Ich habe gerade bereits einen ultralangen Beitrag gepostet, den sicherlich niemand liest. Daher hier - nur bezogen aufs Kind:
Zur Ausgangslage: 37 Jahre, verheiratet seit fünf Jahren, einjährige wunderbare Tochter.
Er arbeitet im Homeoffice, als Sprachlehrer, allerdings mit eher niedrigen Verdienst.
Ich bin Hauptverdiener, auch wenn ihm das Wort sauer machen würde, da wir viele Kosten teilen. Ich arbeite an einer Gesamtschule in einer Großstadt, zum Glück aber bestes Eliteviertel, eigentlich wirklich vergleichbar top Schüler.
Ich wollte nicht nach einem Jahr zurück aus der Elternzeit. Wir waren ständig zu dritt, fremdeln gab (und gibt es) nicht, ständig waren wir alle zusammen da. Allerdings war alles für mich mit Kind neu, vieles habe ich umsonst zu einer Krise werden lassen, oftmals hätte ich entspannter sein müssen, um auch wirklich zu genießen. Nach einem Jahr war klar, dass ich aus finanziellen Gründen zurückgehe, allerdings mit Stundenreduzierung. Diese ging jedoch durch einen Notfall an der Schule nicht durch und wird jetzt erst zum nächsten Schuljahr aktiv. Dann habe ich gebeten, nicht die Klassenleitung über die einzig schlimme Klasse übernehmen zu müssen. Umsonst.
Ich hasse es, von meiner Tochter getrennt zu sein. Ich habe den Wunsch nach weiteren Kindern, wobei ich jedoch weiß, dass dieser unerfüllt bleiben wird. Schon beim ersten mussten wir viel in Kauf nehmen, künstliche Befruchtung usw. Mein Mann würde auch nicht dahinter stehen, da ich viele Medikamente nehmen musste. Umso mehr will ich jede Sekunde aufziehen und kann dies nicht, da ich arbeiten bin. Die Schwiegereltern wohnen vor Ort und da mein Mann ja auch zuhause ist, versorgen sie unsere Tochter zuhause, während er arbeitet und rufen ihn dann, damit er beim Essen dabei ist usw (dazu fühlen sie sich zu alt 😀). Es läuft alles super.
Außer ich.
Stehe ich früh auf und schleiche mich raus, fühle ich mich schrecklich, weil ich das Gefühl habe, dass sie alle schönen Momente erhalten und schuldig, weil ich mich freuen sollte, dass meine Tochter dieses Dreiergespann (meinen Mann und die Schwiegereltern) in ihrem Leben hat.
Komme ich wieder aus der Arbeit ist es häufig gegen 14.30, sie geht dann bald wieder schlafen. Meine Schwiegermutter spricht dann noch auf mich ein und ich würde mir wünschen, sie ginge einfach schnell, damit ich mich auf die Kleine konzentrieren kann und werde auch unfreundlich. Anschließend fühl ich mich aber ausgelaugt vor der Arbeit und verstelle mich vor der Kleinen zu einer happy Person, die ich nicht bin, da ich in der Zeit mit ihr auch noch müde bin und nie das Gefühl habe, diese voll zu nutzen.
Dazu dann die Arbeit, die mich so stresst, dass ich super gereizt bin. Häufig rolle ich meine Augen und mein Mann reagiert dann zu recht mit einem blöden Spruch. Er macht den Haushalt usw.. dennoch motze ich über Kleinigkeiten, bräuchte eigentlich eine Umarmung, kann das nicht kommunizieren und fühle mich dann schrecklich, wenn schlechte Stimmung zwischen mir und ihm herrscht, weil meine Tochter das ja mitkriegt, auch wenn man es ihr nicht anmerkt.
Und nun zum letzten Punkt. Ich sitze heute hier und endlich gibt es einmal Familienzeit, nur merke ich, dass meine Tochter immer zu meinen Mann will. Nicht so schlimm, dass sie wirklich fremdelt. Aber Bücher werden ihm zuerst hingehalten. Das Eis wird mit ihm geteilt. Er kriegt das Strahlen.
Und das tut weh. Weil ich es nicht schaffe, mich für ihre Beziehung zu freuen. Weil ich daran denke, dass es ist, weil ich arbeiten gehen muss und er bei ihr sein kann. Er ist derjenige, der da ist, wenn sie wach wird. Der sie füttert. Und so weiter.
Ich hab das Gefühl, ich mache diese ganze be….. Arbeit nur für sie und verpasse dadurch genau das, was am wichtigsten ist. Sie. Ich bin diejenige, die am Wochenende darüber grübelt, dass sich ein Elternteil beschweren will, statt frei die Zeit zu nutzen.
Und durch die Arbeit und die Streitigkeiten bin ich ohnehin schon an einem dunklen Ort. Heute ist er noch etwas dunkler geworden und die Scham, mich nicht für sie und ihn zu freuen, etwas größer. Ich fühle mich komplett überflüssig, abgesehen vom Geld. Missverstanden und verdammt einsam sowie überarbeitet.
Arbeit statt Kind
Hi Liebes,
verstehe dich sooo gut. Hier das gleiche in grün: nur dass es meine Eltern und ein Gymnasium ist… lass dich umarmen! Ich denke Stundenredizierung wird es richten und halt versuchen Sparflamme zu fahren in der Schule. Lass dich selbst in der Situation ankommen und du wirst sehen, es wird bald ruhiger und entspannter!
Alles alles Liebe
Oh je, fühl dich ebenfalls umarmt. So sehr ich hier gehofft habe, jemanden zu finden, der mich versteht, so sehr würde ich mir wünschen, dass es niemand ist, der das Gleiche hat, denn es ist echt schei*e.
Die stundenreduzierung macht mir auch Sorgen, ich habe von 27 auf 20 Stunden reduziert, aber befürchte, dass dies meistens nur einige Freiblöcke und einen gleichbleibenden Unterrichtsschluss bedeutet… hast du denn reduziert?
Ja, aber aus finanziellen Gründen nur auf 75%. Das ist schon hard mit einem Kind von 13 Monaten und du hast natürlich recht … gibt dann halt dennoch tausend Termine, Springstunden, Klassenfahrten usw…. Aber Geld braucht man irgendwie auch … Ich würde mir wünschen, ich hätte das klassische Modell mit Mama bleibt länger zu Hause, aber geht halt nicht …
Ich denke mir halt, in anderen Berufen ist es schwieriger, ein Denkmal für Alleinerziehende uvm.
Will damit sagen, erst mal ist es doch super, dass wir genug verdienen, dass Großeltern da sind, dass ein Papa da ist…
Aber ich verstehe sehr gut was du meinst. Ich merke auch dass mein Kind sich immer mehr an seine Oma bindet und das freut mich natürlich gleichzeitig macht es mich traurig …
Schätze aber dass diese Gefühle viele kennen.
Sprich mit der Schule … vielleicht noch mehr reduzieren oder zumindest keine Klassenleitung… vielleicht gibts ne Chance 🙏😊
Mein Mann geht zwar arbeiten und nicht ich, aber das Eis von meiner Tochter kriegt trotzdem er. Sie haben eine tolle Papa-Tochter Beziehung und ich freue mich sehr darüber auch wenn es manchmal schmerzhaft für mein Mama Herz ist.
Also du siehst, es liegt nicht nur an der Arbeit.
Du würdest gerne mehr Zeit mit deiner Tochter verbringen und vermisst sie, wenn du bei der Arbeit bist. Du bist eifersüchtig auf deinen Mann, weil er etwas hat, was du gerne hättest. So weit, so verständlich. Trotzdem würde ich mir mal bewusst machen, dass es für viele arbeitende Elternteile der absolute Luxus wäre, immer schon um 14:30(!!!) zuhause zu sein und ab da schon Zeit mit seinem Kind verbringen zu können. In welchem Job geht das schon? Versuch doch mal, dich ein bisschen mehr an dem zu freuen, was du hast, statt auf das zu schauen, was dir fehlt. Das Glas ist halb voll, nicht halb leer 😉
Ich arbeite übrigens Vollzeit seit meine Kinder 13 Monate alt sind, mein Mann arbeitet nur Teilzeit und trotzdem bekomme eher ich etwas vom Eis ab 😅
Liebe Grüße