Mit 18 schwanger, 2,5 Jahre später...

Hallo zusammen,
mir ist vor ein paar Tagen eingefallen, dass ich vor ziemlich genau 2,5 Jahren hier einen Beitrag eröffnet hatte. Diese positiven Nachrichten taten mir damals soooo gut...und ich habe mich (nicht nur deshalb) für unseren Sohn entschieden.
Hier der Beitrag:

https://www.urbia.de/forum/30-ungeplant-schwanger/4954687-kopf-gegen-herz

Ich dachte, ich könnte euch einfach mal ein Update geben. Nicht weil ich denke, dass die Menschen die damals mir in der dunkelsten Zeit meines Lebens geholfen haben, diese Nachricht noch lesen (was toll wäre - danke, danke, danke! Ihr habt meinem Sohn das Leben gerettet!!!) - sondern um anderen Frauen, die in meiner Situation sind, Mut zu machen.
Vor 2,5 Jahren hätte ich mir diese Entwicklung nämlich NIE vorstellen können. Tatsächlich denke ich heute nämlich auch noch manchmal, dass ich in einem Traum lebe, weil es einfach alles so unwirklich schön-kitschig ist :D Ich fand es nämlich selbst sehr lustig, meinen Beitrag von damals zu lesen, weil es einfach so gar nicht zu meinem heutigen Leben passt.
Da wären wir nämlich bei Punkt 1: Das Leben ändert sich wirklich komplett :-) Aber das ist ja nicht schlimm, sondern -auch wenn man vorher schon dachte das Leben perfekt ist- häufig wundervoll. Und so war es bei mir! Tatsächlich mache ich jetzt kaum noch Sport und habe in den letzten 2 Jahren (Unser kleiner Mann wird tatsächlich schon 2 :o) auch vielleicht insgesamt 4 Bücher gelesen. Gereist bin ich jedoch deutlich mehr als zuvor, unser Sohn ist der perfekte Reisebuddy. Wir waren sowohl in Europa als auch in den USA, der Karibik, Asien und sogar Afrika unterwegs. Als Student hat man ja Zeit ;-)
Punkt 2: Mein Studium: Ja, ich habe noch vor dem ersten Semester mein Studium geändert und trotz 1,0 Abi und langem Wunsch nach dem Medizinstudium auf Lehramt umgesattelt. Trotz - oder gerade wegen unserem Sohn - konnte ich Kurse immer so belegen wie ich wollte, wurde bevorzugt zugelassen etc. Er kam glücklicherweise 1 Woche vor Semesterstart, sodass ich direkt wieder in die Uni konnte und nicht aussetzen musste. Dadurch werde ich statt in 10 Semestern vermutlich nach 6 Semestern mein Studium beendet haben. Im November werde ich ins Referendariat gehen. Mein Alter macht mir hier tatsächlich etwas Sorgen - aber die Jüngste zu sein kenne ich ja schon von meinen Muttifreundschaften :). Mein Mann hat sein Studium erfolgreich abgeschlossen und arbeitet. Er hatte unglaublich Glück und ist letztes Jahr mit fast 60000€ Einstiegsgehalt eingestiegen. Da mein Sohn und ich noch Kindergeld bekommen, ist die Finanzfrage damit auch mehr als gut geklärt. Auch wenn es während seines Studiums eine unfassbar tolle Zeit mit unendlich viel Familienzeit war (ich habe den Kurs von 8 bis 10 belegt, er von 10-12, ich dann wieder von 12-14 etc, in den Pausen dann das Kind gestillt und Übergabe...) bin ich froh, nun finanziell unabhängig von unseren Eltern zu sein.
Punkt 3, Betreuung: Unser Sohn hat den absoluten Jackpot mit unserer Unikita geknackt. Es ist die absolute Vorzeigekita und er geht jetzt seit September (seit mein Mann arbeitet) von 9-12 in die Kita und ist dort unendlich glücklich. Ich kann es bis heute nicht fassen, dass wir da so ein Glück hatten. Die restliche Zeit ist er bei meinen Großeltern, die einen unfassbar tollen Job machen und unseren Sohn riesig lieben und umgekehrt.
Punkt 4, Beziehung: Ich habe ja jetzt schon im Text geschrieben: Mein Freund ist jetzt mein Mann. Wir hatten 4 Monate nach der Geburt eine Traumhochzeit und unsere Beziehung läuft super. Er ist ein toller Papa und Ehemann und auch wenn er sich endlich mal merken könnte, dass leeres Klopapier nicht hängengelassen wird sondern aufgefüllt, sind wir sehr glücklich miteinander :-) Wir hatten riesen Glück und haben direkt neben der Uni und in Steinwurfnähe zur Kita und meinen Großeltern umgeben von 2 Parks und einem Wald eine 80qm2 Wohnung mit Garage, Keller und riesigem Garten für einen Spottpreis gefunden. Eine Bahn die uns im 10min. Takt mit der Stadt verbindet ist einen Spaziergang durch den Park entfernt.
Punkt 5, Schwangerschaft: Die ersten 16 Wochen waren die personifizerte Hölle, ich habe mich noch nie so schlecht gefühlt und es kaum zur Toilette geschafft. Alle Übelkeitsmittel haben nichts gebracht. Ich bin jedoch sehr dankbar, dass ich danach eine absolute Traumschwangerschaft hatte und das Erbrechen nicht noch länger ging. Mein voller Respekt an Frauen mit HG, ich habe keine Ahnung wie man das überlebt. Unser Sohn kam zwar ein bisschen früher, aber am oberen Ende der Normalskala zur Welt. Es war zwar ein Notkaiserschnitt, aber der lag nicht am Geburtsgewicht sondern einem Blasensprung mit Infektion und ich war danach schnell wieder fit und habe ihn in schöner Erinnerung :).
Punkt 6, Familie: Meine Eltern und Schwiegereltern waren die erste Woche alle nicht begeistert und ziemlich mit den Nerven fertig. Im Laufe der Schwangerschaft stieg die Vorfreude jedoch sehr und spätestens mit der Geburt sind sie alle riesige Fans geworden. Auch die Onkel und Tanten lieben ihren Neffen über alles und er ist der Star der Familie.
Punkt 7, die Zeit als "Teenie-Mutter": Unser Sohn war leider ein Schreibaby par exellence, die ersten 3,5 Monate gerne 7-8 Stunden am Tag durchgehend. Heute ist er jedoch ein absoluter Sonnenschein und wir bekommen immer nur Komplimente, wie außergewöhnlich klug, süß, lieb, wundervoll, witzig und was für ein Sonnenschein er ist. Es geht also wirklich vorbei :-) Sein Schlafen war von Anfang an nicht gut, inzwischen wacht er aber nur noch 2-5x nachts auf und das ist ja schon wie Urlaub wenn man so lange keine Stunde am Stück schlafen konnte :) Ansonsten habe ich die Zeit mit unserem Sohn sehr genossen, war verzweifelt und verliebt, überfordert und überglücklich, voll mit Müdigkeit und voll mit Liebe. Also so wie wohl jede Mama, auch wenn die positiven Momente defintiv mit riesem Vorsprung überwiegen. Ich bin unendlich glücklich unseren Sohn bekommen zu haben und als ich meinem Mann neulich gesagt habe, dass wir am Anfang ernsthaft überlegt haben, unseren Sohn nicht zu bekommen, ist er in Tränen ausgebrochen und ich musste ihm versprechen, dass auf gar keinen Fall jemals wieder anzusprechen, weil er sich so dafür schämen würde.
Ich denke aber, dieser Gedankengang ist mit 18 und 20 ziemlich normal und wichtig ist nur, sich richtig zu entscheiden. Für uns war es die absolute richtige Entscheidung und ich könnte nicht glücklicher sein in meinem Leben. Also DANKE an alle, die mich mit ihren lieben Worten bestärkt haben.
Und an alle die in einer ähnlichen Situation sind: Man muss die rosarote Brille absetzen, aber die Schwarze auch weglassen. Das Leben kann auch mit Kind wundervoll sein und das allerwichtigste ist Liebe. Ich habe unsere Studiumszeit als den absolut perfekten Zeitpunkt empfunden, um ein Kind zu bekommen (mir ist allerdings auch in der Schule lernen etc. immer extrem leicht gefallen). Ich möchte keine pauschale Empfehlung abgeben, mit 18 ein Kind zu planen und auch keine pauschale Empfehlung geben, bei einer ungeplanten Schwangerschaft das Kind auf jeden Fall zu behalten.
Aber: Das Leben ist defintiv nicht vorbei mit Kind - es wird nur um die Liebe deines Lebens erweitert.

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Wow, eine tolle Erfolgsgeschichte, ich gratuliere Dir ganz herzlich. Ich wurde auch mit 18 Mutter, hatte allerdings keinerlei Hilfen und Unterstützung und in dem Fall ist es schon Mist.
Natürlich hat nicht jede ungeplant Schwangere einen Partner an ihrer Seite, der zu ihr steht, da hattest Du natürlich auch Glück.

Toll finde ich auch eure Reisen !!! Das sollten die Mütter mal lesen, denen schon eine Fahrt mit 50 km zu den Großeltern zu aufwendig ist ;-) (Ja ich weiß, manchmal bin ich etwas sehr ironisch :-D)
Weiterhin alles Liebe für eure kleine Familie.
LG Moni

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Hallo Moni,
vielen Dank für deine netten Worte! Ja, du hast absolut Recht - ohne Unterstützung sieht die Geschichte ganz anders aus.
Ich habe riesigen Respekt vor Alleinerziehenden. Und ich muss ganz ehrlich sagen - wenn ich mir nicht von Anfang an sicher gewesen wäre, dass mein Mann DER Mann ist und er nicht gezeigt hätte, dass er hinter mir steht...ich weiß nicht wie ich mich entschieden hätte. Ganz ehrlich nicht. Beziehungsweise habe ich leider eine Ahnung, wie ich mich entschieden hätte...und will da gar nicht weiter drüber nachdenken. Mir ist bewusst, dass ich da riesiges Glück hatte und die Geschichte komplett anders hätte ausgehen können.
Ja, ich bin sehr froh über unsere Reisen die letzten 1 3/4 Jahre. Das Schöne an einem Kind, welches nicht schläft ist, dass es überall nicht schläft- weder im heimischen Beistellbett noch am jamaikanischen Strand. Aber in Jamaika lässt sich das Gebrüll und die Schlaflosigkeit deutlich besser aushalten und man hat immer viele nette Einheimische die begeistert das Kind betüddeln und herumtragen :D.

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"und man hat immer viele nette Einheimische die begeistert das Kind betüddeln und herumtragen "

Oh nein, und Du bekamst da keine Schnappatmung? #rofl
Nicht böse sein, aber zur Zeit häufen sich hier wieder die hysterisch-empörten Postings, wenn sich Oma/Opa oder andere Verwandte erfrechen, ein Baby auf den Arm nehmen zu wollen. #cool Gruselig.
Und Du bist so entspannt und gibst Dein Kind sogar fröhlichen fremden Jamaikanern, Klasse #freu
Bleib so!
LG Moni

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Hammer Beitrag 👍🏻

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Vielen vielen Dank für deinen Bericht!!! #danke
Ja, das gehört eigentlich zusammen:
Den Anfang mit allen Zweifeln und das, was draus werden kann. Oder eben: draus geworden ist.
Die Fortsetzung: wie es wirklich weiterging (vorher sind es ja nur Annahmen).

Wie schön das alles ist!
Und v.a. wie schön es durch deine ganz eigene Brille ist.
Das hast du echt klasse gesagt: Die rosarote Brille absetzen, aber die schwarze auch weglassen. ;-)
Die Realität - nämlich euer Sohn - hat eigentlich all die guten Bedingungen für ein Kind "gehoben". Oder: aktiviert.
Sie wären sonst brachgelegen und ihr hättet nicht geahnt, welche Möglichkeiten ihr habt.

Es ist, wie du schreibst: man muss es nicht planen mit 18, aber dann sehen, was draus wird. Was man draus machen kann.

Natürlich könnte man sagen: naja, ihr habt halt tolle Bedingungen und das hat nicht jeder.
Aber ihr habt auch miese Tage und Schwierigkeiten durchstehen müssen. Und habt eingewilligt und die jeweils hilfreiche Brille dazu aufgesetzt. #cool

Ist wirklich super, dass du von allem so ehrlich schreibst und dann auch in Kurzform:
"verzweifelt und verliebt, überfordert und überglücklich, voll mit Müdigkeit und voll mit Liebe"
So ist das Leben. (Sagt meine Freundin jedenfalls immer - und das auf Hessisch.)

Ganz ganz vielen Dank!!! Und alles Liebe Euch!!!
Und noch viele schöne Reisen und gutes Gelingen für Deinen Berufseinstieg!
Liebe Grüße von Kyra #winke

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Was ein toller beitrag. ❤

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Wahnsinn, ich bin schwer beeindruckt!!
Erst las ich deinen alten Text und beim durchlesen des aktuellen ging mir richtig das Herz auf. Es war vielleicht kein Spaziergang, aber die schönste Entwicklung für euer gemeinsames Leben als Familie. Und bei deinem letzten Satz bekam ich schlagartig Gänsehaut, wirklich schön ausgedrückt!
Ich wünsche euch für euren weiteren gemeinsamen Lebensweg nur das Beste!

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Ich hätte gerade glatt heulen können 😅
Ich hatte mir erst deinen aktuellen Bericht durchgelesen (an dieser Stelle herzlichen Glückwunsch zu eurer Erfolgsgeschichte ☺️) und dann deinen alten Beitrag.
Ich hatte dir damals tatsächlich geschrieben 😁
Damals noch frisch schwanger mit unser wundervollen Tochter 🥰
Unser Plan von damals ging voll auf! Ich hatte eine traumhafte Schwangerschaft und konnte bis zum Ende alle Prüfungen absolvieren. Ich habe mein Studium trotz Kind weiter durchgezogen. Wir hatten aber den absoluten Sonnenschein. Unsere Tochter war das Abbild eines Anfängerbabys und Schlafmangel kenne ich nicht 😉 Kind und Studium ließ sich bei uns sehr gut organisieren und ich konnte alles normal machen (Natürlich mit dem Vorteil ein Härtefall durch das Kind zu sein 😁).
Ich schreibe gerade mein Staatsexamen und seit letztem Jahr wohnen wir wieder bei unseren Familien in der Nähe. Aus einer 2 Zimmer Wohnung ist ein Haus geworden, aus den Wegen mit der Straßenbahn ein unabhängiges Leben mit zwei Autos 😊
Das Reisen ist eindeutig weniger geworden, was vor allem am fehlenden Urlaub meines Mannes liegt. Letztes Jahr ging dieser komplett für unseren Umzug drauf. Dadurch sind meistens nur 7 Tage im Jahr möglich 😊 Mein Mann hat nochmal umgesattelt und ist nun verbeamtet.
Ich dann hoffentlich auch ab September.
Aus den Skeptikern sind Neider geworden, die uns dafür bewundern, was wir in unseren jungen Jahren schon erreicht haben.
Ich bin stolz auf uns und besonders auf unsere wundervolle Tochter, die laut Erzieherin bei der Entwicklung „über dem Horizont der anderen Kinder“ ist.
Ich habe noch keine Sekunde bereut, eine junge Studentenmama geworden zu sein.
Meine Tochter hat meinem Leben erst einen Sinn gegeben ❤️

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Ich bin gerade hierüber gestolpert und denke mir! Wow super gemeistert. Und wenn wir nicht alles für unsere Kinder tun, wozu dann überhaupt die Mühe ;)