Kita Eingewöhnung gescheitert

Hallo miteinander 🙋‍♀️
Ich muss mir mal meinen Frust von der Seele schreiben, also danke für alle, die bis zum Schluss lesen.
Im Juli beim Elternabend sind wir erstmal total vor den Kopf gestoßen worden: Kita hat ein komplett neues Konzept und so, wie alles beim Vertragsabschluss besprochen war, würde nichts mehr bleiben.
9 neue Kinder unter 3 Jahren, in einer Gruppe mit 18 Kindern von 2-5 Jahren auf 2 Erzieherinnen... das komische Bauchgefühl kam auf aber gut, mal schauen, die werden schon wissen was sie tun (dachte ich mir).
Die Eingewöhnung ging los und da die erste Verwunderung: 5 Kinder gleichzeitig am ersten Tag... nunja unser kleiner hat sich super geschlagen, war unglaublich neugierig und aufgeregt, dementsprechend leicht fiel ihm auch die erste Trennung.
In der zweiten Woche gings aber bergab, die 5 Kinder aus der ersten Woche (unserer miteinbezogen) blieben von 8-11 Uhr allein... Wir sind montags früh in die Gruppe und die ersten 3 kleinen Würmchen waren schon bitterlich am weinen. Zusätzlich kamen die 4 weiteren neuen Kinder.
Unser kleiner Mann hat sich mit einem Winken von mir verabschiedet, war zwar nicht mehr so euphorisch aber hat nicht geweint.
Naja so blieb es nicht. Die Erzieherinnen waren verständlicherweise maßlos überfordert, sodass ich (staatliche anerkannte Kinderpflegerin) meine Hilfe anbot, falls die Gruppe noch eine unterstützende Kraft braucht... Antwort der Leiterin "also eigentlich haben wir überdurchschnittlich viele Mitarbeiter, das passt schon".
Nachdem es morgens ein Kampf war mit Junior aus dem Haus zu gehen, ich abends schon ein so unglaublich schlechtes Gewissen hatte, mir eine der Mamas aus der zweiten Woche Eingewöhnung erzählt hat (unser kleiner ist seit Anfang August sicher und zuverlässig windelfrei), dass er bescheid gesagt hat, dass er auf Toilette muss, wegen dem ganzen Chaos aber keiner rechtzeitig mit ihm gegangen ist (so hat er sich teilweise 2x täglich in der Zeit eingenässt), er mehrere Beulen am Kopf hatte (keiner will was gesehen haben) und ich festgestellt habe, dass mein Kind nur leidet, haben wir ihn abgemeldet.
An seinem letzten Tag (bis dahin war ich mir noch unsicher ob wir das ganze beenden sollen) kam ich in der Kita an, hörte ein Kind schreien und dachte mir "oh, das könnte mein ... sein", gehe raus in den Garten, mein Kind, 2 Jahre und 9 Monate, steht da, ganz alleine, weint so unglaublich bitterlich und verzweifelt, keine 2 Meter neben ihm 2 Erzieherinnen aus der anderen Gruppe + der Berufspraktikant aus seiner Gruppe schauen ihn nur genervt an, blicken wieder weg und unterhalten sich weiter.
Das war für mich der letzte Tropfen, der das Fass zum überlaufen gebracht hat.
Er hatte eine NEUE recht dicke und große Beule am Kopf.
Die Leitung meinte nur ich wäre zu einem unglücklichen Zeitpunkt gekommen, dass ich das gesehen habe und zur Beule "ja wenn es gesehen wird, sagen wir schon bescheid". Ich meinte nur, zum Glück habe ich es gesehen. Wer weiß, was alles gewesen ist von dem ich nichts weiß und mir wurde beim abholen gesagt "er hat sich ganz gut gemacht".

Ich mache mir so schreckliche Vorwürfe, dass ich mein Kind so lange, entgegen meines Gefühls und meiner Instinkte da hin geschickt hab.
Unser großer war auch in 2 Kitas (umzugsbedingt) und während meiner Umschulung + danach habe ich eine solche Art und Weise der Eingewöhnung zum Glück nie erleben müssen.
Zum Glück konnten wir es uns erlauben ihn aus der Kita zu nehmen, viele sind allerdings auf die Betreuungsplätze angewiesen und da verstehe ich nicht, warum sie die Kinder so leiden lassen und nicht gestaffelt vorgehen, sodass jedes Kind so individuell wie es eben geht, im Kita Alltag ankommen darf . Keines der Eingewöhnungskinder machte einen glücklichen Eindruck (ab der zweiten Woche).

Bearbeitet von Sunflower2021
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Ihr habt die einzig richtige Entscheidung getroffen. Gut, dass dein Kind da raus ist.
Die Qualität in deutschen Kitas nimmt ja seit Jahren ab, der Personalmangel hingegen zu, und trotzdem sind die meisten meiner Erzieher-Kollegen sehr bemüht, es für die Kinder schön zu machen, auch wenn Kita (leider) immer mehr in Richtung Aufbewahrung geht.

Ich weiß, dass auch in vielen Vorzeigeeinrichtungen nicht alles gold ist, was glänzt, und die ganz Kleinen häufig die Überforderung des Personals mitbekommen und teils auch ausbaden müssen. Aber so schlimme Zustände wie bei euch sind dann doch die Ausnahme. Hast du dir mal überlegt, nachträglich eine Meldung beim Träger zu machen? Zum Schutz der anderen Kinder?

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Vielen Dank für deine Antwort.
Du hast recht, Aufbewahrung ist das richtige Wort.
Es waren knapp 4 Wochen und es mag sich blöd anhören aber das war eine traumatisierende Erfahrung, die mich jetzt, 2 Wochen nach der Abmeldung immer noch sehr beschäftigt.
Eine der beiden Erzieherinnen war ab Woche 3 dann auch ganz plötzlich für 2 Wochen im Urlaub (gerade die, zu der mein Sohn gerade eine Bindung aufgebaut hat)... also in den beiden Einrichtungen, in denen ich gearbeitet habe gab es mindestens 6 Wochen Urlaubssperre.
Es tut mir im Herzen so weh darüber nachzudenken... natürlich wegen unserem Sohn, aber auch wegen der anderen Kinder.

Darüber nachgedacht habe ich auf jeden Fall, aber wie genau gehe ich das denn an?
Auch wenn es vermutlich nichts bringen wird zeigt es der Leitung und dem Träger vielleicht doch, dass man für die nächsten Kindergartenjahre eventuell etwas "überdenken" sollte.

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Ich würde einen Brief oder eine E-Mail an den Träger schreiben und genau das schildern, was du uns auch beschrieben hast. Allerdings möglichst mit genauen Daten und Fakten, wenn du sie weißt (Datum, Uhrzeit, Namen den Beteiligten und solche Dinge). Falls du noch Kontakt zu anderen Müttern hast, vielleicht wollen die etwas ergänzen?

Das klingt wirklich alles nicht in Ordnung und das müsste auch der Träger erkennen.

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Achso und an dem Tag, als das im Garten war wurde mir Abends von einer Mama erzählt, dass als sie ihr Kind nach dem Mittagessen abgeholt hat, unser Junge im Gruppenraum stand und so unglaublich weinte, dass sein Pulli komplett durchnässt war (sabber, schnodder und Tränen)... keinen hat es interessiert.
Das passt denn beim Abholen hatte er etwas anderes an.
Da frage ich mich auch, warum haben die mich nicht angerufen?
Warum lässt man so kleine, unschuldige Würmchen (ich spreche auch von den anderen Eingewöhnungskindern) so sehr leiden?!

Bearbeitet von Sunflower2021
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Wir haben seit letztem Monat Eingewöhnung. Ganz individuell. Wie war das denn bei euch mit den Trennungen? Wenn es hier nicht gut läuft, dann wird die Trennung unterbrochen und man macht noch weiter normale Tage ohne Trennung und versucht es dann erneut. Wie ist es bei euch?

Bearbeitet von anja-mausi
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Vielen Dank für deine Antwort.
Die ersten Trennungen waren Donnerstag & Freitag in der ersten Woche für 1,5 Stunden. Das lief super.
Montag & Dienstag in der zweiten Woche waren es 3 Stunden, die ganz ok waren. Da fing es auch bei den anderen mit der Trennung an und logischerweise war sehr viel Unruhe in der Gruppe (unser Sohn war das älteste der Eingewöhnungskinder).
Mittwochs fing es mit mit bitterlichem weinen bei der Verabschiedung seinerseits an, sodass ich Freitags zusammen mit ihm geweint hab 🙈
Ich habe mit der Erzieherin gesprochen und gefragt, ob wir nicht etwas zurückschrauben können, so wie es momentan ist tut es ihm nicht gut.
Ihre Antwort "also der harte Abschied ist tatsächlich besser, denn sonst gewöhnt er sich ja nie, dass Mama nicht mit dabei ist... warum auch immer habe ich mein Kind weinend zurückgelassen.
Ich beneide dich um eure Einrichtungen!
Das Wohlergehen der Kinder sollte an erster Stelle stehen und das scheint bei euch der Fall zu sein!
Hätte mir das für meinen kleinen Schatz auch so sehr gewünscht

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Die Trennungen waren zu schnell für ihn denke ich. Da hätte man wirklich einen Gang zurück Schrauben müssen.
Aber ich kenne das ganze Prozedere und die Erzieher schon durch meine anderen Kinder.
Ich kann dir nur sagen, die Trennungen sind desöfteren auch mal mit weinen also auch nach der Eingewöhnung aber das ist meist nach wenigen Minuten vorbei wenn die Eingewöhnung geklappt hat.
Aber ganz wichtig ist dann, zeig dem Kind das alles gut ist. Niemals mit weinen, weil das Kind sonst auch Angst bekommen kann, weil Mama weint ja und das kann nichts gutes bedeuten.
Also als lieb gemeinter Rat für die nächste Eingewöhnung in einer anderen Kita. Sei immer positiv wenn du dort bist und sei so als wäre es selbstverständlich da zu sein. Und wenn du merkst dass es viel zu schnell für ihn geht, dann sag du möchtest die Trennung noch nicht oder statt stunden dann nur Minuten erstmal. So machen wir das grade.

War in deinem Fall den der Druck wegen wieder arbeiten gehen innerhalb von 1 Monat mit der Eingewöhnung fertig zu werden?

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Oh Gott, ich habe gerade wirklich Gänsehaut beim Lesen. Bitte bitte melde das irgendwo 🙏

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Puh gut das ihr die Reissleine gezogen habt, ihr habt das richtige getan. Das klingt wirklich schlimm was du beschreibst auch bei Personalmangel darf es so nicht zugehen du hast vollkommen recht das man die Eingewöhnung zumindest besser aufteilen hätte können und die Kinder gestaffelt eingewöhnen könnte . Es kann auch nicht sein das 3 Erzieher ein weinendes Kind das sich eine Beule zugezogen hat ignorieren dafür gibt es keine Entschuldigung was ein Glück das du grade passend unpassend gekommen bist . Ich finde in der kurzen Zeit waren das ganz schöne viele Missstände die die Kinder erfahren mussten . Bei allem Verständnis für die Erzieher / angespannte Personalsituation aber sowas gehört wirklich gemeldet das was du schilderst geht eindeutig weit darüber hinaus. Es gibt sicherlich auch Eltern die falsche Erwartungen haben das die Kita keine 1:1 Betreuung bieten kann ist klar . Justus Julius kann nicht um 9.05 Uhr wie , von zu Hause gewohnt , eine Portion extra Müsli bekommen und Mia Marlene kann nicht um Punkt 10:08 Uhr zum schlafen hingelegt werden dass sowas bei einer Gruppe von 18-20 Kindern nicht geht ist logisch auch das Kinder mal warten müssen und die Erzieher nicht immer überall sein können darüber reden wir hier aber nicht . So wie es dort in der Kita läuft ist echt kein Zustand die Kinder können einem nur leid tuen und die Eltern gleich mit wenn sie wirklich auf den Platz angewiesen sind und nicht die Möglichkeit haben ihr Kind rauszunehmen .

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Es tut mir leid, dass ihr diese Erfahrung machen musstet.

Leider ist das öfter der Fall, als viele Eltern es mitbekommen und das ist der Grund, wieso ich jedem
Von einer Betreuung unter 3 Jahren abrate.

Eher eine Betreuung unter dem Alter, in dem die kinder sich ordentlich ausdrücken und erzählen können.

Man sollte, solange es nicht am Brot und Dach über dem Kopf wirklich bedenken, dass das mit Kindern einiges machen kann und das es besser ist, die kinder sind zuhause und tragen nur gebrauchte Kleidung als in der Kita so jung und haben alles materielle..

Gar nicht böse gemeint, ich weiß, dass viele Eltern die Zustände auch gar nicht erkennen können aber aus beruflicher Erfahrung weiß ich eben auch, dass die Kitas mittlerweile größtenteils nur noch Aufbewahrung sind und nicht mehr ..

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Es gibt aber durchaus auch Einrichtungen, in denen Krippenkinder in sehr liebevoller Atmosphäre betreut werden und wovon die Kinder profitieren.

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Natürlich gibt es das, das sollte aber Standard sein und nicht etwas „besonderes“, was es heutzutage leider ist.

Der Personalmangel und die Überbelastung macht sich leider auf allen Ebenen bemerkbar.

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Wende dich damit durchaus mal ans zuständige Jugendamt oder wenigstens den Kreis- oder Stadtelternausschuss.

2 Erzieher:innen im Krippenbereich auf 18-25 Kinder entspricht (meines Wissens) nirgendwo in Deutschland auch nur ansatzweise dem Personalschlüssel! Bei uns hier sind es (U2 zumindest) 1:4, bei Ü2 sind es 1:10, wobei unsere Kita das erst ab 2,5; eher 3 praktiziert (mit Wechsel in die Regelgruppe).

Eingewöhnungen laufen so eigentlich auch nicht ab, das Konzept würde ich echt gerne mal lesen!

Falls du in RLP wohnst, schicke mir gerne ne PN :)

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Die Zustände sind inakzeptabel, was du schilderst.
Ich würde das dem Träger melden, was du beobachtet hast.
Nur so kann sich überhaupt was ändern. Die Eingewöhnung ist meiner Meinung nach am "Konzept" dort gescheitert.
So kann man einfach keine kleinen Kinder behandeln.