Guten Morgen,
ich möchte meine 3 jährige Tochter gern taufen lassen. Bisher scheitete es an einem Taufpaten, da alle in Frage kommenden aus der Kirche ausgetreten sind. Der Wunsch der Taufe lässt mich aber nicht los.
Nun wurden mir Kirchen genannt (evangelisch), die auch ohne Paten taufen.
Bevor ich dort anrufe, möchte ich ein paar Vorkenntnisse haben.
Man kann das Kind im Sonntagsgottesdienst taufen lassen. Ich bin kein Fan von großer Aufmerksamkeit. Sind wir dann ein kleiner Teil des Gottesdienstes? Muss ich dann nur kurz mit meiner Tochter nach vorne?
Dann gibt es noch einen Familien Gottesdienst. Ist der dann nur für uns ? Da erscheint mir der allgemeine Gottesdienst als besser für uns mit auch fremden Menschen, da von meiner Familie sicher kaum jemand bei den Liedern mitsingt und ich allein mir auch blöd vorkomme mit meinem Gesangstalent .. nicht! 🤣
Viele Grüße
Taufe
Hallo DieLiese,
Ich kenne es, wenn es keinen Paten gibt, übernimmt jemand aus dem Kirchenvorstand das Amt.
Beim sonntäglichen Hauptgottesdienst ist die Taufe einfach ein Teil davon und Segnungen des Kindes und der Familie, die Taufhandlung, usw sind in den Gottesdienst integriert.
Bei Familiengottesdienst müsste ich nachfragen, ob damit eben ein extra Gottesdienst für die Familie gemeint ist oder ob die Gemeinde das Format "Familiengottesdienst" hat und der gemeint ist. Letzterer ist eben besonders an Familien gerichtet inhaltlich, Liederhalle, Liturgie etc.
Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen.
Liebe Grüße, jukimaus
Also: Wie genau es in den einzelnen Gemeinden abläuft, ist natürlich von dieser spezifischen Gemeinde abhängig.
=> Punkt 1: Keine Paten.
Das gilt in der evangelischen Kirche nur, wenn mind. 1 Elternteil evangelisch ist. Ansonsten braucht ihr auch hier einen Paten, der die *evangelische* Erziehung sicherstellt.
=> Punkt 2: Tauftermin
Die meisten Gemeinden, die ich kenne, taufen in normalen Sonntagsgottesdiensten.
Allerdings gibt es auch Gemeinden, die extra Taufgottesdienste anbieten. Entweder mit 2 bis 10 Familien, oder wirklich Individuell. In denen geht es dann nur um die Taufe(n). Ich weiß nicht, ob diese Gemeinden dann auch Taufen im Sonntagsgottesdienst machen, falls euch das wichtig ist.
Alternativ, falls du in der Region um Bonn wohnst: Dort findet Ende Juni ein große Tauffest am Rhein statt: https://tauffest-bonn.de/
=> Punkt 3: Einer von vielen
Bei den individualisierten Taufgottesdienst steht die Taufe natürlich absolut im Mittelpunkt.
Im Sonntagsgottesdienst ist die Taufe ein Teil von 10 bis 15 Minuten, der den normalen Sonntagsgottesdienst (ca. 45 min) ergänzt. Allerdings ist auch das gemeindeabhängig. Es gibt Gemeinden, wo der Taufblock ca. 10 min dauert und darin eine kleine Taufansprache kommt – meist zum Thema Taufe allgemein oder den Taufspruch aufs Kind gedeutet – allerdings gibt es auch Gemeinden, wo die normale Predigt (10 bis 20 min, je nach Pfarrer) durch eine Taufansprache ersetzt wird, oder der ganze Gottesdienst wird zu einem Tauferinnerungsgottesdienst für die ganze Gemeinde.
Allerdings steht auch dann die Tauffamilie nicht so im Mittelpunkt wie ein Brautpaar bei der kirchlichen Trauung. Immerhin ist es ein Gottesdienst für die normale Gemeinde. Ihr seid dann nur im Taufblock eingebunden: Biblische Lesung i. d. R. durch Pfarrer (Taufbefehl und Taufverheißung bzw. Kinderevangelium), Taufansprache durch Pfarrer (ca. 5 min, wenn nicht als Predigtersatz), Glaubensbekenntnis (ganze Gemeinde), Tauffragen an euch (dabei seid ihr i. d. R. an eurem Platz, normalerweise in den ersten Reihen), dann geht ihr für die eigentliche Taufe nach vorn (in dem Kontext werdet ihr i. d. R. auch als Familie gesegnet). Falls gewünscht könnten dann noch Fürbitten von eurer Familie kommen (dafür würdet ihr wieder zu eurem Platz gehen), ansonsten geht der Gottesdienst gewohnt weiter.
Es gibt auch Gemeinden (eher wenige), in denen das getaufte Kind der Gemeinde präsentiert wird (quasi: Seht her, unser neues Geschwisterkind im Glauben!), aber ich weiß nicht, ob die das auch bei so großen Kindern noch machen (ich habe es bislang nur bei Babys mitbekommen).
=> Punkt 4: Familiengottesdienst
Als "Familienkirche" oder "Familiengottesdienst" kenne ich sozusagen normale Sonntagsgottesdienste, die allerdings speziell auf Familien zugeschnitten sind. Da werden dann kinderfreundliche Lieder gesungen statt Paul Gerhardt, oft gibt es ein Anspiel, die Predigt ist eher eine Ansprache ...
Kurzum:
Ruf mal beim Pfarrer bzw. im Gemeindebüro an und frag nach.
Die sind in der Regel sehr hilfsbereit und kämen sicher auch gerne für ein Gespräch vorbei.
Tipp: Falls ihr einen Lernturm oder einen besonderen Stuhl habt, auf dem eure Tochter z. B. beim Kochen zuguckt: Nehmt den mit, damit sie darauf steht, wenn sie getauft wird. Nach den fast 30 Jahren Diensterfahrung meines Vaters macht es das deutlich leichter, weil das Kind etwas Vertrautes hat.
„Tauffragen“ an uns - muss ich da reden? Oder nur ja und nein sagen? Ich bin da sehr zurückhaltend vor anderen, muss ich da reden? Mein Mann auch (dem die Taufe ganz egal ist, nur ich hänge daran)?
Die Tauffragen laufen in etwa so ab:
"Nun frage ich Sie als Eltern [und Paten]: Wollt ihr dass NN im Namen des dreieinigen Gottes getauft wird und versprecht ihr, sie nach bestem Wissen und Gewissen im christlichen Glauben zu erziehen und für sie zu beten? So antwortet: Ja, mit Gottes Hilfe."
Und dann sagt ihr gemeinsam: "Ja, mit Gottes Hilfe"
Der Wortlaut kann variieren, aber ihr müsst nur die Formel "Ja, mit Gottes Hilfe" bzw. "Ja und Gott helfe uns" wiederholen.
Manchmal werden Eltern und Paten getrennt gefragt, oft auch die anwesende Gemeinde. Es kann auch sein, dass der Pfarrer auch eure Tochter fragt, ob sie getauft werden möchte (dann natürlich in kindgerechtem Wortlaut)
Genau, ihr müsst beide antworten.
Die Taufe kann nur durchgeführt werden, wenn ihr beide das wollt.
Du kannst Deine Wunschpaten, die nicht mehr in der Kirche sind, als Taufzeugen berufen😊Ist quasi das Gleiche, nur ohne Urkunde und so. Dann gibt es den offiziellen Paten von der Kirche, aber die Lieben aus Eurem Umfeld sind trotzdem Teil der Zeremonie und haben ihr „Amt“.
Ich weiß nicht ob es überall so ist, aber bei uns konnten wir einen taufbegleiter ernennen. Eigentlich wie ein pate nur inoffiziell ohne Dokumente. Bzw. Ich meine, dass mein Bruder trotzdem später was bekommen hat und vermerkt ist es auch irgendwo. Wir wollten niemand vollkommen fremden aus der Kirchengemeinde dafür.
Wir hatten das gleiche Problem, keine Paten, wer in Frage kam war nicht getauft oder ausgetreten. Auf Anfrage (vor eineinhalb Jahren) wurde uns gesagt, dass es neu wäre und noch nicht überall etabliert. Die evangelische Kirche aber es so ermöglichen will auch anderen Konfessionen eine Möglichkeit zu geben Pate zu sein.
Dazu hatten wir einen wunderschönen Gottesdienst mitten in der Natur nur für uns im kleinen Familienkreis. Das war dann allerdings donnerstags und nicht sonntags. Vielleicht geht sowas bei euch ja auch. Unser Pfarrer war aber wirklich für vieles sehr offen. Mich hat er kurzerhand sogar mit getauft. Das war schon lange mein Wunsch und er hat es ganz unkompliziert ermöglicht.
"Die evangelische Kirche aber es so ermöglichen will auch anderen Konfessionen eine Möglichkeit zu geben Pate zu sein."
Menschen mit anderer Konfession können in der evangelischen Kirche völlig normale Paten werden. Zumindest solange diese Kirche Mitglied im ACK ist - und da ist so ziemlich jede Kirche Mitglied, die keine Sekte ist.
Solange mindestens ein Elternteil evangelisch ist, können ein Katholik, ein Orthodoxer und ein Baptist problemlos Pate werden.
Hast du nähere Infos zu diesen Taufbegleitern? Das einzige, was ich evangelisch dazu finden kann, ist eine App bzw. Website zur Taufvorbereitung.
Und zumindest in der EKiR ist das auch nicht in der Kirchenordnung oder dem Lebensordnungsgesetz verankert.
Das hier habe ich gefunden... Ich meine bei uns wurde es Taufbegleiter gehabt. In den Text ist es der Taufzeuge
https://www.evangelisch.de/taufbegleiter/217792/was-sind-taufzeugen-oder-taufzeuginnen
Es ist noch immer nicht wie verbreitet wie es aussieht, wir leben in Oberbayern, und der Pfarrer meinte, dass es wohl überall kommen soll. Keine Ahnung ob es stimmt
Mit anderen Konfessionen meinte ich auch andere Religionen. Hab ich mich nicht so gut ausgedrückt. Aber das, laut unserem Pfarrer, wollte inzwischen auch wichtig, weil es eben die Vielfalt in unserer Gesellschaft hergibt und damit möchten sie niemanden mehr von solchen Feierlichkeiten, auch in einer für die Familie wichtigen Rolle, ausschließen.
Fand ich einfach super
Unsere Söhne wurden in einem normalen Gottesdienst getauft und da war die Taufe nur ein kleiner Teil. Wir mussten nur dafür nach vorne kommen, das war ganz unspektatulär.
Bei unserem zweiten Sohn hat die Pfarrerin uns Paten vermittelt. Die einzigen Christen, die wir näher kannten, waren schon bei unserem ersten Sohn Paten und kamen deshalb nicht in Frage. Uns war es aber wichtig, dass es Paten gibt, weil wir selbst noch nicht so lange Christen waren (sind).
Die Pfarrerin hat sich dann umgehört und wir haben das Ehepaar vor der Taufe noch kennengelernt.
Sie sind tolle Paten für unseren Sohn und inzwischen sind wir auch mit ihnen befreundet.
Musstet ihr als Eltern also gar nichts sagen, nicht wie oben beschrieben „ja mit Gottes Hilfe“?
Doch, wir haben "Ja und Gott helfe uns" geantwortet.