Hallo in die Runde,
meine Frau und ich rätseln wegen eines Verhaltens unseres bald zweijährigen Sohnes: hat meine Frau ihn auf dem Arm und ich bin dabei, zieht er ihr an den Haaren, während er Blickkontakt mit mir hält. Wenn die Beiden allein sind, zeigt er das Verhalten nie. Verhalten unterbrechen, aus der Situation gehen, absetzen, erklären, dass das der Mama wehtut, bringt alles nix. Meine Fragen an die Community: wer hat sowas auch schon erlebt und wie seid ihr damit umgegangen? Was könnte es für Erklärungen für das Verhalten geben?
Sohn zieht meiner Frau an den Haaren, aber nur in meiner Anwesenheit
Wenn sie ihn nicht auf dem Arm hält und du bist dabei, was macht er dann? Zappelt er dann rum, versucht die Hände zu beschäftigen?
Würde jetzt einfach mal blind drauf tippen, dass er einfach die Hände beschäftigen will.
Was ist, wenn andere Bezugspersonen dabei sind? Oma oder so?
Er ist schon ein Kind, das seine Umgebung an sich gerne erkundet und exploriert. Dass er aber ständig Beschäftigung, insbesondere mit den Händen, bräuchte, wäre mir bis dato nicht aufgefallen.
Wenn andere aus der Familie anwesend sind, zeigt er das Verhalten auch nicht. Er "vergreift" sich nur an meiner Frau, wenn ich dabei bin.
Ich tippe auf provozieren. Er will Aufmerksamkeit.
Vielleicht, auch wenn es wehtut erstmal, ignorieren, also dem Verhalten keine Aufmerksamkeit schecken.
Klingt für mich sehr typiech, gerade mit dem dass er Blickkontakt hält und deine Reaktion sehen will.
An sich gebe ich dir Recht. Es wundert mich nur, dass er dieses Verhalten ausschließlich in der Konstellation zeigt. Ergo wenn ich nicht dabei bin, könnte meine Frau den Kleinen den ganzen Tag tragen und auf dem Arm belassen, ohne dass etwas passieren würde.
Ja, ja, aber so kenne ich das von meinen auch. Die wissen schon bei oder in eurem Fall vor wen sie es machen müssen um eine Reaktion zu bekommen oder irgendwie was zu bewirken.
Er wartet ganz klar auf deine Reaktion auf das Verhalten.
Wir hatten das längere Zeit (aber auch wenn ich alleine war). Ich habe das Kind ohne Kommentar abgesetzt und so aus der Situation geholt. Oder Zopf getragen :)
Zwischendurch-also etwa zwei Monate - hat er das Verhalten gar nicht mehr gezeigt. Dass es irgendwas mit einem Wunsch nach Aufmerksamkeit zu tun haben muss, sehe ich auch so. Ich frage mich eben nur, warum er sich ausschließlich mir gegenüber so verhält und warum er in anderen Momenten nicht zu solchen "drastischen" Mitteln greift.
Weil du wahrscheinlich seine wichtigere Bezugsperson bist.
Würde das aber auch nicht überinterpretieren und wirklich versuchen halbwegs zu ignorieren, einfach aus der Situation holen und eine neue Beschäftigung starten. Funktioniert das nicht?
Gibt immer wieder Phasen, wo bestimmte Dinge interessanter sind. Bei uns waren es sehr lange die gesicherten Steckdosen. Unser Sohn schaut mich an, ich sage nein, er grinst und schaut Papa an, um dessen Reaktion abzuwarten. Die Steckdosen sind eines unser wenigen „Neins“.
Uns wäre es ziemlich egal warum es in dem Moment passiert,letztlich ist der Grund unerheblich ob da nun Trotz,Langeweile oder Provokation dahintersteckt ist uns so ziemlich egal.
Vorausgesetzt natürlich ich habt als Paar ein gesundes Miteinander.
Das Kind ist schon zwei Jahren und ganz egal ob es schon Emphatisch auf seine Umwelt reagieren kann oder auch nicht,Regeln befolgen können die Kinder auch schon in dem Alter.
Wir als Eltern würden da sofort reagieren,das Kind wird abgesetzt und man sagt ihm klar das dies nicht geht.
Wir haben parallel einen Muttet hier bei Urbia wo der Sohn dies mit fast 6 noch macht und sie nicht eingreift und sich wundert und alle gestresst sind.
Wir haben wenige aber klare Regeln und körperliche Übergriffe werden SOFORT unterbunden und zwar klar für das Kind erkennbar.
Ich habe noch nie verstanden warum Eltern dies zulassen und unter Bedürfnisorientiert verpacken,nein man muss ein Kind nicht ablenken und ignorieren und sogar noch liebevoll auf dieses Kind einreden sondern erziehen.
Ich bezweifle sehr stark, dass ein Kind in diesem Alter Erziehungsmaßnahmen und Erklärungen angemessen und nachhaltig begreift. Mit Ignorieren ist nicht weitermachen gemeint, sondern das Kind absetzen und aus der Situation bringen. Vielleicht empfindest du das als Ablenken, ich nicht. Das Kind wird begreifen, dass diese Handlung nicht in Ordnung ist, wenn es nicht auf Mama bleiben darf - dafür muss man aber sehr konsequent sein.
Jede Familie hat ihre eigenen Neins (Dinge, die absolut nicht gemacht werden dürfen), zu viele sollten es nicht sein, da das sonst das komplette Gegenteil bewirkt.
Das ist bei einem 6-jährigen Kind anders, das stimmt.
Da meine inzwischen erwachsen sind kann ich für uns behaupten das es der absolut richtige Weg war,doch mit 2 begreifen sie es wenn Eltern es klar kommunizieren.
Wir hatten sehr wenige Neins und genau die sind bei den unseren Kindern angekommen.
Du hast recht,jeder geht seinen Weg
🙋🏻♀️💐
Das ist ein typisches Alter, in dem Kinder Ursache-Wirkung testen. Also zum Beispiel ganz oft den Lichtschalter an und ausschalten, um zu sehen, ob das Licht auch wirklich jedes Mal an geht und dann wieder aus, etc. So lernen sie, und wiederholen dann Sachen, die sie interessant finden, auch ganz oft.
Wie reagierst du, wenn er zieht? Ich hätte jetzt vermutet, dass du eine irgendwie "interessante" Reaktion darauf zeigst, und er dann darauf wartet: Aha, wenn ich Mama an den Haaren ziehe, macht Papa das und das. Mal schauen, ob er das beim nächsten Mal auch so macht. Und beim nächsten Mal wieder? Und nochmal?
Provozieren, also das machen um jemanden zu ärgern, kann er noch nicht. Das geht erst mit vier Jahren los, wenn Kinder Empathie entwickeln, denn um zu ärgern muss man sich in jemanden reinversetzen können und erst mal überlegen, was ihn ärgern könnte.
Sollte meine Vermutung stimmen, geht es normalerweise am schnellsten vorbei, wenn die Reaktion darauf eher langweilig ist. Würde ihn absetzen und sagen "Nein das tut weh, das mag ich nicht", aber mehr nicht.
Meine Reaktion fällt derart aus, dass ich ihm durch ein deutliches Nein und Kopfschütteln signalisiere, dass ich sein Verhalten nicht in Ordnung finde. Meine Frau oder ich erklären ihm dann, dass wir das Verhalten nicht gutheißen und das kurz und knapp.
Hallo Benjamin,
ich glaube, es ist erst einmal wichtig zu verstehen, dass euer Sohn nicht bösartig ist oder verletzen möchte, sondern sich nicht anders ausdrücken kann als durch körperliches Handeln. Er ist nicht einmal zwei Jahre alt und kann seine Emotionen nicht anders steuern.
Ich könnte mir vorstellen, dass er sich nicht mehr im Zentrum der Aufmerksamkeit sieht, sobald du und deine Frau beisammen sind. Vielleicht stört er sich daran, dass du dich mehr mit deiner Frau unterhältst und fordert durch das Haareziehen das Verrücken deines Fokus'. Es scheint ihm ja zu gelingen.
An Stelle deiner Frau würde ich durch ein deutliches "Aua, das tut mir weh!" signalisieren, dass sein Verhalten Auswirkungen auf seine Umwelt / sein Umfeld hat. Außerdem würde ich ihm ein alternatives Verhalten zeigen: "Du darfst gerne über meine Haare streichen. Sei bitte sanft und vorsichtig." Dann würde ich seine Hand nehmen und ihm zeigen, wie es gemeint ist. Falls er das noch nicht kann, da er emotional noch zu geladen ist und wiederholt zieht, würde ich das "Aua" wiederholen, ihn absetzen, aber in der Nähe bleiben und ihm zeigen, dass ich nicht sauer bin oder abelehnend gegenüberstehe, sondern die Distanz einfach zum Selbstschutz brauche.
Falls er es aber schafft, würde ich nun an deiner Stelle lobend auf ihn zugehen. So erhält er deine Aufmerksamkeit, das Lob spricht ihn mehr an als Schimpfen.
Achso, ganz vergessen: Um das Haareziehen überhaupt gar nicht erst aufkommen zu lassen, könntest du ja einmal versuchen, deinem Sohn besonders aufgeschlossen zu begegnen: Ihn extra freudig begrüßen, ihm sagen, wie du dich freust ihn zu sehen, irgendeinen Spaß mit ihm machen oder ihn gleich selbst auf den Arm nehmen und etwas machen, was ihm gefällt.