Abbruch für den Familienfrieden?

Hallo zusammen,
vor einer Woche haben wir erfahren, dass ich ungeplant mit dem 3. Kind schwanger bin. Unsere beiden ersten Kinder sind 4 und 6. Wir haben ein Haus gekauft und ich habe vor kurzem erst einen neuen Job begonnen mit einem befristeten Arbeitsverhältnis. Unsere finanzielle Situation ist alles andere als gut. Wir kommen gerade so mit allem hin.
Mein Mann ist komplett gegen das Kind. Zum einen aus den finanziellen Gründen und zum anderen möchte er nicht noch mal von vorne anfangen. Er hat grosse Angst, dass alles was wir uns aufgebaut haben den Bach runter geht, wenn wir das Kind bekommen würden. Ich verstehe die Sorgen und Ängste meines Mannes, dennoch würde ich das Kind gerne bekommen.
Wir waren gestern bei einem Beratungsgespräch der pro familia und haben uns sowohl über den Abbruch als auch über eventuelle finanzielle Zuschüsse informiert. ICH glaube, dass wir es mit Unterstützung schaffen können, mein Mann jedoch leider nicht. Er möchte nicht auf Hilfe angewiesen sein und auch nicht ständig, wie er sagt, am Existenzlimit leben. Er hat Angst, dass wir das Haus verlieren und unsere Familie auseinanderbricht.
Ich hatte die Hoffnung, dass er nach dem Gespräch alles etwas positiver sieht. Er bleibt aber bei seiner Meinung. Zudem hat er Angst, dass er ein ungewolltes Kind nicht so lieben könnte wie die beiden Wunschkinder.

Ich bin sehr verzweifelt. Schaffe ich es, einen Abbruch durchführen zu lassen, damit der Familienfrieden erhalten bleibt?
Ich habe Angst, dass ich es bereuen werde und ihm dafür die Schuld gebe und unsere Familie dann auch auseinander bricht.

Klar ist, dass ich es ohne den Willen und die Unterstützung meines Mannes mit einem 3. Kind nicht schaffen würde.

Hat von euch jemand einen Rat oder ähnliches durchgemacht?

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Ich finde die Formulierung "für den Familienfrieden" nicht ganz zutreffend.
Deinen Mann treibt die nackte Existenzangst um, was ich bei Deiner Formulierung "Wir kommen gerade so mit allem hin." gut verstehen kann.
Ich dachte selber schon mal, schwanger zu sein, als meine Familie damals auch nur gerade so hinkam. Gruselig, was man sich da alles ausmalt - und Deinem Mann geht es wohl gerade genauso, das kann man eben auch nicht von der Hand weisen. Ihm fehlen die Schwangerenhormone für die erforderliche Euphorie.
Und nur diese Angst und Panik trieb ihn wohl zu der Aussage, er könne dieses Kind nicht lieben. Jahrelang am Existenzminimum zu leben ist die eine Sache, einen Abbruch nicht zu verwinden, die andere.
Letztendlich ist es immer Deine Entscheidung, ich wollte nur Deinen Mann nicht nur als den Verständnislosen dastehen lassen. Existenzangst ist echt schlimm.
Drei Kinder 20 Jahre lang großzuziehen ist ja wirklich nicht so nebenher zu stemmen. Allerdings hätte er sich ja auch sterilisieren lassen können, wenn er absolut kein Kind mehr will.
Vielleicht könnt ihr in Ruhe nochmal darüber reden. Alles Gute.
LG Moni

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Ich finde diese Gedanken berechtigt. Sortieren bzw. rechnen müssen das die beiden zusammen.

Was Schwangerschaftseuphorie angeht - das lese ich jetzt nicht so heraus bei der TE. Viele Frauen erleben ja eher das Gegenteil am Anfang einer Schwangerschaft.

Und was Existenzangst angeht: Da gibt es die Skala von realistischer bis übertriebener (sprich: was man-n sich ausmalt).
Ich verstehe, dass der Mann - im Haubau - Anwalt der Familienfinanzen ist.

Die beiden haben sich erkundigt nach Unterstützung.
Und die TE schreibt, dass sie es mit seiner (!) Unterstützung und seinem Willen schaffen würde.
Es ist aber nicht nur das Geld.
Er hat ja außerdem Angst, das Kind nicht so lieben zu können.

Also, Angst ist schlimm. Aber die Realität ist vielleicht doch machbar.
Wie gesagt: Sortieren und rechnen.
Wer am Hausbauen ist, hat diese Ängste. Aber wer ein Haus hat, hat dennoch gute Bedingungen (verglichen mit dem Durchschnitt) und außerdem einen guten Lebensraum für eine Familie, für ein drittes Kind.
Dass du so viele Herzen bekommst - es spricht die Angst wohl gerade in vielen Herzen.
Der Angst sollte man dennoch nicht zu viel überlassen!

Das mit dem Familienfrieden hat sie selbst so geschrieben. Dann wird es wohl zutreffen. Dass sie so denkt, jedenfalls.

@kora: Konntet ihr euch letztlich einigen? In Ruhe?
Alles Gute euch!

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Hallo du.

Tut mir sehr leid für dich / euch,dass ihr im einer solchen Situation seid.

Bei mir war es nicht so ähnlich. Aber ich musste mich auch für einen Abbruch entscheiden. Was ich zu dem Zeitpunkt dachte war, dass ich zu 100% dahinter stehe und kein Kind will.

Noch heute leide ich sehr darunter. Zur zeit befinde ich mich im Kinderwunsch, der unerfüllt bleibt bisher. Die Vorwürfe die ich mir mache und der Gedanke, es klappt nicht mehr, sind immer da.

Was mir direkt den Hals zugeschnürrt hat bei deinem Beitrag war zu lesen, dass du das Kind eigentlich willst und den Abbruch machen würdest wegen dem Familienfrieden.

Bitte, bitte... Überlege dir das gut. Denn die Frage ist, ob du nach der Entscheidung, deinen Frieden finden könntest.

Ich hoffe sehr für dich, dass du eine Entscheidung treffen kannst mit der du klar kommst - welche auch immer das sein mag.

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Danke für deine liebe Rückmeldung zu meinem Beitrag. Genau die Befürchtung habe ich auch, das der Frieden in jedem Fall zerstört werden könnte.

Ich drücke dir die Daumen, dass du dein Wunschkind irgendwann in den Armen halten kannst. Gib die Hoffnung nicht auf!

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Das ist ja wirklich tragisch, dass du dachtest, du stehst dahinter und es hat sich doch anders gezeigt?
Bist du todayinblack? Tut mir umso mehr leid. Du hast so sehr mit dir gerungen!

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Fühl dich unbekannterweise mal gedrückt! Das ist ja wirklich eine schwierige Situation..

Ich kann Existenzängste absolut verstehen! Aber auch deinen Wunsch, das Baby zu behalten. Es ist ja auch nochmal ein Unterschied, gezielt kein Kind zu planen oder sich gezielt gehen ein vorhandenes Kind zu entscheiden.

Der Hauptgrund dagegen ist das Finanzielle, oder?
Habt ihr mal ganz konkret eine Aufstellung gemacht? Was kommt rein, was geht raus - ich denke, es gibt Sicherheit, wenn man die Fixkosten auf schwarzweiß hat.
Und dann plus die Zuschüsse, die ihr bekommen könntet wie Kinderzuschlag oder dergleichen, da habt ihr euch ja informiert.

Ich finde das nämlich schwierig, tausend Zahlen im Kopf zu jonglieren, aufgeschrieben ist es einfacher.

Und man muss dazu sagen, dass eure Situation sich ja vielleicht auch verändert, dank Gehaltserhöhung, Jobwechsel oder so, denn die ersten Jahre mit Kindern sind ja ganz gut zu händeln mit Secondhand & Co (oder ihr habt dank 1 und 2 eh noch alles).

Ich finde es schwierig, ein Kind zu bekommen, wenn einer absolut dagegen ist, aber es ist mindestens genauso schwierig, wenn ein Abbruch FÜR Andere vorgenommen wird.
Du möchtest dieses Kind eigentlich und würdest allein vermutlich nicht auf den Gedanken kommen, die Schwangerschaft zu beenden, da solltest du unbedingt nochmal mit deinem Mann ins Gespräch gehen und vielleicht auch (hier) mit Frauen sprechen, die diese Erfahrungen gemacht haben.
Ich kenne selbst im weiteren Umkreis Frauen, die gedrängt wurden/sich gedrängt gefühlt haben und nicht 100% hinter dem Abbruch standen und Jahre später immer noch darunter leiden. Und ja, teilweise sind auch die Beziehungen daran zerbrochen.

Alles Gute euch!

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Vielen Dank für deine Antwort!

Ja, der Hauptgrund ist das Finanzielle. Wir haben bereits alles aufgelistet. Hatten auch alles bei dem Beratungsgespräch dabei.
Das Problem ist, dass sich meine Situation noch während der Schwangerschaft verändern wird, wenn mein Vertrag ausläuft. Dann würde ich Arbeitslosengeld 1 beantragen müssen, da mich sicher kein Unternehmen für die paar Wochen bis zum Mutterschutz einstellt. Erst dann könnten wir konkrete Anträge stellen, wie Kinderzuschlag oder Lastenzuschuss. Oder auch erst, wenn das Kind geboren ist, da der Kinderfreibetrag für Zuschüsse mit einem weiteren Kind steigt. Also genau kann uns im Vorfeld leider keiner sagen ob oder in welcher Höhe wir Unterstützung bekämen.

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Achja Behörden, reden nie Tacheles.. 😅

Das macht es natürlich schwer zu planen. Bei den Kindern, die ich betreut habe, gab es auch einige, die vom Amt Unterstützung erhielten - bin nicht ganz sicher, ob A1 oder 2, aber da gab es echt einiges an Hilfe, man muss sich nur "leider" selbst informieren, was es außer dem Gehalt/Grundgeld noch gibt.
Eine, die frisch allein und schwanger war konnte beispielsweise einen Antrag auf Erstausstattung stellen (Umstandsmode und Babyzeug; sie hatte nichts mehr von Kind 1), außerdem wurde der Kita - und Essensbeitrag bezahlt. Andere haben bei der Einschulung des Kindes noch einen Extrabonus bekommen und ich glaube, für Vereinsbeiträge würden die auch aufkommen wenn Kinderturnen oder dergleichen betrieben werden will.

Um auf die Beine zu kommen finde ich es absolut nicht verwerflich, wenn man Hilfe in Anspruch nimmt. Natürlich sollte man nicht ein Kind nach dem Anderen bekommen, auf Kosten anderer, aber jeder kann ungeplant in Situationen geraten, wo Hilfe von Außen eine gute Überbrückung darstellen kann.

Existenzängste sind nicht zu unterschätzen, einige rutschen dadurch in eine Depression, die unbehandelt auch schwierig allein zu stemmen ist. Allerdings könnte dir das mach einem ungewollten Abbruch ebenso passieren.

Es ist keine leichte Entscheidung und wünsche euch, dass ihr die Kraft habt, gemeinsam die für euch richtige Lösung zu finden.

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Hey du,

ich war in einer ähnlichen Situation, zwar hatten wir noch keine Kinder, aber mein Freund drängte mich damals auch zu einem Abbruch. Leider habe ich diesen durchführen lassen und es SOFORT bereut! ich bereue es bis heute und habe wahnsinnige Schuldgefühle.

Ich kann dir nur raten wenn du nicht 100% dahinter stehst dann mach es nicht. Der Familienfrieden wird dadurch nicht wieder hergestellt im Gegenteil.
Es kann passieren dass du deinem Mann ewig Vorwürfe machst und deine Gefühle für ihn verschwinden, so war es jedenfalls bei mir.

Alles gute!

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Hallo
Ich kann deinen Mann verstehen. Wenn es jetzt schon knapp ist, wird es nicht besser!
Sich auf staatliche Zuschüss zu verlassen, finde ich, ist meine Meinung, der falsche Weg. Es wird alles teurer und wo dascalles hinführt, weiß keiner.
Auch könnte er dann das Kind für die misslichen Lage verantwortlich machen.
Letztendlich müsst ihr aber wissen, was ihr macht und wie ihr leben wollt.

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Hallo🥰
Ich kann dir nur raten auf dein Herz zu hören.Du leidest sonst dein Leben lang.lg

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Wir haben uns genau nach dem Hauskauf für das 3. Kind entschieden, weil wir nun Platz dafür haben.

Was hast du für einen Job? Du kannst dich nachdem dein Vertrag ausläuft ggf. selbsständig melden, dann hast du bei der Anrechnung des Elterngeldes bessere Konditionen. Außerdem kannst du doch wirklich jetzt schnell einen neuen Job suchen oder mit deinem Arbeitgeber zwecks eines unbefristeten Vertrages verhandeln.

Ich denke , dass sich immer Wege finden, es gibt heutzutage Unmengen an Möglichkeiten Geld zu verdienen.

Wenn ansonsten alles passt wprde ich nicht nur wegen des Geldes abtreiben.


GlG

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Warum selbstständig? Das bringt ihr überhaupt nichts!

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Das bringt beim Elterngeld insofern etwas, dass sollte sie vor diesem neuen Job gearbeitet haben, wird das Elterngeld anders angerechnet. D.h. wenn wir annehmen, dass z.B. in 3 monaten ihr befristeter Vertrag ausläuft, dann wird das EG weniger ausfallen, da sie noch 4-5 Monate bis zur Elternzeit arbeitslos ist. Sollte sie sich jedoch selbstständig melden, wird das komplette Jahr vor der Selbstständigkeit angerechnet, sollte sie da einen Job gehabt haben.

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Puh, schwierig.
Deinen Text habe ich gelesen. Was ich machen würde, kann ich dir sagen: ich würde das Kind nicht bekommen in eurer Situation.
Du bist aber nicht ich. Möglicherweise stelle ich mir einen Abbruch und das ganze drum herum leichter vor, als es ist, aber ich würde mich nicht in die Lage bringen wollen, finanziell mit dem Rücken zur Wand ( ja eigentlich jetzt schon), Verantwortung für 2 !! Kindern, die ihre Eltern brauchen.. also da würde ich mich ganz klar dagegen entscheiden.
Ich wollte aber auch nie ein 3. Kind. Von daher weiß ich nicht, ob der Wunsch bei dir vielleicht doch da war?
Also ich würde es nicht durchziehen, aber ich möchte auch nicht in deiner Lage sein.

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Danke für deine Antwort. Ich würde es gerne so abgeklärt sehen wie du.
Ein 3. Kind war nicht geplant. Alles ist bei uns auf 2 Kinder ausgelegt. Haus, Auto, Jobs. Das wir mal in so eine Situation kommen, war für mich total abwegig. Rational betrachtet, würde ich es auch so machen, wie du. Aber ich bin leider kein rationaler Mensch. Deswegen habe ich Angst vor dem "Danach"

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Ich kann dich trotzdem verstehen , auch wenn ich das so nüchtern geschrieben habe. Ich bin zum Glück nicht in der Situation und manchmal muss man in den Schuhen des anderen erstmal laufen, um es zu verstehen. Bei uns ist auch alles auf maximal 2 Kinder programmiert. Wir haben oder geben alle Sachen ab, die wir nicht mehr brauchen. Wir haben damit abgeschlossen.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft
Alles Liebe für dich und deine Familie

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Ich verstehe, dass deinem Mann das alles Sorgen macht - wem ginge das nicht so? Vor allem momentan, wo eh alles so unsicher ist und die Belastungen zunehmen. Sofern man eine Perspektive hat, wäre ich auch vorsichtig optimistisch, dass man das schafft. Es gibt so viele Hilfen am Anfang, die man beantragen kann, und wenn du dann wieder einen Job hast (oder vielleicht sogar verlängern kannst, es gibt ja auch sehr nette Arbeitgeber, die das trotz Schwangerschaft machen) sieht alles schon wieder anders aus. Einfach wird es sicher nicht, aber ganz ehrlich: Solche herausfordernden Zeiten wird es immer wieder geben. Die meisten von uns hatten doch schon Phasen im Leben wo sie dachten: Okay, jetzt wird es wirklich eng - nicht nur in Bezug auf das Finanzielle, gibt ja noch genug andere mögliche Baustellen. Das kann man nicht vermeiden, man kann sich da nur zusammen irgendwie durchschlagen.

Meine Befürchtung wäre, dass die Familie nicht aufgrund der Finanzen auseinanderbricht, sondern weil du zu einer Entscheidung gedrängt wirst, hinter der du nicht stehst. Und so würde ich auch argumentieren: Dass du Angst hast, ihm später dafür die Schuld zu geben, immer unterschwellig Vorwürfe zu empfinden, dadurch die Ehe zu zerstören. Das ist ja eine durchaus begründete Sorge. Das Risiko wäre mir persönlich zu groß, wenn du schon jetzt das Gefühl hast, dass du das eigentlich nicht willst.

Vielleicht würde es deinem Mann auch helfen, wenn es noch konkreter wird. Im Sinne von: Mit welchen Ausgaben müssen wir für das Kind rechnen? Können wir aus dem Familien- und Freundeskreis Sachen bekommen? ALG würdest du doch so oder so beziehen, das habt ihr in der Hausfinanzierung doch sicher eingeplant, und am Anfang, als Säugling, sind Kinder fraglos am günstigsten ;-) Möglicherweise hilft das, die Angst etwas zu nehmen.