Ungeplant und ratlos.

Hallo ihr lieben, ich bin neu hier und sehr verzweifelt. Ich bitte um Meinungen und einen Rat.
Ich habe letzte Woche positiv getestet. Ich bin müsste jetzt in der 6ssw sein. Habe nächste Woche einen Termin bei meinem frauenarzt.
Ich weiß, dass sich viele immer schon früh immer Kinder gewünscht haben, ich gehörte nie dazu. Ich mag meine Unabhängigkeit, auch wenn viele das als egoistisch sehen. Vielleicht bin ich das auch aber ich sehe mich überhaupt nicht als Mutter. Ich habe große Angst, die falsche Entscheidung zu treffen. Ich war immer gegen Abtreibungen, jetzt denke ich drüber nach.
Mit dem Vater bin ich nicht zusammen und wir stehen in einer äußerst ungünstigen Konstellation zusammen und der Gedanke, ihn nie wieder aus meinem Leben zubekommen, macht mir Angst. Zumal er sich nicht sonderlich gefreut hat. Er hat selbst einige Probleme.
Ich habe lange meinen kranken Opa gepflegt und das war nicht immer leicht, ich bin oft an meine Belastungsgrenze gekommen. Ich denke einfach das ich dem ganzen nicht gewachsen bin, zudem kommt, dass mein Vater schwer an Krebs erkrankt ist und ich mich jetzt um ihn kümmern muss.
Ich bin Anfang des Jahres erst umgezogen. Ich weiß nicht wie ich das finanziell alleine schaffen soll. Ich habe große Angst, dass wenn ich das Kind bekommen würde, ich es so sehr bereuen würde und dem Kind nicht das geben kann, was es braucht.
Ich bin wirklich sehr verzweifelt. Ich war auch schon beim Beratungsgespräch, doch wirklich hilfreich war es nicht, auch wenn die Frau sehr nett war.
Ich hoffe ihr verurteilt mich nicht, sondern gebt mir hilfreiche Tips.
Hat jemand an eine Abtreibung gedacht und es später bereut, es nicht gemacht zu haben oder anders rum?
Vielen Dank das ihr euch die Zeit nehmt.

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Eine schwierige Situation, in der du steckst. Man muss nicht zwingend abtreiben. Vielleicht über Adoption nachdenken?! Dann bleibt dir noch genug Zeit um dich evtl. doch für das Kind zu entscheiden. Alles Gute!

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Liebe Smaragd,
gerne nehme ich mir Zeit! Du selbst nimmst dir ja auch die Zeit. :-)

Und zwar für Menschen, die dir am Herzen liegen. Dein Opa und dein Vater.
Und nun für dich selbst, indem du deine Situation hier schilderst.

Es ist viel! Du hast ja auch noch dein eigenes Leben und versuchst, eine Beziehung aufzubauen. Was nicht so einfach ist für dich.

Deinen Wunsch nach Unabhängigkeit verstehe ich daher gar nicht als egoistisch, sondern als notwendigen Ausgleich zu deiner Fürsorge für andere.
Du hast dich für deinen Opa eingesetzt bis er starb und nun hast du mit deinem Vater diesen Weg vor dir. Da ziehe ich meinen Hut, dass du dazu bereit warst und bist!

Nun überlegst du, ob deine Fürsorge ein Kind ausreicht.
Das Kind würdest du ins Leben, in eine Zukunft begleiten. Das weckt noch einmal ganz andere innere Kräfte.
Du siehst dich nicht als Mutter. Wie bedeutsam ist das aktuelle Selbstbild? Ob du dich früher als Pflegende deines Opas und Vaters gesehen hast?

Wenn du die Ressourcen hättest, würde das Kind vermutlich in diese Reihe gehören: Menschen, die dir am Herzen liegen. Das Kind auf die Welt gebracht zu haben, würdest du vermutlich nicht bereuen. Sondern es würde dich schmerzen, wenn du deinem Kind nicht geben könntest, was es braucht.

Die Frage ist, was du im einzelnen brauchst, um für dein Kind sorgen zu können.
Das ist zum einen finanzielle Unterstützung und auch zeitliche und emotionale, vermute ich.

Wie wurden diese Themenbereiche beim Beratungsgespräch aufgegriffen? Vielleicht ist ein zweiter Termin sinnvoll.

Für die Beziehung zum Kindsvater brauchst du erstmal Orientierung: Was heißt es, ein Kind miteinander zu haben und kein Paar zu sein? Das wäre ein weiteres Thema für die Beratung, damit du Sicherheit für dich bekommst.
Für sein Leben bist du jedenfalls nicht verantwortlich.

Du hast jetzt Zeit, diese Fragen gut zu durchdenken und dich zu erkundigen.

Eine Frage vielleicht noch zum Schluss meiner Gedanken:
Wie war dein erstes Gefühl nach dem positiven Test?

Liebe Grüße von Kyra

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Liebe kyra, vielen Dank für die Liebe Nachricht.
Ich habe die letzte Zeit viel nachgedacht. Damals hätte ich mir die Aufgabe nicht zugetraut, meinen Opa zu pflegen. Ich bin da so reingewachsen und habe jeden Tag neue Sachen dazugelernt und gemacht, von denen ich ich es nie gedacht hätte. Und ich glaube, beim muttersein wird es genauso.

Im Beratungsgespräch wurde alles aufgegriffen, was ich für Möglichkeiten habe. Die Frau war wirklich sehr nett und hat mir auch angeboten, noch mal wieder zu kommen. Ich denke, dass ich das Angebot auch annehmen werde.

Es gibt viele Alleinerziehende die das wirklich toll machen. Meine Eltern haben sich auch früh getrennt, allerdings war mein Vater immer für mich da und wir haben sehr viel Zeit zusammen verbracht.

Vielleicht muss ich mich innerlich von dem Gedanken lösen, dass es alles so wird wie man sich vorstellt.

Ich wusste schon bevor ich getestet habe, das ich schwanger bin. Ich hab es ein paar Tage vorher geträumt. Und als meine Periode dann überfällig war, war es mir klar.
Als ich den zweiten Strich gesehen habe, ist mir erst mal total schlecht geworden.
Ich habe auch von einer Fehlgeburt geträumt, vielleicht kann ich mich deswegen nicht ganz drauf einlassen.

Als die Ärztin heute beim Ultraschall nichts gesehen hat, war ich irgendwie traurig und etwas erleichtert. So habe ich noch ein paar Tage mehr, mir Gedanken zu machen.

Liebe Grüße

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Liebe Smaragd,

beim Lesen war ich erst mal richtig gerührt. Du hast deinen Opa gepflegt, und nun kümmerst du dich um deinen krebskranken Vater. Das erfordert unglaublich viel Kraft, und ich weiß, dass ich diese nicht annähernd hätte. Ist die Fürsorge für deinen Vater eine palliative Pflege oder gibt es Aussicht auf Heilung und er ist grade in der aktiven Behandlungsphase?
Hast du Unterstützung bei dieser Pflege? Ambulanter Pflegedienst, Diakonie, etc?
DU hast auch dein eigenes Leben und du darfst dich in diesem zur Priorität machen. Es kann nicht sein, dass du nur lebst um dich um andere zu kümmern. Egal wie sehr man die eigenen Eltern liebt oder nicht, man ist nicht verpflichtet jeden Teil der Pflege im Krankheits- oder Pflegefall selbst zu übernehmen. Such dir auch dabei Unterstützung, Hilfe. Eventuell könnte dir eine Beratung für pflegende Angehörige in deiner Stadt helfen.

Nun zu deinem eigentlichen "Problem". Ich kann es sehr gut verstehen, dass du in deinem eigenen Leben auch irgendwann dran kommen möchtest. Auch wenn du das Kind nicht selbst aufziehen und dich kümmern kannst/möchtest, weil du anderen schon so viel von dir gegeben hast, es gäbe immer noch die Möglichkeit einer Adoption, einer Pflegschaft. Beides ist auch offen möglich, so dass du Kontakt zum Kind halten kannst. Soweit ich weiß gibt es auch die Möglichkeit der Pflege mit dem Ziel, dass das Kind irgendwann vollständig zur Mutter zurück kann, wenn diese sich in ihrer Mutterrolle gestärkt und für die Kindererziehung bereit fühlt.
Du musst nicht abtreiben, wenn du das nicht möchtest. Und du bist dennoch nicht gezwungen, das Kind selbst aufzuziehen.
Es ist auch in Ordnung, dich für einen Abbruch zu entscheiden, wenn du dich mit dem Gedanken an Adoption oder Pflege auch nicht anfreunden kannst.
Es ist auch in Ordnung, dich für das Kind zu entscheiden und deine Aufgaben und Prioritäten neu zu sortieren.
Es ist dein Leben, und du bist wichtig, du bist die Hauptperson in diesem, und DU allein darfst entscheiden.

Ich stimme Kyra zu, es klingt als bräuchtest du eine erneute Beratung. Wo hat deine erste Beratung statt gefunden? Bei ProFamilia?
Du kannst auch zu einer anderen ProFamilia Filiale gehen, und dort nochmal ganz andere Aspekte ansprechen und konkret Informationen dazu einfordern: Pflege, Adoption, finanzielle Unterstützung als Alleinerziehende, usw.
Man kann sich auch bei der Diakonie beraten lassen. Dort kannst du auch noch weitere Unterstützung bezüglich deiner Betreuungssituation einholen.

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Liebe Efeulvy, ich danke dir auch sehr für deine lieben Worte und die Zeit.
Wir haben die Diagnose erst im Februar bekommen, vorher sind wir von einem Arzt zum anderen und keiner wusste was er hat. Er hat Lymphknotenkrebs im IV Stadium, dieser hat allerdings in mehreren Bereichen gestreut.

Es gibt wohl zum Glück eine Chance auf Heilung. Er sollte jetzt die 3. Chemo bekommen, das geht aber nicht, da die Nierenwerte schlecht sind und er ist aktuell wieder zur Beobachtung im KH.

Ich werde noch mal einen Beratungstermin wahrnehmen. Die hatte auch gesagt das ich immer wieder kommen kann. Auch wenn ich das Kind behalte oder aber auch abtreibe.
Ich war bei donum vitae.

Ich weiß auch das meine Familie sich sehr über ein Baby freuen würde und meine Mama würde gerne drauf aufpassen.
Nur konnte ich mich bislang nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass mir das Leben wieder einen Strich durch meine Rechnung gezogen hat. Ich wusste nicht mal, ob ich überhaupt Kinder möchte und dann schon gar nicht ohne Partner.

Es kommt im Leben immer anders als man denkt und ich werde jetzt den nächsten Termin abwarten. Wenn auch etwas ungeduldig und ich gestehen muss, auch etwas enttäuscht gewesen bin, als man auf dem Ultraschall nichts gesehen hat.

Ich werde weiter berichten und möchte mich noch mal vom ganzen Herzen bedanken