Eingewöhnung abbrechen?

Guten Morgen,

ich hatte letztens schon mal das Grundsätzliche Thema zur U2/U3 Betreuung eröffnet.
Es ist bei uns sicher ein strukturelles Problem, dass mir viel reingeredet wird, dass es noch zu früh sei, ihn betreuen zu lassen.
Ich hatte eigentlich ein gutes Gefühl - in der Theorie. Jetzt in der Praxis sieht es doch anders aus.
Eigentlich war der Plan, ich gewöhne ihn ein und fange dann wieder ein paar Stunden an zu arbeiten. Jetzt tut es mir doch weh.
Er spielt schön in der Krippe und es gefällt ihm, aber mir zerreißt es inzwischen echt das Herz, wenn ich sehe, wie andere kleine Kinder morgens weinen, ihrer Mama hinterherrufen und dann mit der Erzieherin kuscheln.

Unsere Trennungen liefen bisher weitestgehend unproblematisch, einmal kurz geweint und dann hat er sich ablenken lassen. Aber ich sitze zunehmend daneben und heule.

Zumal:
Wir könnten es uns aktuell ‚leisten‘, auf mein Einkommen weiterhin zu verzichten.
Wir ziehen zu schuljahresende um und der Kleine muss sowieso die Krippe wechseln.

Und da frage ich mich, ob wir das ganze Thema nicht erst am neuen Wohnort angehen sollten.

Andererseits:
Wir haben niemanden zu Unterstützung. Wenn ich ausfalle brennt die Bude. Ich kann mir schon vorstellen, was mein Mann mir für Vorwürfe machen wird, wenn ich in nächster Zeit mal krank sein sollte und er früher heimkommen muss, während wir die Chance gehabt hätten dass der kleine in die Krippe geht.
Krippenzeit wäre eh nur von7:30-8:30 bis 12 Uhr.
Ich fühle mich hin und hergerissen. Mein Mamaherz brennt, aber ich vermisse ihn ja jetzt schon bei der kurzen Trennung…

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"aber mir zerreißt es inzwischen echt das Herz, wenn ich sehe, wie andere kleine Kinder morgens weinen, ihrer Mama hinterherrufen und dann mit der Erzieherin kuscheln."

Nun - wenn du daran festmachen möchtest, ob sich ein Kind in der Kita wohlfühlt oder nicht, ist das zu einseitig gedacht. Ich sehe morgens 5- und auch 6-jährige, die schniefend ihren Eltern nachwinken und untröstlich wirken. 5 Minuten später, nachdem sie in der Gruppe angekommen sind, spielen sie fröhlich und sind wie ausgewechselt.
Klar kann man solche "großen" Kinder nur bedingt mit einem Kind U2 vergleichen, aber ich wollte damit verdeutlichen, dass auch größeren Kindern der Abschied schwerfallen kann und sie trotzdem in der Kita gut aufgehoben sind.

Das Thema U3-Betreuung ist völlige Ansichtssache, und jeder hat eine eigene Meinung dazu. Es kommt auch immer sehr aufs Kind an. Wenn dein Kind sich wohlfühlt, es in der Krippe exploriert und in den Erziehern neue Bezugspersonen erschließen kann, dann kann es von dem Aufenthalt in der Kita profitieren. Es wird sich Dinge bei den anderen Kindern abschauen, viel Neues lernen, selbständig werden - und das auf eine andere Weise als zuhause. Ich habe in unserer Krippe Knirpse von 12, 13 Monaten gesehen, die am Tisch saßen und ihre Tellerchen mit Essen beluden, sogar ihr Brot selbst schmieren wollten - und die laut Aussage der Mütter zuhause noch gefüttert werden mussten.

Probier es weiter aus, beobachte dein Kind und lass dich nicht von deinem schlechten Gewissen leiten. Die beste Lösung ist die, die für euch alle passt - wenn das Kind gut betreut ist, du etwas arbeiten kannst und dein Mann nicht Gewehr bei Fuß stehen muss, dann ist das doch perfekt.

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Bei uns ähnlich, ich bin noch in Elternzeit, der Kleine startet aber in der Tagespflege. Insgesamt auch länger als bei euch, nur vormittags gibt's bei uns nicht. Die Eingewöhnung startet nächste Woche. Anfangs war ich absolut dafür, je näher die Eingewöhnung rückt, desto mehr schleichen sich auch andere Gedanken ein, dass ich ihn doch lieber noch zu Hause hätte. Aber, das ist emotional, nicht rational. Sollte ich wirklich merken, der Kleine fühlt sich nicht wohl, würde ich es nicht erzwingen. Aber zu Hause ist er einfach auch nicht mehr ausgelastet, Spielgruppen tun ihm gut. Auch von anderen höre ich nur, dass die Kleinen sich so viel in der Gruppe abschauen und Entwicklungssprünge machen.
Ich denke, das ist normal so zu fühlen..

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Deinem Kind geht es doch gut in der Krippe.
Ich würde es so weiter laufen lassen.

Ja, es ist sicher für dich nicht leicht- aber das wird immer so sein- egal wie alt er ist...

4 Std empfinde ich als optimal - Kind hat Spaß und du hast hinterher noch ganz viel Zeit mit ihm.

Außerdem kannst du jetzt die Eingewöhnung ohne Druck machen, was fürs Kind besser ist als wenn du Zeitdruck hast und es klappen muss.

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Ich habe mich letztens mit einer Freundin unterhalten. Bei unseren knapp 2 jährigen lief die Eingewöhnung traumhaft ab. Sie hat 2 Bekannte, deren Kinder erst mit 3,5 gestartet haben und es läuft gar nicht gut. Wir vermuten, es ist doch besser, es früher anzugehen. Ich würde es also an deiner Stelle laufen lassen, wenn es doch so gut klappt 😊

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Das hat weniger mit dem Alter als mehr mit dem Charakter zu tun.

An die TE: Ich würde meine U3 Kinder nicht in Betreuung geben wenn es nicht unbedingt sein müsste. Mittlerweile wird auch von Psychologen davon abgeraten.

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Die ganzen Kinder in der Schweiz müssen psychisch einen Knacks weg haben 🤣

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Meine Kinder sind alle mit anderthalb gegangen.
Das erste halbe Jahr war für die Kinder vielleicht unwichtig (sind aber gern gegangen), aber kurz nach dem 2. Geburtstag wurden die anderen Kinder wirklich wichtig. Ab da gab es dann die ersten Freundschaften und auch oft Spieleverabredungen, mit 2 1/2 dann auch gerne ohne Eltern, die Kinder kannten die anderen Eltern ja. Ich fand das für die Kinder enorm bereichernd und würde die Zeit nicht missen wollen.
Wenn es deinem Kind also gefällt, würde ich ihn drin lassen🙂.
LG

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Hmm also bei uns würde es sich einfach auf nächstes Jahr verschieben, da wäre er fast 2 und dann müsste er wirklich in die Krippe gehen, weil ich dann wieder arbeiten muss.

Er wird im Sommer dann auch sowieso die Einrichtung wechseln müssen wegen des Umzugs und deswegen überlege ich grundsätzlich bis dahin zu warten…

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Hallo, lies mal weiter unten.. Ich hab auch einen Beitrag verfasst zum Thema "Kita u3, Eingewöhnung abbrechen".
Ist mittlerweile auf Seite 2.
In dem sogar viele Erzieher geantwortet haben, dass sie ihr Kind nie in die krippe und U3 Betreuung geben würden...
Vielleicht hilft dir das etwas.
Wir haben abgebrochen. Unser Sohn hat auch nach 5 Wochen noch herzzereisend bei jeder Trennung geweint. Er ist wohl einfach noch nicht bereit.
Dein Bauchgefühl sagt Dir, dass dein Kind in dem Alter zu dir gehört und nicht in fremde Hände.
Profitieren können Kinder in dem Alter nicht von der kita. Das oft angebrachte Argument mit dem Kinder brauchen Kinder, zusammen spielen etc wird erst ab so 3 Jahren wichtig. Unter dem spielen sie nur nebeneinander her.

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Trotzdem gucken Kinder voneinander ab und profitieren dadurch natürlich. Gerade von älteren Kindern. Unser Kind macht Entwicklungssprünge seit sie in der Kita ist.. Das könnten wir zu Hause gar nicht leisten.

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Ja, weil sie durch den Personalmangel zwangsweise selbständiger werden müssen und deutlich öfter auf sich allein gestellt sind.
Ob das allerdings sinnvoll ist, bei einem 1 jährigem Kind?

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Ja, es gibt sicher viele Krippen mit schlechten Personalschlüsseln oder schrägen Methoden. Es gibt aber auch gute Einrichtungen und liebevolle Erzieherinnen. Mein Sohn wurde mit 8 Monaten in der Krippe problemlos eingewöhnt. Ich hatte fast schon Todesangst davor, weil ich ihn zuvor extra zu einer Tagesmutter mit gutem Ruf gegeben hatte um die Krippe zu umgehen, und genau dort wurde er misshandelt. Mit 6 winzigen Monaten.
Da ich finanziell auf Arbeit angewiesen bin musste ich dann nach den Vorfällen bei der TaMu (ja, Mehrzahl leider) in die Krippe wechseln. Und was soll ich sagen… der kleine Mann liebt seine Ersatzmamas, hat ein tolles Umfeld dort, blüht total auf… und ich sitz nach wie vor mit Angst und Schweißausbrüchen im Büro. Nicht mehr ganz so wie anfangs, aber ich hätte lieber Zeit mit meinem Kind. Ich würde meinen da nicht mehr raus nehmen… dafür ist es zu spannend für ihn und zu gewohnt. Wenn ich ihn da jetzt wieder raus reißen würde wäre das wirklich nur wegen meinem Egoismus.
In deinem Fall - puh, gute Frage. Wenn du eh neu eingewöhnen musst ist es eigentlich egal. Aber schau es dir noch 1-2 Wochen an ob er nicht wirklich evtl Spaß dort hat und du ihm evtl wieder was weg nimmst…?

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Meine Meinung dazu: Auch, wenn das Kind in der Krippe nicht weint, ist bei dem gängigen Betreuungsschlüssel (normalerweise 1:5, manchmal schlechter), nur noch eine Verwahrung möglich. Es findet ja kaum eine tiefergehende Ansprache oder gar Unterhaltung mit den Kindern statt. Das Sprachmuster der Erzieher besteht überwiegend aus (durchaus liebevollen) Anweisungen und Aufforderungen. "Kommst du mal mit?" "So, Schuhe anziehen! Du auch, du auch...", "Wer möchte Banane essen? Nicht runterwerfen!" "Nicht die Lena hauen! Oh nein, ja, das hat weh getan...", Nicht mit dem Bauklotz werfen!" " So, setz dich mal hier hin...". Und so zieht sich das dann durch den Tag.
Die Kinder werden eigentlich nur dann angesprochen, wenn sie Fehlverhalten zeigen, weinen (und auch dann nicht immer, da keine Kapazitäten), oder irgendetwas tun sollen (mitkommen, hinsetzen, warten usw.).
Ich finde das ganz klar entwicklungsschädigend! Kinder in dem Alter sind auf deutlich mehr (!) Ansprache und Interaktion angewiesen, die auch anders gestaltet sein sollte.
Mich stört nicht, dass eine andere Person auf mein Kind aufpasst. Mich stört, dass eine andere Person auf mein Kind und noch 5 andere aufpasst.

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"Verwahrung", ja das trifft es sehr gut.
Haben wir auch so erlebt.. Trotz das die beiden Erzieher wirklich bemüht und lieb waren.
Eigentlich ist bei dem Personalschlüssel nur Schadensbegrenzung möglich.

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Ja, Schadensbegrenzung ist ein gutes Stichwort. Mit Glück wurde das Kind nicht vom Stuhl geschubst, umgerissen, gehauen. Und hat auch sonst nicht (übermäßig viel) Frust und Schmerz erlebt oder geweint. Aber das allein bedeutet doch keine gute Betreuung! Es ist notwendig, dass man Kinder wirklich eng begleitet, das man mit ihnen spricht, ihnen tatsächlich AUFMERKSAMKEIT schenkt und sie nicht quasi 5-8 Stunden am Tag zwischen x anderen Kindern vor sich hin spielen lässt, nur unterbrochen von Wickelpausen, Essenspausen und Mittagschlaf! Gruselig ist das.

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Hallo liebe Community,
bitte bleibt sachlich und beim Thema.

Viele Grüße
von Tinka vom Urbiua-Team