Ich habe eine Frage. Mein Sohn ist ein Jahr alt. Wir haben - dachte ich - ein gutes Verhältnis und auch mit dem Papa, der sich seit Anfang an super kümmert, ging ich von einer guten Bindung aus. Allerdings verhält sich unser Sohn uns gegenüber zunehmend komisch und nachdem ich die Bindungstheotie gelesen habe, bekomme ich es langsam mit der Angst zu tun... Er hat noch nie groß geweint oder uns gesucht, wenn wir ihn bei Tante oder Oma gelassen haben, aber man hatte schon das Gefühl, dass er sich freut, wenn wir wiederkommen. Seit kurzem ist es aber so, dass er sich nicht interessiert wenn wir kommen, wegkrabbelt und sogar weint, wenn wir ihn auf den Arm nehmen und zurück zu Tante, Onkel etc. will... Klar, die machen coole Sachen mit ihm, aber dass er uns so ablehnt, tut echt weh. Meine Schwester betreut ihn aktuell an 2 Tagen, weil ich wieder arbeiten gehe und die Krippe noch zu hat. Im September wird er dort eingewöhnt. Wir haben, so dachte ich, eigentlich alles für eine möglichst gute Bindung getan und jetzt das. Ich muss dazu sagen, dass er aktuell aber auch relativ anstrengend und generell eher mies gelaunt ist.
Trotzdem tut es mir wahnsinnig weh. 😭
Keine Wiedersehensfreude, unsichere Bindung?
Ich denke dein Junge ist einfach nur beleidigt. 😄
Meine Neffen und Nichten haben meine Schwester auch immer erst mit Nichtbeachtung gestraft wenn sie abgegeben wurden zu mir. Dann hat das Kind auf meinem Arm erst den Kopf weg gedreht und die Mama nicht angeguckt. Es hat ein wenig gedauert.
Mach dir keine Sorgen, manche Kinder machen das einfach so.
Andere Theorie: Die Bindung ist so sicher, dass er einfach hinnimmt "Mama ist wieder da. Na ja, das hatte ich ja auch nicht bezweifelt! Jetzt will ich aber noch bei Tante und Onkel weiterspielen, die sehe ich dann ja wieder 5 Tage. nicht!"
Nicht jedes Kind freut sich laut, sichtbar etc. Wenn die Bindung sicher ist, dann "bist du einfach immer da". Du bist Alltag, du kommst wieder, das wird überhaupt nicht angezweifelt, warum also ein Fass aufmachen?
Aber wenn die Tante kommt, dann ist das eine (recht) seltene Gelegenheit, also freut man sich da tendenziell eher.
Wobei es wirklich auch Kinder gibt, die sich nie sichtbar freuen. Teilweise, weil das einfach gerade zu viel für sie ist, teilweise, weil sie schon mit den Gedanken woanders sind.
Ich war so ein Kind.
Meine Mutter erzählte, dass ich früh schon, wenn ich etwas besonders Schönes oder Unerwartetes geschenkt bekam, das erst mal wieder einpackte oder weglegte und sofort von etwas anderem redete. Vermutlich, weil ich einfach überfordert war in dem Moment. Das vielleicht auch nicht ganz glauben konnte oder halt erst mal verarbeiten musste, dass das jetzt mir gehört.
Mein Bruder (mit Downsyndrom) war das komplette Gegenteil, selbst, wenn der Weihnachten nur eine Socke ausgepackt hat, strahlte er übers ganze Gesicht, lachte laut und lange, hüpfte ein paar Mal. Das war halt die ungefilterte Freude. Bei mir war es eher die gefilterte.
Vielleicht ist dein Sohn ja auch so, dass er eher diese "gefilterte" Freude zeigt, dass zwischen dem Ausdruck seiner Freude und seinem inneren Erleben noch eine komplexe Gefühlswelt (oder Gedankenwelt) ist, die er gerade körperlich nicht so (unmittelbar) ausdrücken kann.
Bei dir ist es doch sicher auch so: Wenn dein Mann wiederkommt, sagst du hallo oder umarmst ihn kurz, wenn du deine Mutter siehst oder eine Freundin, die nur nur einmal im Jahr siehst, dann ist deine Freude evtl. (äußerlich) intensiver, du strahlst eher, umarmst sie eher länger etc. Weil dein Mann jeden Tag von der Arbeit kommt, die Mutter aber nur selten zu Besuch und die Freundin nur einmal im Jahr.
Könnte das nicht bei dienem Sohn ähnlich sein?
Puh guter Punkt, aber ich weiß nicht so recht. Wenn er meine Schwester oder meinen Schwager sieht, bekommt er sich kaum ein vor Freude. Das ist es ja, was so weh tut. Irrational würde ich sagen, er würde sich eher die beiden als Eltern wünschen. Wir sind nur Personal. 🥲
Hallo du :),
also, ich hab das mit der Bindungstheorie auch mal gelesen und hatte mich total erschrocken! Mein Sohn hatte mich, bis er 1,5 Jahre alt war, nie "verfolgt", er hat auch nie gejammert oder geweint, wenn ich den Raum mal kurz verlassen hatte! Sichtliche Freude wenn ich wieder kam? Fehlanzeige! ich ärgere mich tierisch über diese Theorie, denn: mein Sohn ist von Geburt an einfach ein total gelassener und zufriedener kleiner Mann! Er hatte immer 100% meiner Aufmerksamkeit, nie musste er schreien- weil er einfach nie geschrien hat (ich kann das wirklich an 2 Händen abzählen), wir waren nie lange getrennt und ich weiß, dass er sich zu 100% auf mich verlässt und unsere Bindung optimal ist!
Jetzt mit 1,5 Jahren ist es tatsächlich mehr geworden, dass er nach mir ruft wenn er z.B. im Wohnzimmer etwas spielt und kurz prüfen will, ob ich noch da bin bzw. wo ich bin...aber gem dieser Theorie dürften wir keine sichere Bindung haben! Aber wir haben sie definitiv! Nie wurden seine Bedürfnisse nicht direkt erfüllt, nie wurde er alleine gelassen, nie war er uns zu viel und/oder nicht bei uns!
Bitte mach dich nicht verrückt! Dein Kind liebt die Abwechslung, die große Aufmerksamkeit und alles Neue! Ihr seid seine Eltern, sein sicherer Hafen...zu dem er immer zurück kehrt, auch wenn ein "mehr" immer mehr möglich und stets verlockender wird!
Unser Kind war genauso. Er brauchte uns so gar nicht. Außerdem war er von Anfang an fremden immer zugewandt. Null Probleme mit fremden Menschen und in fremden Umgebungen gehabt.
Er ist jetzt 19 Monate und so langsam wendet sich das Blatt: er will auf den Arm, wenn Fremde auf uns zukommen, er mag mich nicht mehr kurz auf die Toilette gehen lassen bei Oma.
Es kann sich also noch ändern 🥲