Asperger erkennen

Wie und wann wurde bei euren Kindern Asperger diagnostiziert?
Unser Sohn, 5 Jahre, ist schon immer "anders als die meisten Kinder".
Nur ein paar Beispiele:
Absolut erziehungsressistent
Erkennt uns Eltern, erwachsene im allgemeinen nicht als Respektpersonen an
Hat Schwierigkeiten gefahren zu erkennen
Im Kiga enorme Probleme, d.h. er möchte und traut sich dort nicht wirklich zu sprechen, regelt vieles leider körperlich. Also zwickt oder schubst z.b. Kinder um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen, anstatt zu fragen ob er mitspielen kann. Allgemein hat er nach 1, 5 Jahr Kiga nur einen Freund. Er tut sich enorm schwer mit sozialen Kontakten bzw. Interaktion. Wenn wir Kinder aus dem kiga auf dem Spielplatz treffen, beobachtet er nur, spielt aber lieber alleine. Er nimmt keinerlei Kontakt auf.
Viele Geräusche und Gerüche sind ihm zu viel. Selbst schreit er allerdings zu Hause enorm viel Rum. Hat oft auch Wutausbrüche, wenn was nicht so läuft wie er denkt.
Usw. und so fort.
Er ist gleichzeitig sehr schlau, interessiert sich für viele komplexe Dinge. Meist technischer oder naturwissenschaftlicher Natur.
Wir haben bereits Gespräche mit dem Kinderarzt, Untersuchung in einer sozialpädiatrischen einrichtung und Beobachtung im Kiga durch eine sozialpädagogin hinter uns. Mit Ergebnis, er sei ein normales Kind, nur eben halt schüchtern, gleichzeitig gefühlsstark und auch Eifersucht auf das zwischenzeitlich geborene geschwisterchen sah man als Grund für das Verhalten.
Ich als Mama werde das Gefühl nicht los, dass da mehr dahinter steckt. Deshalb meine Frage und ich hoffe auf ein paar Antworten.

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Zum Thema erkennen / diagnostizieren kann ich leider nicht weiterhelfen. Was ich aber mit auf den Weg geben möchte, ist, dass man üblicherweise nicht mehr von Asperger spricht. (Hintergrund: Einerseits: Asperger war ein Nazi und am Euthanasieprogramm beteiligt. Andererseits: die Diagnose ist vielschichtig und nicht trennscharf zu anderen Formen des Autismus). Man spricht heute üblicherweise von Autismus-Spektrums-Störungen.

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Habe das jetzt gerade mal nachgelesen, bin aber irritiert.
Ich hätte es immer so verstanden "Ich habe Aspergerautismus = ich habe eine leichte Form von Autismus, komme aber im Alltag grundsätzlich klar".
"Ich habe Autismus" = könnte auch bedeuten, dass ich gar nicht sprechen kann, extrem auf Reize reagiere, quasi nur mit bestimmten Personen oder Methoden überhaupt kommunizieren kann, nicht einfach so in Alltagssituationen mit anderen Menschen zurecht komme".

Ich hatte das Wort "Autist" immer als deutlich schwerwieigender als Asperger verstanden. Bei einem Asperger war ich immer davon ausgegangen, dass man mit ihm grundsätzlich sprechen kann, bei einem Autisten wäre ich mir da nicht ganz so sicher gewesen, da ich hier von den eher schweren Formen ausgegangen wäre, die extremes Stimming, Reizüberflutung bei geringsten Reizen, massive Probleme mit Sprechen und Verstehen gesprochener Sprache usw. zeigen würden.

Mataphorisch: Für mich klingt das jetzt so, als hätte man für alles von leichter Erkältung bis zum schweren Coronafall nur noch ein Wort.
Führt das nicht zu Missverständnissen?

Oder geht man jetzt beim Begriff "Autist" eher von dem aus, was man früher als Asperger beschrieben hat und ist eher überrascht, wenn es starke Einschränkungen im Alltag und in der Kommunikation gibt?

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Das Problem an Asperger war (neben der Tatsache dass er ein Nazi war) dass er Autisten in gute und schlechte Autisten unterschieden hat. Die, die er nützlich findet und die, die nicht nützlich sind. Und das ist schlicht Menschenverachtend.
Dein Vergleich hinkt. Erkältung und Corona sind ja eben nicht die selbe Diagnose. Und wie du auch wissen solltest gibt es bei Corona alles von Symptomfrei bis Tod.
Autismus ist ein Spektrum. Jeder ist anders betroffen. Der eine hat mit sensorischen Sachen große Probleme, der andere kommt damit gut zurecht, hat aber dafür in Sachen Kommunikation Schwierigkeiten.
Es gibt nicht DEN leicht ausgeprägten Autismus.

Außerdem wie willst du das definieren? Ein Autist kann nach außen hin super funktionieren aber nach innen leidet er furchtbar.
Daher ist es jetzt eine Spektrumstörung.
Warum soll man unterscheiden? Weil man eine Variante braucht die Salonfähiger ist?
Auch Autisten die große Schwierigkeiten haben können wundervolle Menschen sein.
Und auch sie können in gewissen Bereichen sehr gut sein.

Also statt vom Begriff her automatisch in eine Richtung zu denken sollte man doch einfach vielleicht das Gegenüber fragen wo seine Schwierigkeiten liegen und worauf man achten muss.

Bearbeitet von Neurodiversi.Dings
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Hey!

An deiner Stelle würde ich erstmal einen IQ-Test anstoßen. Manchmal sind die Symptome eines hohen IQ und Autismus gleich.
Mit dem Ergebnis kannst du ggf noch in eine Autismusambulanz gehen.

Den Weg gehe ich im Grunde auch. Autismus würde ich weder im SPZ noch von einer Sozialpädagogin ausschließen lassen.

Liebe Grüße
Schoko

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Danke für die Antwort. Eine Autismus-Ambulanz kannte ich noch gar nicht. Werde mich gleich schlau machen.
IQ Test haben wir tatsächlich auf Anraten des Kinderarztes schon gemacht. War aber irgendwie nicht so recht aussagekräftig, da er laut der Psychologin nicht so recht wollte. Sie vermutet aber, dass er trotzdem "nur" im oberen Durchschnittsbereich liegt.

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Dann schau mal bei anderen Stellen, bspw Lerntherapeuten. Die haben ggf mehr Zeit und können ihn erstmal kennenlernen, bevor die Testung beginnt. Vielleicht ist er dann offener. Ich vermute auch, dass er sein Potential nicht entfalten kann, wenn er gehemmt oder oder Angst hat.

Wann konnte er denn sprechen?

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Naja, das Problem ist Autismus hat so viele Facetten.
Mein Sohn hat Asperger und ist eher das Gegenteil von deinem.
Er konnte schon sehr früh sehr gut sprechen.
Freunde hat er mittlerweile 3 gute. Die aber auch am liebsten einzeln. Da es ihm sonst zu viel wird. Um KiGa hat er sich eher am dem großen orientiert meist erst beobachtet und dann nachgemacht.
Jede Veränderung ist schwer, er braucht seine Routine. Und mit schwer meine ich nur der wechseln vom draußen abgeben zu drinnen, führte zu einer Panikattacke, jede Ausflug war vorher ein Alptraum.
Jetzt ist das etwas besser aber der Wechsel Schule, Ferien und umgekehrt ist jedesmal sehr anstrengend. Er bekommt zwar keine Panik mehr aber dreht total auf und kommt nicht zur Ruhe.
In der Schule haben wir eine tolle Lehrerin die sehr lieb auf ihn eingeht.
Gleichzeitig ist er auch Hochbegabt und lernt im einem Tempo das ist Wahnsinn. Mathe macht er jetzt schon Stoff 3. Klasse l
( er ist 1.) In Deutschland sagt er ist er schlecht dabei macht er da auch schon Stoff Anfang 2. Klasse.

Dafür ist er sehr grob motorisch wir arbeiten seit 3 Jahren am Radfahren, er hat sehr viel Angst. Er will ja aber es fällt ihm unglaublich schwer.

Er hat nur eine leichte Form, aber es macht sich schon im Alltag bemerkbar.

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Unserer hat auch enorme Angst vor diesen Dingen wie Rad fahren etc. Er traut sich überhaupt nix zu. Wenn ers dann probiert und es klappt nicht sofort, was ja meistens der Fall ist, will er sofort nicht mehr. Rad fahren lernen war ein langer Motivationsprozess. Jetzt steht uns das Schwimmen lernen bevor...... Ich bin gespannt.

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Ja genauso. Hier ist jedes neue Spiel ein Kampf, ich weiß es wird ihm Spaß machen, muss ihm aber zu einer ersten Party quasi zwingen, dann will er es immer wieder spielen.

Schwimmen ging tatsächlich weil er Wasser liebt, aber ich musste quasi am Fenster kleben bleiben damit er mich sieht.

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Würd da Mal zu einer speziellen Stelle für Autisten gehen. Normale Psychologen kennen sich in dem Bereich oft nicht gut genug aus.
Generell hat Autismus aber ganz unterschiedliche weisen.

Ich war als Kind zum Beispiel ganz anders. War immer ruhig und konnte auch auf andere Kinder zu gehen. Habe nur nicht in die Augen geschaut.
Bei mir viel eher auf, das ich nie gelächelt habe und Emotionen nicht erkennen konnte. Wenn meine Mutter zb geweint hat, habe ich mich nicht anders verhalten.
Veränderungen warn für mich extrem schwierig, alles sollte am besten gleich bleiben. Ich wollte zb nie neue anziehsachen kaufen und hab meine Ärmel immer versucht runter zu ziehen, um zu demonstrieren, das sie noch passen. Generell Dinge aussortieren war ein riesen Problem. Ich habe keine Filme geschaut, die ich nicht kannte.
Wenn ich im Mittelpunkt stand (zb Geburtstag) hab ich immer direkt geweint.
Habe alles wörtlich genommen.
Wenn mir zb Lehrer/Ärzte oder so etwas gesagt haben, womit ich nicht einverstanden war, have ich es einfach so hingenommen.
Witze und Sarkasmus hab ich nie verstanden.
Essen durfte sich auf dem Teller nicht berühren und ich aß immer endweder das Hauptgericht, oder den beilagensalat. Auch in Restaurants hab ich immer den Vorspeisesalat nochmal als Hauptspeise bestellt.
Nach dem Kindergarten/Schule hab ich immer erst direkt ne Stunde in meinem Zimmer für mich alleine verbracht (evtl um den Tag zu verarbeiten), bevor ich dann was mit meiner Mutter machen wollte. Konnte mich generell sehr früh sehr gut alleine beschäftigen. Wenn ich mich etwas nicht getraut habe, habe ich immer eine Strategie gefunden, wie ich es schaffe. Zb wollte ich nie bei meiner Schwester schlafen, außer sie hat mir vorher eine Einladung geschrieben, denn dann "musste" ich ja hin. So war es bei vielen Dingen.

Das warn jz nur ein paar Beispiele von mir. Ich galt zwar immer als ein bisschen anders und wurde emotionslos genannt, aber einen Verdacht hat niemand gehabt, weshalb die Diagnose erst mit 14 gestellt wurde (eine Therapeutin hat den Verdacht geäußert). Da gibt es dann etliche Fragebögen, einen großen IQ Test und einen Test mit einer Person vor Ort, wo ich zb ein Bilderbuch beschreiben musste.
Es kann aber natürlich auch sein, dass dein Sohn keinen Autismus hat, sondern ad(h)s, einen hohen IQ oder Hochsensibilität. Da gibt es sehr viele Parallelen.

Sorry für den langen Text.

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Würd da Mal zu einer speziellen Stelle für Autisten gehen. Normale Psychologen kennen sich in dem Bereich oft nicht gut genug aus.
Generell hat Autismus aber ganz unterschiedliche weisen.

Ich war als Kind zum Beispiel ganz anders. War immer ruhig und konnte auch auf andere Kinder zu gehen. Habe nur nicht in die Augen geschaut.
Bei mir viel eher auf, das ich nie gelächelt habe und Emotionen nicht erkennen konnte. Wenn meine Mutter zb geweint hat, habe ich mich nicht anders verhalten.
Veränderungen warn für mich extrem schwierig, alles sollte am besten gleich bleiben. Ich wollte zb nie neue anziehsachen kaufen und hab meine Ärmel immer versucht runter zu ziehen, um zu demonstrieren, das sie noch passen. Generell Dinge aussortieren war ein riesen Problem. Ich habe keine Filme geschaut, die ich nicht kannte.
Wenn ich im Mittelpunkt stand (zb Geburtstag) hab ich immer direkt geweint.
Habe alles wörtlich genommen.
Wenn mir zb Lehrer/Ärzte oder so etwas gesagt haben, womit ich nicht einverstanden war, have ich es einfach so hingenommen.
Witze und Sarkasmus hab ich nie verstanden.
Essen durfte sich auf dem Teller nicht berühren und ich aß immer endweder das Hauptgericht, oder den beilagensalat. Auch in Restaurants hab ich immer den Vorspeisesalat nochmal als Hauptspeise bestellt.
Nach dem Kindergarten/Schule hab ich immer erst direkt ne Stunde in meinem Zimmer für mich alleine verbracht (evtl um den Tag zu verarbeiten), bevor ich dann was mit meiner Mutter machen wollte. Konnte mich generell sehr früh sehr gut alleine beschäftigen. Wenn ich mich etwas nicht getraut habe, habe ich immer eine Strategie gefunden, wie ich es schaffe. Zb wollte ich nie bei meiner Schwester schlafen, außer sie hat mir vorher eine Einladung geschrieben, denn dann "musste" ich ja hin. So war es bei vielen Dingen.

Das warn jz nur ein paar Beispiele von mir. Ich galt zwar immer als ein bisschen anders und wurde emotionslos genannt, aber einen Verdacht hat niemand gehabt, weshalb die Diagnose erst mit 14 gestellt wurde (eine Therapeutin hat den Verdacht geäußert). Da gibt es dann etliche Fragebögen, einen großen IQ Test und einen Test mit einer Person vor Ort, wo ich zb ein Bilderbuch beschreiben musste.
Es kann aber natürlich auch sein, dass dein Sohn keinen Autismus hat, sondern ad(h)s, einen hohen IQ oder Hochsensibilität. Da gibt es sehr viele Parallelen.

Sorry für den langen Text.

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Ich kenne mich etwas aus und denke schon, es klingt teilweise danach. Gerade dass du sagst "er war immer schon anders" ist oft ein Hinweis, denn "anders" trifft es eben. Und dass er Probleme in der Interaktion hat etc. Kann er die Emotionen anderer deuten? Ist es ihm wichtig, was andere von ihm denken? Wenn du beides klar verneinen würdest, würde ich nochmal in einer Uniklinik o.ä. vorstellig werden. 5 ist halt noch früh, man kann auch abwarten. Aber in der Schule kann eine Diagnose hilfreich sein.

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Vielen Dank für eure ganzen Antworten. Genau das ist mein Problem, dass er nur gewisse Anzeichen hat, aber nicht alles bei ihm zutrifft.
Er war ein "Sterngucker", lag also mit Kopf nach oben im Bauch, daher Kaiserschnitt.
Sprechen hat er erst mit 2 angefangen, dafür gleich richtig gut.
Diese Eigenheiten bei Klamotten, essen etc. hatte er tatsächlich auch, hat sich aber mittlerweile gelegt. Wir hatten große Probleme beim Umstieg von Sommer- auf Winterklamotten und umgekehrt. Heute geht das, aber die Ärmel wenn beim Jacke anziehen Hochrutschen geben ein absolutes Drama. Hosenbeine werden ständig nach unten gezogen, damit ja kein Knöchel raus schaut.
Er kaut neuerdings im Kiga auf den Ärmeln etc Rum und kneift auch oft Augen zusammen.
Ich könnte noch einiges mehr erzählen...

Er hat auch tatsächlich immer bei bildern von Menschen gefragt "was macht der Mund da?" Also er meinte, ist der froh wenn die Kindwinkel nach oben gehen etc. Aber das ist schon etwas her, weiß nicht ob das Kinder nicht allgemein irgendwann erst lernen müssen.......

Ich denke, dass ich mich auf jeden Fall nochmal auf die Beine stellen und entsprechende Anlaufstellen raus suchen werde.

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Ich würde mich an ein kjp wenden. Die testen verschiedenes, auch autismus

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Mein Sohn war 5 als wir ihn zum ersten Mal vorgestellt haben. Er bekam in einem SPZ eine Verdachtsdiagnose. Zwei Jahre später dann die Diagnose Autismus. In unserer Diagnose steht das Wort Asperger noch mit drin, auch wenn der ICD der gleiche ist.

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Hallo,

ich war mit meinem Sohn (fast 12) in einer Autismus Ambulanz unserer Uniklinik.

Die Diagnose Autismus Spektrum Störung bekam er vor ziemlich genau einem Jahr.

Im Diagnosebericht steht Asperger noch drin.

Die Beschreibung deines Sohnes passt sehr gut auch auf meinen Sohn. Das muss aber natürlich noch nichts heißen. Ich würde ihn testen lassen.

Uns hat es sehr geholfen. Mein Sohn bekommt Ergotherapie und Psychotherapie. Ihm geht es sehr viel besser. Auch in der Schule läuft es jetzt deutlich entspannter, da seine Lehrer endlich wissen wie sie mit ihm umgehen müssen.

Alles Gute