Überfordert mit der Schwangerschaft

Hallo zusammen,

ich bin ganz neu hier und habe mich aufgrund aktueller Umstände hier im Forum angemeldet. Mein Freund und ich (39 und 33) sind seit ca. 2 Jahren zusammen und für uns beide hat zum ersten Mal der Kinderwunsch in unser beider Leben Einzug eingehalten. Ungeachtet unseres Alters, konnten wir uns eine Familienplanung mit unseren vorherigen Partnern und Partnerinnen niemals vorstellen. Kurzum: es hat alles gepasst.

Nun ist der Moment gekommen und ich bin schwanger geworden. Da wir das Thema nicht „mit Druck“ verfolgt haben, kam es irgendwie doch überraschend. Als ich meinen Freund davon erzählte war er vollkommen schockiert und sprachlos. Es war so eine Mischung aus Faszination und absoluter Überforderung. Er hat sich leider sehr schnell für einen Schwangerschaftsabbruch entschieden, was mir so ein wenig den Boden unter den Füßen weggezogen hat. Ich habe einen Kinderwunsch und trotzdem überrumpelt auch mich das „Ergebnis“. Vermutlich paar sich da die Angst mit Unsicherheit. Dennoch merke ich auch ganz klar, dass ich eine Bindung zu dem kleinen Wurm in mir aufbaue (8 SSW, alles in bester Ordnung). Wir waren bereits bei einer Beratung, die hat leider zu nichts geführt. Auch waren wir zusammen beim zweiten FA Termin. Ich liebe meinen Freund, aber bin auch wütend auf ihn. Plötzlich schiebt er m.E. Gründe für den Abbruch vor, die mir völlig neu sind. Er möchte doch nochmal studieren, fühlt sich dem nicht gewachsen…

Ich kann ihn einerseits verstehen, andererseits auch so überhaupt nicht. Ich fühle mich einsam und hilflos und habe das Gefühl mich entweder für das Kind oder die Partnerschaft entscheiden zu müssen - was irgendwie absurd ist.

Zudem kann ich meine Gedanken kaum noch fassen und sortieren. Ich weiß, dass am Ende niemand mir diese Entscheidung abnehmen kann, aber vielleicht hat ja doch die ein oder andere oder der ein oder andere einen Denkanstoß für mich.

Liebe Grüße
Lina

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Also diese Panik, wenn der Test dann positiv ist, ist glaub ich ganz normal. Liest man hier immer wieder und hatte ich auch beim ersten Kind. "oh Shit, was hast du getan?" Es ist halt einfach etwas komplett neues auf das man sich einlässt. Die Schwangerschaft, die Geburt, Eltern sein... Das Leben verändert sich.

Das Verhalten von deinem Partner finde ich allerdings auch sehr grenzwertig. Man kann Schiss vor der eigenen Courage bekommen oder wie man es nennen mag, aber sich wissentlich für ungeschützten Verkehr entscheiden um ein Kind zu zeugen und dann zu sagen:"oh ne passt gerade doch nicht so"
Ich würde nochmal versuchen mit deinem Freund ins Gespräch zu kommen. Wenn man sich in vollkommener Zurechnungsfähigkeit für das aktive Arbeiten am Projekt Kind entscheidet, dann ist für mich ein Abbruch nicht akzeptabel.

Du hast das Gefühl dich entscheiden zu müssen und sagst eigentlich willst du das Kind, auch wenn du Respekt vor der Aufgabe hast. Glaubst du eure Beziehung überlebt, wenn du dich für einen Abbruch entscheidest? Und wie soll es dann weiter gehen? Gar keine Kinder? Nochmal in 1,2,3 Jahren versuchen? Könntest du deinem Partner dahingehend vertrauen, dass er dann nicht wieder einen Rückzieher macht?

Zu deinem Partner, nein vermutlich ist er dem nicht gewachsen, aber er wächst da rein.

Bearbeitet von Inaktiv
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Hallo liebe Jodi,

das ging mir damals vor 14 Jahren ähnlich. Mir half ein Gespräch mit einer Therapeutin, die wiederum half, mit meinem damaligen Partner zu sprechen. Es stellte sich heraus, dass er Angst hatte, finanziell und väterlich nicht auszureichen.

Ja, die Partnerschaft ging zwar leider in die Dutten, aber man findet schon seinen Weg. Trotz damaligem Wunschkind hatte ich übrigens auch plötzlich Angst. Was kommt auf mich zu? Schaffe ich das? "Überlebe ich die Geburt"?

Noch habt ihr Zeit. Jeder Ausgang der Schwangerschaft ist noch offen. Abr ich wünsche euch, dass ihr gemeinsam eine Entscheidung treffen könnt. Ein Kind ist eine Prüfung. Ist die Beziehung vorher nicht gut, kann das ein echter Härtetest sein.

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Liebe Susi,

ganz lieben Dank für deine schnelle Antwort. Ich hatte nun auch ein Gespräch mit einer Therapeutin und überlege nach deinem Beitrag meinen Partner da nun auch eventuell einzubeziehen. Ich möchte eben nichts „unversucht“ lassen.

Aber aus deinen Zeilen lese ich heraus, dass du dich dann damals für das Kind entschieden hast? Und die Partnerschaft ging noch während der Schwangerschaft in die Brüche oder danach?

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Hey Jodi,

ich sitze hier quasi gebannt vor dem PC und hoffe, dass jemand auch auf meinen Post antwortet.

WIr haben das Kind behalten. Da stand ehrlich gesagt nie das Thema Abtreibung im Raum. Wir hatten uns nur leider dann in der SS auseinander gelebt und etwa 1 Jahr nach der Geburt meines Kindes haben wir uns getrennt. Das hatte ehrlich gesagt allerdings nichts mit dem Kind zu tun gehabt.

Ist dein Partner der jüngere von euch beiden? Das ging nicht so ganz aus deinem Text hervor. Ich habe das Gefühl, dass die Herren der Schöpfung immer länger brauchen, um erwachsen zu werden.

Vllt hilft euch ganz klassisch eine Strichliste für Pro und Kontra. Ob er noch studieren möchte oder nicht, ist doch eig nicht so relevant. Du wirst ja eher beim Kind zu Hause sein. Es gibt Betreuung (zur Not Tagesmütter) und vom Staat auch etwas Unterstützung. Die hatte ich damals in Anspruch nehmen müssen nach der Trennung, da ich 2 Jahre beim Kind geblieben bin. Danach ging es irgendwie, auch wenn die Unterhaltszahlungen nicht immer kamen und ich die nachher pfänden lassen musste.

Aaaaaber: wir haben uns zu dem Zeitpunkt ja auch nciht mehr geliebt. Da habt ihr mir gegenüber einen großen Vorteil! Sprecht ganz offen über eure Ängste und Sorgen, aber auch Wünsche für die Zukunft. Manchmal stellt man sich ein Leben mit Kind viel komplizierter vor, als es eigentlich ist.

Ich hoffe, ihr findet eine wunderbare, zufriedenstellende Lösung.

ich hingegen bin gerade ganz allein und kann nur hoffen, dass ich NICHT schwanger bin.

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Hi Jodi,
Ich war bei meiner Schwangerschaft auch völlig schockiert und überfordert, obwohl es absolut geplant war....
Glaube man weiß beim ersten Kind einfach nicht was auf einen zu kommen wird....

Wahrscheinlich ist dein Freund auch überfordert mit der Situation. Ein Abbruch finde ich persönlich aber doch sehr unmoralisch.

Ich muss ehrlich sagen, dass ich denke, dass die Beziehung egal wie du dich entscheiden wirst gefährdet sein könnte.
Die Frage auf der einen Seite, könntest du damit leben wegen ihm ein Abbruch gemacht zu haben? Wie wäre der weitere Verlauf der Beziehung? Und auf der anderen Seite wenn du das Kind behälst, ob dein Freund damit leben könnte.
Ich glaube so oder so. Entweder ihr liebt euch und bleibt zusammen oder eben nicht....

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Huhu,
Also, das ist eine krasse Kehrtwende, die du so nicht akzeptieren musst. Ich lese heraus, dass du deine Entscheidung bereit getroffen hast, lass dich bitte nicht vom Gegenteil überzeugen, das freut nur den Geldbeutel des Therapeuten 😉
Gib ihm vielleicht einfach noch ein paar Tage Zeit und dann macht mal einen langen Spaziergang und er soll mal anfangen zu reden. Viel Glück für die kommende Zeit und freu dich über dein kleines Würmchen 🍀

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Liebe Lina,

erstmal Herzlichen Glückwunsch zu deiner Schwangerschaft!
Die Überraschung ist jetzt trotz eurer Offenheit "heftig" bei euch beiden. Viele Paare in eurem Alter erleben es umgekehrt als nervenaufreibend, wenn sich dann das Erhoffte nicht ereignet. Auch das kann eine Partnerschaft auf die Probe stellen.
Ja, es gibt so viele Möglichkeiten wo man auseinanderdriften kann oder eben "einlenken".

Ein bisschen musste ich fast schmunzeln (dich macht es verständlicherweise wütend) - wenn du schreibst:
Dein Freund hat sich sehr schnell für den Schwangerschaftsabbruch entschieden.
Nun liegt das halt einfach nicht in seinem "Machtbereich".

Dich verletzt es natürlich. Und du verstehst ihn auch ein wenig, weil es dir ja selbst so geht, dass du dich überrumpelt fühlst.
Zugleich hast du den Vorzug, dass du spürst, was in dir vorgeht. Dass sich eine Bindung anbahnt, für die du gar nichts kannst.

Er umgekehrt kann nicht dafür, dass er dieses Gefühl gar nicht hat.
Es ist tatsächlich so, dass die Väter erst mit der Geburt richtig "da" sind. Sie können es irgendwie nicht fassen. Aber dann oft "schockverliebt".

Leider fehlt dir jetzt sein Rückhalt und seine Freude. Könntest du sie von anderen Menschen bekommen oder dein kleines Bindungsgefühl "spiegeln" lassen, damit es sich in dir festigt. Und dann zu deinem Freund überspringt?
Es kostet dich zu aller Umstellung nochmal Kraft, aber ich denke, du darfst jetzt klar und bestimmt voraus gehen. Du bist die Stärkere, auch wenn du dich nicht so fühlst. Denn du spürst, was sich in dir entwickelt.

Susi hat es auch geschrieben: Männer sind auch in dem Alter und in dieser "Sache" oft etwas hinterher. Und du solltest ihm seine Gelegenheit, zu reifen unbedingt geben und dich nicht aus der Spur bringen lassen.

Alles Liebe für dich!

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Hallo Jodi,

herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft!

Schade natürlich, dass dein Partner jetzt zurückrudert und plötzlich für sich feststellt, dass er noch den Mount Everest besteigen, antike Töpferkunst studieren und noch seine Hip-Hop-Karriere verfolgen möchte (jetzt mal überspitzt dargestellt). Vor allem, nachdem man sich eigentlich darauf geeinigt hat, die Familienplanung in Angriff zu nehmen.

Ich bin ja jemand, der in bestimmten Fällen durchaus zu Abtreibungen rät, aber nur, wenn ich herauslese, dass eine Frau zu viele Bedenken hat und nur zu ca. 30 % zum Kind steht. In deinem Fall liest es sich aber, als würdest du das Ungeborene jetzt schon akzeptieren und lieb haben. Und an diesem Gefühl würde ich festhalten und meine weitere Vorgehensweise danach ausrichten.

Hör auf dein Herz. Es hat sich doch eigentlich schon entschieden ...

Ich empfehle - wie viele andere vor mir - noch mal ein Gespräch zu suchen und deine Meinung zu äußern.

Bearbeitet von Inaktiv
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Sich erstmal nach einem positiven Test sammeln zu müssen, finde ich normal.
Aber eine Abtreibung? Das muss man nicht verstehen. Das ist doch kein Auto, dass man wieder verkaufen kann.
In seinem Alter erwarte ich einen Mann, der zu seinen Entscheidungen steht,gerade bei diesem Thema.
Ein Kind kann man nicht ersetzen, einen Partner schon.

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Ich merke beim Lesen dass du dir das Kind gewünscht hast und einfach gerade etwas überfordert bist mit der Situation. Verstehe ich total. Ich würde das Baby aber auf keinen Fall abtreiben, der Beziehung zu Liebe. Er wollte es auch und bekommt jetzt weiche Knie. Ich denke eine Abtreibung würdest du sehr bereuen... Wenn er dem nicht gewachsen ist, wirst du es sicher auch ohne ihn schaffen oder er braucht einfach etwas Zeit und wird dann merken, dass er es doch auch will. Also wäre ich du, würde ich nur danach handeln, was dir dein Herz sagt und nicht ein Mann.

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Puh, das ist ja ganz unschön.
Wir haben es damals auch eher drauf ankommen lassen, als es forciert- und ich war auch geschockt, als ich plötzlich so schnell schwanger war.
Aber eine Abtreibung zu fordern finde ich schon nochmal was anderes. Ich bin ehrlich, einen solchen Mann könnte ich nie mehr ernst nehmen.

Wahrscheinlich ist, dass er sein Kind sehr lieben wird und sich sehr schämen wird für seine jetzigen Aussagen. Aber das hilft Dir jetzt im Moment nicht. Er scheint ja eher ein etwas sprunghafter Mensch zu sein, wenn er plötzlich studieren will und davon vorher nie gesprochen hat.

Wenn Du einen Kinderwunsch hast, dann treib nicht ab. Ich weiß nicht, wie Du zu solchen männlichen Mäusen stehst, aber mal abgesehen von der Tragik ist es doch wahnsinnig unsexy, wenn einer keine Verantwortung übernehmen will und wie ein Kind davon läuft. Vielleicht kriegt er ja noch die Kurve, dann nehm ich alles zurück. Aber so wirst Du ihn vermutlich eh nicht behalten wollen, mit oder ohne Kind- oder wie siehst Du das?