Gruppenaktivität unmöglich

Hallo zusammen,

wir hatten heute das erste Mal an einer Eltern/Kind Gruppe teilgenommen. Dort wurde getanzt, gesungen und im Kreis gesitzt. Mein Wirbelwind (22 Monate) war zwar von der Betreuerin begeistert, blieb aber weder 1 Minute sitzen noch wollte er irgendwas mitmachen. Die anderen Mütter empfanden dies verständlicherweise störend und mein Sohn ging auch immer wieder aus der Türe raus oder sagte ganz laut nein, nein. Natürlich habe ich die Gruppe verlassen. Aber mein Gefühl von Hilflosigkeit und Enttäuschung bleibt.

Ich bin sauer auf mich, da ich meinen Wirbelwind kenne und weiß, dass solche Aktivitäten schwierig sind. Sauer, dass ich mich darauf gefreut habe und geglaubt habe, dass es funktioniert kann.

Ja, er ist eben so. Er ist aufgeweckt und neugierig. Aber ich fühle mich schlecht und Frage mich, ob ich was falsch mache. Ich höre oft, sei doch froh das er so lebendig und neugierig ist. Aber für mich ist das nicht leicht. Er geht immer auf die Menschen zu und versucht mit ihnen zu kommunizieren. Habe oft das Gefühl, als würde ich ihm etwas nicht geben, was er sich dann bei fremden holt. Aber wir unternehmen einiges und zuhause spielt er schon einige Zeit alleine, wir lesen in Ruhe Bücher und können auch stundenlang über den Tag verteilt malen, basteln... aber in Gesellschaft blendet er mich komplett aus und irrt wie verrückt umher. Ich versuche halt zu geben, aber das möchte er auch nicht.

Vor den anderen Müttern war es mir echt peinlich (alle anderen Kinder saßen im Kreis oder auf Mamas Arm) und die Leiterin meinte dann, es sei wohl nicht das, was wir machen sollten. Das hab ich aber selber schon sofort bemerkt :-)

Hat jemand ähnliche Erfahrungen und wie geht ihr damit um?

Schöne Grüße
Kathi

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Also ich kann ganz gut nachvollziehen wie es dir geht. Mein Sohn war knapp zwei, als wir mehr oder weniger aus der Spielgruppe geflogen sind...(das war so eine klassische Spielgruppe mit Singkreis/Freispiel/gemeinsames Frühstück bei uns im Pfarrheim). Ich war fix und fertig

Er hat dort sehr viel gehauen und geschubst und obwohl ich ihn immer "bei Fuß" hatte und alles versucht habe, konnte ich es nicht immer verhindern. Ich bin irgendwann eh nur noch mit großem Widerwillen hin; und nach einem tränenreichen Eklat mit einer anderen Mutter und dem Vorschlag der Gruppenleitung, wir könnten ja vielleicht nur noch kommen, wenn sich die Gruppe am Spielplatz trifft haben wir es dann ganz gelassen. Im Nachhinein habe ich mich geärgert, dass ich das ganze nicht schon viel früher beendet habe. Diese Gruppe war einfach nichts für ihn, er war überfordert, es waren zu viel Kinder auf zu engen Raum, es war zu laut...
Nach ein paar schlaflosen Nächten habe ich dann überlegt, was besser zu ihm passen würde. Wir wurden schließlich fündig in einer Spielgruppe im Waldkindergarten; da waren viel weniger Reize, viel Platz um sich zu verkrümeln und Überraschung - es gab keinen einzigen Vorfall mehr! Genauso wie im Musikgarten, wo er seinen festen Platz bei mir hatte, ohne das ihm andere Kinder auf die Pelle rückten.

Lange Rede, kurzer Sinn - nur weil diese eine Spielgruppe nichts für ihn war, heißt das doch nicht, dass ihr nichts unternehmen könnt! Nicht jedes Kind ist für jedes Angebot geschaffen und sie verpassen rein gar nichts, wenn sie nicht in so einer "klassischen" Spielgruppe waren. Dann gehst du mit deinem kleinen Wirbelwind eben zum Kinderturnen...oder zum Eltern-Kind-Schwimmen, oder du probierst mal eine Pikler -Gruppe aus, wo die Kinder ohne vorgegebens Programm spielen, entdecken, klettern und Erfahrungen machen dürfen. Es gibt bestimmt was, was ihm liegt!

Aus meinem "missratenen Kind" wie wir beschimpft wurden ist übrigens ein ganz normales Kindergartenkind geworden, das gut in die Gruppe integriert ist und über das es so gut wie nie Klagen gibt ( die Lösung war übrigens , dass er nix gesehen hat...da darf man in einem Gewusel von Kindern durchaus überfordert sein)

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Man erwartet also das so kleine Kinder brav im Kreis zu sitzen oder bei der Mama😅??? Finde den Fehler und er liegt nicht bei dir.

Zwei Beispiele:
Nummer eins: in unserer Krabbelgruppe singen wir und machen Aktivitäten. Es dauert einige Male bis das jeweilige Kind bei der Mutter bleibt. Davor ist alles super interessant und es ist kein Problem wenn die Kinder herumtollen. Meist bindet man sie ein oder lässt sie einfach. Irgendwann hockt jedes Kind freiwillig

Nummer zwei: in der Kita müssen die Kinder beim morgenkreis brav auf ihrem Platz sitzen. Aber nicht die Neuen, diese dürfen die ersten Wochen rumtollen und erkunden. Dauert ebenfalls einige Wochen aber am Ende ist die gruppenaktivität interessanter und jedes Kind sitzt früher oder später ganz freiwillig.

Klar bietet man immer wieder a das das Kind sich setzen soll, etc. Ich finde es total normal was bei dir passiert ist🤷‍♀️. Alle können unangenehm schweigen und sich genervt fühlen oder man akzeptiert einfach dass Kinder unterschiedlich sind und Zeit brauchen.

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Ich wusste überhaupt nicht, wie das Ganze ablaufen wird. Bei der Anmeldung meinte die Dame, dass man sich frei Bewegen kann usw. - was ja auch erlaubt war. Bei der Begrüßung wurde jede Saite der Gitarre begrüßt und dazu ein paar Worter geredet. Dann sollten die Kinder im Kreis den Igel aus dem Winterschlaf wecken und der Igel wurde im Sitzkreis weitergegeben usw. - das war für meinen Sohn uninteressant bzw. Hat er es auch nicht wirklich verstanden. Ich fand die Geschichte zu den Liedern mega toll. Im Nachhinein ist mir aber erst bewusst geworden, was ich da von ihm verlangt hätte... ich habe mich und meine Emotionen/Gefühle sehr von den anderen Kinder und deren Verhalten beeinflussen lassen. Das Ganze aber nieder zu schreiben und eure Beiträge zu lesen, hilft mir sehr, den Fokus wieder auf das Wesentliche zu stellen.

Dankeschön für deine Antwort

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Das ist total normal und menschlich, das Umfeld beeinflusst einen oft. In der Kita ist es ja nicht anders, dort reagieren viele auf auf den Gruppen Zwang 😅 und sind komplett angepasst. Manche aber nicht und “stören” dann bzw fallen auf.

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Spannend, dass alle Kinder so brav im Kreis saßen. Ich finde das wirklich eine schwierige Anforderung für so kleine Kinder. In unserer Krabbelgruppe gibt es am Anfang immer einen Singkreis und es gibt viele Kinder, die beim Singen nicht im Kreis sitzen bleiben. Bei uns ist das OK, solange die Kinder jetzt nicht so stören, dass man nicht mehr Singen kann. Mein Sohn und einige andere 2 Jährige tanzen bspw. immer in der Mitte vom Kreis, ein anderes Kind läuft meist im Raum herum.

Ihr wart zum ersten Mal dort und es war offensichtlich eine neue Erfahrung für deinen Sohn. Ich würde nicht gleich aufgeben, sondern es nochmal probieren. Unser Sohn braucht bspw. sehr stark Routinen, solange er nicht weiß wie etwas abläuft tut er sich auch oft schwer.
Und falls sich ergibt, dass das nichts für deinen Sohn ist, dann suche doch ein anderes Angebot. Mir würde gleich Kinderturnen einfallen. Das war zum Beispiel für unseren Sohn nichts weil er eher ruhig und ein bisschen auch ein Bewegungsmuffel ist.

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Wasfür ein blödes Format wäre mein erster Gedanke, und nicht: So schade, dass ich mit meinem Kind solche Sachen nicht machen kann.
Ich finde es auch für die Kinder in dem Alter nicht schön so lange zu sitzen. Außerdem weiß man, dass es sich in Bewegung viel besser lernt.

In dem Alter war ich mit meinem Kind beim Eltern-Kind-Turnen. Da gab es zu Beginn einen Sitzkreis mit einem Begrüßungslied mit 3 Minuten. Selbst da war es nicht immer einfach ihn zu überzeugen sitzen zu bleiben.
Wäre nicht Turnen dann vielleicht eher etwas für euch?

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Das wäre auch mein Plan gewesen. Wird aber leider nur fürs Krabbelalter angeboten. Die Leiterin meinte auch, ich kann ihn natürlich umher hüpfen lassen, aber er hat dann angefangen die Polster umher zu schieben und laut dazu geredet... war dann einfach der Meinung, dass es ihm auch alles zuviel wird.

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Hi Kathi,

Ich haben an zwei recht ähnlichen Veranstaltungen/Gruppen teilgenommen.

Die eine Gruppe kam bei meinem Kind super an, denn

- es waren keine Gegenstände/Spielsachen im Raum die interessant waren
- er kannte alle Lieder

In der anderen Gruppe war es recht ähnlich Wie deiner Beschreibung; vieles was abgelenkt hat, viel zu lang etc. In dieser Gruppe war es 50/50. Viele Kinder haben Eben nicht mitgemacht, meiner auch nicht.

Es gibt eben diese Kinder, die da einfach nur sitzen. Manchmal fällt es mir echt schwer zu akzeptieren, dass meiner anders ist. An anderen Tagen freue ich mich, dass er so lebthaft ist.

LG
BB

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Die Frage ist ja auch-
Wieso fällt es einem an manchen Tagen so schwer, das zu akzeptieren?
Ich schreibe das weil ich genauso fühle. Leider überwiegen bei mir die Tage, an denen ich nicht gut akzeptieren kann, dass er so lebhaft ist. Ich finds einfach nur anstrengend.

Die Sache ich ja- unsere Kinder sind noch so jung und da kann sich ja noch was tun

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Ja - und ich muss ja auch dazu sagen, dass ich ja auch nicht wie alle anderen bin. Er ist ja auch irgendwie sehr wie "wir" es sind.

Ich freue mich auf den Tag an dem ich weiß, ich wache jeden Tag auf und ich mache mir keine Gedanken :( das Internet hilft eben nicht.

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Hey,

Mir tut das gerade so gut diesen Post und dann auch diese ganzen Kommentare zu lesen!
Danke schon mal dafür.

Mein Wirbelwind ist 2 Jahre und 3 Monate alt.
Ich gehe jetzt schon seit einem Jahr mit ihm zum Turnen und auch er sitzt nicht wie die meisten Kinder beim Begrüßungslied brav im Kreis. Ich hab es zu Beginn sehr lange versucht aber er hat getobt vor Wut und irgendwann hab ich es dann aufgeben. Ich fühlte mich so schlecht…
Die Turnhalle ist natürlich schon super spannend aufgebaut und deswegen kann ich es ihm auch nicht verübeln. Ich setze mich jetzt immer mit in dem Kreis und singe mit um ihm zu zeigen: jetzt wird gesungen und das gehört dazu. Dabei lasse ich ihn natürlich nicht aus den Augen und wenn er sich etwas nähert wo ich dabei sein muss geh ich natürlich sofort dahin. Ich passe auch auf das er nicht stört damit gesungen werden kann. Mittlerweile ist es schon so das er sich ein bobbycar sucht sobald gesungen werden soll und er erst aus der Ferne zuschaut und dann immer ein Stück näher ran fährt.
Letzte Woche stand er das erste mal mit dem Bobbycar im Kreis und hat sogar mit gemacht beim Singen. Ihr wisst gar nicht wie mein Herz getanzt hat vor Freude. Ich war soooooo stolz!
Irgendwann hab ich es akzeptiert das es so ist und stand da einfach drüber. Ab und an waren dann andere Mütter da die das selbe „Problem“ hatten. Die haben mich dann oft angesprochen und meinten das sie froh sind das ihr Kind nicht das einzige Kind ist was aus der Reihe tanzt wenn mein Sohn da ist da es ihnen unangenehm ist. Ich habe ihnen dann Mut zugesprochen und freute mich das ich sie aufmuntern konnte.
Trotzdem zweifelt man immer und deswegen wollte ich mal meine „Geschichte“ dazu erzählen.
Ich hab auch schon negatives Feedback dazu bekommen. In einer Spielgruppe wurde von mir verlangt das ich meinen Sohn auf dem Schoß festhalte fürs Singen weil es dazu gehört. Und auch ein Bekannter meinte das es so was bei ihm nicht geben würde. Wenn das Kind sich nicht an Regel halten würde dann würde er sofort wieder nach Hause fahren. Aber es geht doch nur um das Singen und um nichts notwendiges. Dann dürfte ich mit meinem Sohn in keine Gruppe gehen.

Liebe Grüße 😊

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Danke für deinen ausführlichen Bericht und deinen Erfahrungsaustausch - das tut sooo gut!!
Ich habe zwar nicht direkt Worte an den Kopf bekommen, aber die Blicke einiger Eltern haben schon gereicht.

Das kann ich mir Vorstellen, dass du da stolz gewesen bist. Und ich denke, wir werden es auch zu einem späteren Zeitpunkt nochmal versuchen. Turnen wird leider nur im Krabbelalter angeboten. Und wenn ich deine Zeilen so lese, hätte ich mir in dem Moment auch so eine Mutter gewünscht, die mir das sagt :-)

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Na ja, in der Krippe sitzen die Kids in dem Alter auch für 15-20 Minuten im Morgenkreis und machen mit.
Nur die Kids, die das noch nicht kennen, stehen auf, aber nach 1-2 Wochen klappt das dort auch.
Ich denke, es hat einfach was mit Gewohnheit zu tun.
Wenn ihr natürlich das 1 Mal dort seid und alle anderen waren schon 10 mal dort, dann ist klar, dass die Kids das können und deiner noch nicht

Ich würde versuchen immer zum Start einer neuen Gruppe oder was immer du machen willst, anzufangen. Dann müssen auch alle eingewöhnen.

Natürlich kann es auch sein, dass dein Kind einfach sehr schnell reizüberflutet ist und es deshalb noch nicht kann.