Zweisprachig Erziehen, jetzt wird’s ernst- Erfahrungen bitte!

Liebe bilinguale Familien,
Mein Mann und ich sprechen jeweils unsere Muttersprache mit unserem Sohn (16M). Mein Mann spricht gut deutsch, ich kann seine Sprache etwas.
Unser Sohn fängt nun an, seine ersten Worte zu sprechen. Bisher sind diese ersten Worte (noch ganz wenige) aber ausschließlich deutsch, obwohl mein Mann auch sehr viel Zeit mit ihm verbringt. Er wird jetzt auch bald in Elternzeit gehen und dann noch mehr Zeit mit ihm verbringen, während ich arbeite.

Wenn mein Sohn jetzt zum Beispiel „Ball“ sagt, müsste mein Mann ja jetzt zu dem gleichen Objekt ein anderes Wort sagen. Irgendwie fühlt sich das total komisch an, da unser Sohn ja gerade erst das Wort „Ball“ gelernt hat, ,plötzlich’ ein anderes und übrigens sehr kompliziertes Wort zu sagen. Wenn er jetzt zu Papa geht und auf den Ball zeigt und „Ball“ sagt, soll Papa das einfach ignorieren und so tun als ob er das nicht versteht oder soll mein Mann den Ball nehmen und sagen „XY“ (Ball in seiner Sprache)?
Wie habt ihr das gehandhabt und habt ihr noch andere Tipps?
Dankeschön !

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Nein, nicht so tun als würde er es nicht verstehen, sondern wie du schon gesagt hast kann dein Mann zu dem Ball gehen und das Wort in seiner Sprache anbieten oder in seiner Sprache fragen "Möchtest du Ballspielen?"

Was ist eure Familiensprache?

Oft entwickeln die Kinder in der zweiten Sprache, die nicht Umgebungssprache ist, auch erst einmal ein Sprachverständnis und die Sprachproduktion setzt etwas später ein

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Danke für deine Antwort. Tatsächlich sprechen mein Mann und ich Englisch miteinander. Man merkt, dass unser Sohn das unterscheiden kann, denn sobald er englisch hört, „schaltet er ab“. Wenn er aber deutsch oder die Sprache meines Mannes hört, dann hört er aktiv zu, weil er merkt, dass er angesprochen wird.

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Das Englische nimmt er auch auf. Auch wenn die Kommunikation nicht direkt an ihn gerichtet ist. Wir haben Finnisch und Deutsch bzw Englisch als Fremdsprache in der Familie. Uns wurde von einer Sprachwissenschaftlerin geraten, Finnisch als Familiensprache zu etablieren, weil beide Eltern es zumindest verstehen. Würden wir bei Englisch bleiben, würde unserem Sohn der Finnische Input fehlen (der Tag hat ja nur eine begrenzte Anzahl an Stunden und mit Englisch als Familiensprache limitieren wir den Finnisch Input). Würden wir in Finnland leben wäre Deutsch die Familiensprache.

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Das ist alles kein Problem, glaub mir. Ich habe lange Zeit, bzw immer meine Muttersprache mit meinem Kind gesprochen, er antwortete auf schweizer Deutsch (das er nur in der Kita hörte). Lange kamen Worte in beiden Sprachen gemischt, dann hat sich Deutsch durchgesetzt, mit 3 hat er zum Glück auch in meiner Sprache (die er verstand), grosse Fortschritte gemacht. Jetzt mit 4 spricht er 3 Sprachen (Hochdeutsch und CH-Deutsch + meine Sprache) problemlos.

Macht weiter so, dass jeder seine Muttersprache mit dem Kind redet, gemeinsam dann die Familiensprache.

Bearbeitet von scharada
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Okay, danke für deine Erfahrung!

Bearbeitet von Mima91
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Unsere Tochter wird bald sechs. Ich habe beobachtet, dass sie wenn wir in Deutschland sind, das was ich ihr auf Schweizerdeutsch sage, 1:1 auf hochdeutsch übersetzen kann und dass sie auch zwischen akzentfrei hochdeutsch und Schweizer Hochdeutsch (wie ich es spreche oder wie es im Kindergarten Unterrichtssprache ist) wechseln kann.

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Ich würde dir empfehlen dich zum Thema mehrsprachige Erziehung etwas zu belesen. Z.B. "Wie Kinder mehrsprachig aufwachsen" von Elke Montanari finde ich ein sehr gutes Buch zum Thema.
Ihr müsst im Grunde einen Weg finden, die verschiedenen Sprachen im Alltag einzuordnen.

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Danke für den Tip 👍

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Wir sprechen ganz normal mit unserem Kind. Jeder in seiner Sprache. Nur durch den Input können Kinder ja überhaupt Wörter lernen. Unsere Tochter benutzt zum Beispiel Wörter in beiden Sprachen für manche Dinge (Mond/Luna) und bei anderen hat sie bisher eine Sprache bevorzugt. Ihr könnt euer Kind auch in eure Familiensprache (Englisch) einbeziehen. Dann sind es eben drei Sprachen Input.

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Hey,

Dein Mann redet einfach mit ihm in seiner Sprache und du in deiner. Unabhängig davon wie dein Kind etwas ausspricht.
Meiner Erfahrung nach suchen sich die Kinder "ihre" Worte selbst aus. Als unsere Tochter anfing zu sprechen ( mit 10 Monate) bestand das 70 % aus griechisch. Inzwischen ist es eher 70% deutsch. Aber auch weil sie im Alltag natürlich mit Deutsch viel mehr konfrontiert wird und auch weiterkommt. Griechisch versteht sie allerdings eindeutig.
Mein Mann lässt es leider auch oft schleifen, hier ist daher griechisch-Deutsch wie eine Haussprache. Jemand der selbst hier aufgewachsen ist, tut sich natürlich schwer durchgängig griechisch zu reden. Und unsere gemeinsame Sprache ist ohnehin deutsch. Aber sofern ihr nicht vorhabt wieder auszuwandern, ist es ja erstmal besser wenn das Kind hauptsächlich deutsch spricht.
Wir werden unsere zu gegebener Zeit in einer griechischen (Abend-)Schule anmelden damit das nicht verloren geht.
Gibt's bei euch auch so etwas?

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Spannend, danke für die Erfahrung. Ja das stimmt, deutsch wird wohl wichtiger bleiben, aber es wäre trotzdem schön, wenn er auch mit Großeltern und Onkel/Tanten kommunizieren könnte.

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Wir erziehen unsere Kinder zweisprachig nach dem Prinzip "one person - one language" d.h. ich spreche ausschließlich Deutsch mit ihnen und mein Mann ausschließlich Spanisch. Wir bleiben konsequent bei unser jeweiligen Sprache; auch dann wenn Leute dabei sind, die sie nicht verstehen. Wir Eltern haben das Glück, dass wir jeweils beide Sprachen verstehen. Wenn meine Tochter mir etwas auf Spanisch sagt, antworte ich konsequent auf Deutsch. Normalerweise können mehrsprachige Kids die Sprachen aber gut voneinander trennen und wissen schon früh wer welche Sprache versteht.

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So halten wir es mit unserem Sohn (17 Monate) auch (Deutsch-Mama/Spanisch-Papa)...allerdings versteht er bislang zwar beide Sprachen offenbar, spricht aber noch nicht (außer unverständliches Geplauder). Bin gespannt.

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In der Situation sollte dein Mann einfach in seiner Sprache reagieren. Zum Beispiel sagen: "Genau, das ist ein Ball." oder: "Soll ich dir den Ball geben?" oder: "Komm, wir spielen mit dem Ball."

Wir sind sehr konsequent dabei geblieben, die zugeordneten Sprachen zu nutzen.

Unsere Tochter hatte immer auf allen drei Sprachen ein altersgemäßes Sprachverständnis, hat aber beim Sprechen die Sprachen oft durcheinandergewürfelt. Zum Beispiel: "Guck, Mama, konggimolo."
Da haben wir es dann meistens in der entsprechenden Sprache korrigierend wiederholt: "Genau, da ist eine Fliege." Oder, als sie älter war, sie gebeten, es in der anderen Sprache zu sagen: "Kannst du konggimolo auf deutsch sagen?" oder: "Was heißt konggimolo denn auf deutsch?"

Wir nutzen auch gerne Lieder und Geschichten.