieinander, was einerseits schön ist, andererseits anstrengend.

Was mich als erstes interessiert: wieso dachtest du schon in der Schwangerschaft, dass ihm ein Geschwisterchen zu schaffen machen wird?!

Ich glaube nicht, dass sein Verhalten ausschließlich mit der Geburt des Bruders zutun hat.
Das Alter ist einfach eine extrem intensive Zeit. Wir haben auch eine gerade frisch 3 gewordene kleine Kröte hier und wissen wovon wir sprechen.
Sie möchte, dass alles nach ihrem Kopf geht, rennt weg beim Umziehen, will dass ihr 5 jähriger Bruder nach ihrer Pfeife tanzt, macht extra seine mit Lego gebaute Straße kaputt.....
Ihr Bruder war zu der Zeit wesentlich einfacher zu händeln aber dennoch war es eine anstrengende Phase.

Ich würde es dringend nochmal mit Kita versuchen....du schreibst, dass es für ihn schwer zu ertragen war dass andere Kinder sich wehren: naja, schwer zu ertragen mag das sein, aber so lernt er Sozialverhalten. Das ist ziemlich wichtig für Kinder ! Dass sie sich nicht die Köpfe einschlagen, darum kümmern sich ja dann die Erzieherinnen.
Hat er häufig soziale Kontakte zu Gleichaltrigen ?

Dass du dauerhaft gestresst bist, macht es natürlich nicht besser. mir geht's auch oft so ..aber umso mehr wir dann hochfahren, umso mehr drehen die Kids am Rad.

Schaff dir Freiräume durch den Papa oder langfristig durch eine Kita /Tagesmutter.

Viele Grüße
Juju

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Hey,

Der große war schon immer sehr sensibel, auf mich fixiert. Ich hatte einfach im Gefühl, dass es ihm sehr schwer fallen wird, mich zu teilen. Er war einfach noch zu klein, zu unselbständig, zu abhängig von mir. Da wir zu dieser Zeit auch noch unser Haus bauten, konnte der Vater im Vorhinein keine größere rolle übernehmen.

Wir werden es nächsten Monat noch einmal mit dem Kiga probieren. Klar muss er Sozialverhalten lernen, aber nicht um jeden Preis. Ich will nicht jeden Tag ein verzweifelt weinendes kind abholen. Er hat ja nicht gekniffen, weil er den anderen weh tun wollte, sondern weil ihn irgendetwas beschäftigt, das er nicht kommunizieren kann. Ich hoffe, dass es nun einfach besser klappt.

An das Konzept einer Leihoma habe ich auch schon gedacht. Habe aber auch Respekt davor jemanden so eng in die Familie zu lassen. Im besten Fall wird die Person wirklich wie eine richtige Oma. Das heißt aber auch, dass wir uns später kümmern wollen, wenn Krankheit etc eintreffen sollten. Und das können wir wirklich nicht auch noch leisten. Daher hadern wir mit dem Gedanken.

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Soziale Kontakte hat er viele. Wir treffen uns regelmäßig mit Freunden, die im gleichen Alter sind. Die kennen ihn und uns, da kann ich entspannter in ein Treffen gehen, da ich weiß, dass sie unsere Situation kennen. Wenn er da mal kneift stecken die anderen das gut weg und er bekommt eine Retour. In diesem Umfeld kommt er aber damit klar und ich hoffe, dass so ein Lerneffekt auftritt.

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Ich habe auch zwei Jungs mit demselben Abstand, jetzt 1.5 Jahre und 3.5 Jahre. Beide sind keine "einfachen" Kinder und fordern mich auch teilweise sehr. Der Grosse schubst den Kleinen auch oft z.B. Oder der Kleine nimmt dem Grossen was weg und der Grosse schlägt dann den Kleinen usw. Sie haben aber auch jeden Tag Phasen wo sie auch zusammen spielen, der Grosse dem Kleinen was versucht breizubringen, sie lachen zusammen usw. Beide gehen 3 Tage in die Kita.

Wenn ihr keine oder fast keine guten Phasen in der Geschwisterbeziehung habt, dann stelle ich mir das schon sehr frustrierend vor und verstehe deine Verzweiflung.

Meine Ideen sind die Folgenden:

- dein Grosser muss unbedingt Mittagsschlaf machen. Da würde ich sogar eine Weile den brüllenden Kleinen in Kauf nehmen. Ansonsten weitere Schlafmöglichkeiten ausloten. Schlafmangel hat einen grossen Einfluss auf das Verhalten.

- ich würde wirklich versuchen zumindest stundenweise Betreuung für den Grossen und/oder Kleinen zu organisieren. Mit 3 brauchen sie meiner Meinung nach gleichaltrige oder ältere Kinder zum Spielen.

- Ich weiss es ist schwierig, aber versuche wirklich selbst auch gelassener zu sein. Meine spiegeln mein Verhalten sehr. Wenn ich gestresst/genervt bin, sind sie auch schwieriger. Nimm dir Auszeiten! Du musst regelmässig ohne die Kinder auftanken.

Edit: Wir haben auch keine Grosseltern in der Nähe, aber wir haben eine Nachbarin die wir gerade als Leihoma "aufbauen". Bisher hat sie die Kinder noch nicht alleine betreut, da wir noch in der Kennenlernphase sind. Aber in Zukunft ist das angedacht. Habt ihr vielleicht eine solche/ähnliche Möglichkeit?

Bearbeitet von Rabat