Ich habe es gehen lassen

Hallo erstmal.
Ich war schon mal vor 3 Jahren hier angemeldet und habe mich viel ausgetauscht in meiner Schwangerschaft. Mein Sohn ist jetzt 3 und alles läuft super.
Nun ist es so, dass ich vor 2 Wochen erfahren habe, dass ich wieder schwanger bin, trotz Verhütung.
Ich habe mich dazu entschlossen, das Kind nicht zu kriegen. Ich wusste auch einfach das ich nach meinem Sohn nicht noch ein Kind haben möchte. Aber ich wusste auch das mir das unendlich weh tun wird, das kleine nicht zu bekommen. Dennoch war es die richtige Entscheidung. Heute war es soweit. Bevor die Ärztin anfing, hat sie mich noch einmal untersucht und auf Wunsch mir sogar gezeigt. Ich war in der 8 ssw habe also auch den Herzschlag gesehen. Ich wollte eigentlich nur für mich wissen, bevor ich es beende, ob es sich denn weiter entwickelt hat oder vielleicht doch nicht, weil ich in den letzten 2 Wochen auch leichte Schmierblutungen hatte.
Ich hab auch das Ultraschallbild mit genommen. Nun bin ich zuhause, weiß das meine Entscheidung die richtige war. Bin aber dennoch sehr traurig. Ich weiß auch gar nicht was ich hören will. Ich glaube ich musste mir einfach ein bisschen das Herz ausschütten, weil ich auch mit niemanden darüber reden kann, das ist ja jetzt auch nicht unbedingt etwas, was man locker flockig einfach so weiter erzählt. Ich bin auf jeden Fall sehr down im Moment und hoffe vielleicht auf etwas liebe Worte. Vielleicht auch von jemand zu hören, der das selbe durch gemacht hat.
Danke schon mal

1

Selber habe ich es nicht erlebt, habe aber früher mal zwei Frauen zu ihrem Abbruch begleitet, keine hat sich die Entscheidung leichtgemacht, aber beide Frauen kamen drüber weg.
Du hast es Dir auch nicht leichtgemacht, die Gründe dafür waren für Dich schwerwiegend - und andere geht das nichts an.
Ich würde Dir nur empfehlen, eine endgültige Verhütungsmethode zu wählen, dass Du nicht nochmal in diesen Konflikt kommst.
Alles Gute für Dich.
LG Moni

2

Hallo,
fühl Dich gedrückt #blume
Ich bin diesen Weg auch gegangen und kann nachfühlen, wie es Dir geht. Ich wünsche Dir, daß Du Deiner Trauer Raum geben kannst und vielleicht doch einen lieben Menschen hast, der Dir zuhört, wenn Du reden möchtest.
Ich fand es damals sehr belastend, mit niemenden in meinem Umfeld über das Erlebte und meine Gefühle sprechen zu können. Aus Angst vor Verurteilung bin ich still geblieben und habe alles mit mir allein ausgemacht. Dadurch hat die Zeit der Heilung viel länger gedauert als sie hätte sein müssen.
100.000 Frauen in diesem Land gehen diesen Weg jedes Jahr. Und dennoch trauen wir uns nicht, darüber zu sprechen, sondern trauern still. Immer noch. Das macht mich wirklich betroffen.
Ich wünsche Dir, daß Du mit Deiner Entscheidung im Reinen bleibst und Du Dich bald besser fühlst.
Ganz liebe Grüße zu Dir #blume

7

Danke dir für deine nette Antwort. Deine Worte helfen mir.
Es ist echt traurig, wie so ein Thema tot geschwiegen wird, bloß weil Frauen diese Entscheidung treffen, dieses Kind zu kriegen, heißt es ja nicht gleich das man es aus Herzlosigkeit macht oder weil man dieses Kind nicht lieben würde. Da es mir aber generell schwer fällt über meine Gefühle zu reden poste ich es hier anonym um Meinungen zu hören von anderen Frauen die das selbe durchgemacht haben unabhängig davon ob sie mich kennen.
Danke dir noch mal

10

Gern geschehen.
Gib Dir Zeit. Ich fand, daß es einfacher wurde, als der erste Jahrestag vorbei war. Nach einigen Jahren wußte ich das Datum gar nicht mehr, und nun nach 20 Jahren ist es im Rückblick immer noch die richtige Entscheidung gewesen - wenn auch eine schmerzhafte.
Wenn ich einen schlechten Taghatte, half es mir immer mir klarzumachen, daß ich zwar trauere, aber nicht bereue. Dieser Unterschied ist ganz wichtig, finde ich.
Eine härtere Entscheidung wirst Du vermutlich in Deinem Leben nicht mehr treffen müssen. Sorge gut für Dich und erhol Dich. Melde Dich gern per PN, wenn Du mal ein Ohr brauchst - das bleibt unter uns.
Alles Liebe!

3

Hallo...

Ich kann dich voll und ganz verstehen...

Mir ist das auch passiert...letzten Monat war es 3 Jahre her..

Ich hatte unendlich viele Gespräche und Streit mit meinem Mann...heftigsten Streit...
Er hatte natürlich viele viele Gegenargumente...Die voll berechtigt waren...Nicht finanzielle, sondern meine Gesundheit, da waren einige Baustellen..Aber mein Herz brannte...
Ich zerbrach innerlich...
Ich habe mehrfach gesagt,

lass es mit meiner Gesundheit meine Sache sein
Du kannst leicht reden, du sitzt nicht da und lässt dir dein Kind raussaugen/rauskratzen
Du wirst keine Schmerzen haben und bluten
Dir scheint es scheinbar "egal" zu sein, nach deiner Aussage, irgendwann bekommen wir noch Kind

Letztendlich habe ich diesen Schritt getan.. Ich weinte bitterlich..auf dem hinweg, während der Untersuchung und auch im "Op Raum".
Mein Mann stand vor der OP Tür, ich weinte und weinte und wir schauten uns noch einmal an.
Dann ging die Tür zu und ich auf diesen Stuhl..
Ich sagte, bzw schrie schon fast, nein nein nein..Aber da war dann schon die Narkose drin.
Als ich wach wurde, war im immer noch am weinen..
Ich fragte meinen Mann, ob ich es wirklich getan habe, bevor er antworten konnte, setzte ich mich auf und es floss einfach viel Blut bei mir unten raus..Frage somit beantwortet...
Ich konnte mich nicht selber anziehen, war schwach und verschwitzt, also zog mein Mann mich an..
Eigentlich mussten wir noch eine Stunde warten, bevor man die Praxis verlässt, aber ich rannte weinend raus...

Meine Psyhche ging den Berg runter..
Die Tage, Wochen, Monate zogen vorüber, in der Zeit ging mein Gewicht runter, Beine sackten immer mehr weg somit bin ich schon die Treppe runter gefallen, habe vier Anfälle bekommen (habe Epilepsie)
In der Anfangszeit konnte ich meinen Mann auch nicht anfassen....
Ich konnte auch mit niemandem sprechen...Und mein Mann hat danach auch nicht mehr darüber gesprochen, außer dass es nun passiert ist und somit Vergangenheit ist...

Was auch für mich sehr schwer war, dass eine Mutter auf unserer Straße am Tag der Abtreibung ihre zwillinge bekommen hat...
Ihre zwillinge gehen auch in die gleiche Kitagruppe meines älteren Sohnes..

Was soll ich noch sagen...
Bestimmt werde ich jetzt hier verurteilt...

Ich wollte mein Baby "zurück"....

Somit hat mein Mann sich "bereit erklärt" und nach acht Monaten war ich wieder schwanger..
Mir schwebte so eine Angst in mir...Ich hatte Wahnvorstellungen, dass mein Kind als "Rache" abgeht..Das erste Jahr genauso..Ich war immer an der Seite meines Kindes, hab nachts mehrfach geschaut, ob es noch atmet..
Mittlerweile geht es mir wieder gut.
Aber zum errechneten Termin und am Tag der Abtreibung bin ich immer noch sehr traurig..Ich denke mir immer, eigentlich wäre das Kind so alt..vorallem, wenn ich mein Kind anschaue...

Ich habe auf der Fensterbank ein schönes Kästchen stehen, mit einer Kerze drauf..
Darin ist das Ultraschallbild drin sowie die Daten..Die Daten stehen gemeinsam mit den Daten der natürlichen Fehlgeburten..

Ich würde gerne privat mit dir schreiben...
Aber ich möchte mich nicht outen...

Ich wünsche dir viel Kraft für die kommende Zeit...

Liebe und traurige Grüße...

4

Achso, mein Mann hat dann mitte der Schwangerschaft "auf mein bitten" sich sterilisieren lassen und wenn es zum Kaiserschnitt gekommen wäre, ich zusätzlich.
Einen geplanten Kaiserschnitt wollten wir beide nicht also ist spontan geboren, mein Mann wollte aber nicht, dass ich danach eine machen lasse, wegen der womöglichen Komplikationen.

6

Danke dir für deine Antwort, dieser Gedanke „ich will mein Baby zurück“ kann ich nachvollziehen. Es ist nun getan und es gibt kein Zurück mehr. Deine Worte haben mir grade sehr geholfen. Dieses Gefühl von alleine dazustehen macht mich wahnsinnig. Mit niemanden der einen verstehen kann, mein Mann hat genau so reagiert, von wegen es ist vorbei und wäre jetzt Vergangenheit. Nur weil es vorbei ist, heißt es ich soll so tun als wäre nichts gewesen, weiter machen als wäre nie etwas davon passiert. Ich fühle mich im Moment so leer. Von meinem Mann nicht verstanden. Niemand der mit mir redet oder das selbe fühlt. Ich danke dir nochmal ich hoffe dir gehts mittlerweile besser.
Lg

weitere Kommentare laden
12

Du Liebe,
fühle dich bitte erstmal fest gedrückt!
Ich kann so gut nachvollziehen, wie du dich gerade fühlst. Der Abbruch meiner Schwangerschaft fand vor einem Monat statt. Es war die schwerste Entscheidung meines Lebens und ich war, wie du, nur am weinen. Das Kind war überhaupt nicht geplant- leider aufgrund (vermutlich) der COVID Impfung ein völlig verschobener Eisprung und Verhütungspanne. Ich habe ewig gehadert. Mein Freund hat ebenfalls lange gehadert und war aufgrund seiner beruflichen Situation total dagegen. Er sagte aber, dass er mich, egal wie ich mich entscheide, jederzeit unterstützt und immer an meiner Seite ist. Er sagte, dass wir es auch mit einem weiteren Kind geschafft hätten - irgendwie.
Eigentlich wollte ich es niemand erzählen, meine Mutter stand dann am Tag des Abbruchs plötzlich vor der Haustür und dann brach ich komplett in Tränen aus und erzählte ihr alles. Sie gestand mir, dass auch sie bereits einen Abbruch vor langer langer Zeit hatte. Für sie war es damals die richtige Entscheidung und auch für mich ist es heute die richtige Entscheidung.Ich habe viel mit meinem Freund darüber gesprochen und habe ihm auch gesagt, dass ich Zeit zum trauern brauche. Er verstand es und wollte für mich da sein. Er gab mir auch das Versprechen, dass wir darauf hinarbeiten, dass wir es finanziell und gesundheitlich (Psyche) schaffen, noch ein Kind zu bekommen. Dann geplant und gewollt. Ich tröstete mich damit, dass diese kleine Seele zu uns kommen wird - aber später. Versuche mit deinem Mann zu sprechen, bitte ihn sich in deine Lage hineinzuversetzen.
Sprich mit jemandem darüber und habe keine Angst vor Verurteilung.
Vielleicht hilft dir auch ein Buch weiter. Ich habe mir eins gekauft und weine beim lesen dabei, aber es heilt und hilft mir sehr.

13

Hey danke dir für deine liebe Antwort, sie hilft mir sehr, leider wird dieses Thema so tot geschwiegen, dass man sich gar nicht traut es anzusprechen. Die ganzen Vorurteile wie, ja wenn du so traurig bist wieso hast du es denn nicht einfach behalten. So leicht ist es leider nicht. Nur weil es dir richtige Entscheidung war es nicht zu behalten, heißt es nicht das ich glücklich darüber bin. Deine Worte haben mir Kraft gegeben. Mein Mann hat es anfangs nicht verstanden, für ihn war es dann einfach vorbei und das Leben sollte weiter gehen. Nach einem langen Gespräch konnte ich ihm erklären, wie es mir eigentlich damit geht, was meine Gedanken mit mir machen, wie ich mich fühle. Mittlerweile ist er sehr einfühlsam geworden was dieses Thema betrifft. Danke noch mal deine Worte geben mir Kraft.
Welches Buch kannst du mir empfehlen?
Lg