Hallo, ich bin noch ganz neu hier im Forum.
Ich würde mich sehr über Austausch freuen und dachte mir, ich schreibe einfach mal ein bisschen zu unserer Situation.
Unser Sohn ist 3,5 Jahre alt, er bekommt regelmäßig Frühförderung, Ergo, Logo und Physio Einheiten.
Er spricht nicht, lautiert nur ab und zu „Mamamama, Papapapa“.
Auf Ansprache reagiert er nur selten, in der Logopädie macht er super mit, fällt danach nur leider wieder ab und sobald man dort gelerntes mit ihm üben möchte dreht er völlig durch und wird ganz sauer.
Zudem hat er sehr, sehr starke Weglauftendenzen, zum Beispiel normales einkaufen im Lebensmittelmarkt ist ohne Buggy oder Einkaufswagen nicht möglich. Er läuft wirklich überall einfach drauf los und guckt sich nicht einmal um.
Eine Autismustherapie ist angestrebt, jedoch gibt es aktuell Wartezeiten von ca. 2 Jahren.
Wir machen uns große Sorgen um ihn.
Mein Mann und ich versuchen alles in unserer Macht stehende um ihm eine normale, schöne Kindheit zu ermöglichen und beziehen ihn überall mit ein, machen Ausflüge, gehen schwimmen, etc. jedoch zerrt die aktuelle Situation sehr stark an meinen Nerven. Ich kann oft nicht mehr schlafen oder klar denken.
Vielleicht sind ja ein paar Eltern hier, die Erfahrungen und Tipps zum Thema Autismus haben.
Vielen Dank fürs lesen und ein schönes Wochenende an euch alle
Austausch zu Frühkindlichem Autismus
Hallo, ich selbst habe zwar kein Kind mit einer ASS, aber mein Stiefsohn hat ebenfalls die Diagnose frühkindlicher Autismus. Ich sehe ihn häufig und regelmäßig, daher kann ich ein bisschen einschätzen wie es wohl für seine Mutter sein muss. Er ist im Dezember 4 geworden, sprechen tut er auch nicht sondern eher lautieren, bei ihm ist es so das er in der Wohnung quasi ständig in Bewegung ist, er rennt von einer zu anderen Ecke und ruft dabei laut „AAAAAAA“. Mit ihm spazieren zu gehen ist auch so eine Sache, da er wie dein Kind auch ständig abhaut. Man muss wirklich aufpassen und ihn festhalten, sonst würde er einfach auf die Straße rennen. Der kleine ist auch echt schnell und groß (sieht fast aus wie ein 6 Jähriger) für sein Alter, er wiegt auch schon ca 21 Kilo.
Er kann auch sehr schlecht ein Nein akzeptieren, das ist zwar bis zu einem gewissen grad normal in dem Alter, aber bei ihm endet es immer in einem extremen Wutausbruch. Trocken ist er auch noch lange nicht und das Essen gestaltet sich schwer. Außer Keksen und Säfte rührt er fast nichts an leider. Wir kommen oft an unsere Grenzen wenn er bei uns ist, ich habe wirklich großen Respekt vor seiner Mutter die das überwiegend alleine stemmt. Er ist trotzdem ein lebensfröhlicher und neugieriger Kerl und ich finde man kann das alles auch mal positiv sehen: er betrachtet die Welt aus einer anderen Perspektive, und er ist anderen Menschen gegenüber sehr offen und herzlich. Er hat seine kleine Schwester (unser gemeinsames Kind) von Anfang an liebevoll behandelt, gelächelt wenn er sie gesehen hat und sie am Kopf gestreichelt oder sich zu ihr gelegt 😊.
Er bekommt soweit ich weiß ebenfalls Logopädie, Ergotherapie und frühkindliche Förderung. Im Kindergarten hat er auch eine Inklusions Kraft die ihn betreut. Letztens hattet erine Tiertherpaie mit Pferden, das hat ihm wohl sehr gut gefallen.
Ich kann vor Eltern von Kindern mit solchen Einschränkungen wirklich nur meinen Hut ziehen ❤️
LG
Ich danke dir sehr für die lieben und ehrlichen Worte ❤️
Ich habe ein Kind in dem Alter betreut, das die gleiche Diagnose hat. Die Beschreibung von dir passt gut auf ihn in dem Alter. Mittlerweile ist er 11 und sehr umgänglich. Kann sprechen, nicht wie gleichaltrige aber so gut dass man sich ganz normal mit ihm unterhalten kann😊 er geht in die Schule, kann lesen und rechnen. Hat aber einen Sonderlehrplan. Wenn er so weitermacht kann ich mir auch vorstellen dass er auch einen Führerschein macht. Er ist ein glückliches Kind und hat auch Freunde.
Möchte dir damit positive Aussichten geben😊 Die Eltern haben ihn sehr unterstützt und viele Therapien ermöglicht
Vielen Dank für deine Antwort, dass macht mir Mut und zeigt mir, dass die Situation vielleicht doch nicht so ausweglos ist wie sie mir aktuell erscheint.
Schönen Samstag dir 🥰
Beim Podcast „Hi, Baby!“ bzw. Bei der Hostin auf Instagram (isa_whoelse) gehts auch ganz viel um dieses Thema. Falls dich sowas interessiert:)
Evtl bist du im Unterforum "Leben mit Handycabs" besser aufgehoben.
Ich habe beruflich mit dem Thema zu tun. Von der Warte aus betrachtet kann ich dir nur raten, verabschiede dich von dem Begriff "normal". Dein Kind wird höchstwahrscheinlich keine "normale" Kindheit haben - und wäre damit wahrscheinlich auch nicht glücklich. Er ist neurodivers - ihr als Eltern wisst, was er gerne tut, was ihm Spaß macht. Tut das mit ihm, nicht das, was kinder "typischerweise" in dem Alter mögen.
Freut euch über jeden erreichten Meilenstein, aber erwartet ihn nicht. Vielleicht lernt euer Kind irgendwann sprechen, vielleicht auch nicht. Das ASS ist groß und weit, vieles ist möglich, aber Förderung ist kein Wundermittel, manches wird einfach nicht klappen.
Ich wünsche euch viel Geduld und Kraft, denn jeder Meilenstein braucht so mehr Kraft als bei einem neurotypischen Kind.
Huhu,
ich bin so frech und antworte auch mal 😊 Ich war selbst ein Weglaufkind. Ich bin ständig verloren gegangen. Mein Rekord: 4 Erwachsene für 2 Kinder - und ich war weg 😂 also weg im Sinne von, ruft die Polizei, das Kind ist seit mehreren Stunden verschwunden 😂
Du musst versuchen zu verstehen, wo dein Kind hin will. Meine Eltern haben das einfach nicht verstanden...
Bei mir war das so, dass ich komplett in meinem eigenen Film unterwegs war. Z.b. mal in nem Kaufhaus. Alle gehen durch die Regale und nesteln in den präsentierten Klamotten rum. Hab zwar nicht verstanden warum die das machen, aber ich hab das dann halt auch so gemacht. Tjo und irgendwann komm ich zu mir und war alleine! 🤷
Nur ein Beispiel von ganz vielen. Ich war da echt komplett weg und hab in der Zeit auch überhaupt nicht registriert, was um mich herum passiert. Ich hab solche Aussetzer bei Überreizung bis heute 🫣 Tunnelblick. Ich seh und höre nix mehr und hab aber irgendwie doch ein Ziel im Kopf. Wie Tinnitus. Du hörst plötzlich nix andres mehr. Nur heute klinke ich mich normal aus der Situation aus, bevor ich wegschnappe...
Meine erste Reaktion nach dem "Aufwachen" war immer: so lange das Auto da ist, können die nicht weg sein. Wir leben ländlich, hier geht nix ohne Auto. Also bin ich immer zurück zum Auto. IMMER. Und das war völlig egal, ob das in der Nähe war, oder ganz weit weg, ob ich mich da ausgekannt hab oder nicht. Ich hab das Auto gefunden 😏 immer. Und da hab ich gewartet. Hat mir keiner zugetraut, und deshalb hat die Suche nach mir teils Stunden gedauert.
Du musst versuchen, die Logik des Kindes zu verstehen. Wann läuft es weg, wovon fühlt es sich angezogen. Und da suchst du dann. Immer ein Auge aufs Kind haben, und wenn es doch weg ist, an den anziehenden Punkten suchen (bei mir war das eben das Auto).
Mein Kleiner zeigt zum Glück immer weniger "Autismus-Symptome" (=Kleinkind-Eigenschaften, die gerne mal als solche "Symptome" interpretiert werden). Ich hatte da schon ziemliche Bedenken, da ich mich selbst eindeutig in der Ecke sehe...
Aber die Weglauftendenzen hat er definitiv von mir 🙃 neulich das Auto eingeräumt, ihn unangeschnallt drin gehabt, höre nur ein geflüstertes "Einkaufswagen" und die Autotür klicken - schwuppdiwupp war er aus dem Auto ausgebüchst und quer über den ganzen Parkplatz zurück in den Laden marschiert, zu den Einkaufswagen 🤪
Oder gestern im Schwimmbad. Klettert aus dem Becken, murmelt leise Rutsche, und zack weg war er 🤷
Ich beobachte sowas aktuell immer aus etwas Entfernung, mit dem Ziel, sein Weglaufverhalten zu verstehen. Da ich es ja von mir selbst kenne. Ich war genauso... Ziel: Rutsche, Rest der Welt: egal. Huch, wo sind denn alle?
Zum Glück hat mein Kind die (eigentlich ziemlich unangenehme 😵💫) Angewohnheit im 60-Sekunden-Takt lautstark MAAAAMAAAA zu brüllen. Macht ihn natürlich recht einfach aufspürbar 😜 aber ich versuche für den Fall vorbereitet zu sein, dass er das mal nicht tut - oder außer Hörweite gelaufen ist...
Wünsche dir auf jeden Fall ganz viel Kraft. Ich bin immer noch komisch, aber hab meinen Weg gefunden. Also zumindest die Weglauftendenzen hab ich heute ganz gut im Griff 😂