Liebe Urbias,
ich weiß nicht genau, was ich mir von diesem Posting erwarte - vielleicht möchte ich mir einfach nur mal meinen Kummer von der Seele schreiben, weil ich mit niemandem darüber reden kann.
Ich bin Mutter eines 1,5-jährigen Sohnes und erwarte im Juni (ungeplant) unser zweites Kind. Leider geht es mir schon seit geraumer Zeit psychisch überhaupt nicht gut. Es liegt absolut nicht am Kind - er ist (abgesehen von der langsam beginnenden Trotzphase und den damit einhergehenden Wutausbrüchen hie und da) wirklich lieb und auch sehr lustig, wenn auch relativ fordernd. Die KITA-Eingewöhnung schleppt sich seit Monaten und zehrt schon an meiner Substanz, ich kann ihn nach wie vor nicht wirklich dort lassen, weil er extrem an mir hängt. Mein Mann arbeitet viel und lang, ist selten vor sechs zu Hause, auch wochenends oft eingeteilt und ich dementsprechend den ganzen Tag mit meinem Sohn allein. Ich hab keine Unterstützung, keine Familie oder Großmutter in der Nähe, auch keine Freundinnen oder bekannte Mütter, mit denen ich mich treffen könnte, weil ich mir einfach irrsinnig schwertue, Menschen kennenzulernen. Ebenso kann ich nicht wirklich mal wegfahren, weil das Autofahren bei ihm nach wie vor ein großes Thema ist (längere Strecken gehen nur, wenn er schläft und bei nur noch einem Schlaf pro Tag müsste ich immer irgendwo übernachten), mit dem Kinderwagen verhält es sich sehr ähnlich.. den mochte er noch nie richtig gerne, aber mittlerweile bleibt er einfach überhaupt nicht mehr drin sitzen und somit kann ich nicht mal zügig spazieren oder laufen gehen, von anderem Sport ganz zu schweigen, weil ich abends einfach viel zu müde dafür bin. Ich hab das Gefühl, ich bin in unserem Haus gefangen, mit einem Aktionsradius von vielleicht 500 Metern rund um das Haus herum und bekomme wirklich schon langsam beklemmende Gefühle in und um meine Brust.
Abgesehen davon, dass ich mir die Frage stelle, wie ich das ab Juni mit Baby & Kleinkind schaffen soll, wenn er nicht mal vormittags in der Kita bleibt, leide ich wirklich unter dieser extremen Isolation und dass ich absolut keinen Zuspruch durch einen anderen Erwachsenen bzw. keinen Gesprächspartner habe. Meine Freunde sind durch die Heimkehr nach dem Studium in allen Himmelsrichtungen verstreut und wohnen in anderen Bundesländern und auch wenn Kontakte über Social Medie nett sind - sie ersetzen halt nicht das persönliche Gespräch.
Ich merke, dass ich schon richtiggehend depressiv werde und am liebsten den ganzen Tag nur noch weinen würde - vermutlich tragen die SS-Hormone auch das ihre dazu bei, aber es ändert nichts an meiner sehr melancholischen Grundstimmung. Der Winter, die Dunkelheit und die Kälte sind auch nicht gerade förderlich, nehm ich an.
Vielleicht geht oder ging es irgendjemandem von Euch gleich und es hat jemand Tipps für mich, wie ich mit der Situation psychisch vielleicht besser umgehen kann.
Alles Liebe
Nervlich am Ende
Hast Du einen guten Draht zu Deiner Familie oder zur Familie deines Mannes? Wäre es vorstellbar, dass Ihr umzieht, um in der Nähe der Familie oder von guten Freunden zu sein?
Kann Dein Partner beruflich etwas kürzer treten oder im Lauf der Zeit zumindest die Schichtdienste anders legen?
Meine Tipps als Mama von dre Kindern sind:
Warte erstmal mit der Kita Eingewöhnung. Wenn du eh mit Baby Zuhause bist gibt es auch keinen Grund deinen Sohn schon in die Kita zu stecken. Mit Baby wird es wesentlich anstrengender ihn immer hin zu bringen und abzuholen und er wird wahrscheinlich auch nicht verstehen warum er hin muss und baby Zuhause bleibt. Generell ist ein Geschwisterchen Umstellung genug erstmal.
Ich würde mich darauf fokussieren einen strukturierten Alltag zu haben der euch beiden gut tut. Suche dir vllt für zwei Tage die Woche Spielgruppen oder Elterncafés raus wo du hin gehst, das wird dir aus der Isolation helfen. Entweder hin laufen/öffis und mit Snacks im buggy de kleinen bei Laune halten, oder Auto fahren mit Musik evtl?
Es ist auch gut möglich dass er sich bei regelmäßigkeit dran gewöhnt.
An den anderen Tagen würde ich schauen spazieren zu gehen, zu Spielplätzen etc. Ich denke es täte euch beiden gut und ein regelmäßiger Alltag hilft vieles zu entstressen
Wie andere schon schrieben ist es OK wenn er erstmal nicht immer einverstanden ist im Auto/Buggy zu sitzen l, aber wir als Eltern treffen die Entscheidung von der wir denken das braucht sie Familie jetzt.
Fühl dich erstmal gedrückt.
Es wurde hier schon viel gutes gesagt. Du hast auch Bedürfnisse, und die passen nicht immer zu denen deines Kindes. Wenn du irgendwo hin gehen willst, ist es okay das Kind auch mal im Kinderwagen anzuschnallen. Das ist ja wirklich keine Foltermethode :) ich erkläre meinen 19,5 M alten Sohn immer seine Optionen. ZB entweder du läufst selber, oder du sitzt im Wagen. Wenn selber Laufen nicht klappt oder er das nicht will, setze ich ihn unter enormen Protestgeschrei in den Wagen. Da brüllt er dann meistens noch mindestens 5-10 Minuten. Irgendwann ist es dann gut, und dann kann man auch wirklich lange Strecke entspannt mit ihm gehen und er sitzt zufrieden im Wagen und plappert.
Ähnlich im Auto. Er bekommt verschieden Sachen angeboten. Snacks, Spielzeug, Musik. Will er davon nichts, ist es halt so. Dann brüllt und meckert er halt. Ich bin auch schon mit Oropax gefahren, weil er so viel Theater gemacht hat. Meistens findet er sich dann aber mit seinem Schicksal ab da er gelernt hat, dass er brüllen kann soviel er will, Auto fahren wir trotzdem. Mit 1,5 versteht ein Kind das schon.
Zur Kita - habt ihr schon mal versucht, dass du ihn angibst und direkt wieder gehst? Das war bei uns der Game changer, da ihn das Warten auf die Trennung so sehr gestresst hat. Manchmal ist ein klarer Schnitt (Abgegeben und sofort gehen) besser .
Und sonst würde ich dir auch raten, so zu vielen Kursen etc gehen wie möglich. Ja das ist anstrengend mit Kleinkind, aber man findet schon einen Weg.
Alles Gute dir!