Waldorf-Krippe oder ev. Krippe

Hallo zusammen,

Ich stehe vor einer schwierigen Entscheidung und hoffe auf eure Erfahrungen oder Gedanken.

Mein Sohn (wird im Mai 1) soll ab Mai in die Krippe gehen, und wir haben zwei Optionen. Beide haben Vor- und Nachteile, und ich bin unsicher, was langfristig die beste Entscheidung für ihn ist – vor allem in Bezug auf Bindung, Urvertrauen und eine sanfte Eingewöhnung. Mir ist es am wichtigsten, dass es meinem Sohn gut geht da ich eh schon ein schlechtes Gewissen habe, ihn so früh in Betreuung zu geben, aber es geht nicht anders.

Option 1: Evangelische Krippe

+ Bezugserzieherin (Vollzeit,schon etwas älter, ü50) ist jeden Tag da
+ Schöne, helle und moderne Räume
+ Betreuung von 07:00-13:00 Uhr
– Kein klares pädagogisches Konzept bekannt, Fortbildungen der Erzieher unklar
– Mein Sohn wäre bei der Eingewöhnung das 8. Kind in der Gruppe. Es wird auf 10 Kinder aufgestockt bei zwei Vollzeiterzieherinnen.
– Eingewöhnung erst im Juli, dann nur 4 Wochen
– Keine Ganztagesbetreuung möglich

Option 2: Waldorf-Krippe

+ Sehr positives Insider-Feedback von ehemaligen Erzieherinnen
+ Die Gruppe wurde neu eröffnet, mein Sohn wäre das 4. Kind das in der Gruppe ist. Es wird auf 10 Kinder langsam aufgestockt, pro Monat wird ein Kind eingewöhnt. Es gibt eine Vollzeiterzieherin und zwei Teilzeiterzieherinnen die sich abwechseln.
+ Langsame Eingewöhnung (ab Mai bis Juli)
+ Betreuung von 07:30-12:00 Uhr, später Wechsel in Ganztagesgruppe evtl. möglich
– Der größte Nachteil ist für mich, dass die Bezugserzieherin nur Mo-Mi da ist. Überall im Internet liest man, dass die Bezugserzieherin so wichtig ist! Aber da die Gruppe am Anfang so klein ist hieß es, dass sich auch die anderen Erzieher viel kümmern.
– Etwas altbackene Räumlichkeiten (viel Holz, kleiner Raum) Im Raum selber wird auch gekocht und gewickelt.
– Nicht fußläufig, keine Kontakte zu Kindern aus unserem Wohnort

Mir ist am wichtigsten, dass mein Sohn eine gute Bindung aufbauen kann und sein Urvertrauen gestärkt wird. Die Räume in der evangelischen Krippe gefallen mir besser, aber in der Waldorf-Krippe scheint die pädagogische Qualität und die Eingewöhnung sorgfältiger zu sein. Ich habe Angst, mit der falschen Wahl sein Vertrauen zu beeinträchtigen. Vor allem irritiert mich, dass die Bezugserzieherin kocht jeden Tag da ist.

Hat jemand Erfahrungen mit ähnlichen Entscheidungen oder kann mir helfen, die Prioritäten richtig zu setzen? Für welche Krippe würdet ihr euch entscheiden?

Danke euch! 😊

Welche Krippe?

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Evangelische Krippe.

Waldorf hat sehr fragwürdige politische Einstellungen und Prinzipien.

Letztens gab's hier auch einen Thread, wo eine Mutter, die ihr Kind in den Waldorf Kindergarten gab, dann sehe überrascht war, dass das Kind nicht tragen dürfe was es wollte, und sich gewundert hat, dass der Pullover dann immKindergaeren ausgezogen wurde weil nicht angemessen vom Motiv. Hörte ich jetzt auch nicht zum ersten mal.

Bearbeitet von Hellothere
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Fragen die für mich noch wichtig wären:

- Wie sieht die Ernährung aus? Wird Muttermilch gegeben? (War bei unserer bis 16 Monate nötig)
- Wie wird auf individuelle Schlafbedürfnisse eingegangen? Wie schlafen die Kinder?
- Wie ist die Altersstruktur der Kinder von bis?
- Gibt es einen Garten? Wie oft und lange gehen sie raus? Wie werden die Kinder da "verpackt" (Kiwa, Trage, Bollerwagen, Laufen,...)
- reichen euch die Betreuungszeiten? Wer bringt und wer holt?
- Wie passen die Erzieherinnen zum Charakter des Kindes?
- Wie unterstützen Sie das trocken werden? Unsere war mit 17 Monaten trocken, da wäre das relevant.
- Welche Bestandteile der Waldorfpädagogik werden in der entsprechenden Kita gelebt? Ich halte wenig von Waldorf und würde das hinterfragen. Wäre aber kein Ausschlusskriterium wenn sonst alles passt.
- Bei der Kita mit nur einem Raum: gibt es Rückzugsmöglichkeiten? Was machen Sie wenn ein Kind schlafen will?

Bearbeitet von Madlaina
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Danke, einiges habe ich auch gefragt davon:

Evangelische Krippe:
- Kinder bekommen Vesper von Zuhause mit. Mein Sohn nimmt leider keine Flasche daher kann ich ihn keine Mumi mitgeben
- Wenn mein Sohn müde ist wird er schlafen gelegt oder im Kiwa wird geschlafen. Es gibt a grenzend einen kleinen Raum aber da waren nur Matten.
- die anderen Kinder sind prinzipiell eher etwas älter, so um die 2

Waldorf-Krippe:
- Vormittags gibt es Obst und Knöckebrot als Vesper, mittags wird gekocht (meistens Kohlenhydrate mit Gemüse)
- Wenn mein Sohn müde ist wird er im Kiwa schlafen gelegt
- Es gibt noch ein anderes Krabbelkind

Beide Krippen haben einen Garten, der von der Waldorf hat noch viele Sonnensegel und ist etwas abwechslungsreicher. Beide gehen mindestens einmal am Tag raus in den Garten.

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Ich finde das klingt beides recht gut! Ich würde da nach dem Bauchgefühl gehen und euren Anforderungen an die Betreuungszeiten.

4 Wochen Eingewöhnung reichen für die allermeisten Kinder deren Eltern das auch gut unterstützen.
So lange eine Vollzeit Erzieherin da ist finde ich es nicht so wild wenn die Bezugserzieherin nicht jeden Tag da ist. Die werden sich im Alltag eh abwechseln.

Ich finde es einen Vorteil essen nicht selbst mitgeben zu müssen, finde aber das Ernährungsangebot in der Waldorfkrippe sehr einseitig. Daher hier Vorteil auf beiden Seiten.

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ERGÄNZUNG:

Wenn er in die Waldorfkrippe geht und anschließend weiter in den Waldorfkiga, dann ist jede Woche ein Waldtag wo die Kinder nur in Wald sind. Das finde ich ganz schön. Und drei ehemalige Erzieherinnen haben die Einrichtung gelobt. Beim der evangelischen Kita weiß ich nur von anderen Eltern dass alles gut sei aber da habe ich kein „Insiderwissen“.

Ich glaube dass das Waldorfkonzept jetzt nicht ganz so strenge gehandhabt wird. Es gibt halt eher so öko naturspielzeug und alles ist in den Farben sehr gedeckt. Die Kinder sollen viel frei spielen und werden durch die Erzieher eher „moderiert“. Im evangelischen wurde da mehr aktiv mitgespielt von der Erzieherin.

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Ich kann dir bei der Wahl selbst keinen Rat geben, da wir nehmen mussten, was verfügbar war. Aus meiner Erfahrung ist die feste Bezugsperson aber nicht immer so entscheidend, wie oft betont wird.

In unserer Krippe gibt es zwar Vollzeitkräfte, aber die Kinder sind spätestens mittags auch mit anderen Erziehern in Kontakt – sei es draußen oder in anderen Gruppen. So kennen sie alle Betreuer, was Wechsel oder Personalmangel erleichtert. Mein Sohn, obwohl sehr auf mich fixiert, hat keine bevorzugte Erzieherin. Er geht zu allen gleichermaßen und kommt gut mit Veränderungen zurecht.

Vielleicht ist es also nicht zwingend notwendig, den Fokus so stark auf eine einzelne Bezugsperson zu legen. Jedes Kind reagiert anders, und oft klappt es besser als erwartet.

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Ergänzend zu dem, was die anderen bereits beschrieben haben, solltest du dich- falls nicht schon geschehen- intensiv mit dem Thema Walldorf Pädagogik auseinandersetzen und für dich / euch überlegen, ob du dich damit identifizieren kannst. Ich persönlich könnte es nicht. Weder kann ich mich mit der politischen Ausrichtung identifizieren, noch kann ich das Menschenbild annehmen, dass hinter dieser Pädagogik steckt. Außerdem werden Dinge gelehrt, die der Evolutionstheorie widersprechen. Das alles wäre nichts für mich und solltet ihr vorher gut prüfen.

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Böhmermann hat dazu mal ein Video gemacht.

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Ich habe für die evangelische Krippe gestimmt.

Die Bezugserzieherin ist wichtig. Zu "Eingewöhnung nur 4 Wochen": Wenn die ordentlich, mit viel Erfahrung, gemacht wird, braucht ihr nicht länger als 2 Wochen.
Eine ewig langgezogene Eingewöhnung tut auch dem Kind nicht gut.

Wickeln, kochen und Aufenthalt in einem Raum finde ich eklig. Bedeutet, die waschen sich nach dem Wickeln die Hände im selben Waschbecken, wo später Lebensmittel zubereitet werden. 🤢

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😂 In jedem modernen Neubau ist die Küche offen. Da ist auch alles in einem Raum. Extra Toiletten werden sie ja sicher haben. Und vielleicht auch extra Waschbecken. Finde ich jetzt nicht tragisch. Es wird ja hoffentlich kein 10 m2 Raum sein :)

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Jop, es spricht auch nichts gegen eine offene Küche- aber deshalb wickel ich mein Kind nicht dort, sondern getrennt und wasche meine Hände nach dem Toilettengang im Bad.

Abgesehen davon, dass in einer Kita ein gutes Dutzend Kinder gewickelt werden und deshalb Hygieneregeln gelten, damit die Magen-Darm-Keime, die das eine Kind mitbringt, nicht an alle Anwesenden weitergegeben werden.

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Manchmal hilft es auch, nicht alles so zu zerdenken. Bei uns war es oft so, dass die Dinge über die ich mir vorher den Kopf zerbrochen habe, dann am Ende kein Problem war und die Probleme dann ganz andere. Das kann man so oder so nicht vorhersehen.

Bezugsperson, war bei uns irgendwie nicht so wichtig. Die Eingewöhnung hat bei uns sehr lange gedauert, bei anderen war das nach ein paar Tagen erledigt.

Wichtiger als die Kita (klingen beide in Ordnung) ist, dass du dein schlechtes Gewissen ablegst und damit zufrieden bist, dass dein Kind in die Kita geht. Sonst kann das die beste Kita der Welt sein, du wirst dich nicht von ihm lösen können.

Mir wären wichtig: Erzieher, die mir sympathisch sind, gutes Essen oder selbst mitgebracht. Alles andere ist für die Kinder gar nicht so relevant (Konzept, Pädagogik, was gemacht wird, Alter der anderen Kinder etc.). Meine Tochter war in einer katholischen Krippe, da wurde fast nie rausgegangen, aber es wurden ganz tolle Sachen mit den Kindern gemacht. Sie hat unglaublich viel gelernt. Jetzt ist sie im Waldkindergarten und jeden Tag nur draußen und es ist für sie genauso toll. Beidesmal sind es einfach tolle ErzieherInnen, die sich sehr viel Mühe geben und Spaß an ihrem Job haben. Das kann man so manchmal gar nicht sagen.

Für mich wäre die Waldorfpädagogik von vorn herein raus, daher würde ich mein Kind in die evangelische Krippe geben.

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Für uns hätte beides nicht gepasst. Waldorf wäre wegen der Einstellung definitiv nichts für uns gewesen.

Krippe bis 13 Uhr aber auch nicht - ich arbeite länger. Und Mini macht erst ab 12.30/13 Uhr mittagsschlaf (mittlerweile meist gar nicht mehr), so dass ich immer ein übermüdetes Kind geholt hätte

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Wenn für Dich die kurze Betreuungszeit nur bis 13 Uhr in Ordnung ist, dann würde ich mich für die erste entscheiden. Das Konzept kannst Du erfragen - ich finde ein "teiloffenes" Konzept am besten, Gruppenaktivitäten und Freispiel in anderen Gruppen. Unseren Kindern tut das gut, habe ich den Eindruck.

4 Wochen Eingewöhnung finde ich ausreichend - bei uns sind nach Berliner Modell immer 2 angesetzt, die aber verlängert werden bei Bedarf. Wir hatten am Ende 3 Wochen gebraucht, aber das war dann fein so.

Die "richtige" Eingewöhnung kam bei uns tatsächlich erst nach ein paar Wochen, als den Kindern klar wurde, dass das jetzt IMMER so bleibt, keine Ausnahme und kein Spiel ist, sondern dass Mama JEDEN TAG geht, lange wegbleibt und wiederkommt. Da gab es bei beiden Kindern nochmal einen ganz massiven Einbruch, der aber mit der Eingewöhnung nichts zu tun hatte (das war so nach 8 Wochen ungefähr und nach weiteren 4 Wochen war dieser Spuk dann auch vorbei ;-)

Ich kenne mehrere Mamas, die bewusst eine lange Eingewöhnung wollten und damit gescheitert sind, weil das Kind sich zu lange an die Situation "Kita mit Mama" gewöhnt hatte und dann eine Trennung einfach überhaupt nicht möglich war. Unser Nachbarsjunge ist so alt wie unsere Tochter, der wurde über ein Jahr lang in 3 (!) verschiedenen Einrichtungen eingewöhnt, immer bewusst lange und immer nur mit Mama. Da war am Ende nichts mehr zu machen. In der 4. Eingewöhnug wurde nach einer Pause neu gestartet und nach Plan eingewöhnt - siehe da, er ist jetzt dort sehr glücklich :-)

Waldorf käme für mich nicht infrage, weil wir einfach hinter diesem "gedanklichen Ansatz" und der Pädagigik nicht stehen. Aber das muss jeder für sich entscheiden.

Meine Schwester hatte ihre Tochter bei einer Tagesmutter, die "angelehnt an Waldorf" gearbeitet hat, und da war einiges dabei, was sie nicht mittragen wollte. Meine Schwester hat für vieles kämpfen müssen oder sich erklären, hat viele Vorwürfe bekommen, vieles war in Augen der Tagesmutter falsch. Sowas wie Familienbett, Stillen nach dem 1. Geburtstag, die Windel loswerden mit 2 Jahren usw. Das Kind als Individuum wurde dort zumindest nicht gesehen, eher ging es sehr nach Schema "Jedes Kind ist in dem Alter gleich". Das tat mir für meine Nichte oft leid (und für meine Schwester auch, die keine Alternative hatte zu der Zeit)

Das "Urvertrauen" stärkt Waldorf in meinen Augen aber eher nicht. Unsere Kinder LIEB(T)EN ihre Kita-Erzieher, ganz normale städtische Kita, und obwohl es ein großes Haus ist bei uns, gibt es niemanden, den sie dort nicht mögen oder dem sie sich nicht anvertrauen würden :-)

Alles Gute für Euch und den Kitastart! 💕