Mitgefühl

Hallo zusammen,

Im Netz lese ich das Kinder schon im Alter von 18 Monaten oftmals mitfühlend reagieren wenn andere Kinder sich zb auf dem Spielplatz verletzten oder weinen. Meine Tochter wird in Kürze 3 und ich kenne ein solches Verhalten nicht. Seit 3 Monaten haben wir noch ein Baby zuhause und selbst wenn das Baby wie am Spieß schreit habe ich nie eine mitfühlende Reaktion der grossen gesehen also trösten oder Kuscheltier bringen etc…
Im Kindergarten wird auch wiedergespielt das sie eher alleine agiert…


Ist das Grund zur Sorge ???

Vielen Dank

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Oh, das ist eine sehr komplexe und äußerst interessante Angelegenheit, die Empathie.

Trösten ist übrigens nicht das gleiche, wie Empathie.

Ein Kind kann ein anderes trösten, ohne in der Lage zu sein, sich in das andere Kind hineinzuversetzen. Empathisches Verhalten bedeutet allerdings, dass man die Gefühlslage des anderen versteht und selbst mitfühlt, gleichzeitig aber weiß, dass es nicht die eigenen Gefühle sind, die man da gerade spürt. Ich glaube, das verdeutlicht ganz gut, warum die Entwicklung der Empathie durchaus eine Weile dauern kann. Und man nicht zu viel von seinem Sprößling erwarten soll. Das kommt mit der Zeit.

Trösten funktioniert auch durch Nachahmen. Wenn dein Kind zB ein anderes Kind in den Arm nimmt, wenn es weint, weil es das bei dir als Elternteil so abgeschaut hat. Das ist reines Modelllernen.

Danach kommt dann irgendwann das Verständnis, dass die andere Person etwas fühlt, wie zB Traurigkeit. Aber ein Hineinversetzen ist das dann immer noch nicht. Anfangs erkennen die Kinder dann noch nicht, dass die andere Person evtl ganz andere Bedürfnisse hat in der Situation. Sie schließen von sich auf das Gegenüber. Wenn Papa also weint (was ja unterschiedliche Ursachen haben kann), dann bringt es evtl den geliebten Teddy, weil der Teddy ihm selbst im Moment des Weinens helfen würde. Dass Papa aber andere Bedürfnisse hat, das versteht das Kind da noch nicht.
Das kommt dann erst noch später dazu, dass es lernt, die Bedürfnisse anderer zu erkennen bzw erstmal zu erkennen, dass sie anders sind als die eigenen Bedürfnisse.

Empathie kann man übrigens sehr gut erlernen. Und wir Eltern haben da viel in der Hand. Es gibt sogar Studien, die zeigen, dass die Form der Betreuung bei Kleinkindern durchaus zu größeren Unterschieden in der Empathieentwicklung beitragen kann. Wie gesagt, sehr spannendes Thema und auch sehr komplex.

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Vielen Dank , hatte vorher auch über die Unterschiede Mitgefühl / Emphatie gelesen gehabt, aber ich meine bei meiner Tochter fehlt eben auch das Mitgefühl wenn zb ihre kleine Schwester lautstark weint. Sie reagiert rein gar nicht darauf also als ob nichts wäre. ..

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Ich finde es aber für ein 3 jähriges Kind schwieriger Mitgefühl für ein schreiendes Baby zu entwickeln. Wenn zB ein befreundetes Kind hinfällt und weint, weil es sich verletzt hat, wird dein Kind vielleicht die Situation nachvollziehen können. Es wird sich selbst daran erinnern, dass es schon mal gestürzt ist und dass das Knie wehgetan hat. Sich in ein schreiendes Baby hinein zu versetzen, ist da deutlich schwieriger. Dein Kind kann ja nicht erkennen, ob es aus Hunger oder Langeweile weint. Zumal das Baby ja bestimmt öfters schreit, was die Nachvollziehbarkeit noch schwieriger macht.

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Hallo,

Ich kann mir gut vorstellen, dass solche Gefühle nicht parallel laufen können.

Versetzt Sie das Weinen des Geschwisterchens z.B. unter Stress, dann ist halt kein Raum dafür da.

Mein Sohn ist 19 Monate alt und bei uns ergeben sich oft Situationen wie: er purzelt wo runter und wird in den Arm genommen. Danach will er, dass sein Kuscheltier genauso purzelt und dann sagt er "armer Siggi" und will, dass ich Siggi- also das Kuscheltier, auch direkt in den Arm nehme. Er sagt dann auch Aua und zieht ein mitleidiges Gesicht.

Purzelt Siggi in einer anderen Situation wo runter, dann ist ihm das gänzlich egal.

Der Sohn meiner Freundin wird im Januar 3 und tröstet die kleine Schwester manchmal, das ist aber selten.

Ich glaube, dass es dazu einfach die volle Aufmerksamkeit auf das Geschehen benötigt.

Sorgen machen würde ich mir nicht, ein Junge in unserer Spielgruppe ist auch 3 und lacht immer lauthals, wenn andere weinen.

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Ach nein. Das entwickelt sich bestimmt noch. Mein Sohn hat mit 19 Monaten den Arm um ein weinendes Kleinkind gelegt und ihm über den Kopf gestreichelt. Ich war echt baff. Dann hab ich mich schlau gelesen und das nennt sich wohl egozentrische Empathie. Die Kinder wenden einfach das an, was sie selbst als Trost erlebt haben. Die wirkliche Empathie entwickelt sich wohl erst zwischen dem 2-3 Lebensjahr. Also kommt das bestimmt auch bald bei euch. Paar Monate früher oder später ist doch egal. Sorgen würde ich mich da nicht.

Bearbeitet von Bero22
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Mini ist 22 Monate und wenn ein anderes Kind weint, dann fragt sie immer, warum das andere Kind weint. Das wirkt immer eher wie Unverständnis darüber. Sie erzählt das dann zuhause auch noch ein paar mal und je nachdem erzählt sie noch von einer Situation, in der sie auch geweint hat. Oder erzählt, dass sie nicht geweint hat 😅
Manchmal versteht sie auch, dass das Kind traurig ist.

Aber Empathie sehe ich da jetzt noch keine 😅 trösten würde sie da auch nie

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Nein, das ist kein Grund zur Sorge. Meine Tochter zeigt jetzt mit 25 Monaten auch nicht wirklich viel Mitgefühl - außer, wenn wir Arzt spielen und ich dann sagen muss, wo mein "Aua" ist, schaut sie ganz traurig und sagt besorgt " ohhhh" ;) die wirklich empfundene Empathie kommt erst sehr viel viel später bei Kindern...

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Ich kann dich beruhigen, die Fähigkeit Empathie zu entwickeln beginnt ungefähr mit 3 Jahren! Google mal theory of mind. Dass die anderen Kids trösten, kann gut daran liegen, dass sie es gesehen haben und nachahmen. Also keine Sorge:)

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Ja, das ist tatsächlich richtig, dass es AB diesem Alter losgehen kann. Da die Entwicklung so unterschiedlich ist, gibt es auch hier wieder große Entwicklungsspannen. Manche sind eben auch erst später dran.

Zunächst geht es mit der egozentrischen Empathie ab 18 Monaten los. Die Kinder verstehen, dass jemand traurig oder wütend ist. Aber sie können sich in diese Person noch nicht hineinversetzen. Sie erkennen trotzdem, dass die Person traurig ist (Mimik, Gestik, Stimmlage, Wortwahl...). Sie möchten die Person daher trösten. Aber da sie sich nicht hineinversetzen können trösten sie mit Dingen, die ihnen selbst Trost geben würde (Teilen den Schnuller, Geben ihr Kuscheltier, Umarmung etc). Erst später verstehen sie, dass bei jeder Person unterschiedliche Dinge zum Trösten helfen und Erwachsene keinen Schnuller zum Trost nehmen z.B.

Diese egozentrische Empathie entwickelte sich bei meinem Großen für mein Empfinden spät. Vielleicht so mit 3,5 Jahren.
Bei meinem Kleinen tatsächlich schon so mit 19 Monaten. Auch jetzt mit knapp über 2 geht er zu anderen weinenden Kindern hin und streichelt sie oder reagiert anders tröstend.
Also selbst bei Geschwistern kann die Entwicklung so unterschiedlich sein.

Förderlich ist es, wenn man als Erwachsene auch Gefühle zeigt, Gefühle benennt und aufzeigt wie man damit umgehen kann. Auch in Spiele kann man das natürlich einbauen, indem der Teddy getröstet werden muss, weil er traurig ist oder Schmerzen hat etc.