Ihr Lieben,
ich wende mich an euch, weil ich sehr verzweifelt bin und keine Kraft mehr habe.
Ich habe eine Tocher die ich über alles liebe. Sie wird im April 3 Jahre alt. Sie ist eine aufgeweckte, kluge Maus. Allerdings raubt sie mir meinen letzten Nerv… das geht im Grunde schon 3 Jahre so. Schon als Säugling hat sie entweder geschlafen oder geschrien. Ich konnte sie zum schlafen auch nicht ablegen, wenn sie auf meinem Arm eingeschlafen ist, musste ich mich mit ihr hin legen, sie lag dann auf meinem Bauch. Was war das ein Segen als das mit dem Tragetuch geklappt hat! Ich habe sie niemals schreien lassen, war immer für sie da und trotzdem kann ich es ihr nie recht machen. Mittlerweile ist sie ja schon fast 3, die Trennungsängste haben aber immer noch nicht aufgehört. Wenn ich ihr sage, dass ich gleich wieder komme und aus dem Raum gehe bekommt sie Panik. Fängt an zu weinen und ruft „Mama warte, ich will mit“. In unserer Wohnung gibt es eine kleine Treppe mit ca 5 Stufen. Wir haben ihr extra ein Geländer angebracht. Sie steht dann aber an der Treppe und schreit wie am Spieß, weil sie da nur runter läuft wenn ich ihre Hand nehme. Sie läuft auch nicht alleine in einen Raum um etwas zu holen (doch, ganz manchmal schleicht sie sich ins Bad, nimmt mein Schminkzeug und macht Unfug, aber das is eine große Ausnahme). Sie klebt im Grunde die ganze Zeit an mir. Wenn wir sie ins Bett bringen, muss ich immer noch daneben sitzen bis sie eingeschlafen ist. Da ich darauf keine Lust mehr hatte, haben wir uns ein Familienbett geholt und ich geh halt um 8 mit ihr ins Bett. Ich lese dann noch ein bisschen… wenn sie aufwacht und wir sind schon aufgestanden schreit sie wie am Spieß. Also die ruft uns nicht, sondern weint.
Sie geht seit Mitte letztem Jahr schon in den Kindergarten, einfach damit ich morgens mal 3 Stunden Zeit habe etwas für mich und meinen Haushalt zu tun. Sie geht sehr gern dort hin, ich bin an der Tür direkt abgeschrieben.
DerBeschreibung nach könnte man ja meinen das wäre ein sehr ängstliches Kind… aber eigentlich ist sie sehr selbstbewusst, hat einen Riesen Dickkopf und bekommt einen Wutanfall nach dem nächsten. Dann kann man weden mit ihr reden, noch möchte sie angefasst werden. Natürlich habe ich versucht dann für sie da zu sein, wenn mein Kind aber mehrmals täglich eine halbe Stunde lang neben mir steht und mir ins Ohr schreit und sich nicht helfen lassen will, dann fliegt sie neuerdings ins Zimmer. Das tut mir so leid, aber ich halte es dann nicht mehr aus. Dort schmeißt sie dann vor Zorn ihre Spielsachen und Bücher aus dem Schrank. Sie bekommt wegen jeder Kleinigkeit einen Wutanfall, neuerdings will sie mir sogar vorschreiben was ICH zu frühstücken habe.
Ich weiß einfach nicht mehr weiter… ich muss dazu sagen, dass ich, als die Maus 1,5 Jahre alt war Brustkrebs bekommen habe. Ich machte das volle Programm, OP, 5 Monate Chemotherapie und Bestrahlung. In dieser Zeit war sie viel bei ihrer Oma die unter uns Wohnt. Dort wurde sie auch sehr verwöhnt. Ich bin einfach fix und fertig… sie fordert und fordert und fordert… sie kreischt und schreit und flippt aus… und ich versuche trotzdem immer liebevoll zu sein… aber mein Akku ist leer
Bitte verurteilt mich nicht, ich wollte es einfach nur mal nieder schreiben
Ratlos, was hab ich falsch gemacht?
Hallo Jessy, durch Zufall habe ich deinen Beitrag angeklickt und uns verbindet einiges. Kleines Mädchen (meine Tochter wird im Herbst 3), der Brustkrebs und die Problematik mit anhänglichen Kind. Bei mir wurde der Brustkrebs in der SS diagnostiziert, die Chemo startete sofort. Meine Tochter war als seit Geburt viel beim Papa. Wir haben diese extreme Zeit der Trennungsagst nun hinter uns und ich muss sagen, es war ein Kampf. Ich habe sie auch oft schreien lassen, es ging nicht mehr anders. Mittlerweile ist es viel besser geworden und wir haben ein super Verhältnis. Klar gibt es weiterhin viele anstrengende Tage aber sobald sie mir etwas vorschreiben möchte oder ihre Grenzen austestet mit Wutanfällen aus dem nichts, reagiere ich streng.
Darf ich dich fragen welchen Brustkrebs du hattest und wie es dir Mittlerweile geht? Meine ED war 2021 und ich bin jetzt nochmal schwanger 🤰 geworden mit einem Mädchen 💕🩷. Alles Gute dir, bleib standhaft und stark 😘
Hallo, vielen lieben Dank für deine Antwort ☺️
Ich habe auch fast die Befürchtung, dass ich sie auch mal schreien lassen muss, damit es besser wird. Aber irgendwann kommt man einfach an seine Grenzen. Aber es scheint bei dir ja etwas geholfen zu haben.
Ich hatte im September 22 meine ED mit hormonellem Brustkrebs, ich muss jetzt noch mindestens 5 Jahre Tamoxifen und Zoladex nehmen, die machen fürchterliche Gelenkschmerzen… ein 2. Kind hat sich somit sowieso erledigt, wobei ich eh kein 2. wollte nach dem kleinen Terrorzwerg hier.
Welchen Krebs hattest du?
Naja, die Seele hat schon sehr gelitten, denke bei mir hatte der sich auch schon in der Schwangerschaft gebildet. Ich hatte kurz nach der Geburt über ein Jahr immer schon einen schmerzhaft geschwollenen Lymphknoten. Die FÄ hat aber im US nichts gesehen…
Du schreibst du reagierst bei einem Wutanfall streng. Wie genau sieht das dann aus? Ich brauche Ideen
Es liest sich so, dass deine Tochter stark nach Grenzen sucht und sie diese Erfahrung bisher nicht sammeln konnte.
Meine Große ist gerade 3 Jahre alt geworden und es tut ihr außerordentlich gut, sich anhand fest vorgeschriebener Regeln und Strukturen zu orientieren.
Ich kommuniziere Regeln stets auf Augenhöhe mit ihr und nehme dabei ihre Bedürfnisse wahr, auch wenn ich diesen nicht immer nachkommen.
Wenn sie mir also beim Frühstück vorschreiben möchte, was ich zu essen habe, antworte ich ihr "Ich verstehe, dass du dich um mich kümmern möchtest. Das empfinde ich als sehr nett. Allerdings kann ich schon sehr gut auf mich alleine aufpassen und entscheide selbst, was ich essen möchte."
Als sie sich eine Zeit lang nicht von mir trennen konnte, habe ich ihr das Buch "Die kleine Eule Luna" gekauft. Es geht in dem Buch darum, dass sie die kleine Eule lernen muss, ihre Angst auszuhalten und über die Angst, die sie lernt zu kontrollieren, mutig wird.
Daraus zitiert meine Tochter immer noch sehr gerne.
Man darf Angst (vor Trennung) haben, aber die Angst darf nicht übermächtig werden. Man muss sich ihr aktiv entgegen stellen. Das ist ein langer Lernprozess, aber man kann es lernen.
Alles Gute 🍀
Vielen Dank für deine Antwort.
Ja das mit den Grenzen hatte ich mir schon gedacht. Ich gebe zu, ich hab mich bisher schon rumkommandieren lassen. Weil selbst wenn ich es so erkläre wie du jetzt zum Beispiel beim Frühstück, bricht die Hölle los. Um das zu umgehen und weil ich das Geheule nicht mehr ertragen kann tanze ich natürlich nach ihrer Pfeife und das wird vermutlich die Quittung sein… aber das wird langsam einfach anstrengend. Ich hab wohl irgendwie den Absprung vom Säugling, der ja nur weint wenn er Bedürfnisse hat, zum Kleinkind, welches auch weint wenn’s nicht nach seiner Nase geht, verpasst.
Das Problem kenn ich, von "Babys kann man nicht verwöhnen" zu "nee nee Freundchen, hier ist jetzt wirklich Schluss", das fällt mir gerade auch sehr schwer 🙃
Denk aber dran, dein Kind ist daran nicht schuld und meint es nicht böse. Regeln und Konsequenzen ja, Strafen nein.
Mein Kleiner ist noch ne ganze Ecke jünger, aber wir üben gerade schon fleißig, dass Mama mal alleine pinkeln gegen mag... Bisher mit Türe offen und nebenher reden, damit er mich hört. Heute Morgen ist er ganz tapfer im Bett liegen geblieben 🥳 zur "Belohnung" haben wir dann noch ne Runde kampfgekuschelt bis zum Aufstehen 🥰
Von heut auf morgen tausend Regeln wird ja auch nicht funktionieren. Das ist zum Scheitern verurteilt und wird die Sache nur noch schlimmer machen. Pick dir doch erst mal eine konkrete Situation raus und klär erst mal die. Ich würde mit dem Essen anfangen. Ich esse was ich will! Erst mal diesen Kampf auskämpfen und dann den Rest. Du kannst ja auch anbieten, dass du dir zwei Sachen bereit legst und sie erst mal "nur noch" die Reihenfolge bestimmen darf.
Keine Ahnung, meiner ist wie gesagt noch ne Ecke jünger, aber so geh ich das hier an 😊
Als würdest du meine Tochter beschreiben 😅 Sie wird im März drei und war schon immer so. Ich habe mich mittlerweile damit abgefunden und meine Wege gefunden unsere Beziehung zu stärken und ihr somit die Sicherheit zu geben. Das hilft uns enorm.
Aufs Zimmer schicken oder sich generell räumlich oder emotional zu distanzieren finde ich eher kontraproduktiv. Das verstärkt die Ängst deiner Tochter und dadurch wird alles nur noch schlimmer. Was sie braucht ist deine Nähe und Sicherheit dass du da bist, sie siehst und verstehst, dass du auf ihre Seite bist. Gerade da wo sie emotional so viel durchmacht. Ich weiß das ist einfacher gesagt als getan, aber glaub mir das macht dein Leben nachhaltig einfacher. Mir hat es am Anfang geholfen mich im Moment mental komplett zu distanzieren, aber einfach für sie da zu sein. Ich habe rein mechanisch immer wieder gesagt „ich bin da, ich verstehe dich“ ohne dabei nur irgendwas zu fühlen. Mit der Zeit konnte ich sie aber wirklich verstehen und war tatsächlich für sie da. Das hat unsere Beziehung sehr gestärkt und mittlerweile habe ich das Gefühl ich weiß was ich tue und hab ein gutes Gefühl dabei. Klar gibt es immer noch heftige Tage, wenn gar nichts mehr geht versuch ich durchzuatmen oder trink kurz kaltes Wasser, das lenkt ab und legt den aufsteigenden Wut.
Öfter zu sagen wie lieb man das Kind hat und das Gefühl der Geborgenheit zu geben hilft auch, dass erdet beide Seiten.
Recherchiere vielleicht auch mal zum Thema hochsensible Kinder, wer weiß vielleicht passen die Punkte auch auf deine Tochter. Bei uns war es so und das Wissen hat mir sehr geholfen meine Tochter und ihre Bedürfnisse besser zu verstehen.
Du Arme und ich hiffe du hast den Krebs besiegt!
Du deiner Tochter: mein Erstgeborener war recht ähnlich. Wir hatten auch mal eine Zwangstrennung (neue Schwangerschaft, ich war im KH), die es noch schlimmer machte...
Jetzt endlich (im April wird er 4) ist der wille und drang nach Autonomie so groß, dass er endlich loslässt.
Was ich sagen will: bei uns war es die Zeit, die half.
Einzug das ins Bett bringen darf niemand anderes übernehmen. Aber sonst hat er (und ich?) Endlich losgelassen. Fühlt sich gut an.
Schicke herzliche Grüße!
Hey.
Das hört sich nach meinem Kind an 😇. Er ist auch sehr nähebedürftig und fordernd.
Hast du schon mal von Hochsensibilität gehört?
Ich denke, dass es bei uns zutrifft und könnte bei euch auch der Fall sein. Mir hat das Buch, bzw. Hörbuch, „so viel Freude, so viel Wut“ von Nora Imlau geholfen. Vielleicht wäre es was für dich.
LG