Wie für Pausen sorgen bei 1.5 Jährigem Kind (sorry, lang...)

Unser Kind ist 1.5. Sie ist sehr aktiv und in vielen Bereichen offenbar sehr weit entwickelt. Uns fehlt der Vergleich da wir nur ein Kind haben, aber dies wird uns von der Kita und Kinderärztin so gesagt.

Sie hüpft, rennt schnell und auch rückwärts, hat ein Mengenverständnis bis 3, kann ca. 7 Farben treffsicher benennen. Beim Wortschatz von 100 haben wir aufgehört zu zählen, das war vor 3 Monaten. Sie wächst 2-sprachig auf und wechselt sicher und zur Situation passend zwischen den Sprachen, verwendet 3-Wort-Sätze. Seit 2 Monaten ist sie Tag und Nacht trocken. Sie hat ein wahnsinnig gutes räumliches Verständnis und erzählt Sachen aus der Kita die ne Woche her sind, ist humorvoll und für ihr Alter ziemlich empatisch. Sie fährt sicher Laufrad und Roller inklusive rückwärts rangieren. Dazu liebt sie Action, will auf die größten und schnellsten Wasserrutschen,...

Ich zähle das nicht auf um zu berichten wie "toll" unser Kind ist. Sondern um zu erklären, wie aktiv und voll dieses Kleine Gehirn sein muss. Die Konsequenz: sie findet nicht zur Ruhe. Einschlafen abends dauert ewig, ist extrem unruhig und selten friedlich. Die Autonomiephase kickt extrem und das schlimmste - wir haben nächtliche Wachphasen von 2-4h am Stück die uns allen den letzten Nerv rauben. Wir können schlicht nicht mehr.
Es wäre uns bei weitem lieber unser Kind wäre "langsamer" und dafür zufriedener.

Unsere Kinderärztin sagt zum Thema Schlaf nur, dass sie offenbar einen geringen Schlafbedarf hat (stimmt) und sie deshalb die Wachphasen hat (glaube ich nicht). Sie hat uns zu einer ehrenamtlichen Elternberatung geschickt als wir Hilfe gesucht haben die uns nochmal Abendrituale etc erklärt hat aber das hat uns höchstens minimal geholfen. Ihr Schlafbedarf ist gering, das stimmt. Ich bin aber überzeugt dass die Wachphasen eher sind weil ihr Gehirn einfach absolut nicht zur Ruhe finden kann. Sie leidet selbst in den Wachphasen, weint und will schlafen, kann aber nicht. Den fehlenden Schlaf holt sie dann teils morgens nach, teils ist sie dann halt den Tag über erschöpft und entsprechend quengelig.

Nun - meine einzige Chance scheint mir zu sein, dass wir ihr irgendwie helfen, runter zu fahren und auch über den Tag verteilt für Pausen sorgen. Nur - wie macht man das bei nem 1.5-jährigen Flummi? Wie können wir ihr helfen, sich zu reguieren? Ich bin dankbar für jegliche Tipps.

Bearbeitet von Madlaina
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Wir haben ein ähnliches Problem mit der Selbstregulation.
Das was uns hilft ist tatsächlich "lesen". Unsere Tochter schaut sich zum Glück sehr gerne Bücher an, am liebsten auf mir drauf. Wenn ich merke sie kann eigentlich nicht mehr und sie braucht dringend eine Pause dann lesen wir Bücher. Das ist zwar für ihren Kopf auch nicht totale Entspannung, aber zumindest für ihren Körper.

Mehr Tipps habe ich leider auch nicht, ich finde das auch sehr sehr schwierig.

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Danke für deinen Tipp. Lesen ist bei uns zum Glück auch beliebt. Ich habe nur das Gefühl auch das ist sehr stimulierend weil sie natürlich ständig Sachen zählt, Farben benennt, Dinge fragt,...
Sie mag auch sehr gerne Wimmelbücher die natürlich bunt sind. Für Geschichten fehlt noch die Geduld, das geht nur wenn sie eh schon müde ist.

Was lest ihr da so für Bücher?

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Oh das wirklich sehr weit, sprachlich und motorisch. Ich habe auch ein Kind, dass als Kleinkind eher weit und sehr aktiv und interessiert war (aber nicht so krass wie bei euch) und sehr wenig Schlaf gebraucht hat. Auch die abendliche Unruhe und diverse Schlafstörungen waren hier immer wieder Thema.
Ich stimme der Kinderärztin zu, wenn das Kind tagsüber fit ist, braucht es den Schlaf nachts nicht. Aber natürlich ist das mit den nächtlichen Wachphasen eine Quälerei für alle Beteiligten und nicht die Lösung. Meine Empfehlung wäre, den restlichen Schlaf zu kürzen, um die Müdigkeit nachts zu erhöhen. Hat bei uns immer geklappt. Mittagschlaf macht sie ja nicht mehr, oder? Sonst würde ich als erstes diesen reduzieren oder streichen. Ansonsten wäre der nächste Schritt, morgens konsequent 2h früher zu wecken, so dass der Schlaf dann in die Nacht verlagert wird. Bei meinem Kind kann so eine Umstellung bis zu 3 Wochen dauern, aber es lohnt sich!

Tagsüber Ruhepausen schaffen, bei unserem Kind nicht so einfach in dem Alter. Ich habe die Priorität eher darauf gelegt, dass das Kind möglichst oft in einen Flow-Zustand kommt und nicht unterbrochen wird. Das war bei unserem Kind für die Ausgeglichenheit am wichtigsten. Wichtig dafür waren anregende, kindersichere Umgebungen, in denen man das Kind einfach machen lassen konnte (nicht überfüllte Spielplätze, Bachläufe, Wald..).

Mein anderes Kind, das aber bei diesen Dingen anders gestrickt ist, kann man in einen Pause-Zustand versetzen, indem man es in den Buggy oder in eine Schaukel setzt. Das sonst immer wegrennende und redende Kleinkind war im Buggy immer ruhig, hat sich irgendwie nicht mehr als Teil der Situation, sondern als Beobachter gefühlt, manchmal vor sich hin gesungen. Und schaukeln könnten beide Kinder stundenlang und sind dabei ganz entspannt, so dass ich teils aufpassen muss, dass das Kind nicht dabei einschläft.

Ach ja und bei dem kognitiv weit entwickelten Kind habe ich den Eindruck, dass auch alleine Hörbuch hören wie eine Pause ist. Das Kind ist dann eher ruhig, hört gut zu, und ist nach 20-40min Hörbuch hören deutlich entspannter. Das ging hier aber erst mit 2 Jahren los.

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Wir versuchen das mit der Schlafreduktion jetzt nochmal. Morgens wecken funktioniert, Mittagschlaf ist definitiv noch nötig aber wir kürzen diesen auf ca. 40 Minuten. Sie ist abends dann einfach oft komplett durch und müde und will selbst ins Bett. Findet dort dann aber eine Stunde lang nicht zur Ruhe. Es ist also schwierig dann die Bettzeit abends nicht entsprechend nach vorne wandern zu lassen.
Wenn wir sie nach nächtlichen Wachphasen (50-70% der Nächte) morgens wecken, dann schafft sie den Tag kaum. Es ist irgendwie ein Teufelskreis. Ich denke dass uns vielleicht bessere Pausen am Tag helfen könnten, die Bettgehzeit abends auf später zu schieben, aber keine Ahnung...

Eine Schaukel wäre noch eine Idee, könnten wir auf dem Balkon installieren! Was würdest du da für eine empfehlen? So ein Kleinkindmodell?
Was bei uns tatsächlich ein bisschen angenommen wird als "Pause" ist der Fahrradanhänger bzw. Sitz. Da ist sie meistens gerne drin. Das werde ich auch versuchen mehr einzubauen.

Hörbücher könnte ich mir auch toll vorstellen, das hab ich selbst als Kind so gerne gemacht. Noch ist das nicht ganz so das Ding hier, aber ich hoffe das kommt bald.

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Mein Kind ist nicht so ein Überflieger wie Eures. Wir hatten aber zur selben Zeit Schwierigkeiten mit Einschlafen. Sie hat zu der Zeit teils gar keinen Mittagsschlaf gemacht, wir hatten keine Chance. Nun mit 22 Monaten ist es viel entspannter. Sie macht auch wieder Mittagsschlaf und kann Abends dank Vorlesen schnell einschlafen. Aktuell ist der Wassermann bei und im Trend. Mit 15 Monaten war bei uns "wenn kleine Hasen gehen" im Trend. Sie fand es voll toĺl, wenn wir "psst" machten.

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Mein erster Gedanke waren Fantasiereisen. Vielleicht gibt es ja sogar auch für Kleinkinder mit ruhiger Musik unterlegte Texte (diese wabernde, "hyponoseartige" Musik) in denen man sich auf immer weniger konzentriert, bis der Kopf quasi leer ist.

Alternativ könntest du ihr abends eine Geschichte frei erzählen, bei der sie sich darauf konzentriert, sich zu entspannen. Ihr Bett ist z.B. eine Wolke, sie spürt, wie weich alles um sie herum ist, sie kann von der Wolke aus den blauen Himmel sehen, sie sieht nur noch blau, fühlt die weiche Wolke unter sich, es schaukelt sanft, sie schläft langsam ein.
Je nach Interessen bieten sich da sicherlich verschiedene Geschichten an. Die Geschichte sollte aber eine reizarme Umgebung bieten, also, man liegt nicht auf einer Wiese und sieht die ganzen Bauernhoftiere oder im Wald und zählt sämtliche Tiere auf, die man da beobachten könnte.
Eventuell helfen ja auch diese ASMR-Naturgeräusche: Wasserplätschern, Regen, Blätterrauschen. Und dann macht man die Augen zu und hört den Bach neben sich plätschern oder schaut ins Blätterdach und hört die Blätter rauschen, während man langsam einschläft.

Eventuell kann man sich auch auf den eigenen Körper konzentrieren. Ich atme ein, aus, ein, aus, ich bin ganz müde, mir fallen die Augen zu, ich bin ganz sicher in der kuscheligen Decke, es ist so gemütlich, dass ich mich gar nicht mehr bewegen mag....

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Ich finde das super Impulse, aber für ein 1.5 jähriges doch deutlich zu abstrakt. Ab 3-4 Jahren kann ich mir das vorstellen.

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Das klappt tatsächlich schon so früh, muss einfach "geübt" werden. Wir erzählen z.B. häufig die Geschichte von Träumelinchen, aber auf sie adaptiert. Wenn sie schläft, dann kommt träumelinchen vorbei und nimmt sie mit auf ein Abenteuer, was sie selber aussuchen darf (baden, im Sandkasten, Buch lesen, mit Oma...).

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Ruhige Musik und gedämmtes Licht, bis man es ausmacht. Vorher etwas vorlesen, aber nichts Aufregendes…

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Hallo, das was Du beschreibst klingt in dem Alter sehr normal.
Mit 1,5 Jahren kommt noch mal eine große Schlafregression.
Das führt zu häufigerem Aufwachen, die Kinder finden trotz Müdigkeit schwer zur Ruhe, einschlafen dauert auf einmal deutlich länger, nächtliche wachphasen kommen dazu usw.
Unser Sohn ist jetzt 15 Monate und auch ich merke wie der Schlaf immer schlechter wird. Wo das einschlafen früher 5 min gedauert hat, dauert es jetzt teilweise 1,5h.
Wir waren auch schon mal bei nur 1-2x wach werden nachts.. Jetzt sind wir wieder bei stillen aller 1,5-2h angelangt.
Bei einer Freundin ist das auch gerade so, unsere Kinder sind gleich alt.
Und auch viele Muttis in unserer Krabbelgruppe berichten davon, dass sich der Schlaf mit so 1,5 noch mal deutlich verschlechtert hat, ehe es mit so 2 Jahren wieder deutlich besser wurde.
Wir können nur hoffen, dass die Phase bald vorbei geht.
Den mittagsschlaf würde ich daher auf keinen Fall begrenzen. Die kleinen Mäuse brauchen in der Phase, wo sie nicht gut schlafen können, jede Minute die sie bekommen können.

Bearbeitet von dani84h
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Hallo Madlaina,

ich habe keinen hilfreichen Tipp, kann aber berichten, dass wir in einem ähnlichen Alter auch lange nächtliche Wachphasen hatten.
Inzwischen ist unser kleiner Mann fast 2 Jahre alt (22 Monate) und schläft wieder prima.
Und hat es geholfen die Wachphasen zu akzeptieren und einfach aufzustehen und zu spielen. Natürlich hatten wir vorher alles andere versucht (liegen bleiben, zu uns ins Bett, ganz kurz nur aufstehen, Licht aus lassen, durchlüften…).
Irgendwann hat es einfach wieder aufgehört ☺️.

Ich drücke euch die Daumen, dass diese Phase schnell vorbei geht ✊🏻✊🏻.

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Puzzeln hat bei uns neben lesen auch geholfen. Er hat sie dann ohne Bild, also rückwärts gemacht und war dann oft eine weile damit beschäftigt und war dann ruhiger für 15 Minuten. Ist dafür danach immer doppelt so energievoll wieder durchgestartet..... Ansonsten half eigentlich nichts ausser die Badewanne ( alles mit Wasser eigentlich) und gemeinsames singen ( für 5 Minuten).... Erst jetzt mit knapp 3 kann er sich auch mit Wasserfarben oder Wassermal- Büchern mal beschäftigen und somit ruhiger sein. Alles Liebe für euch!

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Ach ja, und Stickerhefte. Sticker kleben ohne Ende