Hallo zusammen,
Vielleicht hat geht es noch jemandem so? Ich kann darüber nicht mal mit jemandem außer meinem Mann reden, weil ich mich so unglaublich schäme.
Mein Sohn ist mein ganzer Stolz, ich liebe ihn und bin unfassbar dankbar für ihn.
Aber ich habe den Abtreibungstermin erst am Abend vorher abgesagt. Ich hatte sämtliche Untersuchungen, Gespräche etc. "erfolgreich" gemacht. Ich habe total die Schuldgefühle, weil ich eben meinen Sohn fast ermordet hätte. Und zwar bewusst, ich wusste dass das mein 0,8cm großes Baby ist. Ich habe Schuldgefühle, weil ich irgendwann mal so gedacht habe. Mein Leben ist so perfekt, und ich verstehe einfach nicht, wieso damals mein junges Alter (18) und meine kurze Beziehungsdauer(6Mon) gepaart mit gerade Studiumsbeginn so furchtbar für mich waren, dass ich meinen Sohn abtreiben wollte. Diese Schuldgefühle plagen mich irgendwie total und ich kann sie einfach niemandem anvertrauen, weil ich nach der Entscheidung für meinen Sohn immer selbstbewusst so getan habe, als das etwas anderes nie in Frage kam als ihn zu behalten. Ach, vermutlich kann mir hier auch niemand helfen, ist ja auch kein Problem sondern eine innere Unruhe, aber das Aufschreiben tut auch gut also danke fürs Lesen!
Schlechtes Gewissen wegen Nicht-Abtreibung
Hallo,
ich kann dich verstehen.
Als ich damals erfuhr, dass ich mit Zwillingen schwanger bin (mein Großer war da noch kein Jahr alt), dachte ich im ersten Moment auch: Das geht nicht und schon gar nicht allein.
Den Gedanken habe ich ziemlich schnell zur Seite geschoben, aber je weiter die Schwangerschaft fortschritt, desto fordernder wurde mein Großer und ich dachte an Adoption.
Es war auch schon alles in die Wege geleitet worden, als meine Zwillinge geboren wurden haben sich von Anfang an "die Anderen" um sie gekümmert und meine Zweifel wuchsen, bis ich entschied: Meine Kinder gehören zu mir, basta!
Heute kann ich darüber offen sprechen, was nicht zuletzt an einer Therapie die ich gemacht habe liegt (für die Therapie gab es noch mehr Gründe).
In manchen Momenten habe ich heute auch noch Zweifel, ob das alles so richtig war, aber für mich war es richtig.
LG und alles Gute für dich
Hallo,
Ich lebe jeden Tag mit so einen schlechten Gewissen.
Anfang des Jahres wurde ich ungeplant schwanger.
Ich habe mich am Anfang nicht mal getraut es meinem Mann zu sagen, da es unser viertes Kind gewesen wäre.
Habe dann alle Informationen und die Beratung für einen Abbruch in Anspruch genommen.
Nach dem Beratungsgespräch habe ich dann mit meinem Mann geredet.
Und nach rechnen und reden haben wir entschieden, daß wir das Baby bekommen wollen.
Genau einen Tag später bekam ich Blutungen und verlor das Baby.
Inzwischen bin ich, ganz geplant, wieder schwanger.
Aber das schlechte Gewissen, weil ich unser Sternchen nicht wollte, lassen mich nicht los.
Hallo lalelu,
Du hast doch nicht abgetrieben. Du hast den kleinen Mann behalten. Das zählt.
Ich habe bei meinem ersten sohn auch nen beratungsschein geholt. Sein leben hat ein antiabtreibungsvideo im religionsunterricht gerettet, was mir damals einfach sehr präsent war. Da konnte ich das nicht. Aber wenn das video nicht gewesen wäre, hätte ich rationaler entschieden.
Mein Sohn lebt. Passt.
Hallo Lalelu
wie alt bist Du? Ich hab das Gefühl, dass Du noch recht jung bist. Ich möchte Dir mal was erzählen:
Ich wurde mit meinem Sohn schwanger, als ich 19 war. Kein Partner, kein Job, keine Perspektive. Ich saß am Abend des 1. Februar 2001 weinend im Wohnzimmer mit dem positiven Test in der Hand und mir war klar, dass ich dieses Baby nicht kriegen kann. Es stammte aus einer kurzen Affäre, wir hatten schon keinen Kontakt mehr. Ich konnte gleich am nächsten Tag zum Frauenarzt. Mir war damals nicht klar, dass ein Arzt den Bildschirmmonitor wegdrehen könnte, wenn er eine Frau vor sich hat, die die Schwangerschaft abbrechen möchte. Und so sah ich 5 mm großes Leben und das Herzchen schlug. Es war so grausam... ich ahnte in dem Moment schon, dass ich das wohl nicht durchziehen kann. Es war ein Freitag. Am Wochenende bekam ich Bauchschmerzen. Bis Montag früh hielt ich es aus, dann war ich wieder beim Frauenarzt. Weinend, weil ich befürchtete, das Baby zu verlieren. Im Nachgang weiß ich, dass ich mich da entgültig FÜR mein Kind entschieden hatte. Trotz der widrigen Umstände, die den totalen sozialen Absturz bedeuteten.
Mein Sohn ist jetzt 17 Jahre alt und ebenfalls mein ganzer Stolz Ich hab mich so nach und nach hochgearbeitet. Eine Ausbildung begonnen, einen neuen Partner gefunden und nachdem ich meine Prüfungen erfolgreich bestanden hatte, haben wir uns selbstständig gemacht und sind ziemlich erfolgreich mit dem, was wir tun. So erfolgreich, dass wir gleich zwei Kinder bekommen haben. Aber ncoh heute habe ich manchmal ein schlechtes Gewissen. Mein Sohn weiß nichts davon. Er weiß, dass er nicht geplant war aber seine Version heißt, dass ich mich nach einem ersten Schock sehr auf ihn gefreut hab. Im Prinzip stimmt das ja auch, ich hab halt nur eine gewisse Zeitspanne ausgeklammert. Mit dem Wissen von heute würde ich zugegebenermaßen einiges anders machen als damals aber unterm Strich würd ich mich immer wieder für mein Kind entscheiden Und Dir wirds bestimmt nicht anders gehen. Dein Sohn wird größer und immer wieder wirst Du vor Augen haben, dass Du Dich FÜR ihn entschieden hast, trotz der ungünstigen Umstände und dass Ihr gemeinsam eine Menge erreicht habt Denn wenn ich ehrlich zu mir selber bin, hab ich die Lehre eigentlich auch nur für mein Kind durchgezogen. Wäre ich allein gewesen, hätt ich das vermutlich nie geschafft
Ich hab gleich 2 Geschichten für dich:
1. Das Kind das ich gerade erwarte, war ungeplant, und ich war ebenfalls kurz davor, die Schwangerschaft abzubrechen. Mittlerweile freue ich mich, es nicht getan zu haben, aber ich will mich auch nicht dafür schämen, diesen Gedanken gehabt zu haben. Viel mehr ist es für mich ein Zeichen, dass ich mich eingehend mit meiner Situation beschäftigt habe, und zumindest für eine gewisse Zeit der Meinung war, dass es eben gerade nicht geht. Das ist nicht verwerflich, sondern zeugt in meinen Augen von Realitätsnähe. Versuch dir nicht zu viele Vorwürfe zu machen, schlussendlich hast du eine Entscheidung getroffen, und sie war für dich die richtige. Das ist das einzige was zählt.
2. Dass ich selber ungeplant war, wusste ich, dennoch hat es mich vor bereits vielen Jahren (ich war 14-15 sowas) sehr schockiert, eine pro/kontra Liste zu finden, die meine Eltern im Angesicht der Schwangerschaft angefertigt haben. Im Gespräch mit meiner Mutter habe ich mir dann sachlich erklären lassen, dass Anfang der 90er das mit der Schwangerschaft Mitte 30 nochmal schwieriger war, dass ihr Job unsicher war, gerade neue Wohnung gekauft, mein Papa arbeitsbedingt nicht viel daheim war, keine Großeltern in der Nähe wie bei meiner älteren Schwester, etc...
Und trotzdem war ich mit Sicherheit das geliebteste Kind der Welt, und meine Eltern und ich haben immer noch eine Beziehung, die ihresgleichen sucht, auch wenn ich niemals, wie mein Papa bei Pro aufgelistet hat, eventuell den Nobelpreis für Physik gewinnen werde. Was ich damit sagen will: mach dir nicht solche Gedanken, und selbst wenn dein Sohn es jemals erfahren sollte, Kinder gehen nicht daran zugrunde.