Ungeplant schwanger - ich weiß nicht weiter...

Huhu,

ich versteh dich gut. Ich bin selber mit 19 schwanger geworden, mitten in der Ausbildung. Mein Freund (heute Mann) war damals selber am Ende seiner Ausbildung und wusste, dass er nicht übernommen werden würde. Wir waren auch am hin und her überlegen. Gerade da es finanziell absolut nicht gut aussah, aber ich konnte einen Abbruch nicht mit mir vereinbaren. Daher haben wir das Kind bekommen und er ist heute in absolut toller 10 Jähriger. Und da wir selber Kinder im Kopf geblieben sind, hat er echt Glück mit uns, hoffe ich doch 🙈.
Ich glaube Reisen und Auswandern lassen sich gut mit Kindern vereinbaren, wenn man organisiert ist. Kinder zu haben heißt ja nicht, Träume aufzugeben.
Mein Mann und ich sind seit 14 Jahren zusammen, bekommen jetzt unser drittes Kind. Du siehst, es kann gut ausgehen. Natürlich sieht man das erst, wenn es soweit ist, leider.
Wie du schreibst, kannst nur du die Entscheidung treffen, ich würde dir dazu einfach raten wollen, höre ganz auf dich. Wenn du einen Abbruch nicht mit deinem Gewissen vereinbaren kannst, würde es eure Beziehung genauso belasten.

Liebe Grüße Cat0890

Liebe Immerfernweh!
Erst einmal nehme ich dich aus der Ferne in den Arm.
Ich finde es großartig wie du und dein Freund über die Schwangerschaft und die Situation sprechen. Das können nicht viele in eurem Alter. Eure Ängste sind absolut normal und legitim. Ein Baby verändert das Leben grundlegend.

Es ist gut, dass dein Freund dir die Entscheidung überlässt und egal wie du dich entscheidest hinter dir steht. Eure beiden Tendenzen (du eher pro Baby, er ggf pro Abtreibung) sind ganz normal. Das war bei uns damals auch ähnlich und wir waren schon älter. Nimm dir heute Abend Zeit nur für dich, hör in dich hinein. Auch deinem Freund wird es gut tun den einen Abend bei einem Freund zu sein. Morgen redet ihr dann noch mal weiter.

Wann hast du deinen ersten Arzttermin? Diesen solltest du so schnell wie möglich machen. Und dann macht ihr einen Beratungstermin bei Pro Familia. Diesen Termin könnt ihr machen egal ob ihr euch schon in eine Richtung entschieden habt oder nicht.

Eure Zukunftspläne werdet ihr durch ein Baby vielleicht ein bisschen anpassen müssen, aber nicht über den Haufen werden. Auch was die berufliche Zukunft deines Freundes angeht: er kann auch mit Baby was anderes machen. Vielleicht ist es für ihn sogar toll einen großen Teil der Elternzeit zu übernehmen und dadurch Abstand zur Arbeit zu bekommen.

Fühl dich aus der Ferne umarmt.

Hallo

Könntet Ihr denn in dem Haus bleiben? Wäre die Wohnung gross genug? Wie sieht es finanziell aus? Dein Freund bezahlt ja viel für das Auto ab. Was bliebe übrig für ein Kind? Wärt Ihr darauf angewiesen, dass Du weiter arbeitest?
Ob eine Beziehung zerbricht oder auch sonst zerbrochen wäre, kann schwer gesagt werden. Möglich ist beides, auch möglich ist natürlich, dass sie an einem Kind nicht zerbricht und Ihr auch so ein Paar bleibt.
Wenn Du möchtest, kannst Du mal einen Beratungstermin z. B. bei Pro Familia vereinbaren.
Ich wünsche Dir, dass Du Deinen Weg finden kannst.

Freundlichen Gruss

tm

Hallo liebe fernweh!

Vorweg: ich finde nicht, dass du wie "Kind im Kopf" klingst. Ich fand es sehr reflektiert und sachlich und war überrascht, dass du so jung bist.

So. Ich finde es toll, dass ihr die Entscheidung zusammen treffen wollt. Gib deinem Freund Zeit sich zu sortieren. Vielleicht muss es sacken. Ihr habt auf jeden Fall den richtigen Rahmen und seid mit 22 auch nicht blutjung.
Aber für den Fall, dass er (noch) kein Kind möchte, du aber schon: Lass dich zu keiner Abtreibung überreden oder drängen, wenn du nicht zu 100% dahinter stehst. Es ist dein Körper, du hast das Baby im Bauch, bist voller Hormone und hast vielleicht schon eine Verbindung aufgebaut. Dein Freund kann aus seiner Perspektive "gut reden". Er ist da distanzierter. Du hast da hinter dran zu knabbern.
An dieser Stelle hinkt also "Wir müssen zusammen entscheiden."

Euch stehen nun beide Wege offen und die Entscheidung muss auch nicht sofort getroffen werden. Ihr könnt auch mit Baby verreisen, euer Leben ist mit der Geburt nicht zu Ende. Es wird "nur" anders.
Das konnte ich mir auch vor der Geburt meines Sohnes nicht vorstellen. Aber ihr habt noch um die 9 Monate Zeit, euch umzustellen. Falls ihr das Baby wollt

Ein kleiner Tipp: nach der Geburt müssen sich sämtliche Beziehungen neu ordnen. Vor allem zu Eltern und Schwiegereltern. Ihr müsst begreifen, dass ihr Eltern seid, aber deine (Schwieger-)Eltern, dass sie Oma und Opa sind und ihr erwachsen. Das bedeutet, dass sie nicht mehr hinter euch hersind, sondern ihr alleine entscheidet und verantwortet.
Ich bin Mitte 30 und seit einem halben Jahr Mutter. Dennoch sind vor allem mein Vater und die SE sehr präsent und wollen weiterhin kontrollieren und mitreden. Das sehr anstrengend. Ich kann mir vorstellen, dass, wenn ihr so jung seid, vor allem deine SE schwer aus der Eltern-/Kindrolle finden werden. Wenn du also nun nicht so happy im Haus deiner Schwiegereltern bist, solltest du überlegen, wieviel Privatsphäre ihr dort habt (abschließbare Türen?) und ob ihr nicht vor der Geburt umziehen wollt.
Sonst bietet diese Konstellation viel Konfliktpotential.


Alles Gute! Nur Mut!
Schoko

Hallo Immerfernweh!
Erst einmal: herzlichen Glückwunsch zu dem neuen Bewohner im Bauch 😊

Da Du Deine Umstände so detailliert beschrieben hast, würde ich auch detaillierter auf einige Punkte eingehen, die Du geschrieben hast:

1) Unsicherheit & Angst: Das ist ganz normal am Anfang und vor allem, wenn die Schwangerschaft ungeplant ist. Anfangs ist es erst einmal ein Schock, auf den man sich einstellen muss und erst einmal genügend Zeit braucht, um die Nachricht zu verdauen. Hier nur nichts überstürzen!

2) Ihr seid 21 & 22 Jahre alt – das ist zum Kinderkriegen ein ideales Alter, geht man von der körperlichen Seite aus! Dein Körper ist stark, die SS wird nicht als Risikoschwangerschaft eingestuft wegen Deines Alters. Ihr werdet schon aufgrund Eures Alters genügend Energie für ein kleines Kind haben – und für das Kind ist es auch toll, junge Eltern zu haben, die viele Aktivitäten (Reisen, etc.) mit ihm machen können.

3) Ihr habt beide einen festen Job – finanziell steht Ihr besser da als viele andere, die z.B. in der Ausbildung oder im Studium stecken und dann schwanger werden. Generell würde ich Finanzen nicht als Hinderungsgrund sehen – es gibt immer Gelder, die man erschließen kann (unten mehr dazu). Und ein Kind (einen Menschen) kann man nicht in Geld aufwiegen…

4) Reisen und ins Ausland ziehen: geht mit Kind wunderbar. Natürlich anders, als wenn man nur zu zweit ist, aber das haben schon sehr viele Leute vor Euch gut hinbekommen. Ich selbst bin Ehemann und mit 1-Jährigem ins Ausland gezogen, kann das also aus eigener Erfahrung bestätigen. Auch viele Freunde haben ihre Kinder rund um den Globus (temporär oder für längere Zeit) gebracht und es hat geklappt.

5) Ihr seid seit 3 Jahren zusammen – super! Das heißt, Ihr kennt Euch schon gut, habt auch schon über Zukunftspläne gesprochen, kennt das räumliche Beisammensein und habt (wahrscheinlich) nicht mehr die Verliebtheits-Brille auf. Schon mal eine gute Basis!

6) Hält die Beziehung? Das ist eine gute Frage, die man ernst nehmen sollte. Generell ist es aber so, dass so etwas von mehr Faktoren als von einem Kind abhängt… z.B. darum, welche Art von Streitkultur ihr pflegt und ob Ihr Euch als Paar noch genügend Zeit füreinander nehmt, wenn das Kind da ist. Die Statistiken zeigen, dass die erste Zeit nach der Geburt erstmal eine große Belastung für die Paarbeziehung ist. Das ist also ganz normal, denn ein Paar funktioniert als System und wenn eine weitere Person dazukommt, müssen sich erst alle ganz neu auf die Situation einstellen (vgl. systemische Therapie). Aber: auch durch die Phase kommt man durch, wenn sich die Eltern genügend Freiräume für Paarzeit nehmen können.

7) Leben im Haus der Eltern: Das ist eigentlich ein richtig tolles Arrangement für eine Familie! Die Nähe zu den Großeltern kann für Euch richtig gut sein in dieser Situation – es wird Euch helfen, wenn Ihr einfach mal eine Pause benötigt. Viele Paare mit kleinen Kindern ziehen EXTRA wieder zu den Großeltern in die Nähe, da alle davon profitieren. (Wobei ich gleichzeitig auch empfehlen würde, langfristig ein bisschen mehr Abstand zu organisieren… also räumlich gesehen, vor allem, wenn Du diese Konstellation im Moment schon nicht gut findest)

8) Ihr wollt beide (!!) Kinder haben – warum nicht jetzt? Eine SS kann man nicht unbedingt planen. Manche Paare sind da jahrelang mit beschäftigt und leiden sehr unter ihrem Kinderwunsch (siehe die ganzen Forenbeiträge hier…). Ihr wollt Kinder und seid auch noch schwanger geworden – das ist keine Selbstverständlichkeit… es ist ein riesiges Geschenk.

9) Wie meine Vorrednerin schokofrosch auch schon geschrieben hat, wirkt Dein Beitrag insgesamt sehr reflektiert und sachlich und von dem ausgehend, welche Faktoren Du in Deiner Entscheidung berücksichtigen willst, kann man gut sagen, dass Du schon eine gute Reife hast.

10) „Kinder im Kopf“: Viele Paare fühlen sich nicht bereit, aber man wächst mit der Verantwortung, die man bekommt. Und sich eine gewisse Kindlichkeit zu behalten ist wichtig: Das heißt, Ihr könnt mit Eurem Kind Spaß haben, nehmt Euch nicht zu ernst und bei Euch gibt es viel zu Lachen… das sind gute Bedingungen für ein kleines Kind!

Ich hoffe, Dir viele Punkte an die Hand gegeben zu haben, um Dich optimistisch und positiv zu stimmen! Und ich denke, viele hier können Dir bestätigen: Der Mut, Kinder zu bekommen, wird belohnt…

Wenn Du moralische/finanzielle/materielle Hilfe während der Schwangerschaft benötigst, kannst Du Dich an viele Organisationen wenden – einfach „Hilfe in der Schwangerschaft“ googlen!
Viele liebe Grüße und von Herzen alles, alles Gute!

Hallo lieber Immerfernweh,
du machst dir viele Gedanken und ich find es ganz klasse, wie du dich mit allem auseinandersetzt. Und auch dein Freund denkt gründlich nach. Du hast auch gleich mit ihm gesprochen, er war für dich da, hat dich sogar aufgebaut. Also, die erste Reaktion war positiv. Doch dann kamen immer mehr Gedanken und das Kopfkino läuft an. Ich kanns mir gut vorstellen. Momentan ist die Nachricht von dem Baby auch noch immer ganz frisch, du weißt es erst seit Montag. Da stürmen einfach ganz viele unterschiedliche Gedanken und Gefühle auf euch beide ein. Und die „Überraschung“ bringt euch auch ein bisschen in Bedrängnis, denn momentan hattet ihr nicht an Familie gedacht.

Vielleicht ist es dir ein kleiner Trost....so wie du jetzt empfindest, all diese Unsicherheit und die Angst, das kennen viele Frauen, selbst wenn sie eine Schwangerschaft erhofft haben.

Liebe Immerfernweh, so schön hast du von euch erzählt und man spürt, ihr beiden seid ganz prima junge Leute, verantwortungsvoll, mit vielen Plänen und Kinder sind da auf jedenfall dabei. Und ihr wollt ja jetzt auch zusammen einen guten Weg finden. Lasst euch ruhig genügend Zeit, damit Herz und Kopf zusammenfinden können.
Mit deiner gute Freundin hast du schon gesprochen, dir dein Herz ausgeschüttet? Und gestern Abend wollten dein Freund und du alles gründlich „bequatschen“. Eine Abtreibung kannst du dir persönlich nicht gut vorstellen. Konntest du es ihm ganz ehrlich sagen? Ich hoffe, ihr konntet ganz gut zusammen reden.

Nächste Woche hast du den Frauenarzttermin. Und dann erst wird es vermutlich für dich, für euch (geht er mit zum FA?) so richtig real werden, denn momentan siehst du „nur“ die vier positiven Test. Bis dahin werdet ihr sicher auch die Zeit gut nutzen, für Infos, für Gespräche, und für ein gutes Miteinander.
Einen Satz von dir finde ich ganz bemerkenswert, da schreibst du: "eigentlich könnte es nicht besser laufen". Das sind starke Worte über eine stabile Beziehung. Macht es dir Mut? Mrs. Bento hat dir hier schon so eine positive Auflistung geschrieben, da kommt auch dein Fernweh nicht zu kurz

Wie ist es eigentlich mit deiner Familie? Hast du da jemand, mit dem du offen sprechen kannst, deine Mom vielleicht?
Wenn du magst, dann schreib gerne wieder, wie es dir geht und was dich beschäftigt.
Ganz liebe Morgengrüße,
Marie