Trauer nach Abtreibung

Ich bin traurig und weiß nicht wohin mit meinen Gefühlen. Ich war schwanger mit dem 4. Kind. Vor 14 Tagen habe ich es erfahren und innerhalb dieser Zeit habe ich alles organisiert und abgewickelt damit ich es schnell hinter mir habe. Irgendwie habe ich mich nie schwanger gefühlt. Und ich habe es erfolgreich verdrängt und mit niemandem gesprochen. Nur mit meinem Mann, aber wir haben kaum miteinander geredet da meine Entscheidung feststand. Er meinte er steht hinter mir, egal was wir machen. Ich wollte kein Kind mehr. Es ist schon anstrengend mit drein. Man kann nicht immer allen gerecht werden, wir gehen viel arbeiten und haben keinen Platz zuhause für ein weiteres Kind... Nun habe ich mein Kind in der SSW 6+2 abgetrieben und Natürlich holen mich jetzt meine Gefühle ein. Ich stell mir vor wie es doch mit einem 4. Kind wäre. Wenn wir mehr Platz hätten, endlich ein Haus, weniger arbeiten...dann wäre es doch irgendwie möglich gewesen. Natürlich habe ich nun Zweifel ob es das richtige war... Vielleicht hätten wir uns einfach Mehr Zeit für die Entscheidung nehmen müssen?? Dann finde ich es auch ganz schlimm dass ich weder zum Konfliktgespräch noch beim Frauenarzt meinen Mann mitnehmen konnte. Wenn er dabei gewesen wäre hätte ich vielleicht nicht so schnell gehandelt. Dann hätten wir Gelegenheit mit einem dritten zum Reden gehabt... Ach das ist alles so schlimm. Ich frage mich wie ich mit dieser Schuld leben soll...😢

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Hallo
Erstmal möchte ich dir mein Mitgefühl aussprechen.
Manchmal hilft es, wenn man die Sichtweise von einer anderen Person bekommt- deshalb hast du sicher auch diesen Beitrag gepostet.
Die Frage, die mir kam ist: wie willst du denn „endlich ein Haus“ haben, weniger arbeiten und mehr Ausgaben für ein weiteres Kind? Das passt nicht zusammen. Das ist eine Wunschvorstellung. Wenn es so einfach wäre, hätten wohl mehr Menschen viele Kinder ( in bezeichne 4 mal als viel.
Die Realität wäre eher, eine möglicherweise anstrengende Schwangerschaft, in der du 3 Kindern gerecht werden musst, finanzielle Belastungen, dazu Schlafmangel, das meistens harte Babyjahr und immer noch 3 Kinder.
Du weißt, wie der Hase läuft und hast dich dagegen entschieden.
Was du dir vorwerfen kannst, du hättest besser verhüten können, wenn du wirklich gar kein Kind mehr willst.
Den Rest finde ich legitim und auch deine Trauer und deine Wut auf alles und jeden, auch auf dich und die Situation darf sein.
Alles Liebe

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Dem schließe ich mich zu 100% an!
LG Moni

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Vielen Dank für deine Anteilnahme und deine ehrlichen Worte. Du hast recht, ich schäme mich. Dafür dass ich es soweit kommen lassen habe. Dafür dass ich bei der Verhütung nicht aufgepasst habe. Damit muss ich lernen zu leben. Daraus muss ich lernen. Dass soetwas nicht wieder passiert...

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Hallo meine Liebe,

erstmal möchte ich dich drücken und dir sagen, du bist nicht allein!
Ich verstehe sehr gut wie du dich fühlst.
Ich hatte vor 5 Jahren einen Abbruch, haben diesen hinterher zutiefst bereut und habe dadurch eine psychische Erkrankung bekommen.
Ich habe leider erst jetzt den Mut und die Kraft gefunden, mich einer Therapie zu stellen.

Aber eins kann ich dir sagen, was mein Therapeut mir sagte.
Es gibt Tiere, die ihre Jungen töten, wenn es beispielsweise nicht genug Nahrung oder Gefahren gibt.
In dem Moment, in dem wir diese Entscheidung getroffen haben, die wir uns ja weiß Gott nicht leicht gemacht haben, haben wir Verantwortung übernommen. Wir hatten gute Gründe!
Es ist eben nicht immer alles rosarot und liebe reicht leider nicht immer.

Wenn man weiß man hat keinen Platz, man hat kein Geld, man hat keine Zeit, andere Kinder mit denen es schon nicht immer leicht ist.
Da hast du Verantwortung für deine gesamte Familie übernommen, weil du nicht wolltest das es für deine drei Kinder noch schwerer wird, dass ihr nicht noch mehr finanzielle Sorgen habt, nicht noch weniger Zeit, nicht noch weniger Platz.
Du hast Verantwortung übernommen auch für das ungeborene!

Vielleicht magst du einen Brief schreiben, dich erklären, und vor allem dir selbst verzeihen!
Mein Therapeut sagt mir, ich soll nicht so hart mit mir ins Gericht gehen.
Du hast keinen anderen Ausweg gesehen.
Du hast auf dein Gefühl gehört, auf deinen Kopf eine vernünftige Entscheidung für die ganze Familie zu treffen, und das aus Liebe!

Du darfst dir selbst verzeihen und vor allem darfst du trauern!
Ich wünsche dir alles Gute und nur das Beste #herzlich

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Ich danke dir von Herzen für die lieben ehrlichen Worte. Das rührt mich wirklich sehr ❤️

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Das hast du ganz toll beschrieben.

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Hallo du, du hattest vor wenigen Tagen erst den Abbruch. Die Hormonumstellung signalisiert dir nun die Veränderung...und ja, es ist ein Verlust. Und den darst du betrauern. Trauer ist eine ganz normale Reaktion und es ist ganz wichtig, dass du sie zulässt. Ich hatte auch einen Abbruch... vor über 2 Jahren
Ich habe unfassbar doll getrauert und konnte die Gefühle nicht einordnen...man denkt ja auch in dem Moment es steht einem gar nicht zu, denn man hat es doch selber herbei geführt. Aber doch, du darfst trauern...wir dürfen trauern. Du hast es aus Liebe entschieden.. für das, was bereits ist. Ich wünschte wir würden offener über das Thema sprechen...dann würden wir uns nicht so alleine damit fühlen und der Austausch kann wirklich heilend sein. Alles alles Gute für dich!

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Dankeschön für deine lieben Worte. Ich schäme mich und trau mich nicht mit irgendjemand zu reden, außer mein Partner. Das zerfrisst einen irgendwie. Weil man so tun muss als ob die Welt in Ordnung ist, zugleich möchte man aber nicht darüber reden weil man sich schämt. Es ist eine Zwickmühle....ich wünsche dir alles Gute

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Ich kann dich nicht mal ermutigen mit anderen zu sprechen, denn dann können auch verletzende Kommentare kommen. „Du hast dich doch so entschieden.“ subtiles „das war eine falsche Entscheidung.“… wird dich nur einsamer machen und deine Schuldgefühle verstärken.
Aber professionelle Hilfe könnte dir guttun. Wo msn dich nicht beurteilt, nur zuhört. Pro familia, Donum vitae … beide haben tolle Leute, die super unterstützen können in dieser ersten Zeit.
Auf lange Sicht kann ich dir sagen… das Schuldgefühl bleibt (wahrscheinlich), aber du wirst damit leben lernen

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