Hallo ihr Lieben,
vor 3,5 Wochen habe ich am ersten Abend eines Yoga Kurses im Ausland herausgefunden, dass ich schwanger bin. Der Schock war gross, denn mein Freund und ich waren noch nicht ganz so weit. Ich habe mich dann entschieden den Kurs zu Ende zu machen. Mir geht es seit dem positiven Test seelisch extrem schlecht. Auch körperlich geht es mir nicht gut, mir ist u.a. 24 Stunden extrem übel und ich ekele mich vor allem. Ich habe viele Alpträume und komme mit Glück an 6 Stunden Schlaf.
Mein Freund und ich haben die Entscheidung vertagt auf den Moment, dass ich zurück bin (morgen).. Was ich aber schon so unterschwellig rausgehört habe ist, dass er es lieber in 2-3 Jahren will. Da wir schon 33 und 47 sind fühle ich da so gar nichts für. Jetzt ein (hoffentlich) gesundes Kind ab zu treiben mit allen emotionellen Folgen um es dann in einigen Jahren unter schwierigeren Bedingungen nochmals zu probieren?! Er meint wir müssten uns erstmal auf unsere Karriere konzentrieren. Ich fange nämlich meine erste Stelle nach meinem Zweitstudium an im Januar. Es macht mich traurig, dass er es überhaupt vorschlug. Ein Kind ab zu treiben in unserem Alter wegen der Karriere finde ich selber für mich persönlich absolut irrsinnig.
Meine Eltern sagen beide, dass man kein Kind mehr in diese Welt setzen sollte. Mein Vater findet meinen Freund zwar sehr nett aber zu alt. Meine Mutter sagt, dass ich sowieso in Kürze allein da stehen würde, da unsere Beziehung im ersten Jahr viele Höhen und Tiefen hatte und Sie meint, dass wir das nicht schaffen würden. Sie denkt eine Fehlgeburt wäre am besten oder eine Abtreibung und es dann nochmal mit einem 'vernünftigen Mann' zu probieren. Ich fand, dass es in den letzten Monaten viel besser ging zwischen uns und ich bin im Allgemeinen sehr glücklich mit meinem Freund. Aber trotzdem verletzt und verwirrt es mich was sie sagt.
Ich weiß selber gar nichts mehr. Ich bin nicht 1 mm weitergekommen in den letzten Wochen und fühle mich immer depressiver. Ich denke nur noch an den Klimawandel und habe Angst, dass das Kind keine Zukunft hat. Ich kann noch nicht mal drüber nachdenken wie es praktisch und finanziell alles gehen könnte. Ich fühle mich wie gelähmt und tot unglücklich obwohl ich mir, wenn auch nur passiv, immer ein Kind gewünscht habe.
Ich weiß auch nicht, was ich meinem Freund morgen sagen soll. Ich bin auch dermaßen gereizt, dass ich Angst habe vor einem Streit, den ich im Moment so gar nicht ertragen kann. Alles scheint irgendwie so aussichtslos..
Was würdet ihr mir raten?
Sorry für den langen Text
LG
Ungeplant schwanger und nun Gefühlschaos
Liebe Fleurtje,
du schreibst sehr sehr klar. Jeder Absatz hat ein Thema und der letzte Satz jeweils ist so ganz deiner.
Die Schwangerschaft kostet dich körperlich enorm Kräfte.
Und statt Zuspruch und Ermutigung versuchen dir die wichtigsten Menschen in deinem Leben dich in deiner persönliche Haltung zu verunsichern bzw. dir Mut zu entziehen. So kommt es zu dieser Lähmung. Und den Kurs konntest du gar nicht so auskosten, wie du dir erhofft hattest.
Dazu einen Streit nach der Rückkehr kannst du jetzt überhaupt nicht brauchen. Eher ein "zu dir kommen".
Hattest du während des Kurses auch gute Momente?
Oder war alles bestimmt von dem, was „zuhause“ gedacht wurde.
Der äußere Abstand hilft manchmal nicht gegen rauhe Worte.
Du schreibst, dass du dir passiv ein Kind gewünscht hast.
Kannst du diesen Wunsch nach einem Kind wieder spüren? Die Momente in Erinnerung rufen, wo es für dich vorstellbar war?
Von da kannst du Kraft gewinnen.
Erst der Gedanke, der Wunsch, dann die Schwangerschaft, dann das Kind ....
So wäre es ein schöner Weg.
Du möchtest ja weiterkommen und es wirkt, als würdest du festgehalten.
Und gerade von den Menschen, von denen du dir ein „willkommen“ wünscht. Das macht es schwer, die eigene Stimme wahrzunehmen.
Gibt es da, wo du eigentlich zuhause bist, einen Ort, wo du für dich sein kannst. Einen Menschen, der dich versteht, dir zuhört, dich ausruhen lässt ....?
Es kann ja auch dieses Forum hier sein. Vielleicht kein Zufall, dass du auf diese Idee gekommen bist.
Liebe Kyra,
danke für deine Nachricht. Es berührt mich sehr was du schreibst, irgendwie triffst du es voll auf den Punkt.
Es fühlt sich nicht so an, als ob es von wem auch immer Willkommen ist. Ich weiss es natürlich nicht sicher, aber bei meinem Freund habe ich auch keinerlei Freude verspürt, nur Verwirrung. Meine Tante war die einzige die sich gefreut hat.
Ich bin gerade bei meiner Mutter seit 2 Tagen.. Aber da sie ja auch nur negativ redet zieht es mich nur noch mehr runter.
Während dem Kurs habe ich mich nicht einmal gut gefühlt, eigentlich nur variierend von gereizt bis traurig, bis unendlich verzweifelt.
Komischerweise wusste ich unterbewusst schon von Anfang an, dass ich schwanger war. Ich habe die Einnistelung gefühlt und meinem Freund gleich gesagt, dass ich entweder schwanger bin oder etwas anderes nicht in Ordnung ist und als er dann seine Hand auf meinen Bauch legte wurde ich ganz emotionell und glücklich. Auch alle kleinen körperlichen Veränderungen habe ich mit Freuden begrüßt, aber immer wieder zu mir selber gesagt, dass ich mich nicht so lächerlich benehmen soll. Habe irgendwie nie dran gegaubt, dass ich schwanger werden könnte komischer Weise?
Seit dem der Test positiv war, ist mein Freude von jetzt auf gleich Umgeschlagen. Vielleicht weil mir klar wurde, dass mein Freund es jetzt eigentlich noch nicht wollte, oder weil die Situation nicht so einfach ist?
Ich weiss es nicht.
Morgen fahre ich nach Hause, da fühle ich mich denke ich am wohlsten. Aber ob das helfen wird weiss ich nicht. Ich habe irgendwie Angst meinen Freund wieder zu sehen
Liebe Fleurtje,
das freut mich, dass du dich verstanden fühlst.
Deine Tante ist doch mal ein Ausblick. Hast du sie gesehen oder gesprochen bzw. geschrieben? Sie jedenfalls hat ein Willkommen für dich und das Kind.
Und in dir selbst war schon die Freude da – vor allem in dem Moment, als dein Freund das auch bejaht hat. Mit seiner Hand auf dem Bauch. Wo es nur Ahnung war.
Und mit dem Test kam dann die Wirklichkeit.
Die Ahnung war aber auch Wirklichkeit.
Wie schön du das beschrieben hast!
Die Einnistung, wie ihr geredet habt und du glücklich warst und die Veränderungen mit Freude begrüßt hast.
Dann bist du abgereist und dann der Test und die Fernbeziehung.
Vielleicht könnt ihr an dem Moment mit der Hand auf dem Bauch nochmal anknüpfen?
Natürlich ist auch er verwirrt. Und hat dich vermisst!?
Und weiß gar nicht, was auf ihn nun alles zukommt.
Ihr habt die Entscheidung auf die Zeit, wo ihr wieder zusammen seid vertagt. Das war schon mal gut. Und du hast herausgehört, dass ... vielleicht einfach nur die Angst vor dem Ungewissen und das Ausweichen auf das Gewohnte?
Was hat er wohl bei dir herausgehört?
Sprecht in Ruhe ganz offen. Es sind natürlich gemischte Gefühle.
Mich berührt, wie unterschiedlich mühsam der Anfang sein kann. Ich habe auch Evi (unter deinem Thread) geschrieben. Und immer geht es wohl darum, dass man das Ja zueinander „erweitert“ – zu diesem kleinen „Fremden“. Und vertraut, dass die Liebe reicht.
Schöpfe immer wieder Kraft aus den kleinen glücklichen Momenten, Gedanken und im Rückhalt durch deine Tante!
Vielleicht kannst du sogar sagen, dass du Angst hattest, ihm zu begegnen - und dann kann er seine Ängste sagen. Und das alles ist noch keine Entscheidung, sondern nur Offenheit voreinander. Aussprechen können, wie es einem geht, was man empfindet, ist doch erleichternd. Und liebevoll zuhören.
Hallo,
Wichtig ist denke ich dass du eine Entscheidung für dich triffst. Es ist dein Körper. Du musst das alles verkraften, ob Schwangerschaft oder Abtreibung. Du musst das hinterher aufarbeiten, oder so wie die Gesellschaft drauf ist vielleicht sogar am meisten für das Kind sorgen…
Die negativen Kommentare deines Umfelds würde ich nicht beachten.
Was willst du? Wenn du dir vorstellst, der Embryo wäre nicht mehr da- was fühlst du?
Lg