Beziehungsprobleme nach Abtreibung

Hallo,
Ich hatte vor ca 3 Monaten eine Abtreibung in der 7. Ssw. Kurz gesagt, mir geht es seitdem sehr schlecht. Ich habe nur aus Vernunft so entschieden, da mein Partner und ich noch in Ausbildung sind und wir bereits ein Kind zu versorgen haben. Allerdings bereue ich es trotzdem sehr. Ich hätte, unter anderen finanziellen Umständen,das Kind gerne bekommen. Aber als ich von der Schwangerschaft erfuhr, war ich gar nicht richtig ich selbst. Ich hatte solche Angst und Zweifel und habe zu schnell gehandelt ohne mir Zeit für eine Entscheidung zu nehmen. Ich war auch etwas geschockt,dass mein Freund ganz klar gesagt hatte, wir bekommen dieses Kind unter keinen Umständen, keine Diskussion war möglich.
Ich fühle mich seitdem mies. Ich trauere sehr um dieses Kind. Gleichzeitig habe ich das Gefühl ich dürfte nicht trauern, es steht mir doch gar nicht zu, wo ich doch so entschieden habe. Ich lebe so von Tag zu Tag, weine viel und versuche, den Alltag mit meinem Kind zu meistern.
Mein Freund trauert nicht, hat nicht ein Mal seitdem darüber gesprochen. Wenn ich darüber reden möchte, spielt er es runter und lenkt vom Thema ab. Wir haben eine Wochenendbeziehung berufsbedingt und das macht es nicht leichter. Am Wochenende kümmern wir uns nur ums Kind, reden über die Arbeit und das wars. Er war bei der Abtreibung nicht dabei,hat mich alleine gelassen und auch einige Tage danach. Anschließend hat er mich auch nicht einmal in den Arm genommen. Nichts. Wir waren 2 Monate komplett distanziert. Und dann hat es sich plötzlich geändert. Er verhält sich nun als wäre nie etwas passiert. Versucht jeden Tag den wir verbringen, mit mir zu schlafen, aber ich kann es nicht zulassen. Ich weiß nicht, ich kann seine Nähe nicht mehr ertragen. Er war nicht bei mir, als ich ihn gebraucht habe, aber nun soll Ich wieder funktionieren, so fühlt es sich für mich an... Nun merke ich, dass er immer beleidigter wird, wenn ich ihn zurückweise. Letztens fragte er warum ich nicht will und ich sagte weil es mir noch schlecht geht wegen der Schwangerschaft. Da hat er mit den Augen gerollt und ist gegangen.
Ehrlich, sein Verhalten verletzt mich sehr und wäre unser Kind nicht,würde ich mich trennen. Ich ertrage die Situation nicht mehr. Aber so...
Wenn er wenigstens mit mir reden würde, aber er will es einfach nicht, versucht es auszusitzen.
Aber so können wir doch nicht weitermachen . Leider kann ich es auch selten ansprechen, weil wir uns selten sehen und das Kind immer dabei ist.
Ist hier jemand der ähnliche Probleme hatte? Was kann ich nur tun?
Mir graut es mittlerweile vor jedem Wochenende. Wieder vor dem Kind so tun als wäre alles super und dabei seine Annäherungen aushalten.
Ich weiß nicht,wie sich das je wieder ändern soll. Die Tatsache, dass er mich allein mit meiner Trauer gelassen hat und es immer noch tut, kann man nicht mehr ändern und ich glaube, genau daher rührt bei mir diese Ablehnung her. Mittlerweile kann ich nicht mal mehr ansprechen, dass es mir schlecht geht,so wenig fühle ich mich sicher bei ihm. Schwer zu erklären...
Ich habe einfach keine Idee, wie ich es ihm genau erklären kann dass es mir wirklich sehr schlecht geht, ohne dass er sofort abblock. Was kann man nur tun?

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Dein Beitrag berührt mich sehr und es tut mir leid, dass die Umstände so schwierig waren, dass du ungewollt abgetrieben hast.

Du darfst trauern und niemand sollte dir deine Gefühle absprechen. Besonders schlimm finde ich dabei das Verhalten deines Partners. Dass dein Partner dich währenddessen und auch jetzt so alleine lässt. Ich finde das nicht partnerschaftlich und sehr unempathisch. Bist Du sicher, dass du diese Beziehung so weiterführen möchtest? Du bist schon unter der Woche alleine und stemmst alles allein-warum nicht der letzte Schritt?

Ich würde an deiner Stelle wohl offen mit dem Partner reden, warum du ihm nicht nahe sein willst und warum sein Verhalten verletzend ist. Sollte er dann Gefühle zeigen, die er bisher verdrängt, kann man das sicher irgendwie retten, aber nach dem wie du schreibst klingt es so, als ob eure Beziehung daran zerbrochen ist.

Ich wünsche dir viel Kraft 🍀

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Hallo,

ich kann dich total verstehen, mein erster Gedanke war: schreib ihm einen Brief!
So kannst du dir nochmal in Ruhe und bedacht alles von der Seele schreiben. Ich kann dir da nur den Tipp geben, nur von dir zu berichten. Keine Vorwürfe. Also kein „du hast mich in dieser Zeit alleine gelassen“ sondern „ich habe mich so allein gefühlt“. Diesen würde ich in seine Tasche stecken, sodass er ihn unter der Woche findet, wenn ihr euch nicht seht. So hat er dann auch die Möglichkeit sich in seinem Tempo damit zu beschäftigen, drüber nachzudenken und das zu verarbeiten.
Vielleicht schafft das dann die Basis für ein produktives Gespräch das Wochenende drauf.

Ich wünsch dir alles gut!

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Liebe Fina,
es tut mir sehr leid, dass es dir so schlecht geht.
Den Vorschlag, deinem Freund einen Brief zu schreiben finde ich gut.
Ich denke, dass es auf Dauer nicht möglich ist, nicht mit ihm darüber zu sprechen und es zu verdrängen.
Und natürlich darfst du trauern, es war dein Baby, dass du gehen lassen hast.
Vielleicht möchtest du dich auch von ihm verabschieden - durch einen Brief oder was dir in den Sinn kommt.
Ich glaube daran, dass Gott uns unsere Kinder schenkt und das er, wenn er ein neues Leben gibt auch dafür sorgen wird, dass wir alle Ressourcen, die wir brauchen um ein Kind großzuziehen bekommen.
Ich wünsche dir alles Liebe und bete für dich und deine Kinder