Abgetrieben

Hallo,

ich habe nun diverse Webseiten besucht über das Thema Abtreibung und speziell über die Zeit danach.. Hier habe ich viele Beiträge gelesen, in denen es jungen Frauen genauso ergangen oder ergeht wie mir... Am liebsten hätte ich unter allen Beiträge auch mein empfinden preis gegeben oder Rat und Mut zugesprochen die ich selber an mir aber nicht anwenden kann..

Deshalb eröffne ich einen neuen Beitrag mit der Hoffnung das er einfach nur gelesen wird und ich mir mal über einen anderen Wege die Seele vom Leib schreiben kann..

Zu meiner Geschichte:

Ich bin knapp 24, habe einen gesicherten Job als Heilerziehungspflegerin, sehr gute Freunde, eine tolle Mutter ,.. Ja eigentlich alles was mich immer glücklich gemacht hat. Ich habe mein Leben gelebt, bin oft weg gefahren , gehe in meinem Job auf und war immer ein fröhlicher und Humorvoller Mensch.

Jedoch auch ein Mensch der quasi 24 Jahre einen Panzer trug und alles an sich abperlen lassen hat. Gab es Probleme stand ich über denen und habe eine Faust geballt um sie zu besiegen, auch psychisch war ich bis dato immer eine Starke Frau. Doch vermutlich trügt der Schein, oder viel mehr bricht bei einem Menschen einfach irgendwann das Dach zusammen, wie nun jetzt auch bei mir..

Das tolle Leben, dachte ich immer zu haben...

Ende letzten Jahres, viel mehr im November, wurde ich ungewollt Schwanger. Ich hatte einen Freund mit dem ich knapp 4 Monate erst zusammen war, mit ihm war es nicht oft rosig, viele Probleme brachte er mit, er hatte einen anderen Lebensstandard wie ich und es liefen auch viele Tränen und Streite in der Beziehung, jedoch war ich wie gesagt Stark und glaubte an diese Liebe. Nun ja, ich war von ihm Schwanger. Ich wusste irgendwie Wochen lang das irgendwas nicht stimmt, jedoch wollte ich es entweder nicht wahrhaben oder aber nicht akzeptieren.. Als meine Brüste aber so gewaltig schmerzten und ich emotional total die Furie war, entschloss ich mit meiner Mutter einen Test zu machen , einen normalen, einen Mit Wochenanzeige.. Und ja, Positiv in der 7 SSW. Erst konnte ich keinerlei Emotionen zeigen, dann fing ich an zu Schmunzeln, mit dem weinen dauerte es sehr lange...
Ich informierte meine beste Freundin und natürlich den Vater des Kinde...
Jedoch war mein erster Gedanke, dass kann so nicht funktionieren!!!!
Ich traf mich mit dem Vater des Kindes, er lies mir die Option offen ob ich es behalten will oder nicht, jedoch sagte er, kann er dem Kind momentan wenig bieten und fühlt sich deshalb nicht dazu bereit.. Ich selber (Obwohl ich alles hatte, um das Kind großzuziehen) entschloss, dass Kind abzutreiben.

Ja dann ging alles sehr schnell, ich ging zum FA, der mir natürlich die Schwangerschaft bestätigte und sie gab mir die Anschrift eines Schnwagerschaftskonflikts Gespräch welches ich benötige um das Kind abzutreiben. Den Termin hatte ich sehr schnell, ich ging mit dem Vater zu diesen Gespräch, alles perlte sehr an mir ab, keinerlei Gefühle, Emotionen o.ä.. Ich bekam eine Woche später schon den Termin für die OP.
Ich war mir sicher: Ich tue das richtige, ich bin nicht bereit!!!!! Ich werde damit zurecht kommen!!

Am Tag der Abtreibung fuhr ich mit meinen damaligen Freund zu der Klinik. Auf dem Gang kamen mir zwei Frauen entgegen, die den Gang einmal rauf und runter spazierten.. Vorerst nicht weiter wichtig.. Auf jeden fall, legte ich die poppeligen vierhundert Euro auf den Empfang und musste noch kurz im Wartezimmer warten und die Nachsorgeblätter durchlesen. Dann wurde ich aufgerufen.

Die Helferin brachte mich und mein damaliger Freund, in eine kleine von bestimmt zehn nebeneinander gereihten Kabinen. In denen war ein Pflegebett, ein Stuhl und ein Tisch mit einer Damenbinde. Ich bekam Sterilschuhe, eine Haarhaube und ein "Kleidchen". Dies sollte ich anziehen und mich in ein extra beheiztes Bett legen. Meine Kabine war wohl sehr nah an den OP Raum dran, man hörte geräusche, wahrscheinlich die geräusche von dem Absaugegerät.....

Ich wartete ca, 15 Min bis die Helferin kam und sagte das ich dran sei. ich zwinkerte meine Augen zu meinem damaligen Freund und wurde in den OP raum geschoben, dort sollte ich auf den Stuhl gehen, fast genauso gleich wie beim Frauenarzt.
Ja dann ging alles sehr schnell. Der Narkose Arzt kam, und sagte das er nun die Narkose setzt. Ich spürte kribbeln, sah in das Licht oben und mir wurde Schwindelig. Daraufhin sagte die Helferin "Wenn ihnen Schwindelig wird, schließen sie die Augen" Dabei nahm sie meine Hand und drückte beide Augen mir zu. Als ich wach wurde, lag ich wieder in der Kabine. Leicht benommen ging mein Blick auf mein Ex Freund der mich anlächelte. Bis ich wieder zu verstand kam dauerte es natürlich nicht lange. Nach ca 20 Min klingelte ich und eine Helferin kam, sie sagte mir es sei alles gut verlaufen. Ich könnte gehen, jedoch sollte ich bitte vorher noch einmal bitte den Flur lang laufen! (erinnert ihr euch, an die zwei Frauen am Anfang?)

Nach der Abtreibung, hatte ich das gefühl das richtige getan zu haben. Keinerlei Indizien dafür das es mir so ergehen wird, wie es jetzt jedoch eingetroffen ist! Ich machte täglich ein Kerzchien an und dachte das ich so Symbolisch abschließen kann.

Doch dann fing es langsam und anschleichend an...
Zu Anfang wollte ich nur noch wenig unternehmen, ich verkroch mich zuhause oder bei meinem Freund auf der Couch und schaute nur Tv. Jediglicher versuch mit mir was zu unternehmen scheiterte, entweder war ich lustlos oder ich fühlte mich unwohl in meiner Haut und wollte lieber im Jogger bleiben.

Nach dieser Lustlosigkeit traf dann auch schnell das bitterliche plötzliche weinen ein. Ich konnte mich fast nicht beherrschen egal wo ich mich befand. Ich erinnere mich an ein moment, als mein ex Freund vorschlag was essen zu fahren, da er es satt sei das ich nur in der Bude hocke. Ich willigte nach langer Diskussion ein. Als wir zu zweit an dem Tisch des Resturants saßen, merkte ich wie meine unterlippen anfingen zu zittern und sich plötzlich meine Augen mit Tränen füllten. Selbst in den voll besetzten Resturant konnte ich kein halt mehr halten.

Das bitterliche weinen hörte nicht auf und wurde immer schlimmer. Mein Freund war maßlos mit mir in den Situationen überfordert, weil ich auch immer auf die Frage wieso ich weine mit "Ich weiß es nicht!" antwortete.

Durch seine Hilflosigkeit und meiner völligen Verzweiflung, streiteten wir uns häufiger. Ich isolierte mich von ihm und bemerkte das ich meine Gefühle zu ihn verändern..
Ich bemerkte welch ein Eisklumpen ich geworden bin und wie ich anfange alles was mir lieb ist nicht mehr wahrzunehmen...

Es dauerte lang bis ich und mein Ex Freund begriffen das die Beziehung sich auf dünnen eis bewegt und das mit mir was nicht stimmt...
Ich trennte mich also von ihm, mit der Begründung das sich meine Gefühle verändert haben und das ich nicht mehr stark genug dafür sei... Es war eine sehr schwere Trennung mit einem letz endlich großen Streit. Er wollte meine Gefühlslage nicht verstehen oder konnte es nicht.. Und akzeptierte die Trennung nur sehr schwer!!

Und dann kam alles wie ein großer Stein auf mein so lange getragenes hartes Dächlein was ich mein Leben trug. Es fiel zusammen, in millionen kleine Bruchsteine.

Plötzlich erscheint mein Leben nicht so wie ich es immer erdacht habe, plötzlich sah ich meinen Alkoholkranken Vater, der jeden Tag mehr und mehr trinkt, meinen älteren Bruder der wieder ins Elternhaus muss weil er Depressiv ist und mit 37 alles verloren hat. Plötzlich sah ich wer ich bin und was ich bin!! Plötzlich erkannte ich, wie es in mir aussieht ... Plötzlich erkannte ich das ich nie abtreiben durfte...

Ich bemerkte das ich das Kind vermisse, mit allem was dazu gehört, plötzlich begann ich, mich selber zu hassen mit Schuld an vielen zu geben..

Ich bereue diese Entscheidung zu tiefst...

Als ich das einsah, handelte ich schnell.. Ich wusste das ich mir hilfe nehme, dass ich viele Baustellen habe, Umgeben von mir sowie in mir drinne.. Ich bemerkte das ich das Lachen und die Lust am Leben immer mehr verliere...

Vor ein paar Tagen bin ich zum Arzt, da ich so unmöglich Arbeiten kann.. Selbstverständlich brach ich vor ihm in Tränen aus.. Er sagte schnell, dass er glaubt, dass ich in einer Depression stecke und ich mir Hilfe suchen sollte..

Ja nun nehme ich Antidepressiva und warte vergebens auf eine freie Therapiestelle..

Jedoch weiß ich das mir niemand die Sehnsucht an dem getöteten Kind nehmen kann, vermutlich nur die Art damit umzugehen...

Und mir selber werde ich es nie verzeihen...