Hallo, ich würde gerne erfahren ob es noch jemandem so ging, momentan fühle ich mich einfach wie ein Exot. Der Text ist sehr hart und nichts für Schwangere die sich auf ihr Kind freuen oder Muttis in der Babyblase. Macht mir bitte keine Vorwürfe, die mache ich mir selbst schon genug. Ich habe einfach meine Gefühle aufgeschrieben.
Bin jetzt in der 17 SSW mit Ende 30. Ungeplant und ungewollt, man kann es kurz als Verhütungspanne bezeichnen, nur knapp ein Jahr nach einem Kaiserschnitt. Kinderplanung ist komplett abgeschlossen, leider habe ich es versäumt mich sterilisieren zu lassen. Habe es relativ früh bemerkt und mich gleich um einen Beratungsschein für einen Abbruch gekümmert.
Erster Termin in Klinik zur Aufklärung, irgendwie konnte ich diese Mifegyne da nicht nehmen. Ich hatte Angst vor den Schmerzen und habe vielleicht zu viele Geschichten im Internet gelesen. Der Arzt meinte, es ist noch sehr früh, wenn ich mir unsicher bin kann ich noch abwarten ob überhaupt der Herzschlag einsetzt (in meinem Alter wohl keine Seltenheit). Tja, der Herzschlag war dann doch da.
Ich war einfach nur am Boden zerstört. Meine ganze Lebensplanung ist dahin. Ich habe keine Kraft für zwei kleine Kinder, bin jetzt schon überfordert. Ja, es gibt einen Partner/Vater aber letztendlich bin ich den Tag doch alleine daheim. Er meinte, er steht hinter jeder Entscheidung, die kann mir aber keiner abnehmen. Hilfe gibt es von der Familie keine (zu weit weg oder toxisch).
Zu keinem Zeitpunkt habe ich positive Gefühle, Mal bin ich komplett fertig, ergebe mich dem Schicksal oder verdränge es. Ich hasse jede Veränderung an meinem Körper. Es ist so unangenehm wenn ich Bewegungen spüre. Wenn es ganz schlimm ist habe ich das Gefühl zu ersticken. Freude ist ganz ganz weit weg.
Es klingt blöd, aber ich hatte sie Hoffnung die Natur erledigt das für mich. Ich hasse dieses kleine Wesen in mir nicht, es tut mir einfach leid weil es nichts dazu kann. Nur positive Gefühle lassen sich nicht erzwingen. Die Zeit kann ich leider nicht zurückdrehen, so sehr ich es mir wünsche. Es ist von den Gefühlen einfach das komplette Gegenteil von dem, wie es bei meinem ersten Kind war.
Zweiten Termin für operativen Abbruch vereinbart, keine Ahnung was da wieder mit mir los war. Schuldgefühle? Angst? Jedenfalls habe ich diesen wieder platzen lassen. Ich sollte an dieser Stelle erwähnen, bin sehr religiös erzogen worden, habe mich davon aber distanziert und bin Atheist. Wie viel von dieser religiösen Gehirnwäsche noch im Unterbewusstsein da ist, keine Ahnung, es hat aber leider sicherlich zu dieser Entscheidung dazu beigetragen.
Tja dann haben wir es halt verkündet. Bei Glückwünschen habe ich weggehört.
Die letzten Wochen habe ich mich irgendwie damit abgefunden. Aber keine positiven Gefühle, habe mich einfach ergeben und in einer Blase gelebt. Es ist manchmal so schlimm dass ich die Nähe zu meinem kleinen Kind nicht ertrage (obwohl ich es sehr liebe), es ist jetzt aus dem Gröbsten raus. Ich wollte so gerne wieder arbeiten. Und reisen! Mich kotzt diese ronantisierung der Mutterschaft so an! Mit einem Kind bekommt das irgendwie noch unter, aber niemals mit zwei, mit so einem geringen Altersunterschied. Ich bin keine Hardcore Mutter, es ergibt für mich keinen Lebenssinn. Es fühlt sich einfach so an als ob ich mit einem Auto auf eine Wand zu rase und kann nicht raus. Bin froh wenn ein Tag überstanden ist und ich wieder ins Bett kann. Ich funktioniere.
Nun habe ich das Geschlecht erfahren, natürlich genau das womit ich am wenigsten etwas anfangen kann. Das hat mich wieder in ein Loch geworfen. Ich kann nicht mehr schlafen. Irgendwie wünsche ich mir einfach einzuschlafen und nicht mehr aufzuwachen. Aber antun kann ich mir nichts, ich liebe mein Kind (15 Monate) zu sehr.
Ich weiß, es ist weitaus mehr als eine Schwangerschaftsdepression. Natürlich habe ich mir auch überlegt psychologische Hilfe zu suchen. Aber was soll mir das bringen. Ich bin nach wie vor schwanger mit einem Kind das ich nicht will. Irgendwie bereue ich es dass ich zu feige für den Abbruch war.
Schwanger und so unglücklich
Hallo
Ich kann es sehr gut nachempfinden dass du dich nicht freust, mir ging es bei einem Kind ähnlich. Dieses Gefühl war sogar noch nach der Geburt etwas vorhanden. Das Kind wurde dann einige Wochen nach der Geburt sehr krank und ab da hat es klick gemacht bei mir.
Ich würde mir an deiner Stelle die Möglichkeit der Adoption offen lassen. Nur damit du für dich einen Ausweg hast und nicht glaubst das du zu diesem Kind gezwungen wirst. Mit dem Au Pair würde ich mir noch Zeit lassen. Habe zwei Freundinnen die damit keine so guten Erfahrungen gemacht haben. Einmal fühlte sich meine Freundin zusätzlich unter Druck gesetzt weil sie ja für sie kochen musste (extra , sie war veganerin) und sie quasi fast nicht mehr alleine waren im Haus und bei der zweiten passte die Chemie überhaupt nicht. Aber es gibt natürlich auch positive Bespiele. Ich persönlich würde da eher Haushaltshilfe, Babysitter usw organisieren als dass ich zusätzlich eine Person im Haus habe.
Dann würde ich zum Hausarzt gehen und ihm sagen dass du so eine negative Grundstimmung hast . Es gibt da sicher auch Schwangerschaftsverträgliche Medikamente oder pflanzliche Alternativen. Hormone können echt fies sein.
Und zum Schluss würde ich mit ziemlicher Sicherheit sagen dass du dich in dieses Kind genauso verlieben wirst, wie on dein erstes. Es dauert dieses Mal etwas länger aber wenn du es das erste Mal siehst schaut die Welt schon besser aus.
Lg
Hallo,
Die Vorraussetzungen (eigenes Alter, Altersabstand der Kinder, Geschafftheit) sind bei uns sind ähnlich, nur dass wir absichtlich noch einmal schwanger geworden sind. Absichtlich nah, aufgrund unseres Alters.
Als ich es dann war, hab ich nur gedacht scheisse, warum haben wir das gemacht und war sehr unglücklich mit vielen Ängsten belastet und wusste nicht wie ich (mein Mann ist ein toller Vater aber den Großteil muss ich eben stemmen wie auch du) das schaffen soll. Zusätzlich hat es auch das Geschlecht, was mein erstes Kind hat und ich nicht so glücklich darüber war es noch einmal zu bekommen (wollte klassisch immer beides).
Abtreibung stand allerdings nie im Raum, da das Kind ja absichtlich gezeugt wurde und nichts für meine Gefühle konnte.
Es wurde auch im Lauf der Schwangersschaft nicht wirklich besser. Ich habe da viel mit meiner Hebamme und Ärztin drüber gesprochen, aber so richtig geändert hat das nichts.
Nach der Geburt veränderte sich dann aber alles, vor allem meine Gefühle, spätestens nachdem mein kleines Kind so begeistert über unser Baby war verschwand diese ganze Ablehnung. Heute ist das kleine Kind 10 Monate und ich liebe es genauso wie mein erstes und die beiden spielen jetzt schon total schön miteinander, da geht mir das Herz auf, wenn ich das sehe (und ich bin absolut in keiner Babyblase und war es auch nie). Die ersten Monate waren nicht ohne, da ich auch absolut (auch bei meinem ersten Kind nicht) keine Babymama bin. Ich finde die Baby und Kleinkindzeit einfach nur ätzend und kann mit größeren Kinder ab 3-4 viel mehr anfangen, wenn man reisen und wieder "leben" kann. Verstehe das also sehr gut.
Ich würde dir raten hol dir (psychologische) Hilfe, gerade auch wenn du das Gefühl hast es ist wirklich eine Schwangerschaftsdepression. Bereite jetzt schon alles vor, dass Wochenbett und die Zeit danach möglichst einfach ablaufen. Familie, Freunde; es gibt auch Leihomas und Co die gerne Helfen, Au pair ist wie schon geschrieben definitiv auch eine Idee, vielleicht kann dein Mann auch in Elternzeit mit dem 2.Kind (?).
Es wird besser! Ich sehe endlich Licht am Ende des Tunnels und habe lange Zeit einfach nur "durchgehalten". Ich denke du schaffst das auch. Ich glaube auch nicht, dass du zu feige warst, sondern dass in dir etwas war, dass das Kind behalten wollte. Unser Kind war durch und durch geplant und ich war trotzdem furchtbar unglücklich, als ich schwanger war. Bitte gib nicht auf. Hol dir Hilfe, erwarte auch von dir selbst jetzt keine Freude, musst du auch nicht. Kümmere dich gut um dich selbst und der Rest wird sich fügen. Ich finde es wichtig da jetzt aktiv zu werden und vorzubereiten, damit hinterher alles einfach läuft.
Ich wünsche dir alles erdenklich Gute!
Hallo, ja unsere Geschichten sind wirklich sehr ähnlich. Bis auf die "Planung". Danke dir dass du deine Erfahrungen teilst. Es beruhigt mich irgendwie zu wissen, ich bin nicht die einzige die so fühlt. Man erwartet von einer Frau einfach, sobald sie schwanger ist, nur Glücksgefühle, Freude, totale Selbstaufgabe mit Kindern. Habe so das Gefühl, gerade Frauen verurteilen einen wenn man negative Gefühle hat, das Thema triggert viele Muttis. Ich kann so richtig nur mit meinem Mann reden, als Mann kann er das zwar nicht nachempfinden, er zeigt aber Verständnis und verurteilt mich nicht.
Ja, du hast Recht. Unterm Strich bleibt es ja immer an uns Müttern hängen. Natürlich muss auch Geld nach Hause kommen, das übernehmen die Männer. Er ist auch selbstständig, daher ist keine richtige Elternzeit möglich. Zum Glück schafft er es aber nicht mehr als 35-40 Std. zu arbeiten.
Au-Pair kommt nur in Frage, da wir im Haus noch eine kleine Wohnung haben mit eigenem Bad, Küche und Eingang. Würde es nicht wollen dass 24/7 hier eine fremde Person im Haus ist. So gäbe es feste Arbeitszeiten zur Kinderbetreuung. Habe mich bei pro familia auch wegen Tagesmutter etc. erkundigt. Ganz schwierig, nur die Härtefälle werden unterstützt, da ist das Jugendamt aber ständig präsent.
Ich denke auch, das große Kind wird sich über das Geschwisterchen sehr freuen. Das stützt mich irgendwie. Und ich hoffe, so wie du schreibst, dass in ein paar Jahren die Kinder sich gut miteinander beschäftigen können. Das erste Jahr wird verdammt hart, da mache ich mir keine Illusionen. Aber ich hoffe irgendwann wenigstens für ein paar Stunden zu arbeiten. Einfach Mal raus, wo ich keine Mama bin sondern Frau xy. Eine helle Bluse anziehen, Haare offen, Schmuck tragen. Und reisen! Gott wie mir das fehlt!
Seien wir ehrlich. Junge Mütter um die 25 klagen über Schlafmangel und Abgeschlagenheit. Was sollen wir "alte" Mütter da sagen? Ich könnte keine Nacht mehr in der Disco durchhalten.
Ich kann mir gerade nicht vorstellen dass mir jetzt irgendwas richtig helfen würde, meine professionelle Hilfe. Ja, vieles deutet auf eine Schwangerschafs Depression hin, es kommt dazu, ich bin in einer Situation die ich auf keinen Fall wollte. Ab kommenden Monat habe ich eine Hebamme, da werde ich das Thema ansprechen. Habe gesehen, es gibt in der Klinik für solche Fälle auch eine Schwangerensprechstunde. Da kommt es natürlich darauf an was die überhaupt noch an Kapazitäten haben. Und ob es was bringt.
Ich hoffe einfach, das Baby wird durch meine Psyche nicht negativ beeinträchtigt. Das kleine ist unschuldig und kann nichts dafür. Es soll die selbe Liebe bekommen wie sein Geschwisterchen.
Auch wenn ich mir verzweifelt ein weiteres Kind wünsche und der Weg zum geschwisterkind extrem steinig ist- ich kann deine Gedankengänge extrem gut verstehen. Als meine Tochter 15 Monate alt war hätte ich alles gewollt, nur nicht ein weiteres Kind. Ich hab zu meinem Partner damals auch gesagt-wenn ich jemals sagen sollte ich will noch ein Kind, bitte hau mir eine rein. Aber kinder werden größer und ab 3 wird es viel viel entspannter. Nimm die au pair Lösung echt an und dein Mann muss auch mehr da sein, das muss einfach sein. Und wenn du merkst es geht wirklich absolut gar nicht, ziehe wirklich Adoption in Erwägung.
Hallo, ja wenn ein Wunsch da ist, ist es nochmals ein anderes Thema. Da sind es sicher Gründe aus Vernunft die dagegen sprechen. Was natürlich genauso wichtig ist. Mir wurde die Entscheidung abgenommen quasi. Hätte auch damit nicht gerechnet da wir bei dem ersten Kind wirklich ewig gebraucht haben um schwanger zu werden, standen kurz vor einer Kiwu Behandlung. Da hab ich auch nach der Geburt gesagt, freiwillig tue ich mir das nicht mehr an. Kann ich eigentlich immer noch so sagen.
Das große Kind kommt quasi parallel zur Geburt in die Kita, das wussten wir beim Anmelden natürlich noch nicht. Ich hoffe auch dass wir in einigen Jahren auch sagen können: war nicht einfach, aber die beiden beschäftigen sich so schön zusammen und für uns ist es entspannter.
Hallo lizzja,
dich plagt, dass es nicht geplant war.
Es ist kein Versagen von deiner Seite, dass du schwanger geworden bist!
Und den Wert deines Kindes schmälert es auch nicht, dass es nicht der Plan war.
Dir steht in jedem Moment frei, dein Ja zu sagen.
"Freiwillig tue ich mir das nicht mehr an." Du fühlst dich in deiner Souveränität verletzt.
Ein anderer Gedanke für dich:
Es ist ein Glück, dass du nicht bis zur KiWU-Behandlung "musstest".
Schau und hör´ dich mal in dem Bereich um, wieviel Unfreiwilligkeit es da gibt.
Vielleicht versöhnt dich das etwas mit deinem jetzigen Schicksal.
Und ich meine das mit Schicksal nicht ironisch!
Vielleicht kannst du sogar eines Tage sagen: "Das Schicksal meinte es gut mit uns."
Besser als dir selbst eingefallen wäre, du dir zugetraut hättest.
Zwei Kinder hast du "einfach so" "bekommen".
Dass zwei miteinander spielen und ihr euch entspannen könnt - glaube ich ganz sicher und hoffe und wünsche ich für dich und gönne es dir auch!
Das DIY ist einfach ein großer Druck in der Familienplanung (allein das Wort bringt es ja schon zum Ausdruck).
Wir haben eben nicht alles in der Hand.
Und irgendwie ist das doch auch gut.
Alles Liebe für dich!