Vergewaltigt, schwanger, Abbruch, Kinderwunsch *lang*

Hallo zusammen in diesem Forum!

Ich weiß nicht recht ob mein Anliegen in Gänze in dieses Forum passt. Zum Teil sicherlich aber es wird etwas kompliziert und auch eine längere Geschichte.

Ich versuche es nachvollziehbar niederzuschreiben.

Ich war bis vor 2 1/2 Jahren in einer langen Ehe mit Höhen und Tiefen. Wir haben einen gemeinsamen Sohn. Mein Ex war gegen Ende schon heftig übergriffig aber es kam nicht zu sexueller Gewalt bis dato. Ich erkannte das alles auch erst später.
Jedenfalls trennte ich mich und lernte ein halbes Jahr später meinen jetzigen Partner kennen. Wir leben zusammen und haben einen Kinderwunsch. Da ich schon 38 bin und ca. 6 Monate keinen Eisprung hatte, sagte meine damalige Ärztin wir sollten baldigst mit Letrozol nachhelfen.
Im Dezember letztes Jahr passierte mir dann etwas sehr schlimmes. Meinem Ex ging es schlecht. Er tat mir sehr leid und bat mich um ein Gespräch. Ich war bei ihm und es war ein sehr langer Abend. Die Details wieso weshalb warum ich es so weit habe kommen lassen, weiß ich nicht mehr. Ich hätte gehen sollen als die Stimmung kippte und wir stritten weil er immernoch Gefühle für mich hatte. An diesem Abend vergewaltigte er mich. Und ich habe es zunächst überhaupt nicht geschafft das zu erkennen. Es wurde mir erst später wirklich klar was da passiert ist. Ich war tagelang in einer anderen Welt und beschloß das alles aus meinem Gedächtnis zu verbannen. Unser Sohn ist schon fast Erwachsen und nur sporadisch dort. Deshalb konnte der Kontakt zu meinem Ex, mehr oder weniger auf Eis gelegt werden. Er hat es lange nicht als sexuellen Übergriff gesehen und tut es noch nicht wirklich.

Das schlimmste sollte noch kommen. Ich war schwanger. Und es war zu 100% von ihm. Da mein Partner in dieser Zeit auf einer Geschäftsreise war. Ich konnte es einfach nicht fassen, dass ich in diesem Zyklus einen Eisprung hatte und das es tatsächlich passiert war. Ich spürte eine so starke Verzweiflung, wie noch nie in meinem Leben. Meine Psyche und mein Verstand funktionierten irgendwie nicht. Meine erste Reaktion war, das Kind zu behalten. Meine Gyn stellte einen Pass aus usw.! Ich erzählte nichts. Weder ihr noch meinem Partner. Dem habe ich auch nichts von der Schwangerschaft erzählt. Denn ich habe mich sehr schnell umentschieden und wollte das Kind nicht bekommen. Ich denke mittlerweile ich hatte eine Depression oder so was. Ich stand neben mir. Als mein Partner noch mals einige Tage weg war, ließ ich einen Abbruch mittels AS vornehmen.

Ich ging zu einer Frauenberatungsstelle. Hatte einige Gespräche und nahm an Selbsthilfegruppen teil. Es war schnell klar, dass ich nicht zur Polizei gehen wollte. Ich konnte diesen langen beschwerlichen Weg nicht gehen. Meine Schuldgefühle wegen der Abtreibung fressen mich manchmal auf. Das schlimme ist ja, mein Kinderwunsch mit meinem Partner besteht trotzdem. Und ich wollte und will mir diesen Wunsch nicht kaputt machen lassen durch das was passiert ist. Ich denke sehr oft, dass meine Heilung nur dann einsetzen kann wenn es dazu kommt dass ich schwanger werde und ein Baby bekomme. Ich wechselte den Frauenarzt, da ich meiner Ärztin so nicht mehr in die Augen sehen konnte, erst recht nicht um ihr zu sagen "dieses Kind wollte ich nicht, aber ich will ein anderes, also bitte her mit der Behandlung." Ich hätte aber dieses Kind, entstanden durch Gewalt nicht bekommen können. Und ich denke für meinen Partner wäre es vielleicht auch sehr schwer geworden.

Ich ging im April zu einem neuen Gyn und traf die Entscheidung ihm nichts von allem zu erzählen. Ich wollte es verdrängen umd vergessen und das funktionierte zeitweise. Außerdem hatte ich Angst, dass er aufgrund des einen stattgefundenen Eisprungs sagt, dass er mich jetzt noch nicht mit Letrozol unterstützt. Ich wollte absolut keine Zeit mehr verlieren und das schwanger werden wurde zur obsession. Das einzige was mich über wasser hielt. Ich sagte ihm also dass ich seit letzten Jahr im Kiwu bin und keine Eisprünge verzeichnen konnte. Somit bekam ich ab Mai, 4 Zyklen Letro. Schwanger bin ich nicht. Da das Spermiogramm meines Partners in Ordnung ist, möchte mein Gyn nun bevor wir weiter machen mit Behandlungen, eine Bauchspiegelung machen mit Eileiterprüfung usw. Ich habe auch schon eine Einweisung auf der steht als Indikation dass ich seit 2! Jahren steril bin und im Kinderwunsch. Davon abgesehen dass 2 Jahre ja nicht stimmt und ich ihm so auch nicht gesagt habe, ist mein großes Problem nun, dass ich die Op so nicht machen lassen kann. Ich merke erst jetzt die fatalen Folgen, die die Unehrlichkeit dem Arzt gegenüber mit sich trägt. Alles holt mich gerade ein. Ich will meinen Kinderwunsch nicht aufgeben und will nicht dass mich das erlebte auffrisst, mir Zeit raubt und mich von meinem Weg abbringt. Ich will auch die Op, da diese sicherlich sinnvoll ist, da ja irgendetwas nicht zu stimmen scheint. Die letzte Schwangerschaft war vielleicht nur ein Zufallstreffer und das schlimmste was als Folge passieren konnte. Ich will nachsehen lassen ob alles ok ist. Nur kann ich so nicht die Einweisung abgeben. Ich habe Angst, dass die Krankenkasse da nachfragen wird ob die OP sinnvoll war oder ob die Kosten nicht hätten vermieden werden können , da die ja wissen, dass ich nicht seit so langer Zeit steril bin. Milde ausgedrückt bin ich in einer Zwickmühle. Ich denke ich muss das aufklären bei meinem Arzt und habe damit ein riesen Problem. Angst vor seiner Reaktion. Dass er mich vielleicht nicht mehr behandelt, weil das Vertrauensverhältnis gebrochen ist. Angst dass er sagt er behandelt mich nicht weil ich vielleicht posttraumatische Probleme habe. Aber mein Leben muss dich weiter gehen. Ich will dieser Tat nicht die Macht geben, das ich meinen Wunsch nicht erfüllen kann. Das ist alles so schlimm und verfahren.
Manchmal denke ich, ich sollte mit meinem Partner reden. Aber davon sehe ich ab. Das war auch Thema bei der Beratung. Aber das ist etwas was ich alleine trage. Zu groß ist die Angst, dass das alles verändert. Die Beratung hat mir gezeigt, dass das eine sehr persönliche Entscheidung ist, wer dieses Schicksal mitträgt oder nicht!

Ich musste mir das hier von der Seele schreiben. Niemand außer der Selbsthilfegruppen und den Beratern weiß davon. Allerdings gehe ich schon länger nicht mehr dorthin weshalb ich mit niemandem über diese Arzt-Sache gesprochen habe. Ich weiß nicht recht was ich mir hier erhoffe. Vielleicht gibt es Gedankengänge von Außenstehenden die mir weiterhelfen können, gerade was den Umgang mit meinem Arzt betrifft. Was ist eure Einschätzung?
Ich habe das Gefühl ich werde wahnsinnig. Nächste Woche wird mir das Gespräch vermutlich bevorstehen.

Vielen Dank für Eure Zeit.

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Erst mal tut es mir sehr leid, was du als Frau erleben musstest. Meines Erachtens solltest du erst schauen, dass du darüber hinwegkommst, bevor eine weitere Schwangerschaft in Frage kommt. Das wäre das Beste für dich und dein Baby. An deiner Stelle würde ich ganz offen mit dem Arzt über das Erlebte sprechen. Du musst wissen, der betrachtet das Ganze aus einer völlig anderen Sichtweise. Das ist seine Arbeit. Leider hinderst du ihn im Moment daran, diese richtig zu machen. Erzähl ihm von deinen Ängsten. Selbsthilfegruppen sind gut, aber meines Erachtens wäre es hilfreicher, zum Psychologen zu gehen. Wünsche dir alles Gute!

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Ich danke dir für deine Antwort. Ja vielleicht hast du recht und der Arzt betrachtet es aus anderer Sicht. Das hoffe ich. Du hast nicht ganz unrecht. Erst eine Therapie und dann den Kinderwunsch fortsetzen keine schlechte Idee. Aber... Ich habe nicht mehr ewig Zeit. Mein Körper sendet durch die nicht mehr regelmäßig vorhandenen Eisprünge schon die ersten Signale. Ab 40 geht es mit der fruchtbarkeit richtig bergab. Ich könnte mich zumindest schon mal nach einem Therapeuten umsehen. Das dauert ja wahrscheinlich auch etwas bis man einen Therapieplatz bekommt. Aber ich kann nicht erst das eine und dann das andere machen. Mir läuft die Zeit weg und der Druck steigt.

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Hey!

Ich fasse kurz zusammen: Das Dilemma ist, dass du die Feststellung der Schwangerschaft bei der Ärztin hast durchführen lassen und dies der Kk durch die Abrechnung bekannt wurde. Richtig? Hast du den Abbruch selbst bezahlt oder auch über die Krankenkasse abgerechnet?

Liebe Grüße
Schoko

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Das, was dir passiert ist, tut mir übrigens sehr leid! Fühl dich bitte gedrückt. Möchtest du die Tat aufarbeiten bzw brauchst du dazu noch weitere Hilfe?

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Hallo Schokofrosch.

Ja das ist sozusagen das Dilemma in dem ich gerade aktuell stecke um weiter zu kommen. Die kk wusste von meiner Schwangerschaft. Den Abbruch habe ich selber bezahlt.

Ich bin mir noch nicht im ganz im klaren ob ich da jemals noch etwas aufarbeiten möchte. Ich hatte zunächst Kontakt zum Weißen Ring. Das hat schon etwas geholfen. Danach war ich bei einer Frauenhilfe. Dort habe ich bereits ein paar Einzelgespräche mit einer Therapeutin gehabt und dann an einer vom dort organisierten Gruppe teilgenommen. Für den Anfang hat es geholfen und tat gut. Wie gesagt, was mich oben hält ist das Thema "schwanger werden" und dieser Tat, nicht die Macht zu geben, dass ich meinen Wunsch aufgebe. Deshalb weiß ich im Moment nicht ob ich weiter aufarbeiten kann. Vielleicht irgendwann.

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Was du erlebt hast, tut mir sehr leid.

Ich denke, am besten würde es dir gehen, wenn du offen mit deinem Arzt sprichst.

Allerdings klingt es nicht so, als ob du das "schaffst"... vielleicht kannst du erstmal bei der Krankenkasse fragen, ob das trotzdem bezahlt wird? Einen anderen Weg - außer es laufen zu lassen und eine Selbstzahlung zu riskieren- fällt mir auch nicht ein....

Alles Gute dir!

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Tja, ob ich das schaffe, das frage ich mich auch die ganze Zeit. Ich schiebe diese Angelegenheit. Nächste Woche wird es sich zeigen. Wenn ich dann vor ihm sitze.

KK anrufen trau ich mich nicht. Ggf. Sagen sie dass sie nicht zahlen wenn auf der Einweisung ein falscher Grund steht und vielleicht keine Indikation besteht,der Arzt vielleicht anders entscheiden würde wenn er die Vorgeschichte kennt.

Ich hab tatsächlich darüber nachgedacht es einfach so laufen zu lassen und zu schauen was passiert. Vielleicht würde es gar nicht auffallen? Was könnte denn im schlimmsten Fall passieren? Ich muesste aufgrund des verschweigens alles selber bezahlen und wahrscheinlich bräuchte ich mich bei dem Arzt nicht mehr blicken zu lassen. An den würde die Kasse sicher zuerst rantreten. Bis ich das aufklären würde. Vielleicht bekäme ich da richtig ärger mit der Kasse?! Ich kenne niemanden den ich fragen kann ohne mich in die Nesseln zu setzen.

LG

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Hallo Survivoxy,

was du erlebt hast ist unbeschreiblich und berührt mich sehr.
Meine Idee ist, dass du deinem Arzt sagst, du wärst bei Beratungsstellen bezüglich dem Verbrechen was du erlebt hast gewesen und die hätten dir geraten vorerst dies deinem Gyn nicht zu sagen. Dann könntest du quasi dein Schweigen auf schlechte Beratung begründen, wenn du solche Angst vor der Reaktion des Arztes hast.
Wenn du ehrlich sagen möchtest, dass dich diese Tat dich so hat erstarren lassen, dass du sogar Angst hattest deinem Gyn etwas zu sagen wird er es verstehen. Falls nicht wechsle den Arzt.
Körper Geist und Seele gehören zusammen so viel Verständnis wird er haben.

Mein anderer Gedanke war, dass Kinderwunschbehandlungen doch recht aufreibend sein können und körperlich und mental viel Stärke verlangen. Einen Therapeuten jetzt parallel zu suchen um wieder in die eigene Kraft zu kommen wäre gut. Ich halte ja viel von Naturheilkunde und hab deshalb gedacht ob du noch vielleicht zum TCM Therapeuten gehst, Akkupunktur machen lässt.(soll ja auch bek Kinderwunscv helfen : ).
LG ich hoffe du findest einen Weg zurück zu dir selbst.

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Hallo, und danke für deine Antwort.

Ja Körper umd Geist gehören zusammen das stimmt. Aber manchmal denke ich, ob das wirklich so einen großen Einfluss haben kann?! Über Akupunktur habe ich auch nachgedacht. Bei mir dauert nur vieles etwas länger bis ich von der Idee zur Tat komme. Das klappte mal besser.
Die Idee das auf die Beratung zu schieben klingt jetzt im ersten Moment tatsächlich gut für mich. Da habe ich direkt ein klein wenig ein besseres Gefühl wenn ich an das Gespräch denke. Das beziehe ich auf jeden Fall in meine Überlegungen mit ein.

LG

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Hallo! Zu erst einmal: es tut mir wahnsinnig leid was dir passiert ist.
Ich bin keine Therapeutin o.ä., aber ich glaube die Entscheidung zum Abbruch hast du richtig gewählt! Du hättest dieses Kind jeden Tag angesehen und gewusst was passiert ist.
Dann zu dem anderen Thema: es ist wie es ist, bleib stark für dich & deine Träume! ABER ich glaube du musst unbedingt dein Trauma aufarbeiten, sowas kannst du nicht für immer verdrängen, du siehst ja wie sehr es dir nachhängt und wie weitreichend die Folgen im Moment sind (Angst mit dem Arzt zu sprechen, sorge vor dem Umgang der KK). Kläre deinen Arzt in einem Gespräch über dich und was passier ist auf, dadurch gibt es vielleicht neue Ansätze, auch ohne OP! Jede OP birgt auch Risiken! (Narkose, Verletzungen).

Alles Gute für dich!

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Es hängt wirklich nach. Ich dachte die Gespräche mit der Beratung und in den Gruppen würden reichen. Ich weiß nicht ob die Energie für Therapie und Kinderwunsch reichen. Und den Kiwu und die Behandlung aufschieben will und kann ich nicht. Das würde mir komplett den Boden unter den Füßen wegziehen. Ich denke genau DAS ist meine Therapie.

LG