Hallo ihr Lieben.. ich bin schon lange stille Mitleserin und habe heute entschlossen mich hier anzumelden. Folgende Situation: Ich, 28, seit kurzem verheiratet, hatte schon immer einen Kinderwunsch und bin nun schwanger. Ich dachte, ich werde Luftsprünge machen wenn ich den positiven Test in der Hand habe, doch dem war nicht so. Ich fiel mit dem positiven Test in ein schwarzes Loch. Niemals hätte ich gedacht, dass es so schnell klappt.. Seit dem ist nichts mehr wie es war. Ich weine und weine, liege nur noch im Bett und denke daran, dass es besser wäre, wenn ich nicht mehr da wäre. Mein FA hat mich zum Neurologen geschickt und dieser hat eine Schwangerschaftsdepression diagnostiziert. Dank Dringlichkeitsüberweisung konnte ich ebenfalls schnell zu einem Psychologen, der dazu eine Angststörung diagnostiziert hat. Ich verstehe die Welt nicht mehr. Immer habe ich mir ausgemalt, wie es wäre wenn mein Partner und ich ein Baby hätten. Es war mein sehnlichster Wunsch, ich hätte so eine Wendung niemals erwartet. Jetzt ist es so, dass ich an Abtreibung denke und auch schon einen Termin habe, dieser ist in 2 Tagen.. Ich bin gerade wieder an einem Tiefpunkt, will einfach dass meine Gedanken und die Ängste aufhören, habe jedoch unheimliche Angst was nach der Abtreibung ist. Was ist wenn die ganzen Hormone verschwinden, die jetzt ebenfalls Unheil in meinem Kopf anrichten? Bin ich dann wieder ich? Ich verbinde mit diesem Baby jedoch nur negatives, habe Angst was mit meinem Job passieren wird, habe finanzielle Sorgen, da wir gerade ein Haus bauen. Habe Angst meinen Mann durch das Kind zu verlieren, mein altes Leben aufzugeben.. Ich weiß, so was wusste ich auch vor der Schwangerschaft, jedoch macht es mir jetzt enorme Angst und ich würde am liebsten die Zeit zurück drehen. Ich fühle mich plötzlich zu jung (wäre 29 wenn das Kind da ist), träume oft von meinem Chef, wie ich meinen Job und alles verliere. Ich leide einfach nur noch. Wäre eine Abtreibung die bessere Wahl? Wird es dem Kind überhaupt gut gehen wenn ich so „labil“ bin? Ich weiß einfach nicht was ich tun soll.. :(
Abtreiben wegen Depressionen
Du Liebe, du nennst dich Feder - die Sehnsucht, dass du dich mal wieder leicht fühlen könntest. Stattdessen fühlt sich alles so schwer an seit der Schwangerschaft.
Es wurde eine Schwangerschaftsdepression diagnostiziert und dann auch noch eine Angststörung.
Was wurde denn als Therapie verordnet? Und wissen Arzt bzw. Ärzte und Psychologe jeweils, dass du bereits eine Abtreibungstermin hast?
Wie geht dein Mann denn mit dir um, seit es dir so schlecht geht? Fühlt er sich überfordert?
Du schreibst selbst davon, dass die Hormone Unheil anrichten in deinem Kopf. Das ist wohl der größte Teil deiner Lage gerade. Und du weißt auch, dass die hormonelle Lage sich im Lauf der Schwangerschaft wieder ändert. Die Umstellung am Anfang ist erstmal sehr groß. Hat dir das deine FA auch so erklärt?
Und bist du sonst mit jemand im Gespräch, also mit Frauen, die selbst auch Kinder bekommen haben und solche Zeiten am Anfang der Schwangerschaft vielleicht von sich selbst kennen?
Deine Sorgen und Ängste sind vielleicht im Rückzug und Weinen immer größer geworden.
Du bleibst im großen und ganzen die Frau, die du bist und auch ihr als Paar. Auch deinen Beruf wirst du nicht verlieren. Und deinem Baby geht es gut bei dir. Du bist ja nicht grundsätzlich labil, sondern jetzt durch die Hormonsituation.
Die Ängste sind in dieser Phase ein Stück weit normal. Sie können immer größer und dann riesengroß werden, je mehr Bedeutung sie bekommen.
Hast du mit dem Psychologen etwas Hilfreiches einüben können, was du machen kannst, wenn die Angst kommt?
Vielen Dank für deine Antwort. Mein Neurologe hat mir Antidepressivs verschrieben, mein Frauenarzt meint jedoch, es wäre besser dieses erst ab der 14 SSW zu nehmen, da dann die Organe etc. weitgehend entwickelt sind. Ich habe jedoch Angst die Tabletten zu nehmen, da es in einzelnen Fällen zu Autismus und Anpassungsstörungen beim Baby kommen kann. Jedoch tut diese innere Unruhe dem Kind bestimmt auch nicht. Egal wie ich es drehe und wende, es passt nicht :(.. Mein Therapeut versucht mir natürlich die Angst zu nehmen, jedoch hatte ich bisher noch nicht viele Sitzungen, das Ganze brauch natürlich seine Zeit. Der Therapeut und der Neurologe sind der Meinung ich könnte es stark bereuen, jedoch bin ich mir nicht sicher ob das tatsächlich so wird. Ich kann es nicht einschätzen, da ich einfach nur verzweifelt bin im Moment. Mein Mann freut sich riesig auf das Kind, aber er erträgt meinen Zustand auch nicht mehr. Ich tue ihm unendlich leid und er versteht die Welt nicht, da ich es mir so sehr gewünscht hatte. Ich traue mich nicht mit sonst jemanden zu reden, habe Angst nicht verstanden oder verurteilt zu werden. Meine Schwester versucht seit Jahren ein Kind zu bekommen und es würde meine Mutter das Herz zerreißen wenn sie wüsste was bei mir los ist, ich denke sie würde es nicht verstehen.
Die Angststörung kommt aus meiner Kindheit und wird mich ein leben Lang begleiten. Entweder ich lerne damit zu leben oder ich renne weg. Am liebsten würde ich auch jetzt vor meiner Situation wegrennen, aber der Preis dafür wäre wohl, dass ich mich nie wieder trauen würde schwanger zu werden :( Es ist ein Teufelskreis..
Du Liebe,
das Beste ist wohl, dass du dich entschlossen hast, hier zu schreiben. Das kann deiner Gedankenspirale die umgekehrt Richtung geben – und es geht wieder nach oben. Nicht sofort bis ganz oben, aber in eine gute Richtung.
Weißt du, es gibt gar keinen Grund, dich zu verurteilen. Und es tut mir sehr leid, dass du bisher das Gefühl hattest, dass niemand dich versteht. Das macht es natürlich noch viel schwerer für dich. Dabei geht es wirklich vielen Frauen so am Anfang der Schwangerschaft. Und daher ist Schwangerschaftsdepression wirklich gut zu heilen, nämlich, in dem die Schwangerschaft fortschreitet. Diese Traurigkeit verliert sich, v.a. wenn du gute Unterstützung hast.
Das mit den Antidepressiva kenne ich anders. Es gibt Präparate, die man ohne Bedenken in der Schwangerschaft nehmen kann. Und es dauert einige Woche, bis die Wirkung spürbar ist. Wurde dir das auch dazu gesagt? Als erstes hilft sicher, dir nicht etwas abzuverlangen, was jetzt einfach nicht möglich ist, nämlich: glücklich und angstfrei sein. Es gehört jetzt bisschen dazu. So wie für andere Frauen die Übelkeit, die einen auch an den Rand bringen kann. In welcher Woche bist du eigentlich? - Es geht um ein gutes Zusammenwirken der Ärzte, wenn du schon in verschiedenen Händen bist derzeit.
Wie hat der Therapeut denn versucht, dir deine Angst zu nehmen?
Hattest du früher schon mal mit solcher Angst zu kämpfen, wenn er meint, dass es aus der Kindheit kommt?
Natürlich liegen Ursachen für Angst in der Kindheit. Genauso liegen in der Kindheit auch die Kräfte, die dich in deinem Leben immer gute Schritte gehen ließen. Du hast einen Beruf gelernt, den du gern ausübst, hast eine Beziehung aufgebaut und geheiratet und nun macht ihr gemeinsam Pläne und baut ein Haus. Das alles spricht doch für eine grundlegende seelische Gesundheit bei dir!
Und im Moment ist es sehr viel für dich. Hausbau ist eine sehr belastende Situation und viel Neues kommt auf dich zu.
Und eben die Schwangerschaft: Dadurch, dass du sie dir gewünscht hast, war vielleicht auch die Erwartung da, dass du dich gleich freust. Und dass das Gefühl erstmal nicht so gut war, hat dir Angst gemacht und das hat dich erschreckt und noch mehr Angst gemacht und du konntest dich noch weniger freuen ... So stelle ich mir die Spirale vor, die dich bis an den Tiefpunkt gebracht hat.
Noch dazu die Arzttermine, von einem zum anderen, die Unsicherheit, was mit dir ist und wird, und dann Weihnachten .. wo wieder alles gut sein soll und alle dich anstrahlen, nur dir geht es schlecht...
Ich kann sehr gut verstehen, dass dich das zusätzlich unter Druck gebracht hat und du dich am Ende fühlst und mittlerweile das Kind in Frage stellst.
Jedoch ist das Problem nicht das Kind, sondern die Angst. Und solltest du die Abtreibung machen lassen, wird die Angst sich auf etwas anderes setzen und dir im Weg stehen.
Ja, Angst kommt aus der Kindheit. Wir haben ja jede Menge Angst als Kind – und lernen sie im Lauf der Kindheit und des Lebens überwinden. Wir fürchten uns nicht mehr, wenn es dunkel wird oder wenn wir in den Keller gehen müssen, oder vor Gewitter, vor Hunden, vor Menschen mit Sonnenbrille ... oder was es für dich halt war.
Jede neue Lebenssituation erfordert wieder so ein Stück Angst überwinden. Und natürlich kommt auch mit einer Schwangerschaft der Moment, wo man realisiert: Da ist jetzt tatsächlich ein neuer Mensch. Und er kommt durch mit. Er hat - zunächst mal – nur mich. So glücklich es die einen Menschen macht, so schwer lastet dieser Moment auf anderen. Jedoch wendet sich das Gefühl immer und immer wieder. Du bist nicht in deiner Angst gefangen.
Schau, du hast mit dem Schreiben hier die Tür aufgemacht. Indem du die Angst aussprichst, "verrätst", hast du ihr schon die Macht geknickt. Nicht mehr sie „hat“ dich, sondern du „hast“ sie und kannst mit der Angst umgehen. Da kann dir der Therapeut ganz sicher helfen in der kommenden Zeit und du wirst dich mit Stolz und Freude an die Zeit erinnern, als du gelernt hast, die Angst zu „zähmen“. Die Angst kann dir dann keine Angst mehr machen. Sie ist da – in jedem Leben – und mal größer, mal kleiner, mal ganz unbedeutsam. Wichtig ist, dass du wieder deine Stärke und Freude findest, deinen roten Faden im Leben und dein Leben wieder in die Hand nimmst.
Ich kann mir vorstellen, dass du einen großen Druck spürst, mit der Schwangerschaft glücklich zu sein. Aufgrund der Situation deiner Schwester. Und dass du mit deiner Mutter nicht darüber reden kannst. Obwohl sie dich vielleicht doch verstehen und in den Arm nehmen würde ...
Was würde besser werden, wenn du die Abtreibung morgen tatsächlich machen ließest? Würde das dein Frauenarzt machen oder weiß er gar nichts davon, weil das ein anderer Arzt ist? Und eine Beratung für den Beratungsschein hattest du auch noch. Ich stelle mir das alles sehr sehr viel vor, allein von den Terminen her ja eine große Belastung. Und auch von der unterschiedlichen Ausrichtung: Einmal die Fürsorge für das Kind und dann Besprechungen zur Abtreibung. Das schlaucht doch enorm.
Ich bin mir ganz sicher, dass es dir bald besser gehen wird, wenn du den Grundzweifel beiseite legst und Gedanken einübst, z.B. so: „es wird schon gut sein, dass ich jetzt schwanger bin und es wird schon gut werden – bei anderen war es auch so, es ist nur der Anfang, ich habe doch alles, was das Kind braucht ..."
Liebe Feder, Du darfst die Angst mal Angst sein lassen und einfach was anderes machen. Du warst glaub viel allein und deinen Gedanken ausgesetzt in letzter Zeit, hast auch nicht gearbeitet und dir sonst nicht viel Freude gegönnt. Stattdessen immer überlegt .... Kann das sein?
Was hast du dir für heute vorgenommen? Ist dein Mann da oder wieder an der Arbeit?
Weißt du, das Leben haben wir immer in dem Moment, den wir gerade erleben. Jetzt der Feder zuschauen, die zu Boden schwebt (das Intro von Forrest Gump - kennst du den Film?).
Wir müssen und können nicht die ganze Zukunft auf einmal bewältigen, nur den Moment jetzt.
Du kannst ihn etwas schöner machen - und etwas schöner ist schon vollkommen genug:
Mit dem Blick auf etwas, was dir guttut und dir gefällt, dich erleichtert. Tun, was du gern tust oder einfach in der Natur sein – ob es nun ein Sonnenstrahl ist oder ein Nieselregen, Schneeknirschen unter den Füßen oder Blätterrascheln, kalter Wind oder Geruch von Moos. In der Natur bekommst du wieder Fühlung mit dir und dem Leben.
Und damit auch Vertrauen, dass es schon wird. Deinem Kleinen geht es prima bei dir. Es wächst, während du nicht das Gefühl hast, dass du etwas dazu tun kannst. Eben: du brauchst nichts dafür tun oder besonders sein. Es ist einfach so in Ordnung, wie es ist. Schon das kann eine wohltuende Entlastung für dich sein.
Du kannst mir gerne schreiben, wie dir ums Herz ist. Natürlich auch als private Nachricht, wenn dir das lieber ist. Mein Herz ist offen für dich und mein Postfach auch. Ich kann wirklich mitfühlen, wie es dir in letzter Zeit gegangen ist.
Und es wird sicher gut werden! Du bist nicht allein mit allem! 💞
Hallo, konnten dir die Ärzte nichts verschreiben gegen deine Angststörungen?
Da gibt es doch Medikamente, mit denen du das etwas in Griff bekommst.
Du hast dir das Baby gewünscht, und ich weiß nicht, ob du nach der Abtreibung damit gut umgehen kannst, ob es nicht zu neuerlichen Depressionen führt?
Vielleicht geht es dir ja nach den ersten drei Monaten der Schwangerschaft, wenn sich die Hormone eingestellt haben, etwas besser.
Viel Kraft noch💪
Hallo,
ich leide seit vielen Jahren an Depressionen und habe nun zwei Kinder. In beiden Schwangerschaften wurde es schlimmer - in der ersten beging ich den Fehler die Medikamente abzusetzen. Nimm die Medikamente, sie helfen dir! Und Anpassungsstörungen kann ein Baby auch wegen anderen Gründen haben. In der Geburtsklinik wurde ich an eine spezielle Psychologin vermittelt, die mir super geholfen hat. Mit der richtigen Hilfe wird das! Das wiederholungsrisiko einer Schwangerschaftsdepression ist hoch, also lieber jetzt schon drum kümmern! Ich wünsch Dir alles Gute!
Mir ging es genauso!
Aber es wird besser.. und die medis helfen mit der Zeit.
Zu deinem Abtreibungstermin: ich will dich hier zu nix drängen und du entscheidest für dich was das beste ist. Aber ich glaube dass eine Abtreibung dich höchstwahrscheinlich in eine noch größere Depression drängen wird. Nicht jeder kommt damit klar.
Ich habe zwar keine Abtreibung gehabt aber wenn ich heute meine ungeplante Tochter (8 Monate) im Arm hab und daran denke ich hätte sie abgetrieben (wie es ihr Erzeuger wollte) dann wäre ich glaub ich für den Rest meines Lebens Tod Unglücklich.
Alles im Leben passiert aus einem Grund. Vll ist es Schicksal 🤷♀️.
Ich wünsche dir auf jeden Fall alles Gute 🍀. Egal wofür du dich entscheidest, du tust das richtige 😉
Liebe Feder,
du bist wieder die stille Mitleserin.
Konntest du aufnehmen, was dir gestern geschrieben wurde und wurde es etwas heller für dich?
Wie gut, dass du geschrieben hast!
Die Antworten, die noch kamen gestern zeigen auch: du bist nicht allein.
Ich verstehe dich total, ich hatte in meinen ersten drei Monaten exakt dieselben Gedanken wie du und auch jetzt in der 16. SSW kommen solche Wellen auch noch, gerade im Moment haut mich eine Depressionswelle wieder um.
Ich habe auch mit dem Gedanken an einen Abbruch gespielt und es gibt auch jetzt viele Momente, wo ich mir wünsche, ich wäre niemals schwanger geworden. Ich bin 39, also 10 Jahre älter als du und bei mir ist auch ein bisschen das "jetzt oder nie"-Gefühl der Grund für die Schwangerschaft gewesen. Innerlich fühle ich mich aber wie eine 16-jährige, die ungeplant schwanger wurde und nun völlig verzweifelt und verloren ist.
Wenn du deine Angststörung schon länger hast, dann ist es klar, dass die Hormonumstellung in der SS dir den Rest gibt. Bei mir ist es das gleiche, nur mit Depression und PTBS - die Hormone haben alles was längere Zeit unter der Oberfläche war, komplett nach oben gespült und das haut einen um.
Im Grunde ist es eine Anpassungsstörung an die Veränderung, die auf uns zukommt.
Ich bin in Therapie, nehme aber (noch) keine Medikamente, aber ich werde das definitiv in Angriff nehmen, wenn meine Depressionen sich nicht bessern. Und dir würde ich das auch raten, weil ich nicht glaube, dass es gesund ist, sich selbst so zu quälen. Dem Kind wird es nicht schaden, wenn es die richtigen Medikamente sind. Und im Notfall gibt es immer noch die Möglichkeit zur stationären Einweisung.
Ich weiß nicht, ob du dich für einen Abbruch nun entschieden hast, oder noch schwanger bist. In jedem Fall lass dir gesagt sein: Es ist okay, egal wie du dich entschieden hast.
Eine SS aus psychischen Gründen abzubrechen ist völlig legitim und in Ordnung, du musst dir gar nichts vorwerfen und du bist jung genug, um das Kinderthema später nochmals anzugehen.
Wenn du dich dafür entschieden hast, die Sache durchzuziehen und das Kind zu bekommen, wirst du ebenfalls klar kommen, wenn du dir Hilfe suchst. Dein Kind wird eine tolle Mama haben, gerade WEIL du dir Gedanken um sein und dein Wohlergehen machst und damit zeigst, dass du verantwortungsbewusst bist.
Lass mal hören, wie's dir geht.
Liebe Grüße,
JO
Danke für all die aufmunternden Worte von euch, es tut gut zu wissen, dass man nicht alleine damit ist und viele Frauen es geschafft haben da durch zu kommen.. Der Termin war am Dienstag, ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen.. Morgens habe ich mich fertig gemacht, ich war schon angezogen und wollte los und plötzlich konnte ich einfach nicht :( ich habe angefangen zu weinen, draußen hat es fürchterlich geregnet und ich habe einfach nur geweint. Mein Mann war froh, dass ich es nicht getan habe. Die Arzthelferin am Telefon wollte mir einen neuen Termin geben, jedoch habe ich für etwas Bedenkzeit gebeten. Ob das nun die richtige oder die falsche Entscheidung war? Ich weiß es leider immernoch nicht. Viel Zeit bleibt mir leider auch nicht mehr. So viele Strapazen und so viel Leid für ein Kind.. Es klingt egoistisch, vorallem weil vorher der Kinderwunsch bestand, doch ich frage mich ist es das wert? Wahrscheinlich werden mir viele sagen: ja das ist es, wenn du dein Kind in den Armen hälst. Aber für mich ist der Weg so unendlich schwer :( Ich werde wohl die Medikamente nehmen müssen, die Therapie allein wird mich da nicht rausretten, mit Kinf oder ohne..
Ich fühle mich ebenfalls wie eine 16-Jährige, die ihr ganzes Leben noch vor sich hat. Dabei dachte ich vor 2 Monaten noch: Ach wie schön es doch wäre, wenn es klappen würde bevor ich 30 werde :(
Krass, ich erkenne mich so sehr wieder in deinen Schilderungen.
Vielleicht hilft es dir, von meinen Erfahrungen bisher zu lesen.
Ich bin in der 16. Woche und immer noch oft sehr depressiv und verzweifelt, aber es gab auch einige gute Wochen seit etwa der 11. Woche.
Vielleicht hat es mit den Hormonen im ersten Trimester zu tun, das war für mich wirklich die absolute Hölle. Unbeschreiblich.
Im Moment stecke ich in einem Tief weil wir so eine komische Wohnsituation haben und ich nicht weiß, wie ich das lösen soll und ich Angst vor der Verantwortung als Mutter habe:
Wir wohnen in derselben Straße in zwei verschiedenen Wohnungen, je 2 Zimmer.
Ich will aus meiner Wohnung keinesfalls raus aber sie ist für uns drei zu klein. Deswegen werden wir weiterhin getrennt zusammen wohnen, aber dann halt mit Kind. Im Moment verdränge ich das alles noch…
Außerdem arbeite ich freiberuflich und kann mir finanziell keine Elternzeit leisten, will ich auch nicht, weil ich noch mit meinem Beruf stark identifiziere. Mein Freund nimmt dafür ein Jahr Elternzeit, aber wie bekommen wir das hin? Finanziell, zeitlich, nervlich?
Überall sehe ich glückliche Muttis, die das ganze Mutterdings total feiern und ich fühle mich einfach nur überfordert und will oft alles rückgängig machen.
Was mir aber total hilft ist, wenn ich mit Menschen rede, denen es ähnlich geht und die es trotzdem gut hinbekommen.
Den tief im Inneren glaube ich, dass diese Depression in der SS vielleicht einfach nur ein Schutzmechanismus unserer Psyche ist, der uns davor bewahrt, allzu naiv an die Sache heran zu gehen.
Vielleicht ist das was wir uns ausmalen einfach der Super-Gau uns am Ende stellt sich die Realität dann als viel einfacher für uns heraus, weil wir mit dem schlimmsten gerechnet haben und es so schrecklich gar nicht sein kann.
Jedenfalls war ich und bin ich noch immer froh, dass ich nicht abgetrieben habe, obwohl ich mir immer noch manchmal wünsche, nie schwanger geworden zu sein.
Aber ich vermute, dass ich vermutlich auch dann depressiv geworden wäre, nur dann halt vielleicht wegen einem unerfüllten KiWu.
Im Moment fällt es mir schwer, meine Stimmung der letzten Wochen wieder hervorzuholen, aber es ging mir jetzt sicher fünf Wochen lang ziemlich gut und ich war relativ stabil und habe mich auch aufs Kind gefreut.
Seit drei Tagen ist es wieder schlimmer, aber ich gehe davon aus, dass es auch wieder besser wird.
Das Heimtückische an der Depression ist ja, dass sie dich glauben lässt, dass du die Depression bist. Dass dieses Gefühl bleibt. Dass dieses Gefühl zu deiner Identität wird.
Die Kerzen paar Wochen, die gut waren, haben mir aber gezeigt, dass das nicht stimmt.
Du bist nicht deine Depression. Du hast sie, aber du wirst sie nicht für immer haben.
Daran halte ich mich fest.
Was mir bisher geholfen hat:
1. Das Wissen, dass das Leben auch mit einem Kind nicht zwangsläufig radikal ändern muss. Ein Kind lässt sich oft noch gut in das bisherige Leben integrieren, zwei sind schon schwieriger. Bei mir wird es bei einem bleiben, das steht fest.
Ich habe zum Glück ein paar Vorbilder, die es geschafft haben, ihr Leben nicht komplett dem Nachwuchs unterzuordnen, sondern wo die Kinder ganz natürlich Teil des Lebens der Eltern sind und nicht umgekehrt.
2. Mein Versprechen mir gegenüber, dass ich alles tun werde, um mich selbst nicht zu verlieren. Ich muss nicht stillen, wenn ich nicht will, ich muss an keinen Krabbelgruppen o.ä. teilnehmen, ich muss mich nicht aufopfern oder verbiegen, ich darf ein eigenes Leben haben, auch mit Kind.
Voraussetzung ist natürlich ein Supportnetzwerk, das ich mir gerade aufbaue.
3. mein Partner, der bereit ist, sich voll und ganz einzubringen, Elternzeit zu nehmen, etc.
4. Das Gespräch mit anderen Frauen denen es genauso geht.
5. Psychotherapie (systemische Traumatherapie in meinem Fall).
Herauszufinden, was die tieferen Ursachen für diese Depression sind. Aktiv daran zu arbeiten.
5. So blöd es klingt: Das Wissen, dass das Leben nicht unendlich ist. Irgendwann ist es vorbei und damit auch das Leid im Kopf.
Und das Kind wird auch älter und selbstständiger. Es wird besser werden, so oder so.
6. Das Wissen über neurobiologische Vorgänge im Gehirn: keine Depression dauert unendlich lange. Es gibt Hilfen.
7. Dinge zu unternehmen. Sport, frische Luft, ins Café gehen, Freunde treffen… alles was halt trotz Corona irgendwie geht. Ich war sogar in der Sauna, das war absolut super. Spazierengehen ist gut. Sonnenlicht. Bewegung. All sowas.
Und schließlich 8.
Radikale Akzeptanz.
Solange ich versuchte, die Depression zu bekämpfen und Widerstand dagegen aufzubauen, so lange wurde sie immer schlimmer und schlimmer.
Es wurde langsam besser, als ich die Depression akzeptiert habe.
Geholfen hat mit dabei ein Bild:
Ich stelle mir meine Depression als einen riesigen schwarzen Vogel vor, der sehr sehr verletzt ist. Solange ich ihn fortscheuche, Lauge ich mich immer mehr aus. Also habe ich ihn innerlich angenommen, ihn sogar umarmt. Das habe ich immer wieder visualisiert, bis es schließlich besser wurde.
Wie gesagt, es geht mir jetzt phasenweise auch schlecht, aber all diese Dinge helfen mir trotzdem durch das dunkelste Tal hindurch.
Heute geht es mir ein wenig besser als gestern, das ist ein Fortschritt.
In den ersten Wochen ging es mir konstant so schlecht, dass ich sterben wollte. Ich konnte an nichts anderes mehr denken, ich war wie ein Zombie. Das ist jetzt nur noch tageweise oder stundenweise so.
Und so wird es dir auch gehen!
Es geht irgendwann aufwärts.
Und bitte denke daran: Wenn du diese Phase einmal überstanden hast, wirst du deinem Kind das wertvollste Geschenk machen können: du wirst ihm oder ihr beibringen können, wie man eine Depression übersteht.
Das ist das wertvollste Geschenk der Welt.
Schreib mir gerne auch privat, wenn du dich austauschen willst!
Du schaffst das!!!