Wie konntet ihr eure Abtreibung verarbeiten?

Hallo an Euch,

mir fällt es wirklich schwer darüber zu reden, aber ich dachte mir ich versuche es einfach mal. Bitte keine Vorwürfe oder dummen Kommentare, sowas braucht man in so einer depressiven Phase nicht auch noch ;-(

Mein Partner und ich sind seit über 10 Jahren glücklich zusammen, haben einen gemeinsamen Sohn. Wir haben bereits 2 FG durchstehen müssen. Es war schlimm sie bis heute zu verarbeiten. Hatten auch schwere Zeiten durch Corona, mein Partner keine Arbeit, es war nicht leicht. ABER standen das immer gemeinsam durch, als Team. Wir sind ein super Team. Bis vor 2 Wochen;( leider passt hier meine ganze Geschichte nicht rein deswegen muss ich einfach abkürzen.

Ich war schwanger und habe meiner Familie zuliebe abgetrieben, mein Partner hat Angst wir können das finanziell nicht stemmen, ich hatte Angst ihn zu verlieren, meinem Sohn alles nehmen zu müssen. So dachte ich, ich müsste dieses Opfer bringen und abtreiben. Seit diesem Tag geht es mir einfach nur schlecht, ich kann nicht schlafen, ich denke von morgens bis nachts darüber nach. Könnte ich die Zeit um eine Woche zurückdrehen würde ich sagen WIR SCHAFFEN DAS und wir bekommen das Baby. Ich bin so hilflos, ich bereue es sooo sehr. Und bin unendlich traurig. Habe so eine Lehre in mir. Habe doch nur an meine Familie gedacht. Bitte sagt mir, habt ihr sowas auch erlebt und seit ihr je wieder klargekommen? Konntet ihr es verarbeiten? Ich weiß es braucht Zeit, und ich weiß vlt muss ich mit einem Therapeuten sprechen um mit mir ins Reine zu kommen. Wollte doch nur das Beste für alle, hatte Angst dem Baby keine stabile Familie schenken zu können das macht mich so kaputt. Ich hab mir doch so ein zweites Kind gewünscht :-( ich war einfach zu schwach und das bereue ich zutiefst. Seit ihr danach wieder schwanger geworden? Und glücklich? Bitte keine Vorwürfe ich weiß das alles selbst. Muss jetzt mit meiner Entscheidung mein restliches Leben leben ;( das tut sooo weh.. hört dieser Schmerz irgendwann auf?

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Ich frage mich, ob ich je ein 2. Kind verdient habe ;-( ich bin so sauer auf mich selbst, dass ich nicht stark genug war das durchzuziehen. Aber durch die Hormone war ich 24/7 nur am Weinen und habe nur gezweifelt, ich dachte mein Bauchzwerg hat sowas nicht verdient, ich war so kaputt innerlich. Jetzt sehe ich einiges klarer. Sowas mache ich NIE NIE wieder, mein nächstes Baby werde ich mehr schätzendenn je, ob mit Partner oder ohne. Das ist mir mehr als bewusst geworden. Ich werde stark sein.

Diese Gedanken jeden Tag, ich kann kaum arbeiten, ich bin immer kurz vorm weinen, weine vor meinem Sohn.
Sagt mir wie habt ihr eine AT verarbeitet.

Möchte nur noch positiv in die Zukunft blicken. Muss es einfach lernen zu verstehen was da passiert ist. Das braucht Zeit :(

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Oje, du tust mir so richtig leid! Ich hatte zwar nie eine Abtreibung und kann mich deshalb vielleicht nicht allzu gut in deine Situation versetzen, aber nicht ohne Grund sagt man immer "nur abtreiben, wenn man sich auch wirklich zu 100% sicher ist". Sich bei so einem Thema nach den Wünschen und Bedürfnissen von anderen zu richten und sich selber und die eigenen Bedürfnisse/Wünsche komplett zu vergessen ist nicht hilfreich. Denn mit dem Schmerz und den Zweifeln bist du nun alleine. Aber das merkst du ja jetzt selber...

Die Zeit zurückdrehen kannst du nun leider nicht mehr. Aber du kannst es für die Zukunft besser machen. Vielleicht war dies alles auch gut um dir über deinen Kinderwunsch endgültig klarzuwerden und eure Situation als Familie mal neu betrachten zu können? Ein zweites Kind ist natürlich immer eine Herausforderung und ich glaube es gibt kein Paar, das auf alles zu 100% vorbereitet ist und keinerlei Sorgen (finanzieller oder anderer Art) hat. Dennoch: wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! Ich bin mit 5 Geschwistern aufgewachsen und nur mein Vater ging arbeiten - das Geld war immer knapp und meine Eltern hatten wegen dem Hauskauf (was anderer blieb einem damals mit 5 Kindern wohl auch nicht übrig) einen enormen Schuldenberg. Wir sind nie verreist, haben höchst selten mal Markenklamotten bekommen und waren auch nie diejenigen die ein Trendspielzeug sofort hatten. Dennoch kann ich nicht behaupten, dass meine Kindheit schlecht war und es mir an vielem fehlte... Vielleicht solltest du dich von dem Gedanken lösen, dass ein 2. Kind nur einen negativen Einfluss auf eure Familie und Situation hat. Es kann auch eine enorme Bereicherung sein!

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Ich danke dir für deine Nachricht. Du hast ja vollkommen recht, hätte ich gewusst, wie krass so etwas einen belastet im Nachhinein, hätte ich direkt anders gehandelt. Keiner hat mir gut zugeredet, das hätte ich so gebraucht. Mir war das alles nicht bewusst, alles ging so schnell. Aber das es mich seelisch so sehr trifft, hätte ich niemals gedacht. Ich weiß auch man kann ALLES schaffen, aber ich war nicht stark genug, habe nur geweint, nur das negative gesehen, hatte Angst, meinem Sohn dann weniger bieten zu können. Erst wollte mein Partner das Kind, dann kamen immer mehr die Zweifel, ich hatte einfach Angst alles zu verlieren. Er meinte wir sind doch glücklich so wie es im Moment ist. JA, sind wir. Wir haben uns, ich bin unendlich dankbar meine kleine Familie zu haben. Hätte ich das alles aber verhindern können, hätten wir auch verhütet. Nun ja, wir wollten EIG beide ein zweites Kind. Ich bin hin und hergerissen mit all meinen Gedanken, ich weiß es ist alles auch noch sehr frisch. Ich muss mir Zeit geben alles zu verarbeiten. Es tut aber so unglaublich weh, ich komme mir vor versagt zu haben, mein Sohn hat sich nichts mehr als ein Geschwisterchen gewünscht. Ich hätte es einfach dankbar annehmen sollen, hatte einfach zu sehr Angst vor der Zukunft. Ich bin ein echt positiver Mensch und sage mir immer wir schaffen das, aber durch die Zweifel meines Mannes, und da ich so labil war wegen der Hormone auch, hab ich einfach irgendwie funktioniert und gemacht. Ich dachte es wäre einfach das beste für uns. Fühle mich wie im schlechten Film.
Hoffe diese Zweifel lassen irgendwann nach und ich kann wieder lachen.
Und vlt irgendwann darf ich ein 2. Kind im Arm halten, ich werde es sooo zu schätzen wissen. Mal sehen was die Zeit so bringt. Wenn es nicht so ist, nehme ich es auch so an.
Mein Mann hat öfter schon die Meinung zum 2. Kind geändert hoffe einfach irgendwann in paar Jahren, werden wir das hinter uns lassen und neustarten. Man bekommt sein Kind doch immer irgendwie groß, vorallem mit Liebe. Und finanziell geht es uns auch nicht sooo schlecht, wir hätten es geschafft das weiß ich aber leider erst jetzt ;-(

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Hallo bubulina,

Ich beobachte deinen Beitrag seit heute morgen und hab viel darüber nachgedacht!
Als ich letzte Jahr positiv getestet habe, ging so ein krasses Gefühls Chaos los( es war geplant und gewollt) kann ich das stemmen, bin ich doch zu jung (29) ich kann dies nicht und ich kann das nicht, wie wirkt es sich auf unser Leben aus (erstes Kind)! Ich dachte einfach nur, „was habe ich da getan!“. Ich habe ihn in der 19.ssw verloren und frage mich die ganze Zeit wie ich son Mist am Anrang, nur denken konnte, das ist halt die Panik, am Beginn! Erkenntnis kommt hinterher!
Und ich glaube diese Chaos ist wichtig und vor allem dieses Chaos sacken zu lassen und drüber mit dem Partner zu sprechen!
Wenn ich deinen Beitrag lese, habe ich das Gefühl es ging alles viel zu schnell und überstürzt! Auch habe ich das Gefühl, dass ihr beide gar nicht wisst was ihr wollt?! Zweites Kind ja/oder nein?! Das ist eine Frage, die ihr für euch dringend klären müsst und dahingehend auch vernünftig verhüten!
Irgendwo tust du mir total leid, weil du eigentlich nur das beste für alle wolltest und auf der anderen Seite denk ich mir, es wäre vermeidbar gewesen!
Ich rate dir dringend Hilfe auf zu suchen bei ProFamilia zum Beispiel oder dein FÄ/FA zu fragen!
Ich denke wenn man so eine Entscheidung, die wirklich einschneidend ist, bereut...ist es sehr schwer da alleine rauszukommen!
Für dich und deine Familie musst du nun dies mal stark sein und einen klaren Kopf bewahren!
Aber ja es ist wohl noch alles frisch und chaotisch in deinem Kopf und Herzen!
Ich wünsche dir trotzdem auf deinem Weg alles gute🍀

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Hallo josefine182,

ich danke dir für deine ehrlichen Worte. Und ja du hast recht, ich hätte mir mehr Zeit gewünscht. Habe mich auch kaum jemanden anvertraut, keiner hat mir gut zugeredet auch von meinem Partner hätte ich mir einfach mehr Zuspruch gewünscht. Einfach dieses ja wird hart evtl, aber wir schaffen das! Diese Worte hätte ich so gebraucht.

Naja das Jammern bringt jetzt eh nichts 😢
Als ich da lag bei der OP hätte ich am liebsten geschrien nein ich kann das nicht, aber ich war wie versteinert und habe nur geweint, einfach nur geweint.

Glaube werde zu profamilia gehen um mir Hilfe zu holen, alleine komme ich da nicht raus. Ich merke wie sehr ich daran kaputt gehe es ist grausam. Habe Angst, da nie mehr raus zu kommen.
Mein Partner ist da typisch Mann, also um Gottes willen es gibt auch andere einfühlsamere Männer, aber für ihn war es einfach ja weg und Haken dran. Es sind halt oft die Frauen die sehr lange drunter leiden.

Ich weiß auch, viele werden denken ja Pech gehabt, vorher nachdenken und hätte auch verhüten können, aber nein wir wollten eig ein 2. Kind, aber dann hat mein Mann alles in frage gestellt ;-(

Möchte nur mit diesem Partner Kinder haben sonst mit keinem anderen!
Ich bin jetzt einfach zufrieden mit dem was ich habe und schließe damit ab bzw werde mir Hilfe holen um wieder etwas positives in Zukunft zu sehen. Das Schlimme ist meine Freundin ist jetzt auch schwanger, das ist so krass könnte nur heulen. Wir wären so nah beieinander gewesen, jetzt muss ich sehen wie ihr Bauch wächst und werde ständig weiter damit konfrontiert. Ich bin einfach so leer 😢

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Ich rate dir wirklich Hilfe zu suchen! Und ich weiß nicht, ob es vlt jmd gibt dem du dich anvertrauen kannst von deiner Familie und Freunden, das wäre sehr hilfreich! Aber du musst dieser Person schon vertrauen können, es ist ein ganz heikles Thema...da kann es genug geben die da nicht recht „nett“ reagieren, und das Kind ist nun mal in den Brunnen gefallen und du machst dir ja selber schon Vorwürfe! Jmd der am Boden liegt muss nicht noch getreten werden!
Dringend, sprich mit deinem Mann...er MUSS wissen wie es dir geht...er hat seinen Samen schließlich dazu beigetragen! So wie du schreibst, ist das ja nur ein Bruchteil von dem wie du zuhause rumlaufen musst!

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Oh je, es tut mir Leid, dass es dir so schlecht geht.

Letztlich kannst du im Nachhinein nichts mehr tun. Es ist wichtig, dass du lernst dir diese Entscheidung zu verzeihen.

Ich hatte einen Abbruch, aber stand und stehe voll dahinter. Die Frauen, von deren Abbruch ich weiß genauso.

Ich kann dir nur raten, jetzt erstmal zu trauern und mit jemandem darüber zu sprechen.

Alles Gute!

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Hallo jezz54,

ich danke dir für deine Nachricht.

Leider habe ich auch nur Mädels die den Abbruch nicht bereuen. Sie standen jeweils vor der Trennung oder waren schon getrennt da kann ich es noch verstehen.

Ich dachte niiiemals, dass ich mal in so eine Situation kommen werde. Das ist so krass.
Wenn ich meinen Sohn anschaue, wenn er die kleinen Mäuse von Freundinnen auf dem Arm hat da kommen mir die Tränen. Ich habe einfach versagt.

Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass ich ihm dieses Gefühl nochmal erfüllen kann seine Schwester/Bruder im Arm zu halten.

Dafür werde ich mich zurück ins Leben kämpfen. Werde nur noch auf mein Herz hören und positiver denken. Ein Kind ist ein Geschenk und ich war einfach nur dumm!

Danke, für deine Nachricht. Werde jetzt damit lernen zu leben und daraus zu lernen. DANKE DIR!

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Hallo,

Ich kann dich gut verstehen.
Wir kannten uns gerade 3 Monate, als ich ungeplant schwanger wurde. Wir waren nicht zusammen und er sagte mir, er sei unfruchtbar. Ja, es war total dumm das zu glauben, ABER: seine Ex ist DREI Jahre nicht schwanger geworden, mit dem neuen Partner aber innerhalb von ein paar Monaten. Natürlich haben wir das geglaubt.
Jedenfalls waren die äußeren Umstände eine Katastrophe, aber ich persönlich war sofort glücklich und wollte es behalten.
Jedenfalls haben sich dann noch meine Eltern eingemischt und nachdem einfach ALLE auf mich eingeredet haben und mir mit sonst was gedroht haben (also keine Gewalt oder sowas, aber ich habe mich trotzdem psychisch sehr unter Druck gesetzt gefühlt), habe ich zugestimmt.

(Ich muss dazu sagen, ich habe ein Jahr zuvor bereits ein Baby verloren, weil der Vater und seine Familie es mit Gewalt herbei geführt haben. Das war eine unschöne Geschichte mit Polizei und allem drum und dran, ich war also schon vorbelastet).

Aber eins muss ich sagen. Ich glaube, ohne dieses Ereignis, wären mein Partner und ich heute nicht mehr zusammen.
Wir sind erst dadurch und danach so richtig fest zusammen geschweißt.
Also, es ging mir richtig dreckig. Richtig schlecht. Ich hatte monatelang Schmerzen, ich bekam schwerste Depression, Suizidgedanken und eine Angststörung. Ich war sowas von traurig, ich habe täglich so viel geheult, dass ich teilweise nicht mehr arbeiten konnte.

Alle haben mir dabei geholfen, Hilfe zu finden, was mein Glück war.
Nach 2 Jahren Therapie ging es mir wieder gut.
Und auch meinem Partner habe ich ehrlich und aufrichtig verziehen. Das war mir wichtig.
Wir haben viel geredet und viel aufgearbeitet und waren auch zusammen bei Beratungsstellen und in der Therapie.

Nach 3 Jahren haben wir uns für ein Regenbogenbaby entschieden und in ein paar Wochen ist es endlich soweit.
Wir sind auch erstaunlicherweise sehr entspannt und gar nicht ängstlich.

Man kann es schaffen, es ist aber viel Arbeit und beide müssen es wirklich wollen. Die meisten Beziehungen scheitern ja an sowas.

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Hallo,

danke für deine Geschichte. Alles sehr schlimm was du durchmachen musstest. Das tut mir sehr leid.
Aber irgendwie schön zu wissen, man ist nicht ganz alleine. Gibt sicher viele Frauen denen es auch erst so erging.

Denke auch es wird ein sehr langer Weg werden um darüber hinweg zu kommen oder sich das selbst irgendwann zu verzeihen.

Wir haben in den letzten 3 Jahren auch viel mitmachen müssen und hoffe gehen da gemeinsam durch. Schön, dass ihr es geschafft habt.

Werde auch versuchen noch einen Nebenjob anzunehmen um einfach das Finanzielle noch mehr abzusichern um da wieder auf die Beine zu kommen.

Das wir evtl die nächsten Jahre sehen, ob wir uns dann doch für ein 2. Kind entscheiden werden, und BEIDE dahinter stehen.

Er hat ja recht mit seinen Sorgen, haben auch viel darüber geredet. Trotzdem fühlt man sich als Frau da irgendwie alleine. Man muss dann doch durch alles alleine durch, Termine machen bei profamilia dann der Gang zur OP irgendwie klar der Partner ist da, er war immer da, hat mich hingefahren abgeholt, war danach die Tage bei mir, aber trotzdem fühlt man sich halt sehr alleine. 😞😓 möchte mir auch Hilfe holen, es ist mir zwar sehr unangenehm, aber da komme ich wohl nicht drum herum.

Hoffe wir stehen das als Paar gemeinsam durch.

Es freut mich sehr, dass du jetzt mit eurem Wunschkind glücklich bist und wünsche dir eine ganz tolle Geburt und alles liebe für eure Zukunft. Hoffe uns ergeht es auch so.

Muss die Situation einfach annehmen und trauern, irgendwann werde ich verstehen es ist ok...

Alles Liebe für euch 🌈

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Hallo Bubulina,

es ist wirklich stark von dir, dass du deine Reue über deine Abtreibung hier teilst. Es ist gut, dass du das alles richtig verarbeiten willst und wirklich sinnvoll. Ich möchte dich hier ermutigen das zu tun, denn mit so einer Schuld ist es nicht leicht umzugehen.

Suche dir am Besten professionelle Leute (Beratungsstellen), die das nötige Fachwissen haben. Sie können dir, denke ich, wirklich weiterhelfen!

Alles Gute wünsche ich dir für dein weiteres Leben und viel Kraft das alles zu verarbeiten!

Liebe Grüße
WelcomeLife