Hey, ich hatte vor etwa einem halben Jahr eine Abtreibung. Ich wollte das Kind lieber behalten, mein Mann war strikt dagegen.
Ich kann es mir rückblickend kaum erklären, dass ich die Abtreibung gemacht habe. Ich war bis zum letzten Moment hin und her gerissen.
Danach war ich erstmal erleichtert, aber die Trauer kam dann sehr schnell und heftig. Unsere Beziehung leidet sehr darunter.
Mein Mann sagt nun, er bereut es und er hätte sich nicht vorstellen können, wie sehr ich darunter leiden würde.
Irgendwie waren wir beide überfordert, wie im Tunnel. Es war ein Fehler, das sehen wir beide so. Er meint auch, es wäre nun ganz anders, wenn wir "absichtlich" ein Kind zeugen. Ich bin total verwirrt. Ich hatte schon länger einen Kinderwunsch. Jetzt frage ich mich, ob wir es tatsächlich wagen sollten oder ob wir uns damit wieder in so ein Chaos stürzen.
Geplant schwanger werden nach Abtreibung
Es ist schon eine Veränderung vor sich gegangen, finde ich. Also eine Verarbeitung hat stattgefunden. Du konntest deinem Mann deutlich machen, wie es dir (wirklich) ging. Diesen Einblick in deiner Inneres hatte er nicht und konnte es sich nicht so vorstellen. Er versteht dich jetzt besser und bereut auch, was er getan hat bzw. was er nicht getan hat (nämlich sorgfältiger auf dich zu hören). Dein Hin und her war ja wegen seinen Aussagen. Er war strikt dagegen. Nun ist er "ganz bei dir".
Da hast du recht. Das große Chaos hat viel durcheinander gebracht und doch haben wir die Chance, etwas positives daraus zu ziehen oder etwas zu lernen. Er hätte auch gehen können, egal ob die Schwangerschaft weiter bestanden hätte oder nicht. Dass er sich nach dem vielen Jahren und dem letzten schweren halben Jahr doch zu mir zu uns bekennt, indem er sagt, er möchte es nochmal wagen, aber eben bewusst und nicht so überrumpelt zu sein... das macht mich glücklich und gleichzeitig ist da Angst und Zweifel. Wenn er sich doch irrt? Wenn es doch nicht anders ist, obwohl es geplant ist?
Hallo du Liebe,
jetzt kamen nochmal Einschätzungen, die eher deinen Zweifel nähren.
Ich glaube, das funktioniert immer.
Es gibt diese Neigung, sich aus der Spur bringen zu lassen.
V.a., wenn man nach außen schaut und auf die Gefühle anderer.
Es kann also sein, dass immer ein kleiner Zweifel sein und bleiben wird - und dass es gilt, gerade den zu überwinden.
Es eben "zu wagen".
Du hast die Erfahrung gemacht, dass der Zweifel in die Chaossituation geführt hat.
Da du ja einerseits einen Kinderwunsch gehabt hast und dich doch "rausbringen" hast lassen.
Obwohl du in dir selbst sicher warst. Vielleicht dir selbst gar nicht so eingestanden.
Ihr seid ja weiterhin gut begleitet in der Therapie.
Und damit auch in den Momenten, wo dir alles wieder unsicher erscheint.
Vielleicht hilft dir diese Perspektive:
Wann warst du am ehesten du selbst? In welchen Momenten? Oder in welchem einzelnen Moment?
Die Erinnerung daran macht dich stärker.
Und eine Beziehung wächst, wenn sich die Stärken und das Gute "aufschaukeln".
Es ist etwas, was man üben kann. Was man für sich selbst und auch miteinander beschließen kann:
Auf ein gutes Wort ein gutes Wort antworten, auf eine gute Geste wieder eine gute Geste.
Wenn was Negatives kommt:
vom Negativem absehen und wieder auf das zurückkommen, was an Gutem gesagt war.
Vertrauen eben. Grundvertrauen. Der andere bleibt bei seinem Wort, auch wenn Unsicherheit kommt.
Dieses Vertrauen ist neu gewachsen, so wie du schreibst.
Ich rate euch, mit einem Kind noch zu warten. Ein halbes Jahr ist nicht lange her. Hat sich da wirklich so viel grundlegend geändert, dass ihr jetzt beide bereit für ein geplantes Kind wärt, nachdem das ungeplante Kind abgetrieben wurde?
„Er meint auch, es wäre nun ganz anders, weil wir absichtlich ein Kind zeugen.“
Dieser Satz lässt mich daran zweifeln, dass ein Kind für euch beide jetzt eine gute Idee ist. Weißt du, ein Kind zu bekommen, ob geplant oder ungeplant, das hat ganz viel damit zu tun, die Kontrolle abzugeben… dem Leben zu vertrauen… das anzunehmen, was kommt (denn man kann sich am Ende nicht aussuchen, ob und wann ein Kind kommt, welches Geschlecht, welchen Charakter es haben wird, ob es gesund ist und bleibt…). Also ja, ihr würdet euch damit in ein Chaos stürzen und das empfehle ich euch zum momentanen Zeitpunkt nicht.
Eltern werden ist eine große Initiation und Transformation. Und eine heftige Prüfung für die Beziehung, allein durch die involvierten Hormone und Emotionen, in der Schwangerschaft und auch danach. Das braucht eine sehr stabile Basis, damit die Beziehung hält (viele Beziehungen zerbrechen daran, auch deshalb gibt es so viele Alleinerzieherinnen).
Ich sehe insbesondere bei deinem Partner keine guten Motive, um jetzt ein Kind zu bekommen. Wäre er wirklich bereit dafür, wäre er nicht vor sechs Monaten so vehement für eine Abtreibung gewesen. Und Schuldgefühle sind kein guter Grund, ein Kind zu zeugen, und das bringt auch nichts im Sinne einer Wiedergutmachung, denn das abgetrieben Kind kommt nunmal nie mehr wieder zurück.
Mein Rat: arbeitet weiter an euch und eurer Beziehung. Das Kinderthema könnt ihr euch in ein paar Jahren ja wieder anschauen, wenn es dann noch aktuell und ihr noch zusammen sein solltet.
Es geht nicht um das Eltern werden an sich, wir haben bereits ein Kind. Es ging eher um die Veränderungen, die ein weiteres Kind mit sich bringt, die meinen Partner so verunsichert haben. Jetzt möchten wir bewusst ja zu diesen Veränderungen sagen.
Vor dem Hintergrund, dass ihr sogar schon ein Kind habt (was übrigens ziemlich überraschend kommt, da vorher nie erwähnt) und dann die Aussicht auf ein zweites derartige Verunsicherung auslöst, dass es abgetrieben wird, finde ich die Antwort der Vorrednerin umso treffender. Für mich ist das keine wirkliche innere Änderung zur Ausgangssituation erkennbar. Was soll denn da nun anders sein, nur weil ihr jetzt "bewusst ja" zu den Veränderungen sagt? Man muss auch ja sagen können zu allen Eventualitäten die auftreten können (zB Kind krank oder sonstwie nicht wie geplant). Kann man das nicht, dann soll man es lieber lassen. Umso mehr als dass ihr ja bereits ein Kind habt.
„Ich hatte schon länger einen Kinderwunsch.“
Vor der abgebrochenen Schwangerschaft schon? Dann wart ihr tatsächlich massivst überfordert, wenn ihr dennoch abgetrieben habt. Auch jetzt scheinst du überfordert zu sein, da du unsicher bist und hier fragst. Würdest du nochmals abbrechen aus Überforderung? Glaub mir, wenn alles okay wäre, dann wüsstest du die Antwort.
Warte noch ein wenig und wenn du dich mit dem Gedanken, ein Kind auszutragen, angefreundet hast, dann legt los 😊.
Hallo du Liebe,
du hast hier ganz unterschiedliche Ansichten bekommen.
Obwohl du dir offensichtlich schon weitestgehend sicher warst, was eine gewünschte Schwangerschaft angeht. Eher hat es sich durch die Antworten für dich noch verdichtet, dass es jetzt möglich sein sollte. Weil ihr euch einig seid in der Perspektive auf das, was war.
Eine Annäherung könnte für dich und euch beide sein, deine Fruchtbarkeit bewusst kennenzulernen durch Zyklusbeobachtung nach der Symptothermalen Methode. Du erlebst sozusagen deine fruchtbare Zeit, wenn du Zervixschleim wahrnimmst und dann, wenn du dieses Phänomen kennst, aufmerksam beobachtest.
Geht die Aufwachtemperatur anschließend hoch, war es sicher die fruchtbare Zeit im Zyklus. Die Temperaturhochlage ist dann die sicher unfruchtbare Zeit im Zyklus. Vielleicht kennst du dich damit schon aus und sage dir gar nichts Neues.
Für die etwas offene Frage, ob wagen oder nicht, finde ich Zyklusbeobachtung ein sehr hilfreiches Umgehen mit der Fruchtbarkeit. Man bleibt als Paar im Gespräch und entscheidet sich bewusst, die fruchtbare Zeit zu nutzen mit der Hoffnung auf eine Schwangerschaft. Natürlich mit einer gewissen Offenheit, weil eine Schwangerschaft nicht garantiert ist. Aber die Haltung kommt zum Ausdruck und ihr sprecht jeweils darüber, wie es euch geht.
Für mich ist das durch alle Lebenslagen ein sehr guter Weg und ich fühle mich persönlich gesehen, was uns wiederum als Paar guttut. Ich fühle mich nicht ausgeliefert oder fremdgesteuert, sondern souverän. Wichtig ist allerdings die persönliche Beobachtung und Auswertung des Zyklus. Das wird in den meisten Informationen oder Apps zum Zyklus leider nicht so deutlich.
Als Paar gemeinsam - das macht für mich die Symptothermale Methode sehr wertvoll. Über die Kenntnis meiner selbst hinaus. Aber auch das ist schon ein Plus.
Diesen Tipp wollte ich dir gerne dalassen.
Alles Gute dir und euch zusammen für euren weiteren Weg!
Seit der Abtreibung messe ich wieder die Tempi. Kenne das noch von der ersten Schwangerschaft. Im Moment messe ich aber, um nicht schwanger zu werden, das habe ich jetzt auch nochmal festgestellt. Es ist wohl für uns noch nicht der Zeitpunkt gekommen, es zu wagen. Es tut natürlich gut, wenn er sagt, er möchte noch ein Kind, eine Bestätigung, dass wir zusammen in eine Richtung gehen. Aber letztlich muss wohl noch mehr Sicherheit entstehen. Wenn ich vertrauen würde, hätte ich den Beitrag nicht gestartet.
Ich hätte gern Erfahrungen von anderen in dieser Situation gehabt. Im großen und ganzen sind aber doch die meisten gefestigt mit ihrer Entscheidung zur Abtreibung. Ich war bis zum Ende unsicher und bereue es. Es wird sich zeigen, was die Zukunft bringt.
Ihr seid schon viele Schritte gemeinsam gegangen und du brauchst noch mehr Sicherheit.
Das Vertrautsein mit dir selbst in puncto Fruchtbarkeit kann dazu beitragen.
Und du spürst auch von seiner Seite, wie er in diesem Bereich auf dich achtet.
Dir kommt entgegen, dass du schon Erfahrung in Zyklusbeobachtung hast. Bei Kinderwunsch wird zu Temperaturmessen geraten.
Kennst du auch die Zervixschleimbeobachtung? Das Zeichen, das du am unmittelbarsten wahrnimmst und das dir Fruchtbarkeit anzeigt. Die Achtung davor - von dir selbst und auch von seiner Seite - könnte ein Indikator für Sicherheit sein. Für Annäherung. Für das Vertrauen, das du suchst und brauchst.
Weil er von Anfang an mit erspürt, was in dir vorgeht. Das war ja leider nicht so bei der letzten Schwangerschaft.
Ja, und auch für Selbstsicherheit kann es ein Indikator sein. Solange du nicht sicher bist, signalisierst du ihm das. Und du spürst, wann du dir und ihm vertrauen kannst. Bestimmt erkennst du, wann es so weit ist.