Abtreibung oder behalten? Schwierige Bedingungen

Hallo liebe Community,

ich befinde mich derzeit in einer verzwickten Lage und hoffe auf etwas Beistand.

Meine Situation ist wie folgt: ich (29, bald 30) hab vor ein paar Tagen einen positiven Schwangerschaftstest erhalten. Mein Partner (31) und ich sind aus allen Wolken gefallen. Für ihn war sofort klar, er will das Kind nicht. Später ja, aber im Moment nicht. Er sei selbst noch zu sehr Kind und möchte noch viel reisen und unabhängig sein. Auch hatten wir in der letzten Zeit viele, sehr heftige Auseinandersetzungen und wir sind erst knapp 2 Jahre zusammen.
Da ich grundsätzlich einen Kinderwunsch habe, aber weiß, dass ich auf seine Unterstützung nicht zählen kann, stehe ich der Sache ambivalent gegenüber. Einerseits denke ich mir, habe ich das richtige Alter dafür und fühle mich dem auch gewachsen und muss mich nicht weiter „ausleben“, andererseits möchte ich nicht wissentlich alleinerziehend sein. Dazu kommt, dass ich erst vor einem Monat einen neuen Job in Luxemburg angefangen habe, sprich, ich hätte noch nicht einmal einen Anspruch auf irgendwelche sozialen Leistungen, in Deutschland vermutlich auch nicht, da ich abgemeldet bin. Sollte ich wieder zurück in meine Heimat gehen (350km entfernt von mir), müsste ich bei 0 anfangen und wahrscheinlich vom Bürgergeld leben, was für mich ein entsetzlicher Gedanke ist. Plus, das Kind würde endgültig ohne Vater aufwachsen. Auch ist die Unterstützung aus dem familiären Kreis eher schwierig, da meine Mutter recht labil ist und nur wenig Kraft und Nerven hat, um mal auf einen Säugling aufzupassen. Meine Schwester käme da noch eher in Frage, aber sie hat selbst eine 2 Jährige Tochter und plant Ende des Jahres schwanger zu werden. Ich wäre also eher eine Last für beide Parteien. Außerdem wird mir beim Gedanken schwindelig, alleine mit einem Kind neu anfangen zu müssen, mit dem Wissen, wahrscheinlich in die Armut zu rutschen. So habe ich mir das nie für (m)ein Kind gewünscht.
Ich habe nur Angst, dass ich diese Entscheidung (ob behalten oder nicht) irgendwann bereuen werde. Würde ich abtreiben, könnte ich meine Beziehung zu meinem Partner wieder festigen, die ist derzeit eher instabil. Nach 2-3 Jahren (dann wäre er wohl bereit für Kind) wäre ich zudem finanziell besser aufgestellt und würde in der Zeit noch ein Studium absolvieren. Aber wer gibt einem schon die Garantie, dass die Beziehung bis dahin hält und ob es dann auch mit dem Kinderkriegen klappt??

Ich bin leider sehr verzweifelt. Vielleicht hat ja jemand eine ähnliche Situation durchlebt und kann mir seine Erfahrungswerte mitteilen. Gerade hinsichtlich Schwangerschaft + im Ausland leben + instabile Partnerschaft

Lg

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Hi,
ich bin oder war in einer sehr ähnlichen Lage. Mein Partner will auch kein Kind und ich habe mich vor dem Hintergrund all der Dinge, die du auch genannt hast, für einen Abbruch entschieden. Ich bin mit dieser Entscheidung zufrieden, auch wenn ich sie schwer fand und mich dadurch verletzlich fühle.
Ich würde dir empfehlen:
1. Dir Zeit zu lassen, wenn das geht, um in Ruhe drüber nachzudenken.
2. Zu versuchen, mal nur von dir aus zu denken. Was willst DU? Was kannst DU dir vorstellen, für die Mutterschaft aufzugeben und wo sind deine Grenzen?
3. Es nicht von deiner Beziehung abhängig zu machen. Das sage ich aber vor dem Hintergrund eigener schlechter Erfahrungen mit Männern, die in diesem Alter noch so "unreif" sind oder wie man es nennen möchte. Solltest du wirklich Mutter werden wollen, würde ich das nicjt aufgeben, in der Hoffnung die Beziehung kitten zu können. Sich in so einer Entscheidung so stark abhängig zu machen ist, glaube ich, keine gute Idee.

Außerdem haben mir zwei Gedanken geholfen:
1. Du kannst unmöglich jetzt wissen, ob du die Entscheidung, egal welche es wird, irgendwann bereuen wirst. Wichtig ist, dass sich die Entscheidung jetzt richtig anfühlt
2. Du hast noch Zeit. Wenn du jetzt kein Kind bekommst, kannst du in ein, zwei, höchtswahrscheinlich auch in 8 Jahren noch eins bekommen. Uns Frauen wird so ein krasser gesellschaftlicher Druck gemacht! Versuch, dich davon nicht beeindrucken zu lassen.

Außerdem hat mir auch die Beratung bei profamilia geholfen.

So, ich hoffe, ich konnte dir etwas helfen. Ich weiß wie du dich fühlst und schicke dir viel Wärme und Energie!

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Wow, was eine tolle, reflektierte Antwort! Dieser gibt es nichts hinzuzufügen.

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Bezieh dein Herz / Gefühl mit ein. Es kennt die Antwort.

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Es ist bei mir schon etwas länger her, aber ich bin 2015 im Alter von 20 Jahren ungeplant schwanger geworden. Ich war im zweiten Leerjahr meiner Ausbildung und nicht besonders lange mit meinem damaligen Partner zusammen.
Ich habe mich dafür entschieden das Kind zu behalten, obwohl mein Partner dagegen war.
Ich wollte nie Mutter werden und dennoch konnte ich nicht Abtreiben.
Diese Entscheidung hat mich in eine sehr schwere Zeit katapultiert, die mich Körperlich und seelisch sehr gefordert hat. Dies hängt aber auch damit zusammen, dass mein Partner mich zwar nicht verlassen hat, aber auch keine Unterstützung war. Mein Sohn war zudem ein Schreibaby wie es im Buche steht, dass hat es nicht leichter gemacht.
Ich weiß nicht ob ich mich mit dem Wissen von heute nochmal dafür entscheiden würde diesen Weg zu gehen. Ich habe meine Ausbildung nach einem Jahr Elternzeit weitergeführt, dies ist in Deutschland zum Glück möglich aber finanziell war es natürlich Katastrophal.
Wenn du dich bereit dafür fühlst Mutter zu sein, denn kann man es auch unter erschwerten Bedingungen schaffen. Mache die Entscheidung nur nicht von deinem Partner abhänging sonder fühle in dich hinein, was du willst, denn es ist dein Körper.

Ganz liebe Grüße

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Ich finde schon, das man auch über den Partner nachdenken muss.

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Erstmal vielen Dank für eure Nachrichten und das in kürzester Zeit. Ich habe mich durch euch bereits weniger allein und gehört gefühlt. Danke!

Schweren Herzens habe ich mich für einen Abbruch entschieden, trotz Kinderwunsch. In meiner derzeitigen Situation ist ein Kind leider undenkbar. Vor Allem weil mein Partner nur so wenig Verständnis und Empathie besitzt. Ich bin darüber wirklich schockiert und weiß auch nicht, ob diese Partnerschaft noch Zukunft hat.

Er hat nachdem er erfahren hat, dass ich schwanger bin, sogar über sein eigenes Leid geweint, weil er keine Kontrolle mehr hatte und mir immer wieder eindringlich erläutert, dass er das nicht will. Das war schon hart, diese Kälte zu verspüren. „Es“ soll einfach beseitigt werden, damit alles wieder normal sein kann, so sein Wortlaut.

Ich verstehe nicht, wie man(n) so unsensibel sein kann, aber in Extremsituationen zeigen Menschen nun einmal das wahre Gesicht.

Ich hoffe, dass ich mit dieser Entscheidung leben und irgendwann in ein positiveres Kapitel starten kann. Bis dahin muss ich wohl noch durch tiefe Täler schreiten.

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Ich kann das so verstehen und es ist einfach nur schmerzhaft. Mein Partner hat zwar nicht solche Äußerungen gemacht, aber sich nicht mehr wirklich um mich gekümmert und sehr distanziert auf meine Emotionen reagiert, seitdem die Entscheidung zum Abbruch gefallen war. Er ist gar nicht auf die Idee gekommen, dass das für mich einfach weiterhin krass ist. Für ihn ist es einfach "weiter im Text".
Ich kann nicht verstehen, wie unsere Partner so unsensibel sein können. Und gerade solche Bemerkungen zeugen von einer absoluten Unfähigkeit oder Unwillen, zu begreifen, was du gerade durchmachst. Natürlich ist das für deinen Partner auch eine große Sache, aber es geht um deinen Körper, in dem sich das ganze abspielt und der den Eingriff durchmachen muss! Außerdem bist du die mit dem Kinderwunsch und er sollte Verständnis dafür haben, dass das gerade hart für dich ist, auch wenn die Entscheidung richtig ist.
Es macht mich wütend, was du gerade erleben musst. Und es macht mich noch wütender, dass das so häufig so zu laufen scheint.
Ich wünsche dir einfach nur alles Gute und hoffe, dass du das schaffst. Das hoffe ich auch für mich. Wenn du möchtest, können wir in Kontakt bleiben.

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Ich wünsche Euch beiden alles alles Gute!

Ausgehend von dem, was Ihr hier schreibt, bin ich mir ziemlich sicher, dass Ihr beide Euren Frieden mit Eurer Entscheidung machen werdet, auch wenn es vielleicht eine Weile dauert und es den ein- oder anderen Rückschlag geben wird.

Die mit diesem Lebensereignis einhergehende "Erkenntnis" in Bezug auf die bestehende Partnerschaft hat auch ihr Gutes, da es hilft sich nicht an die falsche Person zu binden. Das ist jetzt im Moment sehr schmerzhaft, ist aber gut auf lange Sicht.

Viele Grüße und alles Gute,
asuni

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Hallo Liebe Puebbi, ich kann deine Situation auch wenn nicht selbst erlebt verstehen oder besser gesagt versuchen zu verstehen. Aber ich kann nur deine Seite verstehen, dass die Situation dich traurig macht und du im Zwiespalt bist, eigentlich einen Kiwu hast und das baby auch gerne hättest aber dein Partner es nicht möchte. Es ist dein Körper und du solltest entscheiden dürfen ob du das baby behältst damit musst du sowieso du sagst vllt von alleine anfangen. Aber meine frage wäre wenn du dich für das Baby entscheidest würdet ihr euch denn dann trennen? Er kann ja selbst wieder reisen und auch unabhängig von euch sein und nur seine Rolle als Partner weiter leben. Du solltest nicht vergessen nur weil es jetzt geklappt hat das es wieder nach 2 3 Jahren dann wann dein Partner es will du wieder ss wirst. So muss es nämlich nciht ablaufen ich würde es so annehmen wie es gekommen ist Und das beste daraus machen und wenn dein Partner dich alleine lässt dann würde ich von neu alles aufbauen das wird zeit kosten aber es ist nicht unmachbar. Frauen können wenn sie es wollen alles schaffen.