Hallo zusammen,
unser Sohn (16 Monate) bringt mich mit seinem Verhalten regelmäßig an meine Grenzen und ich erhoffe mir Rat von den erfahreneren Müttern:
Er ist schon immer ein recht forderndes, aktives Kerlchen gewesen. Je mobiler er wurde, umso mehr Unfug hat er zuhause auch angestellt - was im gewissen Rahmen ja auch normal ist und mir keine Sorgen bereit hat. Wir haben Schränke, Pflanzen und Steckdosen kindersicher gemacht und damit erstmal ganz gut gelebt. Nun ist es aber so, dass er natürlich zum einen wächst und an immer mehr Dinge dran kommt und zum anderen immer besser versteht, aber überhaupt nicht hören will.
Ich habe das Gefühl, er provoziert umso mehr, wenn er sieht, dass er etwas nicht darf: über die Couch rennen…Geschirr, dass er irgendwo greifen kann, mit voller Wucht auf den Boden werfen…am aufgenähten Leder von unserem Ehebett mit den Fingern immer wieder ziehen, bis es reißt. Ich kann nein sagen, erklären, ihn wegziehen, schimpfen, laut werden..Es bringt alles nichts. Manchmal findet er es lustig und macht weiter mit einem provokanten Blick..manchmal weint er (wenn er weggezogen wird) und lernt dennoch nichts daraus. Auch wenn wir am Tisch sitzen und ich ihm eine Gabel mit Essen hinhalte, kann es passieren, dass er sie quer über den Tisch feuert, wenn ihm danach ist. Von anderen Leuten (Großeltern) höre ich immer öfter, dass er frech ist, nicht erzogen usw. und das beschäftigt mich natürlich sehr. Aber ich weiß auch nicht, wie ich erziehen soll?? Einerseits ist er noch so klein, andererseits habe ich Angst, jetzt etwas schleifen zu lassen bzw. In der Erziehung zu verpassen, sodass es später nicht mehr zu korrigieren ist.
Außerdem ertappe ich mich immer öfter dabei, dass ich vor Erschöpfung laut werde, was ich bereue und nicht möchte. Er geht zur Tagesmutter, da benimmt er sich wohl gut, ärgert nur hier und da ganz gerne auch die anderen Kinder (indem er z.B. erbautes Spielzeug umschmeißt usw.). Verwächst sich dieser Drang, provozieren zu müssen oder wie verhalte ich mich in solchen Situationen am besten?
Ratlos: Kleinkind 16 Monate provoziert und hört 0,0
Ein Kind in dem Alter provoziert nicht. Verabschiede dich von diesem Gedanken. Vielleicht hilft dir das schon zu etwas mehr Gelassenheit.
Es testet Grenzen. Es weiß noch nicht, in welchem Kontext welche Regeln gelten und versucht, diese zu verstehen. Dafür muss es immer wieder ausprobieren, was passiert.
Als erfahrene Mutter von 3 Kindern kann ich dich zuerst beruhigen. Haben meine alle so gemacht.
Was die Erziehung angeht, frage ich mich auch, wie das geht. Ich hab vieles probiert, aber irgendwie glaube ich nicht mehr dran.
Eine tragfähige Beziehung aufbauen und aufpassen, dass nichts schlimmeres passiert, das ist meine Strategie.
Ich habe versucht das meiste an Nein zu vermeiden, damit die wenigen Neins, die gelten, ankommen.
Steckdosen sind gesichert, also durfte Junior da ran. Es war nach 1 Tag uninteressant.
Kabel waren leider immer interessant, also wurden die hinter einem Kissen versteckt und weg waren sie. 😄
Pflanzen und gewisse Schubladen waren immer ein strenges "Nein!" mit wegsetzen. Das musste ich natürlich ein paar Mal wiederholen, aber das hatte mein Kleiner schnell raus, dass das wohl nicht OK ist. Ansonsten waren Schränke und Schubladen generell OK zum öffnen und nachschauen, da nichts groß passieren konnte.
Da ich vermute, dass euer Kind wohl mit in eurem Bett schläft und ihr somit nicht einfach das Schlafzimmer zumachen könnt, könnte man nicht z.b. ein Spannbettlaken temporär über das Leder ziehen, damit es nicht zerkratzt wird? 🤔
Das Werfen ist hier leider auch die Leidenschaft von Junior und der ist schon über 2 Jahre. Da hilft auch alles Nein irgendwie nix. 🤷 Da kann man nur blitzschnell sein und Geschirr in unkaputtbar bzw Becher in auslaufsicher nutzen. 😄
Ach, und Türme haut er auch noch mit leidenschaftlicher Freude um. 😉 Das finde ich auch normal und lasse es bei mir auch zu. Nur draußen erkläre ich ihm, dass er das bei anderen Kids nicht machen darf.
Also mit 16 Monaten darf man meiner Meinung nach sehr wohl schon erziehen. Aber in altersangemessenen Dosierungen. Ausgewählte Neins sind da richtig und wichtig, nur zu viele Neins sollten es halt nicht sein, damit das Kind den Überblick über die Verbote nicht verliert.
Mein Tipp: Versuch ihm zu sagen, was er tun darf. Verneinungen werden in dem Alter nicht verstanden (also das Wort "nicht" wird nicht richtig verarbeitet). Anstatt also "Nicht das Geschirr auf den Boden werfen!" lieber sagen/zeigen: "Bitte da Geschirr auf den Boden legen/mir geben/zur Schublade bringen."
https://www.wireltern.ch/artikel/warum-kleinkinder-nicht-nicht-verstehen-blog-0517
Versuche, eine "Ja-Umgebung" zu schaffen, in der du wenig verbieten musst. Überlege dir genau, was wirklich wichtige Grenzen sind. Wir haben unser Kind mit dem Essen matschen lassen, auch mit Plastikmesser. Die Konsistenz will getestet werden, fällt ein Apfel so gut wie Spinat, etc. Zum Aufräumen und wischen dazunehmen. Und wenn er zu Beginn nur ein Apfelstück von 20 aufhebt, hat er geholfen. Jetzt mit zwei sagen wir unserem Kind öfter, es soll nicht unbedingt Sachen runterwerfen, also etablieren mehr Regeln, die aber gern ausgetestet werden. Wichtig ist natürlich konsequent bleiben: einmal dürfen, einmal nicht, dann doch wieder - das ist für ein Kind nicht nachvollziehbar.
Und wie im Artikel steht: Vorleben. Mein Mann hat gerne abends gefragt: "Möchtest du jetzt ins Bett?" Wenn ein "Nein" zur Antwort kam, hat er mich hilfesuchend angeschaut. Tja, er musste dann noch ein Buch lesen oder was spielen. Ihr Nein musste respektiert werden. Ich habe immer gefragt "Jetzt geht es ins Bett. Möchtest du die Treppe laufen oder soll ich dich tragen?" Also, ich habe ihr nur Entscheidungen überlassen, in denen beide Antworten für mich okay sind. Damit durfte sie viel entscheiden, aber die wesentlichen Dinge standen nicht zur Debatte. Damit fahren wir sehr gut und auch mein Mann hat es so langsam drauf.
Vielleicht hilft dir davon etwas weiter?
Danke für deine Tipps. Ob er mit dem Essen schmeißt usw. ist mir nicht so wichtig. Es geht mir in erster Linie um gefährliche Dinge, die ich nicht verriegeln kann, wie z.B. die Couch, auf der er ständig rumspringt. Ich habe Angst, dass er irgendwann böse fällt. Da reagiere ich allergisch. Oder wenn er seine Hand in die Kloschüssel steckt und solche ekligen Dinge. Natürlich versuche ich immer hinterher zu sein, aber klar gibt es auch immer wieder Momente, in denen es mir durchrutscht.
Bzgl Couch: gibt es eine Krabbeldecke oder ähnliches, die du auf den Boden legen kannst, wo du ein großes altes Kopfkissen zum drüberrennen hinlegen kannst? Also, irgendeine Alternative, die besonders ist? Und dann dazu sagen: "Auf der Couch sitzen und über die Krabbeldecke rennen."
Unsere Klobürste war zeitweise außer Reichweite gestellt, mittlerweile ist es okay, wenn wir sagen, sie darf da ran wenn sie älter ist. Kloschüssel wäre tatsächlich eine Sache, wo ich auch konsequent wäre und das Kind ein "Nein" lernen muss. Da gibt's nicht viele Alternativen.
Das wichtigste ist: die Phase geht vorbei, auch wenn dann die nächste kommt. Seit zwei Wochen gehört zum täglichen Standard meiner Tochter der Spruch: "Nein, will nicht." 😅
Hey.
Meiner hat das auch in dem Alter gemacht. Jetzt ist er 2,5 Jahre alt und provoziert teilweise immer noch echt heftig. Ich nehm ihm öfters seine Sachen weg, wenn er z.b. nach mehrmaligem auffordern (z.B. Stifte werfen) einfach nicht damit aufhört. Irgendwie begreift er das aber nicht.
Wenn ich ihn ermahne, ignoriert er mich einfach.
Was ich nur gemerkt hab, wenn er bemerkt, dass ich mich darüber aufrege, macht er umso mehr damit weiter. Ignoriere ich aber sein Getue, wird’s besser.
Keine Ahnung, welcher Weg da der richtige ist 🤷♀️
Grüße :)
Das habe ich tatsächlich auch bemerkt! Oft will er meine/unsere Aufmerksamkeit, wenn wir uns z.B. unterhalten und veranstaltet dann all diese Dinge. Wenn ich ihn ignoriere, dann lässt er es irgendwann. Aber ich kann ihn nicht immer ignorieren: wenn er z.B. über die Couch rennt, habe ich Angst, dass er mal stolpert etc. und runterfällt, auf den Couchtisch usw. Da muss ich intervenieren.
Ja bei gefährlichen Sachen gehe ich auch sofort dazwischen.
Aber bei allem anderen versuche ich erst, sein Getue zu ignorieren.
Erstmal vielen Dank für eure Antworten! Diese beruhigen mich ungemein. Ich selbst habe auch das Gefühl, dass mein Sohn „normal“ ist. Ja, er ist temperamentvoll, neugierig, extrovertiert. Ich höre nur immer öfter von Außen „oh, der ist aber frech.“ „er ärgert/ provoziert etc. aber auch gerne.“ „er hat aber schon jetzt einen ganz schön ausgeprägten Charakter, mein lieber Mann.“ und solche Sprüche verunsichern mich. Hinzu kommen noch die ständigen Sprüche meiner Eltern a la „naja, das kommt davon, wenn so viel Zucker in den Popo geblasen wird.“ Oder „er verhält sich aber auch nur bei dir so.“ auch mit meinem Mann reden wir regelmäßig darüber, wie man‘s „richtig“ macht. Seine Arbeitskollegen erzählen ihm davon, wie toll die kleinen Kinder im eigenen Zimmer durchschlafen und dass nicht bei jedem Pieps gesprungen werden muss, damit die Kinder nicht verwöhnt werden. Wir leben mit unserem Kind anders und fragen uns oft, welcher Weg denn nun der Richtige ist. Da gibt es wohl keine eindeutige Antwort drauf.
Mach dir nicht so viele Sorgen wegen der Kommentare von außen: dein Zirkus, dein Affe 😄
Klingt alles doch ganz normal- wenn auch anstrengend. Ich glaube das wichtigste ist zu verstehen dass er vielleicht Reaktionen testet, aber nicht bewusst provozieren kann, dazu muss noch etwas in der Entwicklung passieren, bis er kognitiv dazu in der Lage sein wird. In diesem Alter können Kinder sich noch nicht in andere reindenken/ die Perspektive wechseln. Die Sprüche die du seitens der anderen zu hören bekommst sind aber Projektionen, die aus genau dieser Fähigkeit heraus entstehen…auch wenn sie dem kleinen Menschen leider falsche Motive unterstellen 😄
Bei uns hilft immer gut was ich auch schon in den Kommentaren gelesen habe; wenige Neins, Formulierung ohne „nicht“, damit dein kleiner weiß WAS er tun SOLL usw.
Ich habe mal den schönen Satz gelesen: Kinder müssen großgeliebt werden, nicht großgezogen 😊💚
Wenn dein Kind dich anlächelt, während du ihm etwas verbietest, kann es auch sein, dass er dich mit seinem Lächeln milde stimmen will. Oft verstehen Kinder in dem Alter noch gar nicht, dass sie damit auch provozieren können. Mein Sohn macht das mit 18 Monaten auch noch.