Hallo zusammen,
nun lese ich schon seit einigen Wochen hier im Forum mit, und habe viele tolle und wertschätzende Antworten, aber auch ganz furchtbare Gemeinheiten gesehen. Trotzdem habe ich mich jetzt endlich dazu überwinden können, hier einen Rat einzuholen und mir einfach die gut gemeinten Ratschläge selbst rauszufiltern. :)
Mitte letzten Jahres habe ich mich von meinem langjährigen Partner mit inzwischen schon 37 Jahren getrennt, da er genau dreimal mit mir das Thema Kinder angehen wollte, es sich dann aber doch immer kurzfristig anders überlegt hatte. Dazu muss man sagen, dass wir keinerlei Sexualleben hatten, wir haben uns auf einer anderen Ebene sehr geliebt. Tatsächlich - und das klingt jetzt sehr merkwürdig - war mein Kinderwunsch nicht so ausgeprägt, dass ich es unter allen Umständen versucht hätte. Mir hätte die Bereitschaft seinerseits gereicht, mit mir eine Familie gründen zu wollen, auch wenn wir so wenig Sex hatten (nur 1-2 Mal im Jahr, und dann auch immer sehr gehemmt), dass es eh unwahrscheinlich gewesen wäre. Aber irgendwie wäre das ok für mich gewesen, wenn er es wenigstens versucht hätte. Und natürlich gingen dann die Streitigkeiten los, die sexuelle Frustration kam dann meinerseits noch dazu (es ging von ihm aus, er hat irgendwann zugegeben, dass ihm Sex mit mir keinen Spaß macht, er küsste mich auch nicht gerne und hat mich nie "so" berührt, von Anfang an). Schweren Herzens habe ich mich getrennt.
Daraufhin kam ich - sehr kurz danach - mit meinem jetzigen Freund zusammen. Wir kennen uns schon seit 5 Jahren von der Arbeit. Wir hatten großartigen Sex, und auch ansonsten passte alles sehr gut. Er ist - im Gegensatz zu meinem Ex, der außerdem noch unter einer Sozialphilosophie litt - ein absoluter Macher, ist gesellig, hat sein Leben im Griff. Alles Eigenschaften, die ich zuvor sehr vermisst hatte. Wir haben, weil wir uns auch schon so lange kennen, direkt gesagt, dass wir gemeinsam eine Familie gründen wollen. Ich war ja schon 37, und er hatte sich schon lange Kinder gewünscht. Wir hätten nicht gedacht, dass es so schnell klappt, aber nach 3 Monaten wurde ich schwanger und wir haben uns riesig gefreut. Als ich dann recht früh eine FG hatte, brach für uns beide die Welt zusammen.
Und jetzt kommt der völlig irrationale Teil, weswegen ich mich selbst nicht mehr verstehen kann: Ich bin nun wieder schwanger, und es sieht alles sehr gut aus. Ich sollte mich unglaublich freuen. Stattdessen bin ich geradezu depressiv, lethargisch, kann kaum noch aufstehen geschweige denn ordentlich arbeiten. Und das Schlimmste: Ich verzehre mich plötzlich nach meinem Exfreund, will mein altes Leben zurück, mein neuer Freund ekelt mich geradezu an, wo er doch so fürsorglich und lieb zu mir ist. Ich hatte sogar schon den Gedanken an Abtreibung, habe Panikattacken und - das Schlimmste - träume von meinem Exfreund!
Ich bin inzwischen 38, also wirklich weit entfernt von Unsicherheiten der Jugend, aber ich stehe völlig ratlos vor mir selbst.
Und ja, ich habe bereits einen Termin bei einer Therapeutin vereinbart, das ist aber noch ein bisschen hin.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht oder Ideen, was mit mir los sein könnte?
Neues Glück nach FG - oder eben nicht?
Hallo liebe Moewe,
deine Geschichte hast du hier so gut geschildert, dass ich mir deine Situation recht gut vorstellen kann. Und keine Sorge, niemand hat das Recht, dir doofe Antworten auf freundliche Fragen zu geben.
Eigentlich wäre ja alles gut. Du hast dich von deinem Freund getrennt, als du für dich spürtest, dass ihr letztendlich doch nicht zusammenpasst. Dein Kinderwunsch hat vielleicht irgendwo geschlummert und auch die Sehnsucht nach Nähe. Jetzt hast du das alles, dein neuer Freund ist ein „Macher,“ ein lebendiger, geselliger und zugänglicher Mensch und hat sein Leben in der Hand. Es klingt gut!
Die letzte Schwangerschaft machte euch sehr glücklich und es tut mir im Herzen leid, dass du eine Fehlgeburt verkraften musstest. Das war sicher für euch beide nicht einfach.
Jetzt hat sich wieder ein Kleines angemeldet und die neue Situation macht dir Mühe. Also...ich finde es nicht ganz ungewöhnlich, dass du so durcheinander bist.
Innerlich hast du vielleicht noch die Fehlgeburt zu betrauern. ...und du brauchst auch weiterhin Mut und Vertrauen, dass es diesmal gut werden kann.
Gib dir ruhig die Zeit, die du brauchst, um mit deinen eigenen Gedanken klarzukommen. Schau, nicht immer ist gleich die Freude übers Baby da, und es ist auch okay so, zwing dich bitte zu nichts.
Dass du dich momentan nach dem Exfreund sehnst ist natürlich für dich schwer und auch irgendwie unverständlich, doch ich glaube, es hängt auch mit den Hormonen zusammen, die einem am Anfang einer Schwangerschaft so zusetzen und durcheinander bringen.
Gut finde ich, dass du dir Unterstützung bei einer Therapeutin holst. Musst du lange auf den Termin warten?
Was kann dir jetzt Mut machen?
Hast du eine Freundin, mit der du offen sprechen kannst?
Lass dich stärken, und schau, nach den „Durchhäng-Zeiten“ kommen auch wieder andere Tage, die Mut und Hoffnung bringen. Und ja, sei ganz geduldig und nachsichtig mit dir selbst!
Was sagt denn dein Freund zu eurem Baby? In welcher Woche bist du jetzt?
Schreib gern wieder, trau dich ruhig!
Alles Liebe dir, Marie
Hey!
Ich habe schon den Eindruck, dass deine Entscheidungen wohlbegründet sind.
Kann das sein, dass du nun kalte Füße bekommst, weil die Entscheidung nun "endgültig" ist?
Ansonsten kenne ich das aber auch durch die Hormonumstellungen, dass sich meine Einstellung in der Schwangerschaft gegenüber meinem Partner ändert. Das hatte ich in beiden Schwangerschaften. 12 Jahre sind wir ein Paar, immer waren wir sehr eng. Aber in der Schwangerschaft brauchte ich immer Abstand. Warum auch immer.
Ich glaube, dass das ziemlich irritierend ist, wenn man sich nicht so kennt und die Partnerschaft nicht gefestigt ist.
Liebe Grüße
Schoko
Hey,
vielen Dank für deine Antwort. Tatsächlich war ich inzwischen bei meiner Frauenärztin, die ziemlich genau das selbe sagte. Ich dachte die ganze Zeit, ich wäre ja schon so reif, aber wenn man ein Kind erwartet und von Hormonen überschwemmt wird ist Rationalität eben nicht immer gegeben. Daran muss ich mich in meinem Kontrollzwang wohl erst einmal gewöhnen.
Der Tipp der Frauenärztin: Nachsichtig mit mir selbst sein. Ich teste das jetzt mal. ;)
Liebe Grüße!
Das hat mit reif nichts zu tun, das ist einfach einige riesige Umstellung, hormonell, psychisch und körperlich, mit der eine Frau erstmal zurechtkommen muss. Egal, wie alt wir sind. Alles Gute, es wird wieder leichter werden, irgendwann.
Liebe Grüße von Eternal Hope, Jahrgang 1985, im Jahr 2021 zum ersten Mal Mama geworden, auch ordentlichen Schleudergang erlebt emotional und psychisch bei der ersten (gewünschten) Schwangerschaft mit reifen 35 Jahren