2jähriger haut / kratzt / zwickt

Hello Muttis und Vatis,

der Titel sagt es schon...

Mein kleiner Mann (26 Monat alt) haut, kratzt und zwickt seine Bezugspersonen, d.h. Papa, Mama, Oma und Opa.
Er hat ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Schweigerleuten.

Auch bei anderen Kindern hat er das gelegentlich mal, aber nicht in diesem Ausmaß wie bei uns.

In der Krippe gab es mal eine "zwick-Phase". Die hielt zum Glück nur eine Woche an.

Ich weiß, dass diese Phase normal ist aber langsam sollte sie doch mal vorbei gehen?
Wann wurde diese körperliche Phase bei euch denn besser?

Bei uns fing die Autonomiephase schon mit 11 Monaten an. Dass er körperlich wird, fing mit ca. 15 Monaten an und hält auch seitdem an..
Natürlich mal stärker, mal schwächer aber es gab bisher wenige Tage, die ohne Zwischenfall abliefen und langsam reicht es wirklich.

Nein, er kennt Gewalt nicht von zu Hause. Wir sind alle liebevoll miteinander.

Ich habe mich sehr viel dazu belesen und wir handhaben es so, wie man es aus der bindungsorientierten Erziehung kennt.
Wir halten seine Hand fest, führen sie von uns weg. Sagen Dinge wie "Stopp, Das tut mir weh. Deine Hände bleiben bei dir". Hört er nicht auf, gehe ich aus dem Raum und sage ihm dass ich dann nich bei ihm bleiben kann, wenn er mir weh tut.

Wir hatten es auch schon probiert, es komplett zu ignorieren.

Aber es hilft alles nichts..

Mein Schatz ist sensibel (was man ihm so erstmal nicht anmerkt) aber auch temperamentvoll. Eine wilde Mischung.

Die Herausforderung für mich: ich muss ihm zugewandt bleiben, wenn er sich "schlecht benimmt".
Bei Strenge wird sein Verhalten nur schlimmer.

Bin für Tipps und Erfahrungsberichte dankbar!

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Ach noch einer Ergänzung: er wird körperlich, wenn er sich langweilt, müde oder hungrig ist. Wenn er zu wenig Beachtung bekommt z.B. wenn die "Erwachsenen" sich mal unterhalten.

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Dann würde ich immer erst mal fragen/ sagen, was er alternativ machen kann:
"Möchtest du ins Bett? Sollen wir kuscheln? Das geht nur, wenn du nicht zwickst!
Möchtest du etwas essen? Du möchtest ein Butterbrot? Okay, ich mache dir eines!
Wenn du zwickst, müssen wir uns länger unterhalten, weil wir unterbrochen werden. Du kannst mit (konkret genanntem) Spielzeug spielen und wenn du fertig bist, haben wir Zeit für dich."

Und ja, ich würde das dann ganz bewusst länger ignorieren und mich ihm zuwenden, wenn er aufhört UND parallel öfter mal auf Anzeichen von Müdigkeit, Hunger, Langeweile achten und VOR dem Zwicken etc. mich ihm zuwenden. Vor dem Zwicken kuscheln, spielen, reden etc.
Und ihn, wenn du das Zwicken unterbrechen musst, erst mal für ganz kurze Zeit in die Spielecke setzen oder zum Malen an den Tisch oder ihn bitten, Besteck zum Tisch zu bringen oder so - damit er eben nicht lernt "ich zwicke und bekomme dann sofort Aufmerksamkeit", sondern "ich beschäftige mich kurz allein, ich helfe beim Tischdecken und bekomme DANN Aufmerksamkeit".

Vielleicht könntest du auch eine einfache Alternative einführen - bspw. einfach zu euch zu kommen und er bekommt dann Aufmerksamkeit (kurz). Also: Er haut - jemand hält kurz seine Hände fest oder nimmt ihn und bringt ihn etwas weiter weg und sagt vielleicht noch mal, "wenn du mit uns reden möchtest, komme einfach zu uns. Wenn du haust, möchten wir nicht mir dir reden!"
Er kommt einfach zu euch, ihr BEMERKT das - dann müsst ihr also mehr auf ihn achten! - honoriert das mit Aufmerksamkeit und der Frage, was er möchte und versucht dann, das zu erfüllen und sagt dann "ich möchte noch kurz mit X zu Ende reden!"

Und ja, das kann eine Weile dauern.

Vielleicht könnt ihr ihn ja in solchen Momenten auch kurz ins Gespräch einbinden, ihn etwas fragen - was er gerade gemacht hat, was er nachher noch machen möchte, irgendetwas, das zum Gespräch passt - so, dass er nicht merkt "Erwachsene reden und schließen mich aus, achten aber auf mich, wenn ich mich körperlich bemerkbar mache!"

Ich würde auf jeden Fall, wenn er gezwickt etc. hat und ihr ihn ignoriert habt oder etwas weiter weg gegangen seid etc., besonders gut darauf achten, wann er euch ignoriert und DANN zu ihm gehe und mich mit ihm kurz beschäftigen! Also nicht zeigen "ach, endlich lässt er uns in Ruhe, dann quatschen wir jetzt mal ausführlich!" sondern "ach, er beschäftigt sich alleine, das belohnen wir dann jetzt mal mit Aufmerksamkeit!"

Man muss ja auch immer bedenken, dass die Situation für ihn genauso doof ist wie für einen Erwachsenen. Stelle dir vor, dein Partner hätte Besuch, du würdest ihn etwas fragen wollen oder einfach auch mitreden wollen und er würde dich die ganze Zeit ignorieren. Das fände man als Erwachsener auch nicht gut.
Ich würde darauf achten, ihn immer ansprechen, wenn ich mit jemandem rede und frage "möchtest du auch etwas erzählen?" Wenn er das dann später mal sagen sollte - sofort reagieren, ihn kurz etwas erzählen lassen und dann sagen, dass du noch kurz mit Xy zu Ende reden möchtest.

Bearbeitet von Toschkalee
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Danke für deine Antwort. Ich / wir werden versuchen, in Zukunft "konsequenter" zu sein und ihn durch Aufmerksamkeit erst belohnen, wenn er sich gut verhält.

Keine Ahnung, wann wir was falsch gemacht haben. Mein Mann meinte gestern, wir hätten ihm immer zu viel Aufmerksamkeit gegeben.

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Hatte das Thema grade gestern in meiner Gruppe (Folgegruppe vom Pekip) - die Impulskontrolle kommt so ganz langsam mit 3-4 Jahren und selbst da nicht zu 100%.

Also das kann noch dauern und selbst mit 3 endet es nicht. Da kann er vielleicht unterscheiden, dass er Eltern prinzipiell fester hauen kann, als jüngere Kinder oder so 😅

Unsere Kleine (18 Monate) macht es oft:
- wenn ihr langweilig ist
- wenn sie ihren Willen nicht kriegt
- etwas nicht klappt.

Also manchmal hilft es, schon einzuschreiten, wenn ich sehe, es könnte jetzt ausgelöst werden sozusagen. In dem ich ihr bei Langeweile Alternativen zu „Ich geh meine Große Schwester hauen“ biete 😅 oder bei Frust recht schnell einschreite und ihr quasi direkt zeige, wie sie die Gefühle „verarbeiten“ kann.

Klappt natürlich nicht immer. Und dann muss man eben immer und immer und immer wiederholen: „Stopp“ und „Aua“ usw. Und irgendwann bleibts dann hängen 😂