Kleinkind (3) bestärken sich zu wehren

Hallo zusammen,

mein Kind ist gerade 3 geworden und ist bei anderen Kindern sehr zurückhaltend und lässt sich vor allem viel gefallen - von Spielzeug wegnehmen bis schubsen. Sie wehrt sich gar nicht dagegen (mit wehren meine ich Stop sagen oder weggehen, nichts körperliches). Sie lässt es einfach über sich ergehen. Mir tut das sehr leid zu sehen. Ich versuche sie in den Situationen immer zu ermutigen, sage ihr, dass sie Stop sagen oder gehen kann, wenn sie das nicht möchte. Bei Dingen wie schubsen greife ich auch ein, sofern es das andere Elternteil nicht tut. Bisher traut sie sich aber einfach nicht. Bei uns zuHause und bei sehr vertrauten Personen (Großeltern, Cousinen) ist das anders, dort setzt sie klare Grenzen. Sie bekommt von uns natürlich auch Grenzen gesetzt, daher weiß sie eigentlich wie es geht.

Kennt das jemand oder hat Tipps?

Vielen Dank!

1

Ich kann dir das Buch "Stopp-Schutz-Schild" von Dr. med. Konstantin Wagner empfehlen. Unserem Kind malen wir die Hand mit "Stop" drauf.

Und üben, üben, üben. Egal wo, ob bei Oma, Papa, auf dem Spielplatz....

2

Stört dich es, oder stört es dein Kind?
Bei ersterem würde ich gar nichts tun.

3

Wie reagiert denn dein Kind darauf? Wie sehr stört sie das selbst?
Unser Sohn ist auch so, und mit vielen Situationen hat er kein Problem. Wenn andere Kinder an ein Spielgerät wollen und er dann weggeht, ohne sich zu beklagen oder irgendwie Anzeichen zu zeigen, ist das doch okay.
Wenn ihm jemand versucht etwas abzuholen, und er möchte das nicht, schaut er meistens zu mir. Ich sage dann "Du musst das dem Kind nicht geben wenn du nicht willst, du kannst es einfach festhalten und sagen ich will das nicht". Das sagt er so gut wie nie, festhalten schon eher, manchmal reicht das. Sonst gehe ich hin und rede für ihn.

Nicht jeder Mensch ist ein super durchsetzungsstarker Charakter, und das ist okay. Drei ist auch noch sehr klein, da kann sich noch viel entwickeln. Natürlich kannst du mit deinem Kind darüber sprechen, wie es sich verhalten könnte, aber eher außerhalb der Situation. In der Situation kann das auch Druck verursachen und deinem Kind das Gefühl geben, dass es in deinen Augen etwas falsch macht und du nicht "zufrieden" mit ihm bist, daher wäre ich da mit "motivieren" eher vorsichtig. Das bringt meist eh nichts. Ich kenne das von mir selbst als Kind.

Wo genau siehst du das Problem, dass sie sich nicht traut sich zu wehren?

4

Danke für deinen Impuls!
Tatsächlich ist es bei uns genauso, dass sie in solchen Situationen auch hilfesuchend zu mir schaut. Auf Nachfrage sagt sie dann eben auch, dass sie das Spielzeug grade noch selbst haben möchte - ich frage mich halt wie das ohne mich abläuft. Die Erzieherinnen in der Kita haben mich auch schon öfter auf das Thema angesprochen :(

Druck möchte ich ihr auf keinen Fall, ich sage ihr in den Situationen einfach, dass sie Stop sagen kann, wenn sie das nicht möchte. Letztens wurde sie auf der Rutsche zb. richtig bedrängt von einem anderen Mädchen - wie kann ich hier besser reagieren?

Das Thema ist, dass sie - zumindest mir- recht klar vermittelt, wenn sie Dinge nicht möchte (Spielzeug abgeben oder bedrängt werden). Ich möchte sie da einfach nur stärken. Wäre es ihr egal, wäre das natürlich was anderes

Bearbeitet von Gaestin
5

Also bei unserem Sohn ist es zum Beispiel so, dass es ihm leichter fällt, nonverbal zu reagieren. Ein Spielzeug sehr festhalten ist auch total effektiv - so einfach ist das gar nicht, einem Dreijährigem etwas aus der Hand zu nehmen, wenn es das ganz festhält. Vielleicht sagst du in der konkreten Situation lieber "Du kannst das Spielzeug ruhig ganz festhalten, du musst es nicht hergeben"? Natürlich funktioniert das auch nicht beim ersten Mal, aber bei unserem Sohn merkte man sehr bald, dass er es sich zumindest nicht direkt widerstandslos wegziehen ließ.
Die Situation mit der Rutsche kann ich mir jetzt nicht vorstellen. Generell ist aber weggehen oft auch eine Möglichkeit, sich aus einer unangenehmen Situation zu lösen - man muss ja nicht unbedingt Nein oder Stopp sagen. Den Mund aufmachen ist schon oft nochmal ne Stufe schwieriger als so zu handeln (unser Sohn winkt auch allen Leuten schon lange zum Abschied, tschüss sagen kam erst viel später, obwohl er es längst konnte, und noch heute lässt er es bei Fremden gerne weg - mal so als anderes Beispiel)

Das wäre jetzt meine Idee, was für ein zurückhaltendes Kind vielleicht ein besserer erster Schritt wäre. Generell glaube ich, dass sich das tendenziell auch verwächst bzw einfacher wird wenn das Kind älter wird. Bei unserem Sohn konnte ich kürzlich beobachten, wie er die Hand eines anderen Kindes weggeschoben hat, als dieses das Spielzeug greifen wollte, mit dem er gerade beschäftigt war. Sowas hat er vorher noch nie gemacht, fand ich cool!