Schwanger - Freund will das Kind nicht

Hallo ihr Lieben,

ich bin 36, wollte eigentlich immer schon Kinder und bin nun ungeplant schwanger geworden. Mein Freund ist erst 29, meinte eigentlich auch, dass er Kinder will, jetzt ist er aber absolut dagegen, es zu behalten. Unsere Situation ist nicht ganz einfach: Wir haben Anfang des Jahres beide unseren Arbeitsplatz verloren, weil das Unternehmen geschlossen hat. Mein Freund macht aktuell eine Umschulung und eigentlich wollte er mal in Ruhe schauen, ob das nun überhaupt das richtige für ihn ist. (Ich muss allerdings dazu sagen, dass wir recht ordentliche Ersparnisse und familiäre Unterstützung haben. Verhungern würde so schnell niemand.) Ich bin seit der Kündigung krank geschrieben. Mir wurde im vergangenen Jahr eine Magenerkrankung diagnostiziert und ich wollte die Zeit zwischen zwei Jobs nutzen, um hoffentlich eine Behandlung zu finden. Ich leide zudem an einer Posttraumatischen Belastungsstörung und einer Angststörung, bin damit auch schon länger in Therapie.
Mein Freund meint nun jedenfalls, die ganzen Umstände würden für ein Kind nicht passen und er scheint vor allem aber richtig Panik vor der Verantwortung zu haben. Ich habe auch Ängste und sehe natürlich, dass die Situation nicht ideal ist. Aber vielleicht bleibt es meine einzige Chance auf ein Kind und ich weiß nicht, ob ich es mir verzeihen könnte, die nicht genutzt zu haben. Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich noch tun soll. Mit der beruflichen und gesundheitlichen Situation in den letzten Monaten war mein Freund mein Halt, das, was noch so richtig gut in meinem Leben war. Und ich habe große Angst, ihn zu verlieren. Ich habe aber auch Angst, diese Chance nicht zu ergreifen und es ewig zu bereuen. Ich drehe mich gedanklich nur noch im Kreis. Hat jemand einen Rat? Bei profamilia waren wir bereits.

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Das einzige was ich hier schwierig finde, ist deine Angststörung. Wie gut bist du hier in Behandlung? Hast du gute Ärzte, geht es dir gut?
Sowohl eine Abtreibung als auch eine Schwangerschaft können so einiges mit der Psyche machen.
Ansonsten, es tut mir leid da so zu sagen, aber bitte ignorier deinen Partner. Das klingt jetzt mega fies, das weiß ich. Aber du weißt nicht, ob es für immer ist. Du weißt nicht, wie sich eure Leben entwickeln. Wenn du das Kind bekommst, hast du dein Kind. Vielleicht noch einen Partner, vielleicht auch nicht.
Wenn du das Kind nicht bekommst, hast du kein Kind und ich lehne mich weit aus dem Fenster und sage, einen Partner hast du auch nicht mehr. Entweder, weil er Schluss macht weil er merkt das mit dir will er nicht. Oder, und das halte ich für wahrscheinlicher, weil du irgendwann reflektiert, dass er der Grund ist, weshalb du dein eigenes Kind getötet hast. Und wenn dieses Bewusstsein kommt (und das hört sich bei dir so an, als würde das irgendwann kommen) ist die Beziehung eh vorbei. Das kann man niemandem mehr verzeihen.

Wenn du selbst das Kind nicht bekommen willst, dann ist das so. Aber bitte entscheide das für dich und nicht zuliebe deines Partners.

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Hallo,

ich bin bereits seit Jahren in Therapie und aktuell auch noch, allerdings gehen die Stunden nun zu Ende. Wir haben nochmal neue beantragt, aber ich weiß noch nicht, ob die Krankenkasse zustimmt. Mir geht es aber insofern gut, dass ich seit gut einem Jahr keine Panikattacke mehr hatte. Ich kann allerdings auch nicht behaupten, dass die Angst weg ist. Sie nimmt immer noch Raum in meinem Kopf ein. Ich habe Angst davor, mich zu erbrechen und meine Magenerkrankung macht den Umgang damit nicht leicht, weil mir tatsächlich an fast jedem Tag übel ist. Ich gehe damit um, so gut ich kann.

Und du hast sicher Recht mit deinem Rat. Wahrscheinlich würde ich jemand anderem etwas Ähnliches sagen. Wenn man selber mit all seinen Gefühlen drin steckt, ist das halt doch immer noch was anderes. Aber letztlich habe ich diese Gedanken natürlich auch, ob ich ihm das wohl früher oder später zum Vorwurf machen würde, wenn ich jetzt eher ihm zuliebe das Kind nicht bekomme.

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Hallo meine Liebe,

das ist natürlich eine unglaublich schwierige Situation. Hat dir die Beratung bei profamilia irgendeine Klarheit gebracht? Oder wurden dir vielleicht noch andere Beratungsmöglichkeiten genannt?
Es gibt ja auch das Schwangerentelefon, https://www.hilfetelefon-schwangere.de/ , vielleicht erwischst du da eine Person auf deiner Wellenlänge. Ich glaube, so ein Telefonat oder ein Termin bei einer Beratungsstelle kann tiefer gehen, als es jeder Internetpost könnte.

Hast du in der Familie oder bei deinen Freunden jemanden, dem du dich anvertrauen kannst? Hättest du denn familiäre Unterstützung in der Nähe, wenn du ggf. das Baby allein erziehen müsstest?

Du schreibst auch, du bist in Therapie. Was sagt denn dein/e Therapeut/in dazu? Vielleicht kannst du dort in einer Sitzung das Thema intensiver vertiefen.

Raten kann ich dir nicht wirklich etwas. Du hast alle Argumente dafür oder dagegen vor dir liegen, die endgültige Entscheidung kannst nur du treffen. Ich wünsche dir viel Glück!

Bearbeitet von Nussecke
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Danke für deine Antwort.
Die Beratung hat uns nicht wirklich weiter geholfen, denn wir hatten jeden Aspekt, der dort aufkam, vorher schon besprochen. Ich glaube, das ist so bisschen grundsätzlich das Problem: Ich hab alles an Infos, ich hab es mit meiner Therapeutin und mit zwei Freundinnen durchgesprochen und trotzdem komme ich zu keiner Entscheidung. Ich bin wie gelähmt vor Angst, das falsche zu tun und dann im Nachhinein zu merken, die andere Entscheidung wäre die bessere gewesen. Ich will meinen Freund nicht verlieren, der Gedanke allein macht mich echt fertig. Ich merke aber auch, dass ich es einfach nicht hinkriege, mich gegen das Kind zu entscheiden.

Unterstützung hätte ich. Die Schwägerin von meinem Freund hat mir Hilfe schon angeboten, meine Mutter wohnt nicht weit weg und die Eltern von meinem Freund auch nicht und die sind bereits sehr liebevolle Großeltern.

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"Ich will meinen Freund nicht verlieren, der Gedanke allein macht mich echt fertig. Ich merke aber auch, dass ich es einfach nicht hinkriege, mich gegen das Kind zu entscheiden. "

Nimm mal alleine die Aussage. Ist die Beziehung dann in der aktuellen Situation nicht ohnehin zum Scheitern verurteilt? Stell dir vor, du beendest die Schwangerschaft nur allein deinem Freund zuliebe. Glaubst du, dass du dann darüber hinwegkommen würdest und wieder eine sorglose Beziehung wie vorher mit ihm führen kannst? Für mich hört sich das nicht so an.
Wenn du die Schwangerschaft beendest, musst du auch selbst dahinter stehen und es wollen. So eine Entscheidung kann man nicht für andere treffen.

"Ich bin wie gelähmt vor Angst, das falsche zu tun und dann im Nachhinein zu merken, die andere Entscheidung wäre die bessere gewesen."

Keine Entscheidung zu treffen, ist indirekt allerdings auch eine Entscheidung. Das Zeitfenster für eine Abtreibung ist irgendwann abgelaufen. Dann hast du dich nicht aktiv für die Schwangerschaft entschieden, aber wirst sie trotzdem austragen. Für mich hört sich das so an, als hättest du die Entscheidung für dich getroffen, das Baby zu behalten - willst es aber deinem Freund nicht mitteilen und mit den Konsequenzen daraus leben sondern lässt die Zeit die Entscheidung für dich treffen.
Versteh mich nicht falsch, ich kann die Lähmung bei einer so unglaublich schwerwiegenden Entscheidung durchaus verstehen! Aber ich glaube dennoch, dass man mit einer aktiv getroffenen Entscheidung und deren Folgen besser leben kann, als mit einer Entscheidung, die die Zeit für einen selbst getroffen hat.

Ich bin mir selbst nich sicher, wie man dir zu einer Entscheidungsfindung helfen kann. Nur dass du eine Entscheidung treffen musst, da bin ich mir sehr sicher.

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Hallo Liebes,

Uff. Tricky! So wie ich das rauslese, ist dein Partner wirklich absolut Team Abtreibung, du bist absolut Team Austragen.

In welcher SSW befindest du dich denn?

Meine Gyn riet mir damals dazu, eine Pro-Kontra-Liste zu machen. Sie meinte, vielen Frauen fällt eine Entscheidung leichter, wenn sie einen schwarz-auf-weiß Vergleich vor sich sehen.

Du schreibst: "Mein Freund meint nun jedenfalls, die ganzen Umstände würden für ein Kind nicht passen und er scheint vor allem aber richtig Panik vor der Verantwortung zu haben."

War das Ganze absehbar? Wie (wenn überhaupt) verhütet ihr? Wie lange seid ihr bereits ein Paar? Denkst du, er wird sich tatsächlich trennen, wenn du dich für das Kind entscheidest - Kommuniziert er das?

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Hallo,

ich bin aktuell nun Mitte der 9. Woche, die Zeit wird also langsam knapp.

Die Schwangerschaft war jetzt nicht völlig abwegig. Ich hab mir im Januar die Kupferkette entfernen lassen und seitdem habe ich mit Körperbeobachtungen und Ovulationstests meinen Eisprung bestimmt und wir haben dann eben an allen kritischen Tagen mit Kondom verhütet. Das hat gut funktioniert, bis wir einmal im Urlaub nicht dran gedacht haben. Und das war dann direkt ein Volltreffer. Ein Paar sind wir seit gut vier Jahren, seit 1,5 Jahren wohnen wir zusammen.
Ich weiß nicht, wie es mit uns weitergeht, wenn ich mich für das Kind entscheide. ALs wir bei dem Beratungsgespräch bei pro familia waren, hat er gesagt, er liebe mich sehr und egal, was für eine Entscheidung ich treffe, er stehe hinter mir. Das war vor zwei, drei Wochen und er hat seitdem nichts mehr in diese Richtung gesagt. Seine Aussagen gingen zunehmend eher in die Richtung, dass er sich immer unwohler fühlt, je länger er über das alles nachdenkt. Und dass er manchmal, wenn ich von dem Baby rede, so Panik bekommt, dass er direkt was anderes macht, um sich abzulenken. Er hat nie gesagt, dass er mich verlässt. Meine Angst ist auch weniger, dass er direkt weg ist. Eher, dass sich die Überforderung und Ablehnung bei ihm nicht legen, er weiter in einer Situation ist voller Widerwillen, dass er das mit mir verbindet und das zunehmend seine Gefühle erstickt. Das ist so bisschen die Horrorvorstellung, die ich habe.

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Hallo Mscoffee,
durch das Schreiben hier bist du innerlich vielleicht wieder ein bisschen in Bewegung gekommen und spürst Erleichterung?! Du hast mit deinen Freundinnen und deiner Therapeutin gesprochen. Was wurde dir aus diesen Gesprächen für dich wichtig? Bei welchen Worten hier im Forum spürst du, dass du innerlich reagierst?
Du wolltest schon immer Kinder und von den äußeren Umständen her siehst du viel an Unterstützung. Die Schwägerin deines Freundes, deine Mutter und seine Eltern – das ist eine ganze Handvoll an Menschen, die dir versprochen haben, zu helfen. Ein richtiges Netzwerk und sogar in deiner Nähe 🙂 Finanziell seid ihr auch ganz gut gestellt und deine Job-Pause passt eigentlich auch ganz gut.
Was bräuchtest du noch an Zuspruch und Sicherheit, dass du deine Entscheidung frei nach deinem Wunsch treffen kannst? Was ist dir sonst wichtig und wofür stehst du?
Deinen Freund möchtest du natürlich am liebsten mit ins Boot holen. Er als Mann erlebt die Situation wieder anders. Ob er mit seinem Vater gut reden kann? Welche Vorstellung genau macht ihm so Panik? Wenn man es konkret macht, kann man oft viel besser damit umgehen. Wisst ihr beide voneinander, wie es euch im Innersten geht?
Du darfst dir soviel Zeit nehmen, wie du brauchst, damit sich die Entscheidung rund für dich anfühlt 💖

Bearbeitet von Romy2
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Meine Situation war ähnlich. Nur mit dem Unterschied, dass ich 20 Jahre alt bin. Ich habe mich für das Baby entschieden. Er hat sich sofort getrennt. (Er hatte übrigens die gleichen Gründe genannt wie deiner) Ich bin jetzt in der 35. Ssw und bin wirklich froh, dass ich mich für mein Kind entschieden habe. Ich kann es kaum erwarten, die Kleine in meinen Armen zu halten. Und darauf, einen Mann an meiner Seite zu haben, der sich gegen unser Kind entscheidet und es in Kauf nimmt, dass es mir derart schlecht geht, kann und werde ich immer verzichten. Liebeskummer vergeht, der Wunsch auf ein Kind nicht. Und vorallem nicht die Schuldgefühle über eine Abtreibung, die nicht aus deinem Interesse kam.

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Es freut mich sehr, dass du das so siehst und ich finde deine Einstellung richtig stark.
Ich frage mich halt immer wieder, jetzt von allen Verlustängsten mal abgesehen, ob ich das alleine alles schaffe, auch gesundheitlich. Mir geht es zum Beispiel um 100 Prozent schlechter, was meinen Magen angeht, wenn ich nicht genug geschlafen habe. Genug Schlaf ist für frisch gebackene Eltern ja eher Utopie soweit ich das bislang mitbekommen habe. Kriege ich das hin, mich dann alleine rund um die Uhr um ein Kind zu kümmern, während es mir vielleicht immer schlechter geht? Solche Fragen stelle ich mir auch.

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Die Antwort darauf, wird dir keiner geben können. Und ich weiß wie schlimm es ist, so eine Entscheidung selber treffen zu müssen, ich fühle mir dir. Hör auf dein Herz. Es würde definitiv nicht einfach werden alleinerziehend. Aber es ist machbar, und ein Kind gibt einem so viel zurück. Und selbst, wenn du dich dagegen entschiedest, du weißt es am Besten!

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