Erst Kinderwunschbehandlung nun Gedanken über Abbruch - Verzweiflung

Hallo Ihr Lieben ,

ich muss es mir mal von der Seele schreiben:

Wir haben lange versucht schwanger zu werden waren dann in der Kinderwunsch Behandlung, dort hieß es auch schon die Chancen stehen mehr als schlecht, im letzen Versuch hat es dann doch noch geklappt, meine Tochter ist heute 10 Monate alt.

Ich habe eine körperliche Behinderung ( 80 Prozent) und mache seit Jahren Schmerztherapie, ich hatte vorher schon Bedenken ob ich dem Kind körperlich gewachsen bin und ich muss sagen ich laufe auf dem Zahnfleisch.

Eigentlich kann ich morgens um 9 schon nicht mehr und bin verzweifelt wie ich den Tag schaffen soll. Meine Tochter ist sehr mobil und sehr aktiv und fordernd.
Ich habe keine Unterstützung, ich kümmere mich 24/7, mein Mann arbeitet eigentlich immer , ist selbständig und mindestens jedes zweite Wochenende ist sein Sohn aus erster Ehe da. Gesamte Familie wohnt 500 Kilometer entfernt.
Ich fühle mich ausgelaugt , gefangen, verzweifelt.

Und jetzt habe ich vor wenigen Tagen erfahren dass ich schwanger bin. Völlig überraschend und eigentlich unerklärlich- und ich müsste vor Freude explodieren aber ich kann gerade nichts positives finden.
Ich kann jetzt schon nicht mehr und weiß nicht wie das gehen soll. Es geht soweit dass ich über einen Abbruch nachdenke und schäme mich so sehr dafür !

Ich weiß nicht mehr weiter.

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Unser Schamgefühl ist eines unserer tiefgreifendsten und aufwühlendsten Gefühle. Für mich ist Scham mit der Empfindung einer völligen inneren Hilflosigkeit verbunden.

Du hattest im Vorfeld deiner ersten Schwangerschaft schon Bedenken, ob du einem Kind wegen deiner Behinderung körperlich gewachsen bist. Deine Befürchtungen haben sich mit deiner kleinen Tochter nun bestätigt. Schon am frühen Morgen des Tages fühlst du dich körperlich überfordert.
Die völlig überraschende Schwangerschaft empfindest du nun als Katastrophe und drohende ultimative Überforderung, sozusagen ein "vergiftetes Geschenk des Himmels".

Vielleicht wäre es ein erster Schritt, wenn du dir deine Überforderung mit deiner kleinen Tochter schonungslos eingestehen würdest.
Wird sie den ganzen Tag von dir betreut? Machst du den ganzen Haushalt? Bist du außerdem berufstätig?

Es würde dir möglicherweise gut tun, wenn du deine Tochter in eine externe Ganztagesbetreuung gibst, etwa Krippe und zusätzlich Tagesmutter.
Du hättest dann wie voll Berufstätige dann einen festen Rahmen von "Qualitätszeit" mit deinem Kind und würdest dich nicht permanent überfordern. Deine Überforderung überträgt sich ja auch emotional auf dein Kind.

Könntet ihr euch zusätzlich noch eine Haushaltshilfe leisten?

Wenn solche externe Hilfen - auch finanziell - für euch machbar wären, wie erscheint dir unter diesem Bild dann deine Perspektive auf ein zweites Kind?

Bitte hör auf, einer Idealvorstellung einer Mutter entsprechen zu wollen, die du wegen deiner körperlichen Einschränkungen nicht erfüllen kannst.
Die Lösung liegt für mich im Akzeptieren.
Akzeptiere dich selbst mit deinen Behinderungen, die kannst du nicht ändern. Und versuche dann, Hilfen in Anspruch zu nehmen und das Beste für dich daraus zu machen.

Bearbeitet von Christoph61
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Hallo,

fühl dich erstmal gerückt.
Du musst dich nicht für deine Gefühle und Empfindungen schämen.

Es ist nun mal sehr herausfordernd ein Kind groß zu ziehen, vor allem wenn man kaum Unterstützung hat und das auch wenn man keine körperlichen Einschränkungen hat. Mutter sein kann verdammt anstrengend sein.

Du solltest eine Beratungsstelle für Mütteraufsuchen z.B. Malteser, DRK und das unabhängig von deiner neuer Schwangerschaft, damit du dir den Tag mit Kind 1 vereinfachen kannst. Hier kannst du dich sicherlich auch zu einem möglichen Abbruch beraten lassen. Gibt es Hilfsangebote in deiner Umgebung um bessere Strategien in deiner Organisation, Stressabbau usw. zu entwickeln?

Gibt es vielleicht auch die Möglichkeit einer Haushaltshilfe durch die Krankenkasse o.ä. ? Gibt es einen Großelterndienst in euer Stadt? Kann K1 in die Krippe? Wie sieht es aus mit einer Mutter-Kind-Kur hier gibt es auch Beratungsstellen.

Wichtig ist nach Hilfe zu fragen und sie dann auch anzunehmen.

Findet sich für dich keine Lösung und entscheidest dich für einen Abbruch, dann ist das so. Es nützt weder dir, deinem Kind noch dem ungeboren wenn du am Ende total fertig bist körperlich und nervlich.

Egal wie du sich entscheidest du schaffst das!

Bearbeitet von lilie93
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Guten Morgen

Nein, du musst dich nicht schämen. Und in deiner Situation, so wie du sie schilderst, musst bzw kannst du dich auch nicht über deine unverhoffte Schwangerschaft freuen. Du hast dir deine Fragen doch eigentlich selbst schon beantwortet: du bist körperlich und wahrscheinlich auch psychisch am Ende durch die Anstrengungen, die du durch deine kleine Tochter hast. Wie willst du das während der Schwangerschaft bewältigen? Und danach zwei Kleinstkinder versorgen?

Lass dich professionell beraten. Sei offen und ehrlich, dir muss da nichts peinlich sein. Man wird dich auch über Hilfsangebote aufklären, aber ganz ehrlich: meiner Meinung nach kann dir nur eine Art Kindermädchen helfen, das quasi täglich für euch da ist und das bräuchtest du jetzt schon. Und das bezahlt dir keiner.

Denk an dich selbst. Du bist schon stark beeinträchtigt und hast das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben und dass es dir möglichst gut geht.

Denk an deine Tochter. Sie ist schon auf der Welt und braucht dich jetzt ganz stark. Das wird auch bestimmt die nächsten Jahre so bleiben und erst wenn sie mal in die KiTa geht hast du wieder ein paar Stunden pro Tag für dich.

Denk an deinen Mann. Er kann (oder will?) dir jetzt schon nicht helfen. Sieht er nicht wie schlecht es dir geht? Kannst du mit ihm über deine Schwangerschaft sprechen? Würde dich das weiterbringen?

Lass dich nicht belabern von Leuten, die dir sagen "du schaffst das schon" wenn du jetzt schon überzeugt bist, es nicht schaffen zu können. Wenn das Kind geboren ist hilft dir von denen keiner.

Jedes Menschenleben ist gleich wertvoll. Also stelle nicht ein ungeborenes Leben über die, die schon da sind.

Ich wünsche dir alles Gute und dass du ohne schlechtes Gewissen die richtige Entscheidung für dich treffen kannst

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Hallo

War die Geburt eine natürliche oder eine durch Kaiserschnitt? Sie liegt ja erst 10 Monate zurück.

Nun, dass Du ab der Schwangerschaft nicht vor Freude explodierst, ist nachvollziehbar.

Wegen Deinen Gedanken musst Du Dich nicht schämen. Du hast eine körperliche Behinderung (80%) und machst eine Schmerztherapie. Ist die eigentlich auch medikamentös?
Du läufst auf dem Zahnfleisch und kannst schon ab 9 Uhr nicht mehr, bist verzweifelt, ausgelaugt und weisst nicht, wie Du den Tag schaffen sollst. Unterstützung hast Du auch nicht. Wie alt ist denn der Sohn Deines Mannes?
Weiss Dein Mann von Deinen Gedanken? Was meint er dazu?

Vereinbare doch mal einen Beratungstermin z. B. bei Pro Familia. Du wirst dort über mögliche Hilfen informiert, aber auch über einen Abbruch, falls Du Dich für diesen Weg entscheiden würdest.

Freundliche Grüsse

tm

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Du Liebe, du brauchst dich nicht zu schämen und du musst und müsstest gar nichts und schon gar nicht vor Freude explodieren, weil du einfach so schwanger geworden bist.
Gut, dass du es dir hier von der Seele geschrieben hast 💖 Du hast enormes geleistet! Wir kennen deine Behinderung nicht, aber ein Baby und dazu das erste, praktisch alleine zu versorgen, wenn man körperlich eingeschränkt ist und mit Schmerzen zu tun hat - Hut ab! Wie schaffst du es jeden Tag? Wie sind deine Tage - gibt es Zeiten, wo es dir nicht gut oder besser geht?
Hast du eigentlich schon mal versucht, Unterstützung zu bekommen - ganz abgesehen von der Schwangerschaft? Was würde dir zustehen? Was könntet ihr als Familie finanziell leisten. Schreib‘ mir gern und ich kann dir Tipps geben. Wie sieht es dein Mann? Wo wären Stellschrauben, wo ihr in eurem Familienalltag etwas verändern könntet?
Warst du schon beim Frauenarzt? Spürst du die Schwangerschaft schon körperlich – je nachdem, in welcher Woche du bist?
Sorry, ich wollte dich nicht mit Fragen zutexten. Melde dich gerne.
Viel Kraft für heute und liebe Grüße!

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Ich möchte mich bei Euch allen sehr bedanken , für eure lieben Worte, dafür das ihr noch nicht verurteilt und natürlich auch für die Vorschläge.

Mein Mann weiß was los ist , er steht hinter jeder Entscheidung.
Eine Haushaltshilfe wäre möglich weiterhin gibt es wohl eine Eltern Assistenz - ich habe mich heute informiert und auch einen Antrag gestellt.
Den Gedanken mit der früheren Betreuung für meine Tochter versuche ich umzusetzen, ich habe einen früheren Betreuungsplatz beantragt und schaue aber noch nach Tagesmüttern usw.
Einen Beratungstermin werde ich auch vereinbaren.

Ich danke euch so für die Unterstützung ❤️

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Klingt dich schon mal nach einem super Plan 🤗
Und egal wie ihr am Ende in Sachen 2. Kind entscheidet, ich wünsche Euch alles Gute 🍀

P.s. Du bist definitiv nicht alleine mit dem Gefühl der Überbelastung, sooo vielen geht es so, aber einige habe Angst das auch zuzugeben. Daher bist Du ihnen schon einen Schritt voraus und erntest super Zukunftsmöglichkeiten, die Euch den Alltag wieder in etwas Schönes verwandeln. 🙏🏼🍀

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Hallo und guten Morgen, wie gut, dass dein Mann weiß, was los ist. Wenn er selbständig ist, bedeutet das natürlich viel Verantwortung und Zeiteinsatz für ihn und für euch als Familie auf ihn verzichten. Und doch ist er auch Papa, auch für seinen Sohn. Für einen Mann ist das oft eine Zerreißprobe, wenn er für Beruf und Familie gefordert ist. Was für Stellschrauben gäbe es trotzdem, dass er ein bisschen mehr Zeit mit der Familie verbringt? Ihr sprecht vielleicht eh drüber.
Ja, super, dass eine Haushaltshilfe möglich wäre und du gestern gleich einen Antrag auf Eltern Assistenz gestellt hast. Wie sieht diese Unterstützung dann konkret aus? Ich drücke dir die Daumen, dass es ganz bald klappt! Als Mama verpasst man leicht, im gesunden Maß auf sich zu schauen. Du erkundigst dich nach Tagesmüttern. Auch da hoffe ich auf eine baldigste Zusage für dich, damit du möglichst bald entlastet wirst. Es ist eine tolle Betreuungsmöglichkeit, weil es so familiär ist.
Unter Druck ist es schwer, eine wirklich tragfähige Entscheidung zu treffen. Mit dieser Aussicht auf Entlastung kannst du hoffentlich ein bisschen zur Ruhe kommen und fühlst du dich dann freier dafür 💖
Ich wünsche dir ein schönes Wochenende trotz und mit allem und immer wieder guten Momenten zum Aufatmen.
Liebe Grüße!

Bearbeitet von Romy2
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Ich möchte dir nur meinen Respekt und mein Mitgefühl aussprechen und dir sagen, dass jedes deiner Gefühle, jeder deiner Gedanken und vor allem auch die Entscheidung, die du letztendlich triffst, valide ist und nichts, wofür du dich schämen musst. Du hast das Recht, selbstbestimmt über dich, deinen Körper und dein Leben zu entscheiden. Hör auf dich selbst und lass dich nicht beeinflussen. Fühl dich gedrückt, wenn du magst, und ich wünsche dir nur das Beste! <3

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Du Liebe, es ist gut, dass du nochmal schreibst! Du weißt nicht, wie du einen Abbruch verkraften sollst und möchtest vom Herzen her das Baby. Dann kannst du dich weiter um Unterstützung von außen kümmern. Du hast schon die ersten Schritte getan und merkst, es gibt Möglichkeiten, wie du im Alltag entlastet wirst. Bleibe dran und es werden sich weitere für dich und euch auftun.

Dass dein Mann als Selbständiger sehr im Beruf eingebunden ist, ist verständlich. Es fällt ihm sicher auch nicht leicht, es sich so einzugestehen, dass er arbeiten muss und sich schwer für Notfälle freinehmen kann und dich von daher nicht entlasten kann. Deshalb - du und ihr braucht Hilfe von außerhalb 💖 Hast du schon mehr dazu herausgefunden?
Wie geht es dir sonst körperlich mit der Schwangerschaft? Als nächstes wird dann ein Frauenarzttermin anstehen, oder? Wie fühlst du dich mit deiner Geschichte von ihm betreut? Kennst ihn von der ersten Schwangerschaft?
Schreib‘ wieder, ja – gerne auch privat. Viel Kraft für heute!