Wie mit solchen Aussagen umgehen?

Hallo zusammen,

Mein Sohn wird im Januar 3. Aktuell ist er in der Autonomiephase und es gibt bessere und schlechtere Tage. So weit so gut.

Es kommt häufig vor, dass er zu mir kommt, Grimassen verzieht und man sieht, dass er mich hauen will aber es dann im letzten Moment doch nicht macht (weil er weiß, dass man nicht haut) und mir dann zb sagt „ich will dich abbeißen“. Dann kommt er, setzt sich zu mir gewandt auf den Schoß und „beisst“ mir ins Kinn. Aber nicht so, dass es schmerzhaft ist, er kann das also schon kontrollieren.

Das gibts in allen Ausführungen, er fängt an mit etwas zu spielen oder steht irgendwo vor und sagt „Ich möchte das kaputt machen“, macht es aber nicht.

Ich hab also das Gefühl, dass er in dem Moment nicht weiß wohin mit seiner Emotion oder impuls die/der ihn in dem Moment überkommt. Er sagt mir was er gern machen würde, tut es aber nicht weil wir oft schon ausführlich besprochen haben, dass gewisse Dinge einfach nicht gehen.

Ist dieser Drang etwas kaputt machen zu wollen oder jemanden vor liebe quasi beißen/kneifen/hauen zu wollen normal?

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Dass er das will, ist normal. Dass er sich in dem Alter schon stoppen kann, finde ich super. Dass er darüber spricht, finde ich spannend. Das ist ja ein Versuch von seiner Seite, über seine inneren Prozesse in Austausch zu gehen. Das würde ich auf jeden Fall aufgreifen und mit ihm ins Gespräch gehen. Wie fühlt es sich an, wenn er etwas kaputt machen will, aber sich stoppt, was macht das mit ihm?

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Ich merke manchmal, dass er dann frustriert ist. Also wenn das kurz hintereinander 2-3 mal vorkam, ist die Laune danach für ne Stunde gerne mal auf dem Tiefpunkt, bzw die Stimmung explosiv.
Dann gibt es auch wieder Tage, wo ich ihm dann sage, dass ich es toll finde dass er schon weiß, dass man Dinge nicht einfach kaputt macht/andere nicht grundlos haut/beißt. Und dass ich ganz stolz auf ihn bin, dass er der Mama sagt dass er das möchte, aber es schafft es nicht zu machen. Er scheint zu verstehen was ich ihm damit sage, man kann ihm danach ansehen, dass er stolz ist.

Er ist an sich ein wirklich liebes und cleveres Kerlchen. Aber sein Kopf ist quasi im Dauermodus am rattern, er macht sich Gedanken um Dinge, wo ich manchmal selbst nicht weiß ob ein so junges Kind sich darüber Gedanken machen sollte. Z.b „Mama warum versteckt der Mond sich manchmal hinter Wolken und manchmal sieht man ihn“, oder „warum gab es an Halloween Geister beim Nachbarn im Garten“.
Er erinner sich auch an extrem viele Dinge die vor 1-2 Jahren passiert sind, genau so wie Personen und Namen. Er hat ein außerordentliches gutes Gedächtnis.

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Vielleicht braucht er andere Wege, die Wut rauszulassen. Dass er sich gut stoppen kann, hat eben Vor- und Nachteile. Es ist gut, dass er nichts kaputt macht, aber die Lösung sollte ja auch nicht sein, dass er Ärger runterschluckt und in sich rein frisst. Vielleicht will er stampfen, laut schreien, oder einfach berichten was ihn stört und von dir verstanden werden. Ein Lob allein löst das Problem ja nicht.

Eins meiner Kinder ist tatsächlich auch so, dass es sich über alles den Kopf zerbricht, seit es zwei Jahre alt ist (mittlerweile schon 5) und auch die gute Merkfähigkeit hat es ebenso. Das ist Fluch und Segen zugleich. Ich kann mich darauf verlassen, dass das Kind sich an Regeln hält und keine ernsteren Risiken eingeht. Aber mein Kind ist auch schnell mal gestresst oder hat Schlafstörungen, weil es sich über irgendwas Gedanken macht. Das Problem ist, mein Kind redet nur sehr selten über diese Gedanken, meistens macht es Themen nur mit sich selbst aus.

Nutze also die Chance, mit deinem Kind über seine Gefühle und Gedanken zu sprechen. Sei ein guter Zuhörer, zeig Interesse. Das ist so eine wichtige Fähigkeit, es wäre sehr hilfreich sie zu erhalten.

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Ich würde mit ihm zusammen eine Alternative überlegen, wie er die Gefühle rauslassen kann. Bei meinem Großen haben wir damals ein Kissen genutzt, auf dass er schlagen durfte. Ich hab teilweise auch mit drauf geschlagen und er fand das so toll, dass wir danach gelacht haben und die Laune wieder gut war. Lobe ihn auf jeden Fall, dass er seine Gefühle so unter Kontrolle hat und überlege zusammen mit ihm, wie er seinen Emotionen freien Lauf lassen kann. Sonst implodiert er nämlich irgendwann und das ist auch nicht gut.

LG Leyla